Reise: Marokko bis Mauretanien

mit einer Woche in Benidorm zum Abschluß.

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Inhalt

Die westafrikanische Küste hinab durch die Sahara

Umriß eines Kamels gezeichnet mittels arabischer Kalligraphie vor ockerfarbenem Hintergrund einer Mauer

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Gemütlich über Genua nach Marokko

Aufstehen am 11. Oktober um 3.50 Uhr, erste U-Bahn zum Hauptbahnhof 4.21 Uhr und ab mit dem ersten Zug nach Kufstein. Die Schaffnerin scheißt niemanden ohne Maske an, gut. Weiter mit Umstieg in Innsbruck zum Brenner, nach einer Stunde Wartezeit, weil die drei Minuten vorgesehene Umsteigezeit nicht reichen, um eine Fahrkarte zu kaufen. Noch ist nicht klar mit welcher Fähre es von Genua losgehen wird. Die nach Tunis oder die nach Tanger, beide fahren am 13. Erstere kommt mitten in der Nacht an, zweitere ist mit 54 Stunden über Barcelona länger unterwegs. Kreditkartenbuchung über die Webseite der GNV funktioniert nicht. Das liegt aber wohl an der obskuren ausgebenden Bank.
Durch Norditalien, endlich maskenlos, gezuckelt mit der Entsprechung des „schönen Wochenendes,“ einer drei Tage landesweit in allen Regionalzügen gültigen Karte für € 30.

Franzensfeste lasse ich sein, keine Lust eventuell mit Rucksack hinaufklettern zu müssen. Die umliegende Landschaft ist durch die Unmengen Aushub des Brennerbasistunels ziemlich verwüstet. In Bozen während eines Schwätzerchens mit zwei Rentnerehepaaren aus Schweinfurt gleich den ersten Umstieg verpaßt und nach Meran durchgefahren. Gläschen Wein am Kiosk vor dem Bahnhof, zurück nach Bozen.

Die großzügig geplanten Umsteigemöglichkeiten der Trenitalia, meist eine halbe Stunde, erlauben Brotzeiten auf den Umsteigebahnhöfen. Zug Nummer sechs des Tages bringt mich abends nach Genua. Dabei vom „falschen Freund“ des Namens Principe („Principe“ ist „der Fürst“ und nicht “principal” „Haupt…”) getäuscht eine Station zu früh ausgestiegen – ein absolut chaotisches, schlecht beschildertes Gewirr aus Rolltreppen und Tunneln, denn es gibt Gleise auf drei Ebenen. Die 11-20 und mit S numerierte sind im ersten bzw. zweiten Untergeschoß. Irgendwann zur Metro durchgekommen. GPS versagt in den engen, an steilen Hügeln liegenden Gassen von Genua schnell mal.

Minipizza und Bierglas auf schwarzem Tisch

Nach etwas Herumirren späte Ankunft im Hostel Marathon. Offensichtlich gut gemanagt aber mit einem Nachteil: 6stellige Türcodes, um ins Zimmer zu gelangen – das gilt auch für die Etagenduschen- und Klos. Wer denkt sich solchen Mist aus? Wenn ich nachts um drei dringend muß und im Halbschlaf raustorkle habe ich wirklich besseres zu tun als Nummern in einen Keypad zu drücken und im dritten oder vierten Anlauf dann wieder zurück ins Zimmer zu kommen.
In der hauseigenen Bar schnell noch eine Minipizza, ein teures belgisches Bier und einen Grappa vom, meiner Meinung nach stockschwulen, aber aufmerksamen Kellner. Die Ansicht zu seiner sexuelle Orientierung mußte ich dann ändern als ich vor der Tür meine Abendzigarre rauchend ihn sehe wie er neben dem Kücheneingang die fescheste aller Italienerinnen abknutscht und dabei mit beiden Händen ihren Hintern knetet.

Frühmorgens dann ab mit der Metro zum Hafen. Netterweise ist die genueser Metro, eine Linie und eigentlicht nur eine in den Untergrund verlegte Straßenbahn, außerhalb der Spitzenzeiten gratis. Im Hafengebäude Fahrkarte gekauft und im Supermarkt Proviant besorgt. Nach etwas Warten, dann Marsch zum Dock – behindertengerecht ist ein Fremdwort. Nach Kontrolle durch Sicherheitsfuzzis, von einer Fußbrücke drei Stock enge Treppe hinab. Geil mit viel Gepäck, wie es Marokkaner unweigerlich haben, unmöglich im Rollstuhl. Es folgen mehrere hundert Meter Marsch durch den Hafenbereich, unbeschildert und zwischen LKWs. Bei Mole 1 dann ins Abfertigungsgebäude eine Treppe hinauf, anstellen am check-in, dann beim Grenzpolizeischalter einen Ausreisezettel Ausreisestempel Italien ausfüllen, der gestempelt wird. Wie war das noch mit freier Reise für EU-Bürger?

Weiter auf die Fähre, zeitig, um einen Schlafplatz hinter der letzten Reihe in der Pullmansitz-Lounge zu bekommen, was auch gelingt. In der nächsten halbe Stunde verwandelt sich der Saal in ein Stück Marokko. Ganze Betten, Reisekühlschränke und Wasserkocher werden großflächig ausgebreitet. Nicht sinnlos, weil 54 Stunden Fahrt anstehen. Eine Fähre ist kein Kreuzfahrtschiff, diese, die GNV Excellent, ist „einfach.“ Immerhin mit Duschkabinen in dem einen Toilettenbereich, der aufgesperrt wird. Die marokkanische Grenzpolizei und der Zoll haben im Veranstaltungsraum dauerhaft Schalter eingebaut, so daß die Abfertigung schon während der Reise erfolgt. Nach einer halben Stunde „ansitzen“ schickt mich der Grenzer wieder weg, einen Einreisezettel (“fiche”) hatte ich nicht ausgefüllt. Er arbeitet mit einem Laptop im wasserdichten Koffer. Für den Corona-Kontrollzettel, den man mir am Fahrkartenschalter aufgedrängt hat, interessiert sich zum Glück kein Schwein mehr. Die Schlange am Zoll ist deutlich länger, juckt mich aber nicht, weil hier nur die Passagiere mit PKW ihren umfangreichen Papierkrieg erledigen müssen (wir sind schließlich auf einer Autofähre).

Die Fahrt war ruhig, das Wetter gut und die Mitpassagiere problemlos. Am nächsten Morgen ein paar Stunden Aufenthalt im Hafen von Barcelona. Auffallend, daß nach dem Ablegen ein Patroullienboot der Guardi Civil so lange mitfährt wie es wahrscheinlich scheint, daß jemand von Bord springend, schwimmend zur Küste zurückkönnte. Bei Sonnenuntergang dann auf Höhe Benidorm. Gegen Mittag am Tag zwei, einem Samstag, Ankunft im großen Fährhafen Tanger Med, ca. 50 Kilometer von der Stadt.

Nach dem Aussteigen mit doppelter Paßbeschau, ewiges Warten im Shuttlebus, der dann durch den Hafen zuckelt. Im Terminal wäre ein Bahnhof, Züge fahren z. Zt. keine. Geld aus dem Automaten ziehen, nach etwas Verwirrung aus der riesigen Halle hinaus, am Ausgang an der Masse aufdringlicher Taxifahrer vorbei: “No bus” – die selbe verlogene Bande wie überall in der muslimischen Welt. Hoch den Hang, 250 Meter rechts zum Bushäuschen, bald kommt einer. Für 7 Dh an der Küste entlang in die Stadt.

Hinweg: Marokko

Wechselkurs: 1 Euro = 10,65 Dirham offiziell, 10 im Alltag.

 Schornsteine der GNV Excellent Lager im Gang des Decks an Bord der GNV Excellent Pullmann-Sitze voll mit Dekcen u.a. Blick auf halbrunde Apsis der Franziskanerkirche Bronze-Kanone in kleinem Park Bahnhofsgebäude von außen Container Parkkralle

Tanger

Der Bus endet nach über einer Stunde hinter dem neuen Hauptbahnhof. Zwei Damen schießen am Vorplatz auf mich zu, um mir Tempo-Taschentücher zu verkaufen. Der Schnelleren nehme ich ein Päckchen ab: „denn jedermann braucht Papier.“ Die Zweite schaut enttäuscht. Nach vergleichsweise viel Kampf ein Taxi bekommen, das mich zur Altstadt bringt. Mit google maps am Knie und massiven Verständnisschwierigkeiten schafft der Fahrer das. Netterweise war der Taxameter angeschaltet, der Preis also vernünftig. Dann ab durch lange Gassen zum gebuchten Tangiers Hostel, dank GPS ohne allzu große Schwierigkeiten.

Bewertung Tangiers Hostel: The bad news first: if you have heavy luggage to carry or any kind of disability, specially walking – stay away! Not only is the location in a hard to find narrow alley, the building itself (lovely restored and designed) is also ancient and has staircases that can be politely described as “steep, winding and incredibly narrow.” Not much the owner can do about that.
One point that could be improved is the bathroom situation. I had a 6bed dorm (nice bunks with curtains) that was “en suite.” Alas the doors to the shower (repair needed) / toilet are of the Western saloon swinging type, not really closing. Additionally the wall does not go on through to the ceiling, i.e. anybody in the room could hear any bowel movements at 3 am after a curry in the evening – very unpleasant.
The considerate guest therefore uses the shared toilet in the hall. Except that those (one on each floor) are 1,3 metres square with shower and toilet bowl. Anybody showering soaks what little toilet paper is provided.
Also there is no security: doors to rooms are during the day kept open by staff for ventilation. No locks, just some measly bolts on the doors.
Having said that you'll be in the middle of town. The roof terrace is nice and staff are helpful.

Liegewagen
Liegewagen mit feinster 60er-Jahre Blümchentapete.

Tanger war mir von einem Besuch vor über zwanzig Jahren in übelster Erinnerung geblieben. Die Anmache war ununterbrochen und extrem aufdringlich. Ich kann sagen, da hat sich viel gebessert. Vermutlich im Vorfeld der hier 2012 abgehaltenen Expo hat man aufgeräumt, weite Teile der Kasbah saniert und eine schöne Promenade geschaffen. Der höllische alte Hafenbahnhof ist stillgelegt, in den abgezäunten Fährhafen kommt man nur noch mit Ticket.

Sonntag früh einen Liegewagen für die folgende Nachtfahrt bis Marrakesh gebucht. Es gibt hierzulande zwar Fahrkartenautomaten, die sind aber so umständlich zu bedienen, daß auch kaum ein Einheimischer sie nutzt. Wenn man dann das Prozedere durch hat kommt die Mitteilung, daß man „leider“ seit einem Jahr keine ausländischen Karten mehr akzeptiert. Am Schalter dann für Verwirrung gesorgt, weil scheinbar kaum jemand mehr die normalen Züge mit Liegewagen benutzt. Es gibt in großen marokkanischen Bahnhöfen immer zwei Reihen: 1) Sofortabfahrt und 2) Vorausbuchungen, mit Nummer ziehen. Dann den Rest des Tages an der Strandpromenade verbummelt. Zwischendurch im Supermarkt eingekauft, komme ich an einem Schnapsladen vorbei. Vollkommen offen und sichtbar. Das wird, je weiter man in den Süden kommt, selten. Südlich Marrakesh und auf den Dörfern ist Marokko nicht nur wegen der Wüste „trocken.“ Es soll aber in den meisten Orten Läden geben mit entsprechender Bückware, aber für lokale Verhältnisse horrrenden Preisen. Gerade in den Supermärkten der französischen Carrefour gibt es oft “Cave” genannte Alkoholabteilungen. Brot, in Form von Fladen scheint immer noch einheitlich festgesetzte, subventionierte Preise zu haben. Ich bin auf einen Artikel gestoßen, wonach Saudis nach Marokko kommen wegen seiner „lockeren“ Sitten. Solche Herrschaften kommen in Gruppen, buchen Wohnungen und lassen „die Puppen tanzen.“ Es gibt nämlich in Marokko nicht nur Nachtklubs und Alkohol, sondern auch Prostitution. Diese ist aber sehr versteckt, weil die strengen Hotelgesetze z. B. die Zimmervermietung an Unverheiratete fast unmöglich machen.1

Zeitig vor Abfahrt am Bahnhof, setze ich mich am Vorplatz hin. Die zu spät gekommene Tempo-Verkäuferin von zwei Tagen vorher erkennt mich wieder, setzt sich dazu. Insoweit wir kommunizieren können, scheint es wirklich eine arme Witwe zu sein. Die 50 Dh, die ich ihr schließlich spende haben hoffentlich geholfen. Zumindet ein junger Marokkaner, der es gesehen hatte nickte zustimmend. Landessitte: vor Betreten des Bahnsteigs, frühestens halbe Stunde vor Abfahrt, Fahrkartenkontrolle. Die Übernachtfahrt kostet 370 Dh im Liegewagen meines “Marrakesh Express Für die jüngeren Leser: dies ist eine Anspielung auf einen Song von Crosby, Stills & Nash, der zu einer Zeit als Eure Omas noch barbusig auf der Wiese tanzten, herauskam. Beispielphoto (im Rahmen der „Geschlechtergleichheit“ angepaßt, um nicht Femen dazu zu reizen Kartoffelbrei auf ihre Bildschirme zu werfen):
Arnold Schwarzenegger, jung in Pose
” mit der wunderhübschen Blümchentapete. Leider kam noch ein Schnarcher mit ins Abteil.

Marrakesh

Für die vor einigen Jahren eröffneten Hochgeschwindigkeitsstrecken hat man neue, saubere Bahnhöfe gebaut. Für die Regionen im Süden, in die keine Züge fahren gibt es die der Bahn gehörige Busgesellschaft Supratours, die solche Fernstrecken in gepflegten Bussen, teurer als die private Konkurrenz, bedient. Eine weitere staatliche Busfirma ist CTM. Ebenfalls mit ordentlichen Bussen und preislich über dem Durchschnitt. In der Westsahara fahren eigentlich nur diese beiden. Jede Großstadt hat ihre Busstation, ansonsten halten die Fahrer vor den Buchungsbüros der jeweiligen Firmen. Paketbeförderung gehört mit dazu. Pro Koffer oder Rucksack muß zusätzlich eine kleine Gebühr beim Fahrer gezahlt werden. Dabei kann ein „Paket“ in abgelegeneren Orten durchaus ein komplettes neues Schlafzimmer oder eine Theke für den Laden sein. Gerade diese umständlich zu verstauenden Zuladungen sorgen für die zwangsläufig stundenlangen Verspätungen.

In Marrakesh 9 Uhr früh angekommen, im Café zum Bahnhofspreis von 20 Dh. einen Espresso und ab zur Bushaltestelle. Wieder zu früh ausgestiegen, weiter zu Fuß. Die Stadtmauer ist liebevoll restauriert, verliert aber ihren Reiz wenn man drei Kilometer neben ihr an der Hauptstraße mit Gepäck entlangstapft.

Im per booking bestellte Hostel heißt es dann mürrisch “check in 14 Uhr,” gnädigerweise darf ich den Rucksack dort lassen. Meine Bewertung zwei Tage später: Stay 2 nights (the second one only because I had paid in advance) in a 8bed dorm that had room for 6. Maybe I was unlucky, an had the bottom bunk facing the inner yard (also the only window was that way) where reception and other constant yakking was going on. Beds so narrowly together that I was actually kicked twice in the face at night because the tall guy in the other bunk (set at 90° angle) stuck of of his.
The cleaner insisted on having the door open during daytime – thus zero security for the luggage or privacy. I'd qualify the receptionist as surely. One is certainly made to feel unwelcome during the day.
Only one toilet per floor, the one on the roof terrace locked. Very little water pressure in the two showers available for almost 40 people.
One must admit that management invested into the ambience (for which the points are given here), lots of tiles which makes the place feel a bit like a museum. Towels are charged for, which I might just condone in a hostel, but 30 Dh for “use of kitchen” is totally ridiculous in a town where I can buy a full meal around the corner for 16-25 Dh. Usually it is quite simple to spot fake reviews on booking sites. I just wonder how much this house spent to score a perfect 10 on one of the big ones (according to sign on the wall), now down to an still overrated 8.8. Value for money this hostel is not.

Am ersten Abend war ich kurz vor Sonnenuntergang in einem Skulpturenpark gesessen, wo mich eine junge Marokkanerin ansprach. Gekleidet war sie in was wie ein Schlafanzug aussah. Keine gemeinsame Sprache nahm ich an sie schnorrte. Das Fräulein hat mich am folgenden Abend in einer Gasse auf dem Weg zum Nachtmarkt wiedererkannt und angesprochen. Jetzt war deutlicher, daß sie ein „Gewerbe“ ausübt. Nicht meine Sache, aber nett und freundlich auf einen Kaffee hat sie mir eine Bananenmilch rausgelutscht, mehr nicht.

Der Nachtmarkt vor der Hauptmoschee ist natürlich das Reiseziel in Marokko überhaupt. Derwische, Schlangenbeschwörer, Musikanten und alle möglichen Essenstände bieten Bilderbuch-Exotik. Man ist auf Europäer eingestellt und langt entsprechend hin. Die alte Stadtmauer und einige mittelalterliche Bauten hat man hergerichtet. Angesehen habe ich mir nur die Saadier-Gräber, versteckt in einem Innenhof. Wundeschön gekachelt, natürlich im maurischen Stil, aber zehn Minuten reichen, wofür 70 Dh. doch zu viel sind. Netterweise haben Schwerbehinderte freien Eintritt und am Schalter hat man meinen deutschen Ausweis anstandslos anerkannt. Im Ort sieht man auch noch viele Pferdedroschken. Einen historischen Park hat man hergerichtet. In der Hitze des Tages angenehm zum Sitzen. Sponsor war Maroc Telecom, weshalb man seit einigen Jahren vom „Cyber Park“ spricht. Im zugehörigen kleinen Laden beim Eingang konnte ich auch mein Aufladeproblem für die SIM-Karte lösen. Guthaben haben nämlich nur extrem kurze Laufzeiten, für 10 Dh. bekommt man 1 Gb Daten, die aber in drei Tagen aufzubrauchen sind. Ein großartig als „Museum der Telekommunikation“ bezeichneter Pavillion nebenan birgt nichts weiter als eine Sammlung alter Telefone und Fernschreiber.

Die Busfahrt nach Süden am nächsten Morgen war unspektakulär. Im Busbahnhof von Inezgane, einen Vorort von Agadir, eine Stunde Pause. Am Essensstand dort dann „Kamel am Spieß.“

Sidi Ifni

Die Ortschaft war spanische koloniale Enklave an der marokkanischen Küste, die erst in den 1930ern aus dem Boden gestampft worden. Der Baustil der „Altstadt,“ die gut fünfzig Meter über dem Meer liegt, ist ziemlich einheitlich. (Vergrößern)

Links das Rathaus. Zu spanischer Zeit schon als solches genutzt. Daneben die Kirche, heute verrammelt Die Außenmauer der Bibliothek am Pl. Hassan II. wurde erst wenige Tage vor meinem Aufenthalt mit Bildern arabischer Gelehrter verziert Das ehemalige spanische Konsulat, ebenfalls am Pl. Hassan II. Faschistisches Wappen über der Tür Kalligraphie als Kunst Blick von der Promenade in Richtung auf den städtischen Friedhof und am Hügel dahinter die Kaserne Cité Militaire. Am Wasser der Caravan-Stellplatz Die  Mauer um den Caravan-Stellplatz hat man 2021/2 verschönern lassen. Dieses Bild signiert Rachid Errakti Blick auf den im Aufbau befindlichen Wochenmarkt Die  Mauer um den Caravan-Stellplatz hat man 2021/2 verschönern lassen. Dieses Bild signiert Abdou Abrodour
Zwei abgeschnittene Kamelfüsse frischer Schlachtung auf rotem Tisch
“Truth in advertising” im Basar von Sidi Ifni.

Für Sidi Ifni das billigste Angebot gebucht, die Bilder sahen nett aus. Zwei Nächte, Vorauszahlung per Kreditkarte, eigentlich ungewöhnlich – mit € 23 nicht günstig für Marokko. Ankunft des Busses war kurz nach Sonnenuntergang, mit google maps durch den Ort marschiert, bis in die Nähe der Bude. Nicht wirklich klar welches Haus, kein Schild, keine Hausnummern. Ein gerade aus dem Auto gestiegener Einheimischer spricht mich auf Englisch an. Er ist der Vermieter, läßt sich einen Schlüsselbund von hinter der Theke einer Kneipe geben. Der Eingang ist nebenan. Bis man im Zimmer ist sind vier Türen mit vier unterschiedlichen Schlüsseln aufzusperren. Zwei davon, wie ich am nächsten Tag feststellen werde, extrem schwergängig. Kaum zeigt er mir die sehr ordentliche Bude, daß es losgeht: There has been a mistake on booking, the price is for one night. See it has been corrected now … Blah, blah, blah … genau die Sorte Scheißdreck die einem die für unsere Verhälnisse sowieso verlogenen Semiten immer wieder erzählen. Wenn nicht im voraus gezahlt gehabt hätte, wäre ich sofort zur Tür hinaus und hätte den Arsch stehen lassen. Ging aber nicht, habe ihm also erklärt, daß es sein Problem ist wenn er verkehrte Preise postet. Meine Bewertung hat man dann auf booking „wegen Regelverstosses“ (meinerseits!) nicht eingestellt:

Fraudulent pricing on website – wanted double on arrival
On arrival I was told that the price for the room would not be € 23 for 2 nights as advertised and confirmed, but PER night. I was told „there was a mistake on booking.com“. This is exactly the kind of b*s*t tourists are being fed at every street corner in Morocco.
Normally I would have turned away immediately, but my credit card has been charged so I might as well use what is an otherwise empty house (the reason for wanting to make more money?) Not surprisingly no staff was to be seen for the rest of my stay. Also there is no sign on he door. “Reception” consists of picking up keys from the bar downstairs, if it is open.
Scammers like this deserve no rating, sorry. It should also be noted that neither the promised WiFi nor the supposedly included breakfast was made available.

Es muß aber gesagt werden: Dieser Typ war aber der einzige Bescheisser in der kleinen Stadt. Die nächsten zwei Tage waren meine ersten in Marokko ohne Anmache und Betrug. Man merkt den Unterschied zu touristisch entwickelten Städten des Nordens, wo jeder Einheimische nach dem aus Indien bekannten Prinzip You travel, you rich, you pay! auf Besucher zugeht.

Das Meer hier und weiter nach Süden wird viel von Windsurfern besucht. Die Wellen kommen konstant und „direkt aus Amerika“ ungebremst und laufen auf einem flachen Strand auf. Hübsch anzusehen, aber zum Schwimmen leider gefährlich. Schade. Das Klima in Sidi Ifni ist, wegen der dauernden Brise und Feuchte höchst angenehm. Ingesamt ein netter Ort. Für übermorgen um 14.00 den durchgehenden Bus nach Dakhla Fahrkarte Sidi Ifni nach Dakhla gebucht. Fahrplanmässig 26 Stunden für etwas über tausend Kilometer zum Preis von 435 Dh.

Westsahara: Dakhla

GPS
Blick vom generischen GPS-Marker für Dakhla, die Mauer der Landebahn im Rücken. Laut google maps ist hier auch das angeblich eröffnete Konsulat von Sierra Leone. GPS
Zimmer 3 im Hotel Soukina, Dakhla.

Dakhla, zur spanischen Kolonialzeit Villa Cisneros geheißen, ist die zweite Stadt, die es in der Westsahara gibt. Sie liegt ziemlich genau in der Mitte der Westsahara. Nach El Aaiún im Norden sind es 530 km auf der Straße, zur mauretanischen Grenze gute 430 km. Angekommen bin ich gegen sechs Uhr früh, abgesetzt vor dem Büro der CTM. Es war angenehm kühl, dazu ging Wind, was den Küstennebel in kleinste Tropfen verteilte und meine Brille innerhalb kürzester Zeit zumachte. Das gebuchte Hotel war laut GPS-Angabe knapp 4,5 Kilometer Richtung Ortsausgang am Rande der Landebahn. Hatte ich zwar anders aus der Beschreibung in Erinnerung, aber egal, losmarschiert, weil Sonntag kurz vor Tagesanbruch auch hier keine Taxen fahren. Nach gut 35 Minuten, inzwischen war es hell geworden, stehe ich an der im Photo gezeigten Stelle. Stellt sich raus, booking.com hat einfach den generischen Marker für Dakhla als Standort des Hotels genommen. „Sch*** Technik!“ Also wieder zurück in den Ort, an der Mauer der Landebahn entlang und in die „Altstadt“ wo in einer Seitenstraße dann das Hotel Soukina war. An der Rezeption war zwar nur Verständigung mit Händen und Füssen möglich. Aber die zwei Nächte hier (und eine weitere am Rückweg) waren für knapp € 15 in Ordnung.
Vom Nebel durchgeweicht, mit fünfzehn Kilo Gepäck über acht Kilometer marschiert, gut, ich will ja abnehmen. Das Wetter blieb angenehm, tagsüber nicht mehr als 25 °C.

Zu sehen gibt es nichts. Das spanische Fort hat man 2004/5 abgerissen, heute steht dort eine Satellitenfunkstation. Ich war im Gebiet des „alten Souk,“ nicht weit von der Promenade, die am Abend lebendig wird. Eine Agentur von Suprabus dort hatte auch diesen Sonntagmorgen offen, das Ticket nach Mauretanien zwei Tage später war schnell gebucht.
In den kleinen Supermärkten am Ort gab es einiges Ungewöhnliches, das ich aber nicht wochenlang rumschleppen wollte: Wakame in der 500-Grammpackung oder Kamelschmalz in kleinen 50 g-Gläsern mit Schnappverschluß, die ein perfektes Souvenir gemacht hätten. Gekauft habe ich mir fürs Abendessen ein normal eingeschweißtes Eckchen Roquefort. An der Kasse waren dan 73 Dh., also € 7, dafür fällig. Gibt’s bei Aldi für 1,50.

Seitenansicht der Hauptmoschee (Mosquée de Missira) in Dakhla mit viereckigem Minarett. Der helle Anstrich durch grüne Bänder abgesetzt Offensichtliches Lager eines Obdachlosen auf einer Parkbank, neben kleiner Palme Taubenkunst Hafenpromenade Place Hassan II in Dakhla. Links das „Halbinseldenkmal,“ im Hintergrund links das geschlossene Luxushotel Sahara Regency, halbrechts die katholische Kirche, ganz rechts hinten ein weiterer Platz mit Springbrunnen Fassade der katholische „Iglesia del Carmen,“ im Gegenlicht Innenraum der „Iglesia del Carmen.“ Monoblockstühle und einfacher, rosa gehaltener Altar Ave Al Walae
Wandgemälde mit Frau in blauem Umhang in der rechten Hand eine marokkanische Fahne schwingend. Im Hintergrund sehr viel kleiner etliche weitere.
Marokko begann schon im Nov. 1975 durch den mit diesem Bild heroisierten „grünen Marsch,“ an dem 350.000 Personen, darunter 30.000 Soldaten teilnahmen, den Norden der Westsahara zu besetzen. Seit dem Rückzug der Spanier und später Mauretanier lockt man mit Steuervergünstigungen, Subventionen und billigem Grund Siedler in die Westsahara. Die de facto staatenlosen Sahauris wurden in einem langen Krieg in der Wüste zermürbt und leben schlecht und von der Welt vergessen in Lagern im Süden Algeriens.

Vom Flughafen gibt es zwei oder drei Flüge täglich, einmal pro Woche auch mit Binter Canarias, einer Fluggesellschaft, die in den üblichen Suchmaschinen kaum zu finden ist. Man klappert mit Turboprops die Flugplätze der westafrikanischen Küste zwischen Banjul und Casablanca ab, um Passagiere auf die Kanaren und weiter nach Spanien zu transportieren. Dabei sind die Preise happig. Selbst die kürzeste Strecke ab El Aaiún, etwas über 30 Minuten, kostet € 270, längere dann € 350-470 – Monopolistenpreise eben.

Dakhla Panorama
Blick auf den neueren, westlichen Teil Dakhlas, der durch eine weite offene Fläche von der „Altstadt“ getrennt ist.

Um seinen Anspruch auf die völkerrechtswidrig besetzte Westsahara zu rechtfertigen investiert Marokko gewaltig, was man an der aus dem Boden gestampften, weitläufigen Neustadt sieht. Auch entlang der Nationalstraße 1, die von Norden bis El Aaiún 4spurig ist, steht alle paar Kilometer ein Mobilfunkmast und eine Tankstelle. Es hat auch keinen Zweck zu verleugnen, daß Marokko, auch durch seinen verminten Wall, spätestens 1993 militärisch gesiegt hat. Im September 2021 hat der europäische Gerichtshof zwei Handelsabkommen der EU mit Marokko für ungültig erklärt, da sie ohne Zustimmung der örtlichen Bevölkerung, d. h. der Sahauris, repräsentiert von der POLISARIO, geschlossen worden waren.2

Der zum amerikanischen Präsidenten aufgestiegene Immobilienhai, dem man Grönland nicht verkaufte, hat, im Herbst 2020 kurz vor Ende seiner Amtszeit, wohl auf Drängen der Israellobby, die ihn schon 2017 dazu brachte die amerikanische Botschaft von Tel Aviv ins völkerrechtswidrig annektierte Jerusalem zu verlegen, einen diplomatischen Coup eingefädelt, der eine 180°-Wende bedeutete: Amerika erkennt den Anspruch Marokkos auf die besetzte Westsahara an, im Gegenzug gibt Marokko seine Beteiligung am Boykott des zionistischen Staatswesens in Palästina (Hier i. S. der von Peter Scholl-Latour gegebenen Definition) auf.
Diese Steilvorlage nutzte Marokko dann wiederum, um die EU diplomatisch unter Druck zu setzen. Deren Mitglieder Spanien (dem die Westsahara geraubt wurde, bevor die damals neue demokratische Regierung die geplante Unabhängigkeit 1976 umsetzen konnte) und die BRD waren so frech eine UNO-Resolution zum Status der Westsahara zu verlangen. Ähnlich wie Willem Zwo 1905 in Tanger blamierte sich dann die deutsche Außenministerin, die bekanntlich mal „irgendwas mit Völkerrecht“ gemacht hat. Nachdem sie und ihre Kabinettskollegen im Februar 2022 ihren Kopf weit in den Arsch der Amerikaner geschoben hatten, weil sie ohne wirklichen Grund sich nicht-neutral verhielten gegenüber der Militäraktion der russischen Föderation zum Schutz ihrer Volkszugehörigen im Osten der Ukraine wo – seit dem faschistischen Putsch 2014 – rigorose Diskriminierung durch staatliche Stellen durchgeführt wird (u. a. Bildersturm, Verbot der russischen Sprache und Musik bis hin zur Verbrennung bei lebendigem Leibe) und zuließen, daß ein Drittel der deutschen Energieversorgung (mutmaßlich) von amerikanischen Kampftauchern weggesprengt wurde, ist man von der Gnade aller Autokraten abhängig und macht Bücklinge in Katar und Marokko. Daß die künstlich herbeigeführte Energieknappheit mit einhergehnder maßloser Teuerung nun zur kalten Enteignung der Ersparnisse von Millionen hart arbeitender Bundesbürger zugunsten der multinationalen, meist arabische oder amerikanisch kontrollierten Petroriesen führen wird, nimmt man in Kauf. Ich sehe nicht wie sich das vereinbaren läßt mit: Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, […] meine Pflichten gewissenschaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. Da tröstet auch nicht Papst Julius III. (1550-1555): Wenn Ihr wüßtet, mit wie wenig Aufwand von Verstand die Welt regiert wird, so würdet Ihr Euch wundern.

Die USA wollten es sich dann auch nicht nehmen lassen in der Westsahara Flagge zu zeigen. Man baute ein Konsulat, das sich auf auf google maps findet, bezog es aber nicht nachdem die orangehaarige Sprechblase aus dem Amt gewählt worden war. Der eingezäunte, leerstehende Neubau, mit NATO-Draht gesichert, ist im Stromfirmakomplex an der Ave. Al Walae noch dermaßen gut bewacht, daß ich mir kein Photo machen traute, weil weltweit autokratische Regime ihre (knüppelnde) Polizei ungern veröffentlicht sehen, wie das auch in Bayern der Fall (Hinweis der Gewerkschaft der Polizei: „Es ist nach §§ 22, 23 Abs. 1, 33 KunstUrhG grundsätzlich strafbar, ohne Einwilligung des Abgebildeten Bildnisse zu verbreiten oder öffentlich zur Schau zu stellen, […]“) ist. Nachdem mir Nachmittag etwa langweilig war habe ich dazu im Internet weiter gesucht und fand einige kuriose Meldungen wonach es schon dreißig ausländische Konsulate in der Westsahara geben soll. Dazu findet man auch etliche Meldungen von Eröffnungen. Einige Videos zeigen (unten verlinkt) dann auch sehr ähnliche Zeremonien, wo zumindest die Kissenhalterin für die Schere mit der dann rituell ein Band durchschnitten wird die gleiche ist. Schaut man genauer hin scheint sich das enthüllte Türschild sogar an der selben Wand zu befinden. Auch die Pressemeldungen über etliche Eröffnungen, groß herausgestellt unter „Neuigkeiten“ beim marokkanischen Außenministerium, erwähnen nur selten den Namen eines Konsuls. Witz dabei, nirgendwo in einschlägigen Verzeichnissen (Als da sind: https://www.embassypages.com/, https://www.embassyworld.org/ ), oder auf einigen Webseiten von Außenministerien sind irgendwo Adressen oder Kontaktdaten angegeben. Gibt es Faktenchecker für Marokko?3

„Sahara“ ist das arabische Wort für Wüste! (Vergrößern)

Düne Windpark Ntirft_ نتيرفت _ “green”

Mauretanien

Wechselkurs: 1 Euro oder Dollar = 36 neue Ouguiya (= Ouguija), deren Ein- und Ausfuhr verboten ist.

Grenzübertritt

Warnschild Landminen vor Wüstenhintergrund
Warnschild „Landminen“ im Niemandsland zwischen Mauretanien und Marokko (Vergrößern)

Von Dakhla sind es noch ca. 380 km zur Genze. An jedem Ortsausgang ist ein Polizeiposten, kontrolliert werden die Passagiere aber nicht. Der „durchgehende” Bus fährt nur bis zur marokkanischen Grenzabfertigung, dann soll man auf der anderen Seite in den Kleinbus der mauretanischen Moussavir umsteigen. Nach viel Ein- und Ausladen an obskuren Außenposten in der Wüste kommen wir kurz nach 15.30 Uhr an der marokkischen Grenze an. Der Fahrer, der angeblich durch die Abfertigung helfen sollte meinte nur „ihr habt eine Stunde Zeit“ – wir meinten zum Pause machen und Essen, er um über die Grenze zu kommen. Clou ist nämlich (es ist eine Stunde Zeitunterschied), daß der mauretanische Anschlußbus nicht lange wartet, weil, um die Strecke bis in die Hauptstadt Nouakchott zu bewältigen und vor Mitternacht dort zu sein, er einigermaßen pünktlich weg will.

Mit im Bus sind zwei weitere Grüppchen Ausländer. Zum einen sieben Polen, die sehr naiv unterwegs waren. Der Eindruck einer katholischen Jugendgruppe vom Land, die „erwachsen“ geworden immer noch zusammen rumziehen. Zunächst fallen sie eher durch ihre lauten Gespräche auf. Später stellt sich raus, daß sie Eisenbahnenthusiasten sind und nur wegen des „längsten Zugs der Welt“ herkommen. Tapfer dabei, daß einer der Gruppe zudem blind ist.
Mit diesem Zug hat es folgendes auf sich: Im Norden Mauretaniens ist eine große Eisenmine, deren Produkte auf der Bahnstrecke Nouadhibou–M’Haoudat zum Hafen verschifft werden: „Neben Erz werden auch andere Güter befördert. Die Züge dienen der Versorgung der Städte F’dérik und Zouérat mit Wasser. Flachwagen zum Fahrzeugtransport werden auf Anfrage angehängt. Für den Reiseverkehr wird in einen Zug pro Tag ein Personenwagen eingestellt, der in der Regel überbelegt und in schlechtem Zustand ist. Es ist allerdings möglich, kostenlos auf den Erzwagen mitzufahren.“ Gerade die Möglichkeit kostenlos mitzufahren, was für die armen Einheimischen eine Notwendigkeit ist, wurde in den letzten Jahren durch “Influencer” in entsprechenden Medien bekannt gemacht. Man sitzt dabei einen ganzen Tag in der Hitze auf den mit Erz beladenen Waggons im Staub, oder in einem dreckigen leeren Waggon, geschützter aber ohne etwas zu sehen. Ich persönlich sehe kein Vergnügen darin in feinstem Staub, vor Hitze und Dreck mit Skibrille einen Tag lang auf einem Güterwaggon zu sitzen. Es gibt scheinbar wirklich den einen der drei täglichen Züge angehängten Passagierwaggon der 4. Klasse, für den man am außerhalb der Stadt befindlichen Bahnhof Einstöckiges, weißes Bahnhofsgebäude Nouadhibou buchen kann.

Zweitens war im Bus dann noch ein Pärchen. Er, mit Strohhut und Shorts, sie wie sich später herausstellt aus Ruanda, mit viel „Charakter,“ was ihm wohl auf einer Ostafrikareise vor einem Jahr zugesagt hat. Beide sind nicht unbedingt allahgefällig gekleidet. Zu Beginn der Busfahrt zwei Reihen hinter mir war er mir zunächst höchst unsympathisch, weil er ein endloses Telephonat führte von der Sorte „junger, dynamischer BWL-Wichtigtuer ruft aus dem Urlaub an.“ Später stellt sich heraus, daß er durchaus abschalten kann von seinem “Home Office” – er, 35, arbeitet für einen deutschen IT-Giganten und sie, auch sonst nicht dumm, war mit ihren Französischkenntnissen am Grenzübergang sehr hilfreich. Wir haben an den Stops gut mit einander gegessen und gequatscht. Letzendlich sind wir dann bis Nouakchott am nächsten Tag zusammen gereist. Ihre Unterkunft war nur wenige hundert Meter von meiner.

Das Ausstempeln auf marokkanischer Seite ging einigermaßen flott. Nach ziemlich schlechter Verhandlung durch einen der Polen fährt uns einer der „Geier,“ die am Ausgang der Grenze herumlungern mit seinem Toyota Pickup zu zehnt durch die paar Kilometer Niemandsland. Als Ältersten hat man mir den Platz am Beifahrersitz angeboten. Bis 2020 war der Landstreifen noch von der Polisario kontrolliert, dann hat die marokkanische Armee die Kämpfer der Sahauris auch aus dieser Region vertrieben.

Auf mauretanischer Seite zieht sich die Abfertigung länger hin. Zwischendurch wollen einem irgendwelche Leute alles mögliche verkaufen. Ich wechsle etwas Geld zum schlechten Kurs. Schließlich dürfen wir zu dritt auf einem alten Sofa im „Büro“ Platz nehmen. Daß die Drucker unter ihrer Sandschicht, die sie bedeckt, funktionieren wundert mich. Beamter 1 photograpiert einen und nimmt alle zehn Fingerabdrücke. Beamter 2 kassiert fürs Visum € 55 bar. Dafür bekommt man einen fetten grünen Sticker mit Bild in den Paß.

Den mauretanischen Grenzsoldaten sieht man an, daß bei ihnen „ein Schuß Bantu“ mit im Blut ist. Sie sind sämtlich ziemlich große und kräftig wirkende Kerle, mit denen ich mich nicht anlegen möchte. Im nächsten Büro dann noch eine Befragung „woher und wohin“ – der Einreisestempel wird richtig schön geradezu auf mein Photo im Visum gestempelt. Ich muß sagen, dadurch wurde es deutlich verbessert! Dann im Hof nochmal Gepäck auf den Boden, ein Zöllner bringt einen Hund zum Schnüffeln. Der fängt prompt zum Pissen an, verpaßt aber unsrer dreier Rucksäcke.

Die den Betrieb aufhaltenden Polen haben wir inzwischen verloren. Vor dem Tor weiß wieder keiner was mit dem Bus ist. Irgendwann dämmert uns: ist weg. Auf eigene Kosten 45 km nach Nouadhibou (es findet sich ein Einheimischer, der seine in Spanien gekaufte Schrottkiste in die Richtung fährt und uns gegen Gebühr mitnimmt), dort im Büro vom Moussavir den Sachverhalt geklärt. Wir können morgen um 7 mit dem Kleinbus in die Hauptstadt. Fahrkarte El Moussavir

Wenn man von dem einen oder anderen Eselskarren absieht, gibt es außer Sand eigentlich nur Bruchbuden und Autos in Mauretanien (Vergrößern)

190er Nationalmuseum 190er alt Straßenbild Wuzheng neu Basar Wuzheng alt Wasser

Nouadhibou

Müll
Plastikmülls „unendliche Weiten,“ am Bahngleis aber auch sonst überall in Nouadhibou.
Kamelmilch
Kamelmilch.

Nouadhibou, zu Kolonialzeit Port Étienne, liegt ebenfalls auf einer Landzunge. Was machen in diesem staubigen Loch bis Busabfahrt morgen früh? Unterkunft im Umfeld? Fehlanzeige. Goggle Maps und ein Fahrer zu den nächsten Hotels, 3,8 km weit. Mit 1000 OUM pro Zimmer im Hotel Tiris Zimmer im Hotel Tiris habe ich für mich die Arschkarte aber drei Betten. Stellt sich heraus, daß der Preis noch günstig ist. Nebenan im Hotel Free wollen sie 3800 OUM. Als Abendessen gibt es ein Päckchen importierte Kekse, eine Dose Calamares und einen halben Liter Kamelmilch aus dem Laden nebenan.

Dieser Beschreibung andrer Reisender habe ich nichts hinzuzufügen: Nouadhibou and its immediate surroundings were, sadly, the ugliest place we have ever visited. The whole seashore was covered with garbage and corpses of animals left there to rot together. It was an extremely sad view (and a repulsive smell) but what’s really pitiable is the children playing on the trash hills. Loud and cheerful, they were running around barefoot as if the dump was their playground.

Am nächsten Morgen bin ich um 6.10 Uhr alleine losmarschiert, mit Gepäck in der Morgenkühle kein Problem. Zu Dritt dann Richtung Hauptstadt. Der Fahrkartenvekäufer hatte schon für jedem fünf Paßkopien gemacht, die als “fiche” an den Polizeiposten unterwegs abgegeben werden. Wir hatten nahe beieinander liegende Hotels gebucht, fuhren noch gemeinsam zur Unterkunft und dann trennten sich unsere Wege. Die beiden wollten noch richtig weit nach Westafrika runter.

Nouakchott, Hauptstadt Mauretaniens

Mir fehlen die Worte!
War Donald Trump hier gewesen bevor er den Spruch über “shithole contries” rausließ?

Der Weltenbummler Artemy Lebedev (Артемий Лебедев) war 2014 bei seinen Bilduntertiteln ziemlich deutlich: Mauritania has one of the prettiest names of all the countries in the world. Mauritania is one of the most useless countries in the world. The country has no prospects. But it does have slavery. Slaves comprise one fifth of the population. The blacks belong to the Arabs. Slave status is inherited. Of course, all sorts of human rights organizations have bent over backwards to put an end to this, but to no avail—slavery continues to flourish in Mauritania. It’s the only thing flourishing here. Vielleicht sollte Franz Beckenbauer hierher fahren?: „Vom arabischen Raum habe ich mir ein anderes Bild gemacht. Ich glaube mein Bild ist realistischer.“

„Sandwich
Ein Höhepunkt mauretanischer Cuisine: ein „Sandwich.“

Alle Seitenstraßen der Stadt sind unbefestigter Sand. Der Versuch im Hauptgeschäftszentrum Ersatz für meine auseinanderfallenden Sandalen zu bekommen, scheitert daran, daß nur chinesische Plastikware bis maximal Größe 43 zu haben ist. Die Chinesen haben weite Teile des Importmarktes wohl auch deshalb im Griff weil Mauretanien zu arm ist irgendetwas mehr als ihren Billigramsch bezahlen zu können. Straßenhändler verkaufen Weitrauben in Einheiten von zehn Stück. Die VR China hat sich auch weitgehende Fischereirechte gesichert.4

Meine Unterkunft hatte ich zunächst „Schlafsaal“ gebucht. Das war ein Raum mit sechs Matratzen am Boden, alle belegt, ohne weiteres Mobiliar. Heiß, stickig und unsicher. Ich bin dann in ein Einzelzimmer mit Fan umgezogen, für 800 OUM. Zwei Nachteile hatte die Unterkunft. Kleine Schnaken und eine private Moschee direkt vor der Tür. Kaum mehr als ein hellblau gestrichener Würfel. Der Imam hat scheinbar drin gelebt. Statt dem üblichen Gebetsruf fünf Mal am Tag gab es das volle Programm per Lautsprecher. Mohammed mag ja der Prophet sein, der Schreihals war sicher keiner.

Am Abend dieses heißen Tages dann noch einmal eine Suche bezüglich Rückflügen. Es wird immer schlimmer. Im allergünstigsten Fall in zwei Wochen aus der senegalesischen Hauptstadt Dakar nach Spanien für deutlich über 400 Euro, das hatte ich schon vor Abfahrt gesehen. Inzwischen aber mit steilem Trend nach oben, so daß € 580 zu erwarten gewesen wären. Wäre wohl noch teurer geworden, hätte ich dann in Dakar endlich im Reisebüro gebucht, weil die ach so tolle Visakarte der obskuren Bank aus unerfindlichen Gründen bei Reiseportalen regelmäßig abgelehnt wird aber ansonsten für Zimmerbuchungen und am Automaten einwandfrei funktioniert. Ich habe dann noch einige obskurere Routen geprüft, u. a. von Nouakchott nach Tunis was Mauritania Airlines für € 560 im Netz anbietet.
Andrerseits kann ich für solche Beträge einen Monat unterwegs leben. Nach zwei Wochen Reise ohne wirklich mit irgendjemandem kommunizieren zu können und angesichts von Tagestemperturen bis 40 °C habe ich dazu immer weniger Bedürfnis, speziell in Nouakchott einer Stadt, die nur aus wenigen geteerten Hauptstraßen und Häusern besteht. Parks und offene Flächen Fehlanzeige – es gibt allerdings ein „Olympiastadion“ mit Kunstrasen, das 2017/8 von chinesischer Entwicklungshilfe saniert worden ist. Ziemlich planlos ins Unermessliche gewachsen ist die Stadt als in der 1970ern die Sahelzone austrocknete und die wenigsten Nomaden noch ein Auskommen fanden.5 Weiter nach Senegal (bzw. für die Rückfahrt) bräuchte ich einen Gelfieber-Impfnachweis, den ich von 1985 noch habe. Weil aber der Impfpaß durch die Corona-Impfungen eine extrem wichtiges Dokument geworden ist, ließ ich meinen zur Sicherheit zu Hause.
Mitten in der Nacht als mich die juckenden Mückenbisse von den ganz kleinen, die man nicht hört, zum zweiten Mal aufwecken, dann die Entscheidung nicht weiter nach Süden, sondern wieder zurück über Land. Mit Moussavir zurück nach Nouadhibou. Diesmal wurden nur drei Paßkopien an Polizeikontrollen eingesammelt. Wieder eine Nacht im selben Hotel und am nächsten Morgen zur marokkanischen Grenze. Dort klappt der Anschluß diesmal, obwohl bis 15 Uhr im Niemandsland gewartet werden mußte, weil die Grenzer drei Stunden Mittag machen.

Rückweg: Marokko

In Dakhla wieder im selben Zimmer übernachtet. Tags darauf den Bus nach Marrakesh und gleich weiter per Zug nach Casablanca.

Casablanca

Auf wikivoyage steht: „Casablanca habe nichts Sehenswertes zu bieten, wie man gelegentlich von deutschen Urlaubern hört.“ Diesem Satz kann ich nur voll und ganz zustimmen. Meine zwei Nächte im bahnhofsnahen Hotel Boustane (Hôtel Al Boustane, 73, rue Mohamed Radi Slaoui -ex Soissons (5 Min. zu Fuß vom Bhf. am ehem. Großmarkt). Einfaches, älteres Haus aber gepflegt. WLAN. Preis: Einzel 250 Dh., Doppel 300 Dh. jeweils m.B. aber o.F.) waren in Ordnung, der ältere Portier konnte seinen Job. Mehr als eine Stadtbummel im Basarbereich (marché Central), der zu einem touristischen Fisch- und Blumenmarkt umgestaltet ist habe ich nicht gemacht. In der örtlichen Filiale von Decathlon habe ich dann Sandalen in Europäergröße zu europäischen Preisen für € 29 gekauft. Leider scheint man in außereuropäischen Ländern bei den Zulieferern weniger auf die Qualität zu achten. Die Schnallen gingen dauern auf, so daß ich sie vor Abreise im Hotel „vergessen“ habe.
Am nächsten Morgen fuhr kurz vor sechs der Direktzug nach Nador. Ich gönnte mir erste Klasse. Die Strecke, ohne Verpflegung, zieht sich.

Nador und Fähre

Nador ist der marokkanische Grenzort zur spanischen Exklave Melilla. Beide Orte teilen sich das Hafenbecken, wobei die selben Fährbetreiber teilweise abwechselnd die selben Strecken bedienen. Das östlichste Ziel am andalusischen Festland ist Almeria. Der Personenbahnhof ist knapp zwei Kilometer vom Hafen. Am kühler werdenden Abend kein Problem zu marschieren.

Die laut Internet fahrende Reederei bedient die Strecke heute doch nicht, daher über die Straße wo es am Schalter gelingt nach etwas Gefummel das Kartenlesegerät zum laufen zu bringen. Abfahrt 23.59 Uhr, aber noch mal extra Check-in ab Acht. Inzwischen waren mir die Dirham knapp geworden, ich will noch einmal € 10 für ein Abendessen wechseln. Wegen des kleinen Betrags wende ich mich an einen der herumlungernden „guides“ und falle prompt hinein. Der Typ biete zu Wechseln an hat aber selber kein Bares und rennt wie ein Wilder von einem Laden zum andern – die klassische Betrugs- und Abzockmasche für die Marokko so berüchtigt ist. Aus dem dritten Laden kommt er dann raus, es fehle € 2 vom ausgemachten Betrag, das wären auf einmal seine „Gebühr.“ Nciht mit mir Bürschchen. Ausgemacht ist ausgemacht, kein centime weniger. Wieder näher am Hafen dann in eines der auch für europäische Verhältnisse gepflegten Cafés. Nach fast drei Wochen „trocken“ ist mein Verlangen nach einem kühlen Bier ins Unermessliche gestiegen. Es bleibt jedoch zum ordentlichen „Sandwich“ nur noch ein letzter thé marrocain. Vielleicht hätte ich doch nach Melilla gehen sollen und dort die Fähre morgen Nacht nehmen? Gab nur keine bezahlbaren Unterkünfte dort. Egal, jetzt ist schon gebucht.
So gegen Neun in den Hafen, zum Container mit der Paßkontrolle. Dort etwas Verwirrung der Dame am Schalter. Nach gut fünf Minuten stellt sich raus, daß im Computer der Name meines Hotels, das ja der Kollege in Guergarat abgefragt und auf einen Zettel geschmiert hatte, von ihm nicht eingetippt worden war. Noch zwei Stunden den hier tollenden streunenden Katzen zugesehen, dann ab an Bord. Gebucht hatte ich billigste Klasse, nicht mal zu den Pullmannsitzen läßt man mich rein. Ab an die Bar, einen „carajillo de Terry,“ bestellend. Problem ist, zwar fährt das Schiff unter spanischer Flagge, Personal und Ambiente sind immer noch „Marokko.” Dem Kellner mit Händen und Füssen erklärt, was ich will, saftige € 4,50 für etwas das in spanischen Bars höchstens € 1,60 kostet. Darauf gleich noch einen Terry im Pappbecher hinterher. Daraufhin ein für ein Fährenbuffet erträgliches Essen.

Später war denn der Türsteher am Pullmannsaal verschwunden, aber nach einer Zigarre am Oberdeck entschließe ich gleich oben zu bleiben. Schlafsack und Matte ausgerollt in einer Ecke und bis kurz vor Ankunft gut geratzt.

Rückweg: Spanien

Klatschende Hände
Almeria ist eine der acht spanischen Städte wo der Unsinn des „Klatschens für CoViD-Pfleger“ (März 2020) auf die Spitze getrieben wurde durch Errichten des gezeigten marmornen Denkmals, genannt ‘aplauso infinito.’ Was die Dinger denn gekostet haben – bzw. wieviele Pfleger man dafür ein Jahr hätte anständig bezahlen können – steht nirgendwo. (Vergrößern)

Bei Ankunft in Almeria stellt sich heraus, daß der morgendliche Direktbus nach Benidorm, 8.30 Uhr, schon weg war, der nächste erst um 14.30 Uhr. Dumm nun, daß das Tor am Fußgängerterminal abgesperrt ist. Man darf also mit Gepäck 1½ Kilometer zur LKW-Ausfahrt marschieren und, außerhalb des Zauns dann, dieselbe Strecke wieder zurück Richtung Innenstadt und Busstation am Bahnhof. Sicherheitswahn extrem! In solchen Situationen lach ich die Verzweifelten mit ihren Rollenkoffern immer gerne aus – dem Herrgott sei Dank für Rucksäcke.
In der kombinierten Station, „Estación Intermodal de Buses y Trenes,“ hat die Firma ALSA Corona als Ausflucht genutzt ihre Schalterkräfte durch Automaten zu ersetzen. Tickets gibt es nur noch mit Karte und nur nach Eingabe persönlicher Kontaktinfo, inklusive Ausweisnummer. Dabei findet aber eine logische Überprüfung nicht statt, jede Zahlenkombi oder eMail funktioniert. Gepäckaufbewahrung, in Spanien immer schon schwierig und teuer, findet hier gar nicht mehr statt. Also ab in den Supermarkt über die Straße für Verpflegung, zwei Stunden im Park gesessen, dann ein paar hundert Meter in der Innenstadt gebummelt und das bescheuerte Händeklatsch-Denkmal entdeckt. Mit gut 45 Minuten Verspätung kommt der Bus. Ankunft in Benidorm war gegen 21.00 Uhr.

Benidorm

Poniente Beach
Poniente-Strand in Benidorm.
Rentner
Mir wurde am zweiten Abend klar, daß ich den Altersdurchschnitt im Hotel Camposol ganz gewaltig drückte.

Wieso bitte begebe ich mich freiwillig eine Woche in ein Zentrum des Neckermann (Für die jüngeren Leser: Neckermann war ein in der Nachkriegs-BRD groß gewordenes Versandhaus, das sehr früh in Pauschalreisen diversifizierte, so daß das Reisebüro bald bekannter war. Seit Mitte der 1970er war „Neckermann,“ obwohl bald darauf mit Karstadt fusioniert, synonym mit billigen Pauschalreisen und deren Gästen und ihrer entsprechenden kleingeistigen Einstellung. Die Marken gibt es heute noch sie gehören aber Otto-Versand resp. dem türkischen Reisekonzern Anex.)-Tourismus? Letztendlich aus demselben Grund warum jedes jahr Hunderttausende herkommen: langer Strand, Nachtleben und vergleichsweise billig. Außerdem hatte ich keine Lust zur ekelhaftesten Jahreszeit nach München zu kommen. Nichts ekelhafter als drei Grad, Nieselregen mit Wind und dann finster um halb Vier.
Das einzige Hostel war für € 26 im Schlafsaal nicht unbedingt ein Schnäppchen. Auf booking.com erschien dann als günstiges Angebot das in der „Altstadt“ gelegene Hotel für € 40 im Einzelzimmer, das aber mit Halbpension. Meine Bewertung: “Better then to be expected in this category 9,0. Liked: Cafeteria food served with plenty of choice. Superb cleaning lady and attentive receptionists. Disliked: Hotel bar overprized. Food only cooked in one way: tray in the oven, which makes ’fried’ items soggy.

Benidorm: seine Schönheit und Schönheiten (Vergrößern)

Samen Löwe Schee Pippi Maria Älterer Herr, mit Bürstenschnitt, Angeber-Sonnenbrille und vergleichsweise muskulösem Oberkörper, nur mit Shorts und T-Shirt bekliedet Knackarsch Nr. 1 Rentnerehepaar auf Mobility Scooter Tandem. Dönerbudenrolladen mit gemaltem Soieß den ein Koch im Stile einse Samurai mit Schwert bearbeitet Knackarsch Nr. 2 Knackarsch Nr. 3 Mel’s Mateos „Neptune’s Crazy Daisy Godzilla

Nach drei Wochen im Sand und fehlender Kommunikation war es durchaus angenehm sich wieder unterhalten zu können. In der Nachsaison ist der Ort erträglich ruhig, besoffene Engländer sieht man auch kaum.

Tagesausflüge: Alicante und Denia

Putto
In der St.-Nikolaus-Kathedrale (In Spanien spricht man von „Nicolás de Bari,“ wenn man den bei uns als „Nikolaus (von Myra)“ bekannten Heiligen meint. Der im deutschen Sprachraum „Nikolaus von Bari“ genannte war ein italienischer Abt in der ersten Hälfte des 13. Jhdt.) von Alicante. Auffallend viele Statuen in dieser Kirche zeigen Rochus von Montpellier (span. San Roque), den Schutzpatron der Hundehalter. Der Polenpapst war auch hier – verewigt in Öl.

Durch die Alicante Tram kommt man langsam aber doch regelmäßig in der Gegend rum. Alicante kannte ich bisher nur auf Durchreise. Gemütlicher Spaziergang durch Markthalle und Innenstadt, dann noch ein paar Kirchen besichtigt. Aus einer wegen beginnender Mittagspause hinausgeworfen um 13.30 Uhr war am selben Platz das Kunstmuseum, das, wie an vielen Orten in Spanien auch am Mittwoch EU-Bürgern freien Eintritt gewährt.

Auf der Rückfahrt zwei Halte vor Benidorm in Finestrat ausgestiegen, um im Gewerbegebiet durch die Einkaufszentren zu bummeln. Tags darauf dann nochmal hin um bei Lidl und Aldi Nord einzukaufen. Vorher noch im spanischen Einkaufszentrum kam ich mir vor wie in einem Porno-Filmchen: Ein heftig knutschendes Pärchen, sie im blauen Sommerkleid, machte kurz Pause und ging etwa zehn Schritte vor mir, als er ihr das Röckchen hochhob.А ну ка взяла Nichts drunter – aber sehenswerter Hintern, den er dann noch geknetet hat. Das Ganze vielleicht 20 Sekunden lang. Zugegebenermaßen war das Einkaufszentrum fast leer. Die beiden sind dann in einen Klamottenladen abgebogen. Ich nehme an sie hat in der Kabine ausprobiert ob seine Größe paßt.

Im Museo des Artes Contemporarios von Alicante lief auch eine Ausstellung, bei der man frug ob für das in den letzten vierzig Jahren gesammelte „moderne“ galt: „Ist das Kunst, oder kann das weg? (Vergrößern)

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Dénia

Am nächsten Tag dann mit der Tram ans entgegengesetzte Ende in die Richtung nach Dénia. Leider ist der Ausbau noch nicht ganz abgeschlossen. Das letzte Stück von Gata ist SEV. Kennt man als Bahnkunde bei uns auch. Daß dann bei der Rückfahrt hier auch noch ein Zug gestrichen wurde zeigt allenfalls, daß man bei der Bundesbahn auf spanischem Niveau ist. Nun ist Gata ein typisches ländliches Städtchen, wo Nachmittag um vier tote Hose ist. 200 Meter die Straße runter war dann doch ein Café offen. Dem Akzent nach betrieben von einem peruanischen oder kolumbianischen Paar. Ein Copa de Terry mit vernünftiger Füllung – ich sage mal fast „sto gram“ hat mich dann hinreichend entspannt.

In Dénia hatte ich vor fast dreißig Jahren gut sechs Wochen eine Wohnung, die wollte ich wiederfinden. Es hat sich viel verändert. Unter der Burg geht nun ein Fußgängertunnel durch. Den Hafen, hier täglich Fähren nach Ibiza, hat man in den 1990ern gewaltig ausgebaut. Ich habe einige Zeit gebraucht, um die Seitengasse zu finden, wo ich Ende 1994 eine Wohnung hatte. Schließlich habe ich mich auf zwei mögliche Häuser auf zwei mögliche Kandidaten einschränken. Nach Vergleich mit alten Photos weiß ich nun wieder wo. Dann um die Ecke war Zeit für ein ordentliches „Menu del día“ für € 13. Auf dem Platz steht eine Playmobilfigur aus Bronze, die an einen in den 1950er gedrehten Film erinnern soll.

In Dénia und Alicante (Vergrößern)

Sardinas Wohnung Giraffe Autoreifen Bar Playmobil Fisch Alicante Tram Gata Asoziale Kunst am Hafen

Zwei Tage später war es dann Zeit abzureisen. Im benidormer Busbahnnhof, den man schön groß vor 15 Jahren am Ortsrand hingestellt hat findet seit Eröffnung keine Wartung mehr statt, was besonders an den Toiletten deutlich wird. Auch hier verkauft ALSA Tickets nur noch am Automaten. Nebendran, wis schon in Alicante, der Schalter eier Busfirma, die direkt bis Rumänien fährt. Bis Bukarest wären es über 3300 Straßenkilometer. Im Café das nette Schild: „Wir haben hier kein WLAN, Leute sollen sich unterhalten.“ Während des Wartens Gespräch mit einem Engländer, dem ich seinen persönlichen Brexit nahelege: warum er denn nicht in Windermere oder Blackpool seinen Urlaub verbringe? Insbesonders wo jetzt doch die medizinische Versorgung bei ihm zu Hause so viel besser geworden sein muß? Immerhin sollen doch die durch den Brexit geparten 300 Millionen Pfund täglich in den NHS fließen? Er nahm’s mit Humor. Der Bus in den er einstieg fuhr fünf Minuten früher ab, blieb aber dann gleich auf der Autobahn liegen, so daß er und seine Mitfahrer zu uns einstiegen und wir uns bis Valencia, seinem Tagesziel, nett unterhielten.

Barcelona, Fähre nach Genua

Hafen
Blick auf Barcelona vom Fährhafen.
kein Jude
Dieses Grafitto in Hafennähe spiegelt die Essenz Barcelona wider: die zahlreichen Augen zeigen die Überwachung sowie die Gier nach Geld, welche diese herzlose Metropole treibt. (Vergrößern)
Aufzugkäfig, Baujahr 1905Aufzug, Baujahr 1905 in Genua.

Das im voraus, absichtlich so am Hafen wie möglich gebuchte Hostel One Ramblas erwies sich zunächst als „Party location,“ wo sonst niemand über 25 war. Stört mich nicht, normalerweise. Dummerweise war der Junge an der Rezption auch noch zu unerfahren meine Buchung in die richtige Bettnummer umzugestalten. Nette Dachterrasse.

Am Abend blieb mir noch genug Zeit im Hafen ein Ticket für die Abfahrt tags darauf zu kaufen. Die Schalterdame sagte „check-in 9 Uhr,“ meinte aber ab 9 Uhr. An Bord darf man erst 12.30 Uhr. So saß ich dann dumm rum. Eine halbe Minute maximal aufgestanden, um mir zehn Meter von der Bank ein Schiffsmodell anzusehen. Als ich mich wieder umdrehe war mein Tagesrucksack geklaut. In der Halle selbst waren vielleicht drei andere Leute mit mir gewesen. Ich hoffe nur der Dieb war ein Obdachloser, dann hat er diesen Winter einen gemütlichen Winter: weg sind ein fast neuer Daunenschlafsack, Ladegerät, Opinel-Taschenmesser sowie ein großes Handtuch. Dazu noch eine Brotzeit.

Die Fähre kam aus Marokko, also Zustände wie auf der Hinfahrt. Im Hafen von Genua auf verschlungenen Pfaden zu einer Ausweiskontrolle, die nach dem Hinweis ich käme aus Barcelona nicht stattfand. Zweite Kontrolle bevor man auf die Fußbrücke durfte. Um den frühen Zug zu erwischen, mit dem ich über den Brenner in einem Tag heimkäme, war es schon zu spät. Daher noch kurz das Hostel Victoria House direkt beim Bahnhof Brignole gebucht. Dies ist in einem 1905 gebauten Palazzo, wo der Aufzug noch original ist wie man sonst nur aus Filmen kennt: Käfig und zwei Türen zum manuell schließen. Tolle Ausstattung, nettes Personal.

Comic: Peitschenschwingender Araber vor Arbeiter am Betonmischer, Kran und ein halbfertiges Stadion im Hintergrund.
Vielleicht sollte Franz Beckenbauer in St. Adelheim (Danach dann im Interview: „Die laufen alle frei 'rum, weder in Ketten gefesselt noch mit irgendeiner Büßerkappe am Kopf.”) nicht nach Sklaven sehen?

In Genua gebummelt, Ersatz gekauft fürs Opinel und Ladegerät. Abends nette Unterhaltung mit einem Pärchen aus Oregon. In den Nachrichten lief die Mitteilung dort habe man gerade durch Volksabstimmung “slavery” abgeschafft. Wie bitte? „Sklaverei abgeschafft?“ – war das nicht schon 1863 gewesen? Abraham Lincoln und so? Stellt sich raus, man hat die gesetzliche Arbeitspflicht für Sträflinge abgeschafft, die ja unfreiwillig ist. Vergleiche hierzu Art. 12 des Grundgesetzes der BRD: „(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.“ Bei uns im Knast wird die Arbeitsstunde immerhin mit € 1,60 entlohnt, von denen der Häftling nur die Hälfte ausgezahlt bekommt. Rentenbeiträge usw. werden auch nicht abgeführt, obwohl eine solche Regelung seit 1976 (!) im Strafvollzugsgesetz steht, vorbehaltlich der Inkraftsetzung, die nie erfogt ist. „Amerika, du hast es besser.“
Nächsten Morgen 5.10 Uhr in den Zug, kurz nach 22.30 Uhr zu Hause.


Essen und Trinken

Blechernes Teekännchen, Glas mit Zweig frischer Minze und großem Stück Würfelzucker auf tablett
Thé marocaine bitterer, starker grüner Tee im Kännchen. Die Minze im Glas wird überbrüht. Den ganzen Zuckerbatzen dazu, um es genießbar zu machen. Dann zum Mischen mehrmals zwischen Glas und Kännchen hin- und herkippen.

Es kann in Marokko überraschend schwierig sein vernünftiges Essen zu bekommen. Klar gibt es in Restaurants Couscous und Tahjine, in den Touristenzentren kann man dafür glatt zehn Euro ausgeben. In Restaurants für Einheimische reichen 30-40 Dh. Dann kommt es gerade in einfacheren Restaurants ziemlich zerkocht daher. Nach dem dritten Mal verzichtet man freiwillig aus solche Delikatessen. Oft gibt es auch neben einem Metzger einen Grill und Sitzplätze. Man kauft sein Fleisch, gibt es dem Mann am Grill, der es dann gebraten serviert. Wobei es sich nicht um Spitzenköche handelt. Üblich ist das direkte Auflegen des Produkts auf die Kohle, was z. B. auch Maiskolben nicht zum Genuß macht. Supermärkte sind vor allem französische Ketten. Hierhin geht man für teuren Fertigfraß, Kosmetika, Reinigungsmittel usw. In Marraskesh gab’s in einem Schweinesalami aus Spanien um 70 % reduziert. Frisches Gemüse und Fleisch holt man im Basar, wobei viele der Waren eher gammelig sind. Wer das arabische Wort für „Kühlkette“ kennt, sage mir bitte Bescheid. Gutes, frisches Fladenbrot bekammt man überall zum Einheitspreis. Die kleinen Läden, alimentaire générale bieten alle das Gleiche. Neben Milchproukten, viel Dosenwaren und Kekse euopäischer Marken. Ich habe in den zehn Tagen im Süden mehr Dosenfisch gegessen als in den letzten zehn Jahren. Zur Auswahl stehen nur Thun, Makrele und Sadinen in Öl, ganz selten Calmar, fast alles abgepackt in Spanien. Dabei gibt es in Marokko und Mauretanien überraschend viel frische Fische, die vor der Küste im Atlantik gefangen werden.

Zum Essen in Mauretanien gilt das über Marokko gesagte in verschärfter Form. Der einzige Erfolg den die französischen mission civilisatrice dort hatte war den Eingeborenen beizubringen wie man anständiges Baguette bäckt.

Ein bißchen Foodporn: es galt aber, Dosenfisch allüberall – weil’s sonst kaum was gab (Vergrößern)

HFC Sepia In Alufolie gerolltes Sandwich mit Pommes Frites und Wasser auf Tablett. Malt Frühstück Tellerchen mit roter Sauce, weiterer mit frittierten Fischstücken, lila Körbchen mit marokkanischem Fladenbrot auf weißer Tischdecke Hamburger Dosenfisch Schnecken in Schüsselchen Judenbier Auf schwarzem Tablett Tellerchen mit roter Sauce, ein weiteres mit grünen Oliven, größerer Teller mit frittierten Calamares gekrönt mit Zitronenspalte. Buffet


Weiterführend

[1] Vgl. Saudi king spent $100 million on his holiday in Morocco. Interessant ist dieser Artikel des englischen Independent auch als Medienkompetenzübung, wer und was hier in ein zumindest „westlich-moralisch“ schlechtes Licht gerückt werden soll. Man macht sich die Positionen der in der zionistischen Entität erscheinenden Zeitung Haaretz zu eigen. Ins gleiche Horn stößt „Sextourismus-in-Marokko“ im Hausblatt der deutschen Körnd’lfresserpartei, die gerne moralisierend die Welt verbessert, sobald es aber dann darauf ankäme jegliche moralische Bedenken über Bord wirft und Pflugscharen zu Schwerten machen möchte.
Es gibt den Film Much Loved von Nabil Ayouch über vier Prostituiere, hierbei handelt es sich nicht um eine Dokumentation, sondern reine Fiktion, duchaus mit guten schauspielerischen Leistungen, weswegen ein Preis beim Festival 2015 gerechtfertigt war. [ ▲ ]

[2] Vgl. EU court invalidates Morocco trade agreement over Western Sahara inhabitant consent. Siehe auch zur Problematik der Staatsangehörigkeit der Vertriebenen, von denen geschätzt 173.000 in Lagern in der südalgerischen Wüste vegetieren. Zum Hintergrund: Facts about Western Sahara Conflict that You Should Know [ ▲ ]

[3] Hintergrund zum Boykott: 1) geschrieben vor dem Yom-Kippur-Krieg: ; The Arab Boycott of Israel; International Journal of Middle East Studies, Vol. 3 (), № 2 S. 99122; 2) aus neuerer Zeit: ; The League of Arab States Trade Boycott of Israel a Passé: Time for Renewed Debate; Journal of World Trade, Vol. 52 (), № 4 S. 643662; DOI: 10.54648/trad2018028
„Israellobby“ ist hier zu verstehen gemäß der Definition gegeben von den, dem Neo-Realismus („Neorealismus:“ Gemäß dieser Theorie sind die internationalen Beziehungen durch die absolute Dominanz von Sicherheitsinteressen der Staaten, deren Selbsterhaltungstrieb und ihrer Verweigerung von Kooperation geprägt.) anhängenden, Politikwissenschaftlern in ; ; The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy; NY (Farrar, Straus and Giroux); ISBN 0-374-17772-4;
Quellen zu den Konsulaten: 1) Offizielle Liste der marokkanischen Regierung Consulates-General in the Southern Provinces of the Kingdom of Morocco (Okt. 2021), zusammen 30 in Aiun und Dakhla, davon einige markiert als “announced”; 2) Eröffnung Kapverde Cape Verde opens a consulate in Dakhla “This gesture is evidence of its support for `Morocco's territorial integrity’” (Aug. 2022). Auf youtube findet man dann einige Clips wenn man sucht Dakhla plus Ouverture du consulat bzw. inauguration du consulat: USA Ouverture du consulat américain à Dakhla (2021-01-10), Kapverde, Togo, Senegal, Guinea und Äqautorial-Guinea hat man gleich am selben Tag erledigt. Zur Nichteröffnung des amerikanischen Konsulats: US Congress blocks inauguration of consulate in occupied Dakhla and armed drones sale for Morocco. Trotzdem haut man weiter in die Kerbe: US to strengthen penalties for joining Arab League's Israel boycott
Zur Erpressung Deutschlands schrieb die Süddeutsche am 7. Mai 2021: Krise zwischen Marokko und Berlin. Das Königreich hat seine Botschafterin zu Konsultationen abberufen. Rabat ist verärgert über Deutschlands Haltung zum Westsahara-Konflikt, die Bundesregierung zeigt sich überrascht. […] Deutschland hatte [nach dem Zugeständnis der USA] bei den UN eine Befassung des Sicherheitsrates mit der Frage bewirkt und die mehrheitlich in den UN und der EU geteilte Position vertreten, dass der völkerrechtliche Status des großteils von Marokko annektierten Gebietes durch Verhandlungen unter Ägide der UN geklärt werden müsse. Rabat bezeichnete Deutschlands Vorgehen als „feindlichen Akt“, der die höheren Interessen Marokkos verletze. Bereits im März hatte es staatlichen Stellen die Zusammenarbeit mit den deutschen Vertretungen in Marokko untersagt. […] Den Baerbock'schen Kniefall Ende August 2022 in Marokko beschönigte die Tagesschau: Deutschland und Marokko haben einen Schlussstrich unter ihre monatelange Krise gezogen und einen Neustart vereinbart. Bei dem Besuch von Außenministerin Baerbock ging es auch um die Zusammenarbeit in Energiefragen. Die „Ergebnisse“ in offizieller Diplomatensprache: Deutsch-Marokkanische Gemeinsame Erklärung, zusammengefaßt auf Normalo-Deutsch [sic]: Völkerrechtsprinzipien gegen Energie. Und, ach so Marokko hält uns die ganzen Wirtschaftsflüchtlinge vom Leib, außer wenn man Spanien ärgern will, dann dürfen schnell ein paar Tausend nach Ceuta schwimmen. Die Spanier sind auch wegen der Gas-Pipeline schnell eingeknickt: Spain changes its policy on the Western Sahara issue. Oder, wie einer von Nixons Schergen, Charles Colson, einmal gesagt haben soll: If you’ve got ’em by the balls, their hearts and minds will follow. Der Korruptionsskandal an der Spitze des EU-Parlaments , der beginnend Dezember 2022 bekannt wurde, wonach sowohl Katar als auch Marokko durch Agenten und gewaltige Schmiergeldzahlungen Einfluß genommen haben, sei hier nur am Rande erwähnt. [ ▲ ]

[4] Ausführlich aus israelischer Sicht: ; China Economic Relations with Mauritania in the Age of the Belt and Road Initiative; Journal for Interdisciplinary Middle Eastern Studies [ISSN 2522-347X], Vol. 7 (), № 2 S. 6586; DOI: 10.26351/JIMES/7-1/3 . Wie es auf chinesischen Schiffen vor Afrika zugeht beschreibt Ghana fishing: Abuse, corruption and death on Chinese vessels. [ ▲ ]

US Soldat manikürt unberührt seine Fingernägel, während neben ihm in Abu Ghraib ein mit Kapuze verhüllter Häftling durch Elektroschocks gefoltert wird.
„Von den USA lernen, heißt siegen lernen,“ zumindest wenn es um saubere Fingernägel geht.

[5] ; Collision of Climate, Cattle, and Culture in Mauritania during the 1970s; Geographical Review, Vol. 71 (), № 3 S. 281297; DOI: 10.2307/214701 Über diese Zeit hungriger Negerkinder berichtet der Roman „Die wahre Geschichte von Ahmed und Zarga“ verfaßt von Mohamedou Ould Slahi Houbeini (* 1970). Besagter war von den Amerikanern als „Islamist“ unschuldig jahrelang ohne Gerichtsverfahren (Was die „deutsche Qualitätspresse“ nicht daran hindert zu titeln: „Kann ein Ex-Terrorist ein Berliner Literaturfestival leiten?“ (Berliner Zeitung); African Book Festival Berlin: Ex-Dschihadist als Kurator abgesetzt, SZ 14. März 2023) in Guantanomo inhaftiert, worüber er sein „Guantánamo-Tagebuch“ (engl.: Guantánamo Diary) geschrieben hatte, das unter dem Titel „Der Mauretanier“ vefilmt worden war. Trotz permanenter Verhöre, auch durch den deutschen Auslandsgeheimdienst BND, intensiver Folter in verschiedenen Geheimgefängnissen, 14 Jahren Haft auf Guantánamo und der von ihm selbst und von Mitgefangenen erfolterten Geständnissen, konnten keine Beweise erbracht werden, um ihn zu verurteilen. (WSWS, 20. Juni 2023). Der 90minütige Dokumentarfim des NDR „Slahi und seine Folterer“ erhielt den internationalen Emmy 2022. Wegen seines Romans hatte man Slahi angetragen beim African Book Festival als Kurator zu wirken. Wohl von dritter Seite gesteuerte Interessen ließen in der Jüdischen Allgemeinen verlauten: Seine Berufung als Kurator ist ein Akt deutscher Israelfeindlichkeit und Offenkundig immer noch en masse vorhanden ist sein [Slahis] Hass auf den jüdischen Staat. Ihn überzieht der in Mauretanien geborene Houbeini gern mit antisemitischen Unterstellungen wie: Israel begehe ethnische Säuberungen oder sei durch und durch ein Apartheidstaat. [Anm: was auch Nelson Mandela so gesagt hat.] Diese Tiraden wurden ohne Zitat in der FAZ als „verschiedene Medien“ umschrieben. Sie fanden dann weites Echo, um KRITIK (Als Frontfrau diente Ronya Othmann, durch ihre Herkunft hinreichend politisch-korrekt legitimiert, zunächst in der Sonntags-FAZ, was dann durch aufhetzend „framende“ Folgeartikel z. B. in der zum selben Verlag gehörenden Frankfurter Rundschau fortgesetzt wurde: „Slahis Opfergeschichte“ 14. Feb. 2023.) Othmann hatte sich schon 2022 als Sprecherin der Reaktion bei der Debatte um die neuernannte Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman proflieren dürfen. Einige üble Ergüsse lieferte auch der Kulturressortchef der taz, Andreas Fanizadeh, der schon zur documenta 15 als Propagandist aufgefallen war.) schreien zu können, wobei alles über die von den Amerikanern geäußerten alten Vorwürfen hinaus vollkommen unbelegt blieb, aber für den Trägerverein InterKontinental e. V. genug war im März den Schwanz einzuziehen und Slahi Houbeini auszuladen mit der allerscheinheiligsten, in der Printausgabe des Hausblattes der konservativen Reaktion folgendermaßen zitierten Phrase: „Man bedaure die nun zur sicheren Durchführung des Festivals nötige Trennung außerordentlich, denn aus künstlerischer Sicht spreche weiterhin nichts gegen eine Zusammenarbeit mit Houbeini.“ Rückgrat geht anders! Aber wundern tut solches in der BRD des Jahres 2023 nicht mehr denn man fazzelte weiter: Dieser Schritt wurde vom Kulturstaatsministerium unter Leitung der Grünen Claudia Roth ausdrücklich begrüßt. Als Fußnote interessant: Im Jahr 1988 kam er dank eines Hochbegabtenstipendiums nach Deutschland […] Beeinflusst durch Aufrufe von Abdallah Azzam, einem Vertrauten von Osama bin Laden, der Freiwillige zum Kampf gegen die Kommunisten im damals von der Sowjetunion kontrollierten Afghanistan aufrief, ließ er sich in einem Bonner Informationsbüro der afghanischen Mudschaheddin (Laut Bundestags-Drucksache 14/8252 vom 15. Feb. 2002 in der Theaterstr. 12: Dieses Büro soll der Hezb-e Islami Afghanistan von Gulbuddin Hekmatyar nahe stehen. [Anm.: Hekmatyar war ein Warlord aus Kundus, von der CIA finanziert, die auch seinen Drogengroßhandel als “collateral damage” mit trugen. Er war nach Abzug der Sowjets mehrfach Premier von Afghanistan, seit 1997 im iranischen Exil. Er stellte sich dann Ende 2001 gegen die bei Bonn ausgehandelten „Petersberger Beschlüsse“ [vertreten bei der Konferenz war man in der mundtot gemachten „Zypern-Fraktion“ durch Delegationsführer Humajun Dscharir, Hekmatyars Schwiegersohn], durch welche das Karzai-Regime installiert wurde. Den Amerikanern, die ihn seit 2003 aktiv verfolgten, prophezeite er 2006 dasselbe Schicksal wie den Sowjets in Afghanistan, was sich erst 2021 bewahrheitete.] An der Adresse befindet sich laut google maps im Juni 2023 die Raudah Moschee مسجد الروضة im Gebäude nebenan, Hausnummer 14 die albanische Meshira Moschee (= Xhamia Mëshira), die aber auf ihrer Facebook-Seite ebenfalls Hausnummer 12 nennt mit den Details „Freie Moschee ohne Dachverband“ gegründet 2010.) anheuern, aus denen Al-Qaida hervorging. Zu diesem Zeitpunkt galten sie nicht als Feinde des Westens, sondern im Gegenteil: Sie wurden von den USA und der Bundesrepublik gegen die Sowjetunion unterstützt!
Nach dem Fall der afghanischen Zentralregierung kehrte Slahi 1992 nach Deutschland zurück und erklärte, dass er keine Verbindungen zur Al-Qaida mehr habe.
Weiter ging’s für ihn: Mohamedou Slahi übrigens wird zum Festival, das vom 25. bis zum 27. August in Berlin stattfindet, nicht persönlich erscheinen. Gegen ihn gilt weiterhin ein von der Stadt Duisburg erwirktes Einreiseverbot. Es bezieht sich auf einen 30 Jahre zurückliegenden Sozialbetrug aus der Zeit, in der Slahi in Duisburg studierte. Das Verbot nicht aufzuheben, so legt eine Recherche des Investigativ-Journalisten Georg Mascolo (Linientreuer „Qualitätsjournalist:“ 2008–13 Chefredakteur des ehemaligen Nachrichtenmagazins spiegel. Mitglied der Organisation Atlantik-Brücke sowie der „Core Group“ der Münchner Sicherheitskonferenz. Dann Leiter des Rechercheverbunds der drei deutschen Medienpartner, 2014–22. Zum Thema Krieg der Worte – Fakt, Fake und die neue Macht der Lüge forderte Mascolo im Juni 2017 in einem Vortrag im Rahmen der Tübinger Mediendozentur […] Journalisten auf, Fehler zuzugeben und Falschmeldungen zu korrigieren. Er habe sich dieser Verpflichtung der längsten Zeit seines Berufslebens entzogen wie die meisten anderen Journalisten auch […] In seiner Darstellung von Fake News und Propagandatechniken betonte Mascolo außerdem die Stärkung der Rolle des Staates und gleichzeitig die Verantwortung der Internetkonzerne wie der Medien. – Kann man sich besser selbst entlarven?) nahe, gehe auf den Ratschlag von US-Behörden zurück. Verfolgungsverjährung für solchen Pipifax ist meines Wissens nach in der BRD fünf Jahre, Resozialisierung braucht es bei Slahi Houbeini nicht, denn er wurde ja nicht rechtskräftig wegen eines Verbrechens verurteilt, hat somit als unschuldig zu gelten. Soviel zu einigen Sprechblasen des sonst so betonten „Rechtsstaates.“
Gräbt man etwas tiefer findet sich beim Verein, der unter gleichen Namen einen Verlag und eine Buchhandlung betreibt, zunächst viel Gutmenschensprech, es zeigt aber schnell wie tief man in der Subventionsmaschine steckt. Da zahlt für die afrikanische Buchmesse der Hauptstadtkulturfonds. Von der Senatsverwaltung (SE 1 De) gab es schon 2022 kräftig Knete für den Verein. Die als Verantworliche eingetragene Karla Kutzner ist wiederum im Rahmen von Writing in Migration direkt von der Kulturstiftung des Bundes finanziert. Das zuständige Ministerium lobt auch den Deutschen Buchhandlungspreis aus, den 2021 wer wohl bekommen hat? – Die Buchhandlung InterKontinental. Um es frei nach Claudia Roth zu sagen: „Das macht mich ein Stück weit betroffen.”
Nun gibt es da in Berlin noch eine Eventagentur franzhans06, die auf ihrer Webseite mit den Logos der „Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien“ sowie der ebenfalls von dieser finanzierten „Initiative Musik gGmbH“ wirbt und folgendes Personal als Ansprechpartner aufführt (alle mit Photos): Rüdiger Kutzner (Geschäftsführer), Nana Frisch (Veranstaltungsmanagement), Christopher Kutzner (Ticketing), Karla Kutzner (Booking), Michael Kutzner und Jeanette Friese (in Elternzeit). Wo ist da der Trauzeuge?
Die andere tragende Person des Vereins ist Stefanie Hirsbrunner. Sie war, bevor sie zur Politologin umschulte, wie die zur bayerischen Kultusministerim mutierte Straußtochter Monika Hohlmeier, gelernte Hotelfachfrau. Sie hat ihre Tätigkeit in einem Buch verarbeitet, in dem sie sich selbst in ihrer Rolle als Opfer der zahlenden Hotelgäste präsentiert. Da verwundert es umso mehr, daß sie gegenüber jemandem der das Opfer echter Willkür geworden ist so wenig mitfühlend zeigt. Zum eingangs erwähnten Roman Die wahre Geschichte von Ahmed und Zarga (ISBN 978-3-9823281-6-4) summiert der Verlag den Inhalt: Ahmed ist Kamelhirte, wie schon sein Vater vor und sein Sohn nach ihm. Die Tage von Ahmed und den anderen Beduinen werden durch den Rhythmus der Jahreszeiten, die Bedürfnisse seiner geliebten Kamelherde und die reichen Legenden und Geschichten bestimmt, die sein Leben mit jahrhundertealten Traditionen verbinden. Doch Ahmeds Welt wird bedroht: von den französischen Kolonisatoren, von der zunehmenden Verstädterung und von einer Dürre, die tödlicher ist als alles, was sie je erlebt haben. Zunächst versucht Ahmed, diese Kräfte zu ignorieren, konzentriert sich auf den Alltag als Hirte. Doch dann verschwindet Zarga, sein wertvollstes Kamel und Ahmed begibt sich auf die Suche. Ein Weg, der harmlos beginnt, wird zu einer gefährlichen Reise, die ihn mit der unbändigen Schönheit, aber auch den Abgründen menschlichen Daseins konfrontiert und alle Facetten seiner nomadischen Überlebenskünste in der Wüste auf die Probe stellt. [Anzumerken bleibt historisch richtiger als dieser Werbetext, daß die bösen französischen Kolonisatoren 1960 abzogen, die erste der Dürren der Sahel-Zone 1972-74 dauerte und diese dann Ursache der Verstädterung war, die dann die oben erwähnten Drecklöcher entstehen hat lassen.]
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