Europa 2022

Rundreisen ohne „Aluhut“

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Schleife 1: Georgien und retour über Land

Asterix-Zeichnung. Gruppe Römer, angesagt wird maskierter Wagenlenker „Coronavirus“ auf Streitwagen.

Nach Istanbul in den Winter

Die Bürger werden eines Tages nicht nur die Worte und Taten der Politiker zu bereuen haben, sondern auch das furchtbare Schweigen der Mehrheit.

Ein trüber Nachmittag in der ersten Märzwoche im zweiten Jahr des Spahn-Söder'schen Maskendiktatur. „Ich muß hier raus!“ Fast alle europäischen Länder1 hatten ihren “Freedom Day” [Geprägt wurde der Begriff „Freedom Day“ in der Corona-Pandemie vor allem durch den britischen Premierminister Boris Johnson. Johnson war einer der Vorreiter, wenn es um Lockerungen der Corona-Maßnahmen ging. Bereits im Juli 2021 hatte er einen Großteil der Corona-Beschränkungen auslaufen lassen. Die Idee: An diesem Tag sollen die Menschen ihre „uneingeschränkte Freiheit“ zurückerlangen. Die meisten assoziieren mit dem Begriff den Wegfall aller Corona-Maßnahmen, wie beispielsweise die Maskenpflicht oder Personenbeschränkungen bei Veranstaltungen.] schon gehabt oder standen zumindest für Geimpfte kurz davor. Selbst die reaktionäre Neue Zürcher Zeitung hatte schon am 19. Jan. getitelt: „Willkürlich streng: Deutschlands Corona-Politik ist von gestern.“2

„Das Schlimme am Totalitarismus (Theoretischer Hintergrund vgl. Nolte, Ernst; Die historisch-genetische Version der Totalitarismustheorie: Ärgernis oder Einsicht?; Zeitschrift für Politik, N.F. Vol. 43 (1996), № 2, S. 111-122.) ist ja nicht, daß Böse Böses vorhaben, sondern daß das Gutgemeinte maßlos ausgedehnt wird, bis es schließlich alles andere in der Gesellschaft verschlingt. Der oder die ‚total Gute‘ ist auch deswegen so gefährlich, weil die total Guten bis zum letzten Moment glauben, sie seien auf der richtigen Seite. Sie sind völlig blind für die Einsicht, daß man sich selbst begrenzen lassen muß – gerade in seinen besten Absichten.“

Also Dienstag ab in die Goethestraße, wo ein türkisches Reisebüro Busse nach Istanbul für € 90 angeschrieben hat. Abfahrt Freitag, 11. März 14.30 Uhr am ZOB. Des Bus und ich sind bereits zeitig eine Dreiviertelstunde früher da. Ich stehe mit dem Gepäck daneben, als mein Telefon klingelt, wo ich denn bliebe? Einer der herumstehenden Herren war auch der Fahrer. Unter dem Netz der Alpar selbständig gab er mir seine Karte, um in Zukunft direkt bei ihm zu buchen,3 er fährt die Strecke jede Woche. Die Fahrt selber war ohne irgendwas Aufregendes.

Dann kam kurz vor Ankunft der Wetterbericht – Schneesturm in Istanbul, der erste im März seit über dreißig Jahren. Bis auf ein paar Hauptstraßen alles gesperrt. Endstation war dann ein paar hundert Meter vom Busbahnhof („OtogarOtogar“). Durch 30 cm Neuschnee dort hin gestapft, es ist kurz vor Mitternacht. Beide der zugehörigen Hotels sind, natürlich, ausgebucht. Ein netter Schneeschaufler zeigt mir den Weg zur Moschee, ich solle dort schlafen. Nicht so mein Ding, es findet sich ein Stück Boden in einem der Warteräume. Ohrstöpsel rein, Yogamatte ausgerollt, Schlafsack drauf – wofür schleppe ich das Zeug sonst mit? Ruhe bis zum Wecken durch Wachleute um 6.30 Uhr. Der Sturm ist vorbei.

Mit der U-Bahn, die Istanbulkart mit Guthaben hatte ich noch vom letzten Mal, ab ins Viertel Aksaray, Nähe internationale Busstation. Ein mit 250 TL einigermaßen bezahlbares Hotel „Kosova 2“Betten war schnell gefunden. Nach dem ersten Nickerchen stellt sich leider raus, daß das Bettzeug verwanzt ist – willkommen im Orient.

Eindrücke aus Istanbul (Vergrößern)

Pudding Shop Straße Moschee Sitzbank Bahnsteig Frau Tür Knaben
Dampflok
Schmalspurlok hergestellt 1874 von Kraus &Cie, München № 380 (= TCCD 2251), vorm Bahnhof Sirkeci (Vergrößern)

Es bleibt dann einen Tag durch den schmelzenden Matsch zu stapfen, bis am Tag 2 nachmittags der Bus nach Batumi abgeht. Zumindest Zeit die zur Moschee umgewidmete Hagia Sophia noch einmal zu besichtigen. Als ich im Februar 1994 das letzte Mal dort war, hatte man weite Teile der Kuppel innen eingerüstet, um zu renovieren. Heute verunstalten große Koransprüche in den Ecken das Innere. Ein Vorteil jedoch: damals mußte man für das „Museum“ Eintritt zahlen, heute in die Moschee nicht. Weiträumig abgesperrt ist der Vorplatz von Sicherheitskräften. Deren häufige Präsenz, wie auch die mehrfachen Ausweiskontrollen während nächtlicher Busfahrten, ist einer der Gründe weshalb ich mir zwar immer wieder sage eigentlich sollte ich die Türkei bereisen, wenn ich aber dann dort bin gefällt es mir immer wieder nicht und ich fahre schnell weiter. Nun hat der Vize-Staatspräsdient Bülent Arınç schon 2011 gesagt, Frauen mögen doch in der Öffentlichkeit bitte nicht lachen: Das vertrage sich ebenso wenig mit dem Wert der Tugendhaftigkeit wie die Zurschaustellung weiblicher Reize. (Will man, daß in der Öffentlichkeit niemand lacht, sollte man vielleicht keine Witzfigur als Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdoğan, exklusiv und live im ZDF:
Ziegenficker
haben.) Bei gehabtem Sauwetter und Kälte gab es hierzu aber nun wirklich wenig Anlaß. Die generelle Schwäche istanbuler Heizungen hatte ich schon bei meiner Durchreise aus Indien im Februar 1994 erfahren dürfen.

Ein Stück weiter am Wasser entlang zum stillgelegten ehemaligen Hauptbahnhof Sirkeci, (Türk.: Marmaray Sirkeci İstasyonu. Durch die 2012 begonnene komplette Umstrukturierung des Bahnverkehrs, die 2031 abgeschlossen sein soll, gibt es auch bedingt durch den Bau von Tunnel- und Hochgeschwindigkeitsstrecken keinen wirklichen „Hauptbahnhof,“ sondern mehrere Halte, die Umstiege zu Marmaray-Lokalbahnstrecke bieten.) wo nur noch ein Fahrkartenschalter für den Schlafwagenzug nach Sofia Tickets verkaufen würde, hätte man die Verbindung nicht coronabedingt eingestellt. [Seit 25. April fahren die Züge wieder.] Auch das kleine Eisenbahnmuseum (ein Saal) war geschlossen.
Ein Stück weiter dann die Ableger der Bosporusfähren und weiter von hinten in den großen Bazar (Kapalı Çarşı). Nichts zum Kaufen, womit ich auf der Hinreise meinen Rucksack schwerer machen möchte.

Am nächsten Morgen bis zum check-out noch in der Gegend herumspaziert. Kurz vor Mittag komme ich an einem Restaurant vorbei, das „gegrillte Wachteln am SpießWachteln“ hat. Haben muß!
Nach dieser Stärkung Rucksack geholt, die knapp zwei Kilometer zum Busbahnhof marschiert. Es folgte eine ereignislose Fahrt in den Osten über Nacht.

Nun hatte ich zum ersten Mal bei Einreise in die Türkei von der Möglichkeit Gebrauch gemacht mit dem Personalausweis einzureisen. Man bekommt dann einen A 5 großen Zettel, auf dem die Stempel angebracht werden.Türkei-Einreisezettel Witz war, daß die georgische Grenzbeamtin, nachdem sie sich und zwei Kollegen fünf Minuten über die abgeklebte Zugangsnummer (CAN) echauffiert hatte, bis ein Vorgesetzter mit gutem Englisch das klärte, meinte, der türkische Zettel mit deren Stempel wäre als Einreisenachweis für Georgien ausreichend. Spoiler: Ihr Kollege sah das bei der Ausreise etwas anders, ließ sich aber überzeugen. Man merkte schon, daß die sonst doch sehr entspannten georgischen Grenzer offensichtlich Anweisung erhalten hatten wegen der seit drei Wochen laufenden Militäraktion in der Ukraine4 etwas genauer hinzusehen. Einige Russen mit in der Schlange wurden auch wieder nach hinten geschickt, um irgendwelche (finanzielle?) Nachweise aufzutreiben.
Während der Wartezeit bis der Bus durch den Zoll kam, bei den Geiern im Grenzbereich etwas Geld gewechselt und ein Khachapuri, das wohl zwei Tage alt war und kalt wie Pappkarton schmeckte, für 3,50 Lari angedreht bekommen. Die üblichen fliegenden Händler mit lokalen wasserklaren Flüssigkeiten waren entweder noch nicht aufgestanden oder hatten in dem Sauwetter keine Lust.

Batumi

20.-25. März: Ich mag Batumi, habe ich seit meiner ersten Einreise immer. Ich habe aber trotzdem noch keine wirklich gute Unterkunft gefunden von der ich sagen kann: nur noch dort. Anzumerken ist, daß coronabedingt alle Hostels im Lande schließen mußten. Nachdem es keine staatlichen Hilfen gab heißt das wohl auch in Zukunft, daß es weniger günstige Unterkünfte im der Preisklasse um 20 ₾ geben wird.5 Im Hotel Toka+ war ich schon Mal eine Woche gewesen. Der Chef, für den, auch wenn wir keine gemeinsame Sprache haben, das Sprichwort „Laßt Dicke um mich sein, die sind gemütlich“ gemacht wurde, schnarchte diesmal nicht am Empfang, sondern ein Bürschchen der Schwierigkeiten hatte 5 × 40 auszurechnen. Irgendwann ging’s dann doch. Bei meinen insgesamt vier Aufenthalten dort war ich mir nie sicher, ob die zeitweise abends an der Rezeption sitzenden Damen nicht abgetakelte „Gewerbe Treibende“ – solche gibt es in Batumi auf der Hauptstraße gegenüber dem archäologischen Museum – sind, die hier Kurzzeitbesucher einbuchen. Ich hatte nie den Eindruck, daß andere Gäste länger als eine Nacht blieben. Andrerseits ging es nur einmal im Nebenzimmer hörbar 2½ Stunden richtig zur Sache.

Und so hoffte ich dann auf besseres Wetter und ein bißchen Frühling – vor ein paar Jahren konnte ich schon Mitte Februar am Strand liegen und Klein-H. ist hier schon einmal am 1. März im Meer geschwommen. War aber nix. Abendlich im Fernsehen zu sehen: dickste Wolkensuppe über dem ganzen schwarzen Meer – und nur dort. Am zweiten Tag etwas Neuschnee, ansonsten Regen mit kurzen Pausen dazwischen. Nur auszuhalten mit wasserklarer Flüssigkeit von einer Marktfrau. Nach fünf Tagen hatte ich genug. Plan: über Achalziche in die hintere Türkei nach Kars.

Achalziche und Batumi (Vergrößern)

Delfine Ukr Riesenrad Schnee Handgeszeichneter Busnetzplan mit Ortsnamen in georgischen und lateinischen Buchstaben, auf Sperrholzplatte Zwei Plumpsklos türkischen Stils, nur durch dünne Wellblechwand getrennt. Braun verkrustet, ebeso ein davor stehender Eimer Zimmer Hotel Minimo Drei restaurierte gräulich-braune Gefäße, eine einzelne schwarze Scherbe auf Tischchen

Achalziche

Es gibt zwei Möglichkeiten, um von Batumi aus zu fahren. Die direkte 163 Kilometer lange Straße über Chulo ist schlecht ausgebaut und gebirgig. So schlecht ausgebaut, daß im Winter nicht einmal Marshrutki fahren. Bleibt also die 320 Kilometer lange Route erst auf der E70 nach Norden die Küste hoch, dann inland auf der E60 bis Chaschuri (ხაშური) und dann runter. Da sieht man aber wenigstens mit welchem Karacho die Chinesen 51 Kilometer Autobahn durch den Rikoti-Paß pflügen. Der Weg hat den Nachteil, daß knapp sechs Stunden im Marshrut fürs Sitzfleisch kein Vergnügen sind. Abfahrt war um acht Uhr früh, dort waren wir um halb drei.

Achalziche (ახალციხე) liegt an der Bahnstrecke Kars–Achalkalaki–Tiflis–Baku, die seit Februar 2021 für Fracht in Betrieb ist. Die Aufnahme des angekündigten Personenverkehrs wurde mehrfach verschoben und ist so bald nicht zu erwarten, ganz einfach weil Georgien die Coronakrise als Grund genommen hat den Personenverkehr, der früher auf den Bahnen schon selten war, so gut wie ganz einzustellen. Nicht aus Gesundheitsgründen, sondern weil man einfach für neue Waggons kein Geld ausgeben will. Südwestlich der Stadt befindet sich der Grenzübergang Posof-Vale mit der Türkei, mit der geschlossenen türkisch-armenischen Grenze verläuft der kürzeste Weg von Westarmenien nach Kars durch Achalziche. Und nach Kars wollte ich ja.

Ebenso wollte ich mir zur Abwechslung ein etwas luxuriöseres Zimmer gönnen. Das Hotel Grand Palace direkt neben dem Bushalt hatte aber zu. Durch die Unterführung Richtung Burg ist praktisch jedes Haus eine Pension. Rein in die erste. Großartig „Minimo Hotel“ genannt erwies sie sich als Volltreffer. Nette Hausfrau, sauberes großes Zimmer und nur 30 ₾.

Ein bißchen durch die Kleinstadt gewandert, für eine georgische Bekannte zu Hause Gewürze gekauft, mein erstes Fläschchen Stalin-Wein für 25 ₾. Erfreulich auch, da vom Wetterkessel Schwarzmeer weit genug entfernt, das erste Mal Sonnenschein in zehn Tagen. Am nächsten Tag Aufstieg zur etwas kitschig renovierten Burg aus dem 13.-14. Jh., mit ehemaliger Moschee. Die Renovierung 2012, bei der die Moschee ein goldenes Dach erhielt, war in Georgien nicht nur wegen Denkmalschutzbedenken umstritten, sondern auch wegen der dubiosen Finanzierung, die aus dem Budget der Polizei kam. Insgesamt mag die Renovierung nicht authentisch gewesen sein, ist aber gelungen. Für Fußkranke sind die vielen steilen Treppen oft ohne Geländer und Pflaster nicht zu begehen. Absolut ungeeignet für Rollstühle und Kinderwägen. Ein Teil der Anlage ist kostenlos zu besichtigen, der größere, renovierte Teil ist das Historische Museum der Region Samzche-Dschawacheti, wo man neben den renovierten Gebäuden auch archäologische Funde und historische georgische Handschriften bewundern kann.

Auf der Corona-Webseite der georgischen Regierung stand, daß alle Landgrenzen wieder geöffnet seien. Stutzig hätte ich werden sollen, daß am Busbahnhof keine Abfahrtszeiten Richtung Türkei zu finden waren. Betrachtet man die Bilder des Streckenplans und der Toilette, wird das auch wenig überraschen. Ich schnappe mir am nächsten Morgen, zur sehr un-georgischen Uhrzeit von 8 Uhr den einzigen Taxler am Standplatz gleich vor der Pension und handle ihn auf viel zu teure 30 ₾ für die fünfzehn Kilometer zur Grenze herunter. Die Fahrt geht durch einen wirklich abgelegenen Teil des Landes. An der Grenze dann hält uns schon ein Stück davor ein Zöllner auf: „Weiterhin nur Übergang für Fracht im LKW.“ Ich kann nicht sagen der Taxler hätte allzu überrascht geschaut. Mit ihm wieder zurück. Der nun doppelte Fahrpreis ärgerte mich schon. Die Welterbestätte in Kars wird auf mich noch länger warten müssen.

Achalziche Panorama
Blick über Achalziche ▲ und Panorama der restaurierten Burg ▼

Achalziche Castle

Also mit dem nächsten Marshrut nach drei Stunden Wartezeit wieder sechs Stunden zurück nach Batumi.
Einen Vorteil hatte die Sache – ich bin nicht erfroren. Der Wetterbericht der letzten Tage hatte für Kars -6–8 °C vorhergesagt, wofür ich nicht wirklich die Klamotten hatte.
Nach einer weiteren Nacht im Toka-Hotel, Tags darauf für den Frühbus nach Trabzon (200 km) eine Fahrkarte besorgt. Wenigstens ließe sich dort das Sumela-Felskloster (Meryam Ana Manastırı) besichtigen.
Dummerweise wurde die Wettervorhersage für diese Region noch mieser, geboten wurden für die dortige Höhenlage nun -16–18 °C. Scheiß drauf – Schnauze voll, raus aus dieser trüben Suppe und mit dem Anschlußbus Nachmittag um 5, zurück nach Istanbul. Der Erdogan’sche Polizeistaat beginnt nach der dritten Ausweiskontrolle in der Nacht ernsthaft zu nerven, nach dem fünften Mal habe ich zu zählen aufgehört.

Rückfahrt

Ankunft in Istanbul am frühen Morgen. Die Fahrt nach Istanbul hinein ging „hinten rum“ über die neue, dritte Bosporusbrücke (Yavuz Sultan Selim Köprüsü) was einem Umweg von gut sechzig Kilometern entspricht, aber beim Verkehr auf den anderen Strecken sicher keinen Zeitverlust. Man kann von Erdo’s Politik halten was man will, die immense Bautätigkeit und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur der letzten fünfzehn Jahre bedeuten gewaltigen Fortschritt. Bei strahlendem Sonnenschein ließen sich Storchenschwärme auf dem Heimflug aus Afrika bewundern. Das direkt bei der internationalen Busstation (Emniyet Otogar) gelegene gute Sim Hotel, in dem ich im Herbst zuvor gewesen war, war leider voll. Also über die Straße ins nicht halb so gute, dafür mit 350 TL ein ganzes Stück teurere Hotel Best Ömer. Für den Bus nach Bulgarien (Nachtzüge fuhren bis Ende April weiterhin nicht) war ein Ticket schnell gekauft. Komischerweise stand „Constanca“ drauf. In den Buden dieser Busstation braucht man eh nicht zu viel fragen, genommen werden nur Euros und nur Bargeld. Abfahrt dann um 17 Uhr. In Burgas kurz nach Mitternacht rausgeschmissen. Kalt, windig, nirgendwo ein sicheres Plätzchen zum Schlafsack ausrollen gefunden. Mit der ersten Möglichkeit hier wegzukommen in aller Herrgotts früh ab. Netterweise kann man in der Bahnhofshalle schon um 5.30 Uhr eine Fahrkarte aus dem Automaten lassen, der Durchgang zu den Bahnsteigen zum um 6.02 Uhr fahrenden Zug bleibt aber zu. Man muß raus, über ein Seitentor zu den Gleisen. Das habe ich bis fünf Minuten vor Abfahrt gerade noch kapiert. Abteil eiskalt.

27.-28. März: In Sofia am Vormittag angekommen. Der etwa eine Kilometer Marsch zur Löwenbrücke, dort beginnt das Viertel mit den billigen Unterkünften, war bergab schnell geschafft. Am Kreisverkehr ins Edona Hotel, hinauf zur Rezeption in den zweiten Stock, 47 Lewa (1 Lew = 1 DM) für zwei Nächte, Kartenleser funktionierte nicht, also bar. Das Zimmer wäre im vierten Stock. Als ich hineinkomme trifft mich der Schlag. Herausgerissene Kabel, versiffte Wände usw. In Europa habe ich so etwas noch nie gesehen. Ich war so erschreckt, daß ich nicht einmal ein Photo gemacht habe. Sofort wieder runter an den Empfang: „Hier bleibe ich nicht.“ Nach einem schwachen Versuch mir noch ein anderes Zimmer aufzuschwatzen läßt sich das Mädel (offensichtlich studentische Aushilfe mit gutem Englisch) überzeugen den Zimmerpreis wieder rauszurücken. Schwein gehabt. Pensionswirte mit mehr Erfahrung sagen bei so was: “Sorry, no refund.”
Über die Straße eine weitere Absteige, das „Hotello.“ Als ich die fette Zigeunerin am „Empfang“ mit Zeichensprache fragte, ob ich das Zimmer erst sehen könne, gab es nur Kopfschütteln. Von der hätte ich keinen Pfennig mehr zu sehen bekommen.
Weiter also hundert Meter ins Kniaz Boris Hotel, mit 2 Sternen „ausgezeichnet“ – und das war es dann auch. Abgesehen vom wackligen Treppengeländer keine Beschwerden. Man merkt, daß eine Hausfrau regiert. Gut geputzt, viele Blumen. Kann man wieder hin.

Der eine Zug täglich von Sofia nach Craiova und weiter Bukarest in Rumänien fährt um sechs Uhr morgens, braucht aber für die 300 km fahrplanmäßig neun Stunden. Davon sind 45 Minuten zum Umsteigen im Grenzort Widin (Видин). Bulgarien und Rumänien sind beide noch nicht im Schengen-Raum [aufgenommen 1. Jan. 2025], zwei Polizisten veranstalten so etwas wie eine Kontrolle: Einen Blick auf den Ausweis, fertig. Am Bahnhof ein Schild, daß der Streckenausbau von der EU finanziert worden war. Nicht dabei steht, daß die Fördermittel nur für die große Donaubrücke und fünf Kilometer Gleis in Rumänien gereicht haben. Danach sind die nicht einmal die Schienen durchgehend verschweißt, sondern es geht: „Katschung, Katschung, Katschung.“ Gefahren wird zeitweise mit Tempo 20. Die restlichen hundert Kilometer bis Craiova dauern 3¾ Stunden!

Flüchtlingsmahl
Weil fast niemand im Zug war drängten mir die ungarischen Flüchtlingshelfer trotz Protest ein Freßpaket für ukrainische Durchreisende auf.

Craiova ist eine Industriestadt die vom Autobau nicht schlecht lebt. (Deutsche Arbeitslose, speziell bochumer Opelwerker seien erinnert, daß hierhin Eure Arbeitsplätze globalisiert wurden). Die Altstadt ist nett hergerichtet und am ersten lauen Abend dieser Reise schön genug, um in einem Straßencafé zu sitzen. Es gibt sogar einen Tabakladen, der Zigarren hat, etwas daß man in Osteuropa selten findet. Das erste im Netz rausgesuchte Hotel wurde gerade umgebaut, also ab in ein Taxi zu zweiten Wahl, dem “Green Hotel.” Der Name ist Programm, die Farbe ist überall. Preislich in Ordnung, ein Zimmer mit Badewanne, zusammen größer als meine Wohnung. Einziger Fehler war, daß ich mir das Frühstück mit aufschwatzen habe lassen. Ein für den Preis sehr mickriges Buffet, während hinter einer nicht sehr dichten Plastikplane im Speiseraum zwei Mann mit dem Boschhammer dabei sind kräftig Staub und noch mehr Lärm zu produzieren. Liebes Management: Service sieht anders aus. Sagt den Burschen, sie sollen wenigstens bis Frühstücksende woanders stemmen!
Ein Tag Aufenthalt, Einkaufsbummel, neue Wanderschuhe.

Burg von Budapest von Donaubrücke, beleuchtet in niesliger Nacht Green Hotel Drei Schaltkästen nebeneinander, bemalt Ausgetrecker Arm und ausdrucksstarkes Gesicht des bronzenen Denkmals zum bewaffneten Kampf für den Sozialismus

Mit dem Zug nächsten Morgen mit Umstieg in Arad weiter nach Budapest, Ankunft am späten Abend. Die nächste Regenfront beginnt gerade ihre Fracht abzuladen. Abfahrt des ersten Zugs zur Grenze Richtung Bratislava 3 Uhr 40 – aber nicht am Hauptbahnhof Keleti, sondern ab Déli am anderen Ufer der Donau. Zu kurzer Aufenthalt für ein Zimmer, zu naß um im Park zu sitzen. Trotz Niesel entschließe ich mich die 5,5 Kilometer zu Fuß zu gehen. Unter einer Arkade auf den Bänken eine ganze Reihe Penner. Einer davon, älter mit Bartstoppeln noch wach – so könnte ich in fünf Jahren auch aussehen – die ihm spontan in die Hand gedrückten 2000 Forint haben ihm hoffentlich den folgenden Tag erleichtert. Auf der Donaubrücke guter Blick auf die Burg, bis gerade dann die Strahler ausgeschaltet werden. Kurz nach drei am Bahnhof, Fahrkarte aus dem Automaten und Wahnsinnsdurst. Dummerweise nimmt die Maschine keine Münzen sondern nur Karte – umgerechnet 34 Eurocent für die Flasche, die Bank bekommt 2,6 % Auslandsumsatzgebühr! Die Idiotie des modernen Kartenverkehrs.

Von hinten in die slowakische Hauptstadt zum Bahnhof Petrzalka, so die schweineteueren österreichischen Bahnpreise (Laut bahn.de kostet München – Wien – Bratislava regulär € 112-121. Zur tschechischen Grenze habe ich Freifahrt, von dort bis Preßburg im Regionalzug kommt man mit einmal mehr umsteigen auf rund € 22.) umgehend. Eigentlich wollte ich noch einmal in Bratislava bleiben, das Wetter war nun wieder so mies, daß ich am Hauptbahnhof sofort eine Fahrkarte über Prag und Pilsen für 18 € kaufe und über Domažlice nach München durchrutschen konnte. Ab dafür. In Furth im Wald, wo die bayerische Grenzpolizei meint trotz „Freier Fahrt in einem freien Europa,“ Reisende schikanieren zu müssen, öffnet einer der dortigen Büffel die Abteiltür: „Sprechen Sie deutsch?“ – „Da mou Í 'etz ächt ieberleg’n.“ Sein offensichtlich norddeutscher Lehrbub sagt dann „Tschüß“ – so etwas von Leuten, die sich beleidigt fühlen wenn man sie duzt. Vielleicht sollten diese Staatsdiener das „dienen“ wieder mehr üben, besonders gegenüber den Leuten, die ihre Gehälter zahlen.


3 Monate Südamerika – „ein Satz mit X”

Ich will schon lange eine Runde durch Südamerika drehen, ausnahmsweise war im März auch genug Geld dafür da. Nach viel Planung „mit dem Finger auf der Landkarte“ sollte es nach Kolumbien, die Guyanas, das Amazonasbecken dann Peru und nach Chile gehen.
Online Anfang März günstig mit Iberia einen Flug hin nach Bogotá, zurück 86 Tage später von Santiago de Chile. Buchungscode kommt per eMail und der Hinweis „sie können die Daten 48 Stunden unter […] kostenfrei ändern.“ Kurz angesehen, kein Einloggen möglich, ganz offensichtlich vorübergehender Softwarefehler. Egal, will ja auch nichts ändern. Anfang Mai war für Kolumbien dann noch ziemlich viel Corona-Papierkrieg inklusive online-Voranmeldung zu machen, dazu Auffrischimpfung und so. 2000 US-Dollar zum schlechtestmöglichen Kurs getauscht, weil die Militärkation in der Ukraine vor allem dem militärisch-industriellen Komplex der USA nutzt und den Euro auf Parität herunterdrückte.

Anfang Mai gepackt, Kühlschrank leer gefressen, Blumen zum gießen hergegeben usw. Zeitig am gebuchten 11. Mai am Check-in-Schalter sagt die Dame: „ich finde ihren Namen nicht im System.” Sie sucht nochmal, nix – Panik! Die Dame bleibt gelassen, telefoniert zwei Mal, schließlich: „Ihr am 17. gebuchter Flug wurde am 18. storniert.“ Daß sie dazu keine Einzelheiten weiß ist klar, mit einer Flasche Augustiner vom Flughafen-Edeka zurück nach Hause. Da habe ich zum ersten Mal die Bewertungen zum Service von Iberia gelesen. Die ließen das Allerschlimmste ahnen. Service-Hotlines mit der gebührenpflichtigen Warteschleifen-Verarsche rufe ich sowieso nie an, also eMail, mit der ausdrücklichen Bitte man möge schriftlich antworten und nicht auf eine Hotline verweisen. Genau eine solche Antwort kam dann, immerhin schon knapp zehn Tage später: „Rufen Sie in Spanien an für nur € 3,89/Min.” oder so ähnlich. Inzwischen hatte sich rausgestellt, daß kein Geld abgebucht worden war (hätte mir auch früher auffallen können), also nur Ärger gehabt. Herausgefunden warum der Flug storniert wurde habe ich nie, bin aber baldigst wieder aufgebrochen:

Schleife 2: ein bißchen Bretagne, Guernsey und Irland

Mauer Fischereihafen

Immer Richtung

Kanalinseln Karte
Kanalinseln (Vergrößern)

Bretagne und besonders die Kanalinseln reizen mich schon lange. Problem ist die kurze Saison dort, was dann zwangsläufig in beiden nicht billigen Ländern Hochsaisonpreise bedeutet. Mai erwies sich dann doch als erträglich. Mit der Bahn zunächst Samstag über Würzburg Richtung Frankfurt. Weil die Webseite des „verflixten“ Busunternehmens übers Handy nicht funktioniert hat, in einem Internetcafé beim Bahnhof in Würzburg für folgenden Donnerstag eine Fahrkarte von Brüssel ins französische Avranches gebucht. Eine Ortschaft von der ich noch nie gehört hatte, Vorteil aber, auf der Karte nahe dem Mont-St.-Michel.

Während ich auf meinen Anschluß warte summe ich auf einer Bank in der würzburger Fußgängerzone, zunächst unbewußt, die Sowjethymne vor mich hin. Dies zu einer Zeit als die medial geframte Hysterie der kollektiven Anti-Russenhetze auf ihrem Höhepunkt ist. Ein älterer Herr zwei Bänke weiter lächelt mitr freundlich zu, wohl ein Spätaussiedler. Ich frage mich nur was los wäre wenn ich nächsten Fasching als „Zorro“ verkleidet mit meinem Degen entsprechende Zeichen Z an einer Hauswand hinterließe?

Sonntagmorgen, der 15. Mai, ein Zwischenstopp in Wilhelmsbad – das ist noch so ein vergessener Kurort, wo im 19. Jahrhundert Glücksspiele abgehalten wurden. Spaziergang durch den weitläufigen Park, das Schloß Philippsruhe, erb. 1700–25, hinein kommt man nur mit vorgebuchter Führung. Beschrieben wird es als: „Weitläufige englische Gärten mit Burgruine, baumgesäumten Wegen und einem Karussell aus dem 18. Jahrhundert.“ Neben dem Park steht nur noch der Sockel eines der grotesken Bismarck-Denkmäler des Architekten Wilhelm Kreis, Turmtypus Götterdämmerung,Turmtypus Götterdämmerung die um 1910 Mode waren.
Weiter nach Frankfurt, die Passage vorm Hauptbahnhof zum Nuttenviertel wird komplettsaniert, der gute chinesische Lebensmittelladen in der Passage also leider geschlossen. Um den Sonntag rumzubringen, weiter zum U-Bahnhof Frankfurt-West – dessen Bahnhofstoilette ist noch wie man sie aus den 1980ern kannte. Drin auch ein Fahrrad mit Gepäck, in einem Abteil schnarcht offensichtlich der zugehörige Penner. Dann stellt sich noch ein Junkie direkt neben mich ans Pissoir – 😈 “trainspotting.”

Der Senckenberg’sche botanische Garten samt Palmenhaus ist Park und Naherholungsgebiet in einem. Der Kassierer meinte er müsse meine Schwerbehindertenausweishülle zerreißen, um die Prozentzahl lesen zu können. Daraufhin gab es dann den mir sowieso zustehenden freien Eintritt. Im Park kann man dann, ganz ohne Junkies, auf ein „Naturklo,” keine Wasser-Spülung, sondern mit Sägespänen. Corona nutzte man als Ausrede die Gewächshäuser zuzusperren. Bis zum frühen Nachmittag reicht’s aber noch um die Zeit totzuschlagen.

Im Schmetterlingshaus (Vergrößern)

Danaus-Plexippus Siproeta stelenes Papillo thoas Caligo memnon

Von Frankfurt gibt es zwei mögliche Bahnstrecken Richtung Luxemburg. Ich wähle die südliche über Saarbrücken. Hier hatte ich schon einmal auf dem Weg in die Bretagne Halt gemacht vor achtzehn Jahren. Damals machte ich gerade im (noch nicht auf mich zugelassenen) Ford Transit Brotzeit als hinter mir ein Polizeiauto hält. Ich höre Stimmen, er: „der TÜV ist abgelaufen,“ Sie: „aber noch nicht so lange“ und weg waren sie.

Trafos
Technik, die noch „für die Ewigkeit“ hingestellt wurde. (Vergrößern)

Am Montag früh Zeit für einen Schwimmbadbesuch. Ich schwimme ja gern, meist zwei Mal pro Woche einen Kilometer und es ist immer nett zu sehen wie in der deutschen Provinz Hallenbäder aussehen. Ausgesucht habe ich, auch wegen seiner vernünftigen Öffnungszeit das Alsbachbad. Das liegt abgelegen in einem Viertel sozial Schwacher. Man geht von der Bushaltestelle knapp einen Kilometer steil den Hügel hinab.
Für die Öffnung war ich noch eine halbe Stunde zu früh. Es ist erster Tag der „Sommersaison,“ der Außenbereich war aber noch gesperrt. Nach und nach versammeln sich die örtlichen Rentner. Man kennt sich und tratscht, Saisonkarten werden aufgeladen. Mit Mitte fünfzig war ich der jüngste Besucher. Entsprechend ist der Betrieb, geboten wir ein kleines Becken, durch das auch noch ein armdickes Trennseil für den Nichtschwimmerbereich gezogen ist. Die effektiv schwimmbare Strecke ist vielleicht fünfzehn Meter. Im zweiten Becken hüpfen etliche der älteren Herrschaften eine Dreiviertelstunde beim wassertretend im Kreis. Schön, habe ich das auch gesehen. Interessant am Rückweg zum Bahnhof neben einem Gewerbegebiet ein im Käfig aufgestellter großer Trafo von 1972/3.

Bad Dusche Klo Marx

Am 17./18. gönne ich mir dann ein Bett in der, auf der Karte nahen, Jugendherberge Dreisbach für knapp € 40. Eigentlich wollte ich von einer Abzweigung (der Buslinien) die drei Kilometer zu Fuß gehen. Schnell stellt sich heraus: Anstieg, lang und steil. Zum Glück hat der letzte Bus des Tages – um 15 Uhr 45, weil man durch guten Nahverkehr in Deutschland ja die Bevölkerung vom Auto wegbegkommen möchte – etwas Verspätung, also damit hinauf den Berg. Die JH liegt mitten im Wald, der einzige Bus weiter in die andere Richtung fährt frühmorgens um 7.30 Uhr – so kann google maps täuschen. Die JH selber kann man nur loben. Super netter Empfang, gepflegt und mit zwei Schulklassen saarbrücker Viertklässer auf Klassenfahrt, die Sporlehrerin ist Klassleiterin und hat ihren Sack Flöhe gut im Griff. Weiter geht’s über Trier mit kurzem Aufenthalt. Hier war ich vor ein paar Jahren schon, aber die Verwaltung verlangt noch Masken in der Fußgängerzone.
Hinzufügen möchte ich hier noch dieses von mir Mitte Mai 2022, also dem Höhepunkt der Anti-Russenhetze, aufgenommene Photo. Entstanden ist es in Trier, der Geburtsstadt des bedeutendsten jüdischen Philosophen deutscher Zunge.

Umbenennung Straßenschild
In einem Anfall von pro-semitischer political correctness der Stadtoberen wird eine Hauptstraße nach einer wenig bekannten Jüdin (was hier die einzig entscheidende Qualifikation zu sein scheint) umbenannt, wegen der „negativen Rolle Hindenburgs bei der ,Machtübernahme’ der Nationalsozialisten.“ Die schlechte sprachliche Logik einmal dahingestellt – hätte Hindenburg „negativ“ gewirkt, wäre Hitler von ihm ja nicht zum Kanzler ernannt worden – vergißt man hier weshalb Hindenburg überhaupt in seiner Position war: er war nämlich 1914 als „Sieger von Tannenberg“ geframt [sic] worden. Denn er hatte uns, den „guten“ Deutschen durch den Sieg in ebenjener Schlacht kurz nach Ausbruch des I. Weltkriegs den teuflischen Iwan (Winston Churchill formulierte das so: (We must rally against) a poisoned Russia, an infected Russia of armed hordes not only smiting with bayonet and cannon, but accompanied and preceded by swarms of typhus-bearing vermin.) von der Backe gehalten. Und 2022, als wir Deutsche, auf Befehl unsrer amerikanischen Herren, wieder gegen den Iwan ziehen, soll das kein Verdienst mehr sein der einen Straßennamen wert ist? „Völker hört die Signale … Wochenspruch der NSDAP 3 May 1942

Luxemburg

Zwei offensichtlich jüdische Schacherer mit Münzen vor sich auf dem Tisch in mitelalterlichen Roben
Extrem realistisch das Bild der „Geldwechsler“ im Nationalmuseum (Vergrößern)

Über die Grenze nach Luxemburg. Im ersten Tabakladen nach der Grenze zehn Päckchen Tabak und Blättchen besorgt. Hier arbeitet wohl die einzige Luxemburgerin, die kein Deutsch kann. Das legt dann auch die Reiseroute nach Irland fest: per Fähre, weil Großbritannien sich mit dem Brexit nicht nur aus der Wertegemeinschaft zivilisierte Nationen verabschiedet hat, sondern auch die Zollfreimenge gesenkt wurde.

Für die Hauptstadt Luxemburg bleibt der Rest des Tages, teils im Nationalmuseum, teils in der Frühlingssonne im Park liegend verbracht.6

In Luxemburg ist seit Februar der gesamte öffentliche Nahverkehr kostenfrei. Am Hauptbahnhof hat man die Gepäckaufbewahrung in den Schalterraum verlegt. Internationale Fahrkarten gibt es weiterhin in der Halle. Ich habe meine für den vorletzten Zug des Tages um 20.15 nach Brüssel – ausgedruckt gibt es in diesem Zeitalter des papierlosen Büros, zwei Seiten A 4 und einen Umschlag – vor lauter Zettelwirtschaft liegen gelassen, merke das aber kurz vor dem Einsteigen in den abfahrtbereiten Zug. Hechte mit Gepäck 300 Meter zurück in die Halle, dort liegt beim Schalter der Zettel, die Dame hatte es gerade gemerkt. Daraufhin 90 Minuten auf den nächsten Zug wartend herumgesessen.

Tags darauf vor Abfahrt mit dem verflixten Bus in Brüssel-Nord sind noch zwei Stunden Wartezeit. Noch alles zu. Leider dauerhaft auch das Bahnmuseum, das es hier gegeben hat. Als „Busstation“ dienen zwei halb offene, zugige Häuschen ohne Bänke. Typisch für Europas Hauptstadt. Paläste für die Bonzen, das Volk friert und kann sich nicht einmal Kuchen kaufen. Aber ich habe schon bei meinem ersten Besuch in Brüssel 1985 gesagt: „Wenn hier 1940 ein paar Bomben draufgefallen wären hätte es die Stadt verbessert.“

Avranches erweist sich als Reinfall. Ich stehe im unteren Ortsteil beim Bahnhof, 20 Minuten zu Fuß von der Stadt. Dummerweise ist der Ort nahe der Grenze zwischen den Regionen Normandie und Bretagne. Dank des vor zwanzig Jahren EU-verordneten „Wettbewerbs im Nahverkehr,“ werden wie bei uns auch, die Busnetze regional ausgeschrieben – hier führt das dazu, daß man zu dem auf der Karte nahen Mont St. Michel (23 km) nicht mit öffentlichen Verkehrsmittel kommt. Scheiß drauf, gleich weiter. Inzwischen ist der letzte Bus des Tages die Küste runter auch schon weg, immerhin ist es 17.20 Uhr. Zumindest die eine Bäckerei hat noch was zum mitnehmen. Immerhin fährt in einer Stunde noch ein Zug nach Saint-Malo – stellt sich dann raus „Schienenersatzverkehr.“ Dummerweise mit Umsteigen in Rennes, statt 69 Straßenkilometern, 145 Bahnkilometer. Während der Wartezeit kommt ein Grüppchen von vier jungen Amis in den Wartesaal. Die schlimmste Sorte, laut, dumm und aus den Südstaaten. Schon ein Getränk aus der Maschine zu lassen schaffen sie nicht, weil sie zu viert keine zwei Euro Bargeld zusammenbringen!
Der Bahnhof Rennes ist einer der neuen Glas-Beton-Paläste der SNCF. Letzte Verbindung nach St. Malo kurz nach Zehn. Bin hier kurz nach Sieben, alles zu, kein Laden im Umfeld. Als ich einen Schlüsselbund finde und den irgendwo abgeben will treffe ich nach zehn Minuten noch zwei Sicherheitsfuzzis, die so verdutzt schauen, daß ich annehme sie haben die Schlüssel in die nächste Tonne geschmissen. Der aus Paris kommende Zug hat zunächst 45 Minuten, schlußendlich 80 Minuten Verspätung. Das ist die Sorte Abend, die durch eine angemessene Menge Calvados deutlich verbessert würde, aber „nitschewo“ – nicht mal eine Dose Kronenbourg ist aufzutreiben, jenes grünlich-gelbe Gebräu aus Reis, wegen dem das bayerische Reinheitsgebot auf dem Altar der europäischen Handelsfreiheit geopfert wurde.

Saint-Malo

Die über felsigen Grund bei Ebbe erreichbare Insel mit dem Fort National im Hintergrund vor blauem Himmel. Links im Vordergrund Fernrohr mit Edelstahlgehäuse
Auf das Fort National wirft man heute nur noch Blicke, nicht mehr Granaten.

Weiße Plastiktüren abwechselnd markiert Douche und WC in grellem Neonlicht
“Glorified vending machine” ist der Eindruck im Hotel F1. Diese Duschen und WCs sind Vollplastikkapseln 1,35 m im Quadrat mit bewegungsensorgesteuertem Licht und Ventilator.

Saint-Malo ist die richtige französische Schreibung, ich werde trotzdem den deutschen Stil von St. Malo verwenden. Man ist auf den hier geborenen Chateaubriand stolz, was wegen seines literarischen Werks gerechtfertigt sein mag, andrerseits blieb er auch royalistischer Propagandist der katholischen Kirche.

Zum ersten Mal überhaupt benutze ich booking.com. Im Angebot ist als einzig bezahlbares das Hotel F1, etwas außerhalb. Stellt sich heraus, es handelt sich um die Billigkette des französischen Accor-Konzerns. Man bekommt einen Reservierungscode per eMail, zahlt dann an einem Kästchen mit Kreditkarte, um die Tür zu öffnen, denn Personal spart man sich.
Ankunft des Zugs in Saint-Malo war schließlich kurz nach Elf. Bereit für die 4½ Kilometer zum Hotel ein Taxi zu nehmen, waren die drei vorhandenen, mit mir stiegen geschätzt 150 Leute aus, sofort weg. Also flotter Marsch zum Hotel, das wie sich herausstelle in einem Gewerbegebiet ist, Kampf mit der Tür kurz vor Mitternacht. Das Bett war erträglich, auf Dusche und Toilette, beides Plastikkapseln 1,40 Meter im Quadrat, muß man aufpassen nicht zu ersticken.
Am nächsten Morgen ist dann doch jemand da zum Frühstück servieren (kann man sich in Frankreich immer sparen). Ich entschließe mich eine zweite Nacht zu buchen. Der Rezeptionist war ausgesprochen nett und konnte auch noch hervorragend Englisch – wohl weil er kein „echter“ Franzose war, sondern Neger.

Dann wieder zu Fuß Richtung Stadt, auch um einen neuen Gürtel zu kaufen. Der hat € 15 gekostet und nach drei Tagen konnte ich ihn wegen kaputter Schnalle wieder wegschmeißen. Am Hafen eine Fahrkarte für das tags darauf fahrende Schiff nach Guernsey besorgt. Für die kurze Strecke mit € 82 wie bei allen englischen Fährbetreibern unverschämt teuer für die zu erwartende Qualität. Etliche Bewertungen für Condor Ferries im Internet lassen einem die Haare zu Berge stehen. Zum Dock fährt wegen Baustelle kein Bus, ich werde die Strecke morgen, am Samstag, wieder gehen.

Die Innenstadt von Saint-Malo, im 18. Jahrhundert zur Festung in ziemlich einheitlichem Stil aus grauen Quadern ausgebaut, ist nicht behindertengerecht. Die Gassen sind sämtlich eng, Busse kommen hier keine rein, auch Autos sind intra muros nur im beschränkten Umfang erlaubt. Der Ort wurde von den einfallenden Amis im August 1944 zu 85 % platt gemacht. Man hat, auch die Kathedrale, weitgehend originalgetreu wieder aufgebaut.
Besagte gotische Kathedrale Saint-Vincent ist auf zwei Ebenen gebaut, das hintere Drittel erreicht man über Stufen. Der Altar ist in der Mitte. Man rühmt sich, daß hier Jacques Cartier, der „Entdecker Kanadas“ abfuhr. Ihm ist eine seitliche Kapelle gewidmet in die man 1949 seine Gebeine verlegte. Teilen der Ausstattung sieht man an, daß der Wiederaufbau 1972 vollendet wurde.

Saint Malo (Vergrößern)

Runder aus Sandstein gemauerter Turm. Links und rechts Gebäude aus grauen Steinen, dazwischen Kopfsteinpflaster Touristeninfo und Casino Gotisches Seitenschiff der Kathedrale, mit Spitzbögen an der Decke, Bundglasfesnster an rückwärtiger Wand Taufbecken Hölzerne Marienfigur mit Krone Altar und Priesterstuhl mit lindgrünem Samt bezogen, beide vermutlich Messing-Bronze. Mittig im Hintergrund Orgel in barockem Gehäuse. Grimmiger Gottesmann Altar seitlich

Die Kirche Notre-Dame-des-Grèves wirkte älter als ihre bewegte Baugeschichte die bald nach 1900 begann, aber erst 1936 fertig wurde. Mein Eindruck: „einfach nett.”

Notre-Dame-des-Grèves in St. Malo (Vergrößern)

Außen Weihwasserbecken Innen Säulenheiliger

Guernsey

Besatzungsmuseum
Die Kanalinseln waren der einzige Teil Britanniens, der 1940–45 unter deutsche Verwaltung kam. Hierzu gibt es ein Museum. (Vergrößern)
Bunker
Ich muß sagen, die formschönen Bauten aus jener Zeit (Bauhaus-inspiriert?) machen sich gut an den Stränden.

Die Fähre legt zuerst auf Jersey an, wo auch die weiterfahrenden Passagiere eine Einreisekontrolle durchhmachen dürfen. Boris-der-nicht-nur-wegen-seiner-Frisur-Wirre hatte sich einfallen lassen, daß alle Europäer, nachdem Großbritannien diesen Kontinent verlassen hat, gefälligst bei Einreise einen Reisepaß vorzulegen haben, weil „Briten müßten dies ja auch in Europa.“ Daß man es nie fertigbrachte handliche Personalausweise an die Inselaffen (Um hier noch einmal Sir Humphrey Appleby, den fiktiven Permanent Secreary aus der Fernsehserie Yes Minister sprechen zu lassen: ”Germans will love it, the French will ignore it and the Italians and the Irish will be too chaotic to enforce it. Only the British will resent it.“) zu verteilen, hierbei geflissentlich übersehend. Stempel gibt’s keinen dafür Befragung weshalb ich denn die Insel aufsuchen wolle. Ich konnte mir nicht verkneifen: “To shore up your rotten economy with my tourist dollars,” was den doch leicht perplexen Grenzer immerhin zu einem: “Fair enough” anregte. Stiff upper lip?

Die Preise sind schlichtweg tierisch, selbst das billigste Bed and Breakfast über einem Pub will £ 65, alles andere - wir sind hier noch in der Vorsaison - ab £ 85. Also die erste Nacht Schlafsack ausgerollt nahe einem als Denkmal aufgestellten Ruderboot bei den “Pools,” das sind eingefaßte Meerwasserbecken etwas außerhalb der Stadt St. Peter Port. Die zweite Nacht dann, es begann pünktlich zur Bettgehzeit um Neun zu schütten, in der Umkleideecke, eine Steinbank unter drei Meter Vordach, beim etwas versteckten Pool. Geil, weil am ersten schwammen dann wirklich Abgehärtete schon um sechs in der Früh.

Zunächst in der Markthalle eine Brotzeit gekauft und bei der nahen Kirche auf eine Bank gesetzt, neben drei Herrschaften, denen man ansah, daß sie keine Millionäre waren. Ins Gespräch gekommen biete ich Tabakpäckchen für £ 7 an – das haben sie in Luxemburg in Euro gekostet, mein Profit also zwanzig Prozent. Das Mädel bekommt den Mund erst Mal nicht mehr zu. Sie kauft zwei Päckchen, ihr Sitznachbar eines. Im Laden später habe ich dann festgestellt, daß der billigste Tabak hier £ 26,50 kostet. Gönne ich den beiden trotzdem.
In den Laden war ich gegangen, weil sie die links gezeigte Postkarte und noch ein paar alte im Fenster hatten. Schöne Sondermarken gab’s auch dazu. Zumindest meine Pflichtpostkarten für diese Reise erledigt.

Auf Guernsey (Vergrößern)

Burg Esel Pools Strand Füße naß Recycle

Tag zwei, Sonntag, einen der Genüsse der englischsprachigen Welt, die Sunday Times, unterm Arm in Bus, um mit einer Tageskarte eine runde um die Insel zu drehen. Fahrer nehmen kein Bargeld mehr, Automat ist nicht. Vom ersten Busende zwei Kilometer zum Strand an der Westküste. Eigentlich zu kühl trotzdem auf die Wiese gelegt zum Zeitungslesen. Kaum fünf Minuten da, kommt ein Köter und springt mir aufs Bein. Wortgefecht mit dem uneinsichtigen Besitzer, der dann fünf Minuten nach meiner „freundlichen“ Empfehlung er möge seine Tölle doch in die Leine legen, gar widerspricht daß das Vieh mich gar nicht angesprungen habe. Hundebesitzer sind auf der ganze Welt dieselben Arschlöcher, schade daß die Zeitschrift Kot und Köter Satire war (Buch dazu).
Zur nächsten Bucht weitermarschiert, im Pub Pie und Pint. Wieder Bus entlang der Nordküste, Sonntag fahren die alle Stunde. An der Ostküste wieder ausgestiegen. In einem Fisch & Chip-Laden für £ 6 eine Riesenportion FettriefendesFisch + Chips auf Einwickelpapier – absolut köstlicher Höhepunkt britischer Cuisine! Im beginnenden Regen die sechs Kilometer durch St. Peter Port bis zu den Pools zur wasserdichten Übernachtung.

Früh dann bei einem mobilen Caféstand’l montiert in Eigenbau auf einem Fahrrad gestärkt. Der Fahrer meinte: “Weighs half a ton.” In den Wartesaal auf die Fähre kommt dann eine Familie mit sage und schreibe acht, ganz offensichtlich eigenen Kindern,8 Kinder das ist, wie Uli’s Oma in P., als sie das erste Mal aus Dresden in den Westen durfte, schon 1984 bemerkte „fast schon asozial.” Das älteste Mädchen vielleicht 11 oder 12, war die Rasselbande aber sehr brav unterwegs.
Die Überfahrt nach Cherbourg war unspektakulär.

Cherbourg

Zimmer Cherbourg
Panorama von Zimmer 9 im Hôtel de la Gare, [2024: Hôtel Les Quais; ab € 60] mit € 52 ohne Frühstück das billigste am Ort, dafür durchaus ordentlich. Wie überall im Lande zahlt man als Einzelreisender immer fürs Doppel.
Reiterstandbild Napoleon I. auf stürmischen Hengst
Napoleon der Große, der ja eher klein gewesen sein soll. (Vergrößern)

Viel geboten ist in Cherbourg nicht. Der Fährhafen ist knapp zwei Kilometer von der kleinen Innenstadt. Um das Fischereihafenbecken ist der Bahnhof, ein Einkaufszentrum und eine Spielbank. Die Altstadt ist überschaubar. Kathedralen können sie in Frankreich. Nach der in St. Malo ist auch die Basilique Sainte-Trinité sehenswert, Photos gibt’s hier keine.

Erwähnenswert sind die Öffnungszeiten des Hallenbads, ich hoffe die vom Photo richtig abgeschrieben zu haben: „Während der Schulzeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 12.00–13.45, dazu Mo. 16.45–18.30, Di. und Do. 16.45–19.15, Freitag ebenso und zusätzlich 20.30–22.15 Uhr. Außerdem Mittwoch 14.15–17.15, Samstag 14.00–1?.15 sowie Sonntag 9.00-13.15.“ Hast Du gut aufgepaßt und das gelernt, dann kommen wir zu den Schulferien: da wird wochentags der Einfachheit halber 14.00-18.15 Uhr geöffnet, außer Mittwoch da ist schon ab 12 auf. Sonntag wie gehabt.
Aber es gibt noch Sommerferien (vacances de été): jetzt wird Montag bis Freitag schon um 12.00 aufgemacht, Schluß ist um 18.15, außer Samstag wenn es weiterhin erst um 14.00 losgeht. Sonntag wie gehabt.

Eine nette Überraschung war die Qualität der Stücke im Museum Thomas-Henry mit Werken von Jean-François Millet sowie Gemälden und Skulpturen aus dem 15. bis 19. Jahrhundert. Zusammengetragen hat den Beginn der Sammlung eine Kunsthändler, der, anfangs anonym, „Übriggebliebenes“ der Stadt spendete.

Im Museum von Cherbourg (Vergrößern)

Akt frz Admiral Pauline Ono Ziegenbock Hummer Widder Melancholie Allegorie Satan Hirsch

Der Versuch für den Abend darauf eine Überfahrt nach Dublin zu buchen scheitert zunächst, weil man im Hafen gerade den Schalter von einem Büro ins andere umzieht. Amn ächsten Morgen also wieder hin. Nun ist Irish Ferries wie alle Fährunternehmer, die um die britischen Inseln unterwegs sind ein Ärgernis (und ich ärgere mich jedes mal seit 1985): überzogene Preise für miesen Service. Angeboten wird im Internet die Reie für € 69, dann muß man aber den Sitzplatz „ab 32 €“ extra dazu buchen – ohne geht nicht. Das ist derselbe Betrug, wie der eine Zeit bei Flügen übliche „plus Steuern und Kartenbuchungsgebühr“ in Neu.
Die Reise dauert zwanzig Stunden. Für den Fall, daß man Hunger bekommen sollte gibt es an der Bar als einzige Speise Pizza Margherita für € 18 – ich nehme an mikrogewellt. Auch diese Nacht an Bord ging vorbei.

Dublin

Die Fähre in legt in Dublin am so ziemlichen hintersten Dock an. Bis ich den Weg aus dem Terminal finde ist der nur alle heilige Zeit fahrende Bus gerade weg, der nächste in 90 Minuten. Also losmarschiert, 3½ km durch den Hafen (es gäbe wohl auch eine Fähre „hinten rum“), zu einer Bekannten im Ortsteil Ringsend, wo ich vier Nächte bleibe.

Trotzdem Pech gehabt. Kaum bin ich zur Tür drin wird mir mitgeteilt heute wäre Schulabschlußfeier für den Sohn. Da geht schon die erste Flasche meines aus Frankreich billig mitgebrachten Bushmills drauf, als Geschenk. Aber der Knabe ist fit, meine verbliebenen Tabakpäckchen wird er mit drei Telefongesprächen los. Solche Veranstaltungen sind weltweit gleich in Turnhallen. Es gibt ein von Müttern bestücktes „Buffet.“ Hier hält man es wenigstens nicht nötig sich „aufzubrezeln (Deutsche Flieger, die nach Feindflügen über England in Irland notlandeten (und dann interniert wurden) fanden es höchst befremdlich, daß sie wenn sie auf einen örtlichen Bauern trafen, dieser meist im Sakko seinem Tagwerk nachging.).“ Es folgen Ansprachen von allen und jedem – es gibt an der Schule sechs Sportlehrer von denen jeder nur eine Sportart unterrichtet! Die Verteilung des Abschlußzeugnisse und etlicher Sporturkunden wird flott und unzeremoniell abgewickelt. Komischerweise erhält man Irland sein “leaving certificate.”7 drei Monate bevor die Noten bekannt sind. In einigen Fächern finden die Abschlußprüfungen gar erst nach Ausgabe dieses Zeugnisses statt. Terminmitteilung durch den Direktor mit dem Hinweis, man müsse dafür keine Schuluniform mehr anziehen.
Nach dem was ich hier über die Qualität irischer Schulbildung gelernt habe, wundert es mich noch weniger wie inkompetent Busverkehr und der dubliner Flughafen organisiert sind.

Der botanische Garten in Dublin ist weitläufig angelegt. Verglichen mit anderen solchen Anlagen ist er durchschnittlich. aber einigermaßen ordentlich beschriftet. Spezialisierte Sammlungen sind das Palmenhaus, das wegen Renovierung geschlossen war sowie Crassulaceae und Peralgonium sp., also Geraniaceae – beides nicht die aufregendsten Pflanzenfamilien. Nun für 3½ Stunden hat es gereicht. Deshalb hier ein kleiner Teil der Kniphofia-Arten, um mit ein bißchen Farbe die Bilder des doch eher grauen Dublin aufzulockern. (Vergrößern)

Dublin verschönert durch Kniphofia sp. (Vergrößern)

Kniphofia hirsuta LadyDolours Kniphofia praecox Klopfer Kniphofia thomsonii Lower Gardiner St Kniphofia tuckii Pissoir

Einen Abstecher nach Monaghan lasse ich wegen schlechtem Wetter ausfallen. Stattdessen mit dem Zug raus aus Europa in die immer noch britisch besetzten “six counties.” Hier war ich nur 1988 – bis zum Karfreitagsabkommen waren es noch zehn Jahre – ein Mal gewesen, als man auf Landstraßen unmittelbar hinter der Grenze von Soldaten mit Schießbefehl vor ihren gepanzerten “pigs” begrüßt wurde. Nicht so professionell, wie Jungs an der innerdeutschen Grenze, aber gerade deshalb furchteinflößender.

Belfast

Paisley
Ian Paisley. Einer der übelsten politisch aktiven Rassisten der letzten 50 Jahre im Vereinigten Königreich.8

Wie verfickt kann eine Gesellschaft eigentlich sein? Im UK sind Schußwaffen streng kontrolliert und schwer zu bekommen. Das hat dazu geführt, daß immer wieder von der durch die calvinistisch geprägte soziale Kälte, die seit Thatchers Zeiten alles alternativlos auf die Frage “cost to the taxpayer” reduziert hat, frustrierte Jugendliche ihre von der Gesellschaft verursachte Chancenlosigkeit in Form von Messerattacken in Bussen freien Lauf lassen. Deswegen hat man Jedermann das Mitführen von Messern in allen öffentlichen Verkehrsmitteln verboten. England sieht sich zwar gerne als „Mutter der westlichen Demokratie“ was spätestens seit den Vorgängen in Frankreich 1789 anzuzweifeln ist, es gibt aber deutliche Schwächen der nicht geschriebenen Verfassung. Zum einen fehlt der „Grundsatz der Verhältnismäßigkeit“ was unter den herrschenden Tories seit 1979 in einer Hau-Drauf-Mentalität mit teilweise drakonischen Strafandrohungen geführt hat, zum anderen steht „kein Gericht höher als die Regierung“ was immer ein typisches Kennzeichen früher feudaler, heute autokratischer Staatswesen war und ist. Dazu kommt, daß der Zugang zum Gerichtsweg durch extrem hohe Kosten, auch bedingt durch das Gespann “solicitor” und “barrister” ab der “Crown Court”-Ebene (Landgericht), einfachen Leuten nur eingeschränkt zugänglich ist. “Innocent, until proven Irish ” ebenso wie “A fair trial, and a quick death” sind sehr wahre geflügelte Worte. Hinzu kommt, daß schlecht ausgebildetes Personal seine eigenen Inkompetenz gerne hinter “security reasons” versteckt ohne diese begründen zu können. Stattdessen produziert man Heftchen wie Bus and coach security: best practice.

Der botanische Garten in Belfast besteht nur noch aus einem Glashaus der viktorianischen Ära, dazu einer Sammlung Crassulaceae und einem neuen Tropenhaus, ebenfalls bescheiden. Sie sind jedoch im selben Park wie das Ulster Museum. Das schien eher klein und wenig herzumachen. Es entpuppte sich als kuriose Mischung von Kunstgalerie mit viel Ölschinken viktorianischer Zeit, (bescheidenem) Naturkunde- und lokalgeschichtliches Museum. Gerade in letzterer Abteilung wurde klar wer Nordirland wirklich noch regiert.

In den nach 1923 weiterhin britisch besetzten “six counties” von Ulster fand während dreier Jahrzehnte von 1968–99, ein, anfangs von der Befreiungsbewegung der Neger in USA (civil rights movement) inspirierter, Versuch einer kolonial unterjochten Bevölkerung statt, ihre Unterdrücker loszuwerden oder zumindest gleiche Chancen zu bekommen in einer Gesellschaft die nicht rassisch, sondern religiös segregiert war und bis heute ist. Die londoner Regierung (The choice was clearly open: crush them with vain and unstinted force, or try to give them what they want. These were the only alternatives and most people were unprepared for either. Here indeed was the Irish spectre - horrid and inexorcisable. Winston Churchill in The World Crisis and the Aftermath, 1923-31. Ebenso gültig für seine Nachfolger ab 1969.) bekämpfte die Katholiken mit einer Intensität die schon Oliver Cromwell mit seinen Schergen an den Tag gelegt hatte. Die seit 1969 paramilitärische Royal Ulster Constabulary war eine Polizeitruppe aus Protestanten, für Protestanten. (Daran hat auch die Umbenennung in Police Service of Northern Ireland PSNI no pasaran wenig geändert.) Abgefackelte Häuser, jahrelange Internierung ohne Gerichtsverfahren, Folter, Schießbefehl auf Sicht – nach deutscher Lesart alles Zeichen eines „Unrechtsregimes,“ gelle? Aber das interessiert uns in Palästina ja auch nicht – nur wenn einem Drittel der Bewohners eines Landes der Gebrauch ihrer Muttersprache verboten wird, dann verschenkt die deutsche Regierung ihre besten Panzer Tiger 4
(Abbildung ähnlich. Ullstein Bilderdienst 1944.)
: an die Unterdrücker.
Ihren Höhepunkt erreichte die Menschenverachtung Margaret Thatchers – “she’s stolen your milk!” – im Bezug auf the Ten. PSNI no pasaran Letztendlich hat die IRA verloren, vor allem wegen der erwähnten Iren-typischen Disziplinlosigkeit, die eine Unterwanderung zuließen. Das gesichtswahrende Karfreitagsabkommen (“Good Friday Agreement”) hat für angespannte Ruhe gesorgt, bis die Nachfolger der gezeigten Fratze des Protestantismus, Ian Paisley, begonnen haben, den “Brexit” – aus Sicht eines Europäers sage ich “good riddance” – als Anlaß zu nehmen begonnen haben, die inzwischen zur Bevölkerungsmehrheit gewordenen katholischen Iren wieder zu entmündigen.

Über all das finden sich im Museum drei Vitrinen in einem Raum. Wobei der Verliererseite kaum Platz eingeräumt wird. Dem einen Schiff der spanischen Armada, das 1588 an der irischen Westküste gesunken ist, wird ein mehrfaches an Ausstellungsfläche gewährt. Symbolisch für die Mentalität der Besatzer sind auch zwei Denkmäler vor dem Rathaus. Einmal ein triumphierender Soldat für den Burenkrieg, zum anderen der monumentale Lord Dufferin, einer der letzten “empire builder.” Bis in diese Ecke der Welt hat sich offenischtlicherweise noch nicht herumgesprochen, daß, wie Monty Python’s schon 1970 richtigerweise festgestellt hat: “the Empire lays in ruins.” Ich war in Belfast als Vorbereitungen zum 70jährigen Thronjubiläum liefen. Nur in den Protestantenvierteln sah man, dann aber richtig kräftig, geschmückte Häuser. Es muß nicht weiter überraschen, daß es so etwas wie das Ulster Institute for Social Research gibt, das die auf hohem intellektuellem Niveau rassistische „Fachzeitschrift“ Mankind Quarterly herausgibt.

Im Ulster-Museum, Belfast (Vergrößern)

Under the Cherry Tree Green Coat Lotterie Pferdehaarbrosche Quastenflosser Armadamedallie Orpen 1 Blattbrosche Bettlermarken

Das von mir gebuchte Vagabonds erwies sich als Volltreffer und verdient eine mehr als lobende Erwähnung. Geführt von „Bob“ einem puzzlebegeisterten Italiener, war an der Ausstattung nichts zu meckern, gewisse Kleinigkeiten wie Staukästen unterm Bett, Ohrstöpsel und eine gut ausgestattete Küche, ließen mich meinen Aufenthalt von zwei auf drei Nächte verlängern. Ach ja, der Laden war auch noch der billigste im Internet. Unvergessen bleiben wird die sehr blonde und später auch sehr besoffene, 18jährige Schwedin, die an der Theke mit aushalf dazu ein holländischer Musiker im Rentenalter – all dies kombiniert mit einer Flasche guten irischen Whiskeys am zweiten Abend.
Nebenan steht, offensichtlich seit Jahren, eine ganze Kirche zum Verkauf. Wunderschöner Backsteinbau, eine Lizenz zum Alkoholausschank gibt es auch schon – aber machen das evangelische Pfarrer nicht sowieso?

Rückflug

Dublin Airport Security staff crop
Den Namen für Beschwerden herauszufinden geht nicht.
[…] several incidents of alleged assault and theft by newly hired security staff that are being investigated by gardaí and the DAA. […] Some recently hired security personnel were placed under investigation after a laptop was allegedly stolen from a passenger’s carry-on bag. (Vergrößern)

Sonntag früh zum Bahnhof marschiert, weil wie überall bei den Briten an dem Tag vor 9 Uhr kein öffentlicher Nahverkehr stattfindet. Dann mit dem Zug nach Dublin und ab zum Flughafen. Bereits während meines Besuches eine Woche zuvor waren die Nachrichten voll mit Berichten über totale Überlastung, weil man während der Corona-Krise das Sicherheitspersonal entlassen hatte und nun nicht mehr schnell genug in der Lage war neue Leute einzustellen. Und die die man bekam waren dann lange Finger im Gepäck machen.

Richtig ärgerlich war dann der Flughafen Dublin. Iren an sich sind keine Organisationstalente, was wohl auch an der erwähnten Schulbildung liegt. Der dubliner Flughafen war früher eigentlich erträglich. Allerdings habe ich vor fast zwanzig Jahren schon einmal eine Dreiviertelstunde an einem Sonntag in der Sicherheitsschlange gestanden, weil tags zuvor eine unabhängige Überprüfung der Kompetenz zwei Messer und eine Handgrantenimitation durchgeschmuggelt hatte und man deshalb doppelt genau hinsah.9 Damals hatte ich eine nette Unterhaltung mit drei Herrschaften aus Starnberg, Typ Föhnfrisur vom Porschefahren mit offenem Verdeck, die erzählten, ihnen wäre Freitag Mittag beim Grillen eingefallen, daß sie Golf spielen möchten und der einzige kurzfristig verfügbare Flug ging nach Irland, wo man Samstag eine Runde spielte und dann in Dublins Temple Bar die Nacht verbrachte. Einer der Herrn kommentierte die allgemein fetten Ärsche der Irinnen fette Ärsche , was verständlich ist in einem Land wo man als Absacker gerne eine Pizza mit Fritten als Beilage konsumiert. Vom “deep fried Mars bar” fange ich hier gar nicht erst an.

Im Abflugbereich war die Überfüllung noch größer. Eine Flasche Wodka aus dem Duty-Free und ich hätte die Verspätung noch gut verdaut. Steht auch groß dran: € 8 für einen Liter Smirnoff. An der Kase dann: „Sorry, kostet € 38,“ weil der angeschriebene Preis nur für Flüge nach Großbritannien also aus der EU gilt. Alle anderen zahlen volle irische Inlandpreise. Nicht, daß am Regal der alternative Preis angeschrieben wäre. Irisches Organisationstalent, oder schlichtweg kapitalistischer Beschiß eines Monopolisten?

Zwei Stunden Holzbank mit Ryan-Air gingen auch rum. Verspätete Landung dann in Memmingen nach Gewitter kurz nach 21 Uhr Ortszeit. Ansage vor Ort wäre ein Festival. Ich hätte mir ein Taxi gönnen wollen, um den letzten Zug zu erwischen, die sind aber erfahrungsgemäß rar an dieser Turnhalle, die als Abflughalle firmiert, ebenso wie die miserable Busanbindung, da ist auch wochentags um 19 Uhr Schluß egal wann noch Maschinen landen. Also die halbe Strecke Richtung Ort marschiert, um eine Ecke zum Schlafsack ausrollen gesucht. Wie gesagt, es hatte gerade gewittert, alle Wiesen patschnaß. Schließlich ein ziemlich offenes Vordach an einer Kirche. Nicht toll, aber fünf Stunden gerade noch erträglich. Im Hintergrund Dröhnung von der Veranstaltung. Nach kaum drei Stunden Schlaf ab zum Bahnhof für den ersten Zug. Am Bahnsteig etliche „Leichen“ vom Festival. Die Jugend von heute, solche Waschlappen ;-)


Schleife 3: ex-Jugoslawien

Maenneken Piss
Rechts oben: „Was der kann, kann ich auch.“

Hinfahrt

Wegen der wie erwähnt unverschämt hohen Bahnpreise durch Österreich fahre lieber für ein Drittel dessen die zum Ende der Schleife eins erwähnte Strecke andersrum bis Preßburg. Hier durch den Ort zum Bahnhof Petrzalka, dann mit der Bimmelbahn ins ungarische Hegyeshalom. Es kommt mir die Idee, alte Bekannte in Niederösterreich aufzusuchen, die ich seit über zwanzig Jahren nicht gesehen habe. Also auf ungarischer Seite hinunter bis ins österreichische Deutschkreutz. Hier eine Stunde Aufenthalt bis der Bus kommt. Zeit für ein Bierchen, es wurden dann zwei, im Café am Supermarkt. Mit den Eingeborenen ins Gespräch gekommen, die haben hier ihren eigenen Dialekt, mein Zielort wird zu „Kirchslooog.“ Ein Jüngerer, offensichtlich etwas Unterbelichteter, ist fanatischer Bayernfan und will, als er hört ich käme aus München, mich zu sich nach Hause zum Fernsehschauen abschleppen. Ich nehme an, er ist ein warmer Bruder oder er spekuliert auf Revanche, wenn er beim nächsten Mal in München nach einem Fußballspiel einen Platz zum pennen bräuchte. Ich kann mich rausreden, daß dann der Bus für heute weg wäre. Die elf Kilometer Fahrt kosten mehr als die dreihundert durch Ungarn zuvor.

Schwalbenschutz
Im Bahnhof Gyékényes hat man unter dem Vordach etliche Schwalbennester. Statt die Tiere zu vergrätzen haben die Angestellten Brettchen darunter angebracht, damit den Fahrgästen nicht auf den Kopf geschissen wird. Nett!

Aus meinem als Kurzbesuch geplanten „Überfall“ wird ein verquatschter Abend samt Übernachtung. Meine Bekannten hatten seit meinem letzten Besuch eine dritte Tochter, von der ich nichts wußte. Das Fräulein bereitet sich auf ihre Berufsabschlußprüfung am nächsten Tag vor. Scheiße, bin ich alt geworden. Tags darauf netterweise noch bis Szombathely gebracht worden. Dort vom Bahnhof fährt dann auch bald ein Zug zum Grenzbahnhof Gyékényes, wo ich in den aus Budapest kommenden Schnellzug umsteigen kann.
Leider Pech gehabt. Der nächste Zug in sechs Stunden. Das Dorf selbst ist JWD. Vorm Bahnhof steht eine alte Dampflok, der Dorfladen öffnet von 8.00-14.00 Uhr. Auf google maps einen Fußweg über die Brücke nach Kroatien gesucht aber nach einer Viertel Stunde in der Hitze abgebrochen. Stattdessen zurück zum Laden dort die gekaufte Brotzeit um einen halben Liter wasserklare Flüssigkeit erweitert und ab auf die einzige Parkbank zum warten.

Zagreb

Wegen Streckenbaus verspätete Ankunft in Zagreb. Die gebuchte Unterkunft erreiche ich kurz vor Torschluß. Der Portier ist von der Sorte, die man vor Jahren in England als Graduate of the John McEnroe School of grace and deportment bezeichnete. Besser wurden die zwei Nächte in der Bude nicht. Zum einen war die Matratze im wackligen Bett sehr weich weil billig, schlimmer die gegenüberliegende Kneipe mit voller Dröhnung bis Sonnenaufgang. Am folgenden Abend bin ich dann hinüber, wenn man drin ist sehr nett. Praktisch auch, daß hier zwei Dealer ihren telefonischen Graslieferservice basierten.

Tag eins dann Sightseeing. Der Besuch des Nikola-Tesla-Technikmuseum wird um einiges länger als geplant. Ein Riesenbau in dem ich fast vier Stunden verbringe. Auf dem Rückweg hinein in den am Weg liegenden botanischen Garten. Am Kassenhäuschen reiße ich auf die Frage „Eine Person?” meinen üblichen Witz: „nein, eineinhalb“ wobei ich die Hände auf meine Wampe lege. Reaktion hier: der Rentner hinter der Theke steht auf sagt: „110 Kilo, 1 Meter 67 groß, Kleidergröße 3XL“ – ich gebe mich lachend geschlagen. Im kaum beschrifteten Park außer einer Wollemia-nobilis wenig besonderes zu sehen, aber angenehm um eine Stunde zu verbummeln.

Reste des Jugoslaiwnkirieg in Bihać und Sarajewo-Museum (Vergrößern)

Hauswand eines mehrstöckigen Gebäudes mit Einschlagloch. Bihać, Befreiungsdenkmal 1960. Lange schwarze Bronzeplatte in Bruchsteinmauer. Rechts davon Tafel mit Hammer und Sichel. Büsche davor. MG-Einschußlöcher auf halber Höhe der Fassade eines 4stöckigen Bürogebäudes Klein-U-Boot CB-20 Caproni Vier granitene, bräunliche Würfel, einer mit Beschriftung vor einem Hintergrund von Bäumen und der Brücke über den Fluß. Links drei Fahnenmasten, die beiden äußeren mit bosnischen Flaggen, der mittlere leer. Panzerzug M3/M5 Stuart Grauer Minipanzer Fiat Ansaldo L35 Aufgeschnittenes Tankgehäuse mit schützender Gummihülle.

Bihać

Afghan
Die „Westbalkanroute“ in Aktion in Bihać. (Vergrößern)

Bei Ankunft in Bihać lungern etliche Neger in den hinteren Warteräumen der Busstation herum. Später fallen mir etliche afghanisch Gekleidete im Zentrum auf. Es wird schnell offensichtlich, daß hier die Westbalkanroute durchgeht.10

Die gebuchte Unterkunft erweist sich als Volltreffer. Offensichtlich vermietet hier jemand das Ferienhäuschen der Familie aus jugoslawischer Zeit. Das Hostel Una Rosa, Krupska 28 (etwa 7-8 Min. zu Fuß zur Altstadt, gut beschildert) ist eine romantische ehemalige Datsche mit Garten direkt am Fluss, Gemeinschaftsküche in kleinem Nebengebäude. Einziger Nachteil, daß die Klospülung direkt in den Fluß geht, was man an den ausfransenden Papierresten erraten kann.
Mein guter Eindruck der Stadt setzt sich fort. Zugleich sind aber noch die Kriegsspuren sichtbar. Spuren des Krieges 1992–5 sind vor allem noch in Form von Einschusslöchern an Fassaden präsent. Die Stadt war einige Zeit UN-Schutzzone. Sie wurde im Rahmen der kroatischen Operation Oluja erobert. Der verlierenden serbischen Seite unterstellte man Kriegsverbrechen, den Kommandeuren wurde der Prozess gemacht. Sie wurden 2012 in zweiter Instanz in allen Anklagepunkten freigesprochen.
Die Stadt wird vom weitgehend naturbelassenen Fluss Una zweigeteilt, der dort einen schönen Stadtpark mit Liegewiesen bewässert. Die zwei Tage dort werden höchst entspannend; Libellen schwirren um die Wette. Das kühle Bierchen im Café lassen die doch schon sommerlich heiß werdenden Tage angenehm auskühlen.

Bekanntermaßen mag ich keine langen Busfahrten, versuche also am außerhalb liegenden Bahnhof eine Fahrkarte für den ein Mal täglich nach Sarajevo verkehrenden Zug zu ergattern. Ein Schild an der Tür sorgt für Enttäuschung: Abfahrt um 2 Uhr früh, Fahrkarten um 22 Uhr. Nichtsdestotrotz am nächsten Abend kurz vor Mitternacht zum Bahnhof. Kein Licht, alles tot. Bleibt nur die Alternative des Busses nach Sarajevo, der kurz vor Eins fährt.

Sarajevo

Sarajevo hat mir nicht gefallen. Das begann damit, daß ich um 5.30 Uhr früh angekommen (im Sommer ist es um die Zeit schon hell), ganz dringend mußte, das Bahsteigklo aber erst um Sechs aufmacht – bei der Weiterfahrt zwei Tage später habe ich dann gesehen, bzw. gerochen, daß die von mir gefundenen Notlösung, nämlich schnell ein paar hundert Meter die Hauptstraße runter neben einen Baum zu scheißen die besser Alternative war.
Die Hauptstadt ist, wie die ganze „bosnische Föderation“ segregiert. Muselmanische Bosnikanen leben im Tal, der serbisch-europäische Teil beginnt im Orsteil Lukavica, auf den Hügeln oberhalb. Hier ist dann die Busstation Istočno. Nur von dieser kommt in den serbischen Landesteil. Besser noch, für die sieben Kilometer (ins „Feindesland“) dorthin gibt es keinen öffentlichen Nahverkehr. Die sind hier noch bescheuerter als in Belfast.

Sarajewo war ab Mai 1992 umkämpft. Westliche Greuelpropaganda aus den 1990ern hat sich eingeprägt. Dazu gehört das berühmte Photo mit dem angeblich „verhungernden Bosniern im Lager,“ der tatsächlich wegen einer Krankheit so mager war und sich in einer Sammelunterkunft befand, die er jederzeit verlassen konnte, die aber eben an einer Seite eine Stacheldrahtzaun hatte. Ebenso wie der vom damaligen Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping wiedergekäute Unsinn von der „Gasflasche am Dach,“ um Wohnhäuser „unschuldiger Zivilisten“ zu sprengen.11 Was den Umgang von heute mit den Dramen von gestern betrifft, muß ich mich als rettungslos aus der Zeit gefallenen Spießer outen. Die Opferrolle in der man sich im muselmanischen Teil Sarajevos darstellt war sicher nützlich um für die Stadtsanierung ausländische Milliarden abzuschöpfen.

In bosnischen Postämtern kann man Geld wechseln – theoretisch. Ich habe eine Packen bare Dollar, die ich bevor der Kurs wieder fällt tauschen möchte. Das Spiel wird insofern bizarr, als daß die säuerliche Dame nur absolut druckfrische Scheine möchte und deren Seriennummer dann einzeln in den Computer tippt. Gewechselt habe ich nur drei Zwanziger, aber gute Lust bekommen am nächsten Tag mit hundert Dollar in Einern und Fünfern wiederzukommen. Leute, wenn ihr nicht mögt sagt’s einfach.

Drittes Ärgernis war, daß ich wegen ihrer zentralen Lage die übelste Unterkunft “West of Suez” gebucht hatte. Ich lese seitdem nur noch die schlechten Bewertungen; ein paar Bilder sind unten. Abgesehen von Bissen aus der Matratze, einer klemmenden Klotür und volle Dröhnung bis vier Uhr durch Kneipen von beiden Seiten hat die Pansion Sebilj nichts zu bieten.

Die Tage werden inzwischen schon richtig heiß. Am Morgen des nächsten daher bei Sonnenaufgang raus, um im 50-Meter-Pool schwimmen zu gehen. Der macht um Acht auf und ist gut fünf Kilometer zu Fuß weg. Ich marschiere zeitig los, komme rechtzeitig an. Der Typ an der Kasse erklärt mir dann das wäre ein „olympischer Pool,“ hier dürfe nur mit Bademütze geschwommen werden. Arschlöcher! Habe ich keine. Aber ich könne ja eine Stunde im Café warten, bis der Laden des Schwimmbads aufmacht.
Statt die ganze Strecke zurück zu Fuß zu gehen, den Teil der Strecke auf der noch die extrem gammligen Trambahnen fahren mit dieser zurückgelegt; bis zum Bahnhof, um im dortigen Postamt noch einmal bare Dollar zu wechseln. Das Spiel wird noch bizarrer als am Vortag. Gnädigerweise nimmt man drei meiner fünf wirklich in fast neuem Zustand befindlichen Scheine nach etlichem Hin- und Her. Ich küsse aus Spott die Theke vor dem Postbeamten. Vielleicht kam deshalb keine der gleichzeitig von mir aufgegebenen Postkarten an? Scheißegal – von dem Kaff habe ich endgültig genug. Bus gebucht, Gepäck geholt, und Mittag ab dafür! Wäre ich länger geblieben hätte ich sicher noch mehr Verständnis dafür entwickelt, daß jemand Bomben auf diese unfreundliche Stadt wirft.

Sarajevo, seine Häßlichkeiten (Vergrößern)

Mit Taubenscheiße verkrustete Parkbank Vedran Puljić Parkbank 2 Auf braunem Teller, Messer und Gabel seitlich rechts: 2 Scheiben Toast mit zerteiltem Rührei. Kleines schwarzes Schüsselchen mit weißer Sauce. Kleine Garnitur von Salatblatt und Cherytomate Warnschild mit rotem Rand: Beware of Pickpockets, darin Gegenstände wie Handy und Geldbeutel. SCC Einkaufszentrum mit Hochahaus. Glassfassade mit ungewöhnlichen Winkeln. Blauer, viereckiger Mülleimer in Parkanlage, aus der Verankerung gerissen umgestürzt, der Dreck im Umfeld auf Asphalt verteilt. Bahnhof Sarajewo. Graue breite Betonfassade mit Uhr. Davor asphaltierter, Parkplatz ohne Autos. Werbung für Homosexualität Schrank Panorama Zimmer

Die Fahrt im Bus zur Küste bei strahlendem Sonnenschein geht durch das Tal um den Nationalpark bei Čelebići. Sollte man hinfahren, sieht wildromantisch aus. Weiter zur Küste dann zwei Paßkontrollen, weil die politische Weisheit bei der Zerschlagung Jugoslawiens entschieden hat, der Kunststaat Bosnien-Herzegowina müsse unbedingt einen Zugang zum Meer haben – also wurde ihr sechs Kilometer um Neum Karte Neum und umliegender Küstenstreifen von Kroatien abgetreten, dessen südlichster Zipfel nun eine Exklave ist. Grenzziehung am grünen Tisch, vollkommen idiotisch. Eine kroatische Brücke zur Umgehung über die vorgelagerte Insel ist fast fertig. [Die Pelješac-Brücke wurde am 26. Juli eröffnet.] Die Fahrt zieht sich, umsteigen im Busbahnhof Dubrovnik mit 1½ Stunden Wartezeit.

Bucht von Kotor

Giraffenpuppe vor Wand aus Ytong-Steinen. Darauf grauer Schriftzug Dior, von hinten beleuchtet. Am oberen Rand einige kurze Efeu-Zweige.
Im Porto Montenegro von Tivat.
Telefon
WLAN zum Einwählen.

Der von mir benutzte Bus nahm nicht die Fähre bei Kamenari, sondern zuckelte um alle Teile der Bucht von Kotor herum. Das zog sich zwar, hatte aber den Vorteil. daß ich mir Sightseeing sparen konnte. Nicht schlecht, besonders als sich herausstellte wie schlecht der Nahverkehr in der Region ist. Das gebuchte Hostel Anton in TivatTür erforderte dann einen längeren Marsch, weil der Bus nicht bis in den Ort fuhr. Egal, nach Acht dort, nettes Personal und unter den Gästen einige Traveller, die aus Visumsgründen Schwierigkeiten hatten in Schengen-Europa zu sein. Mehr als ein Bier an diesem Abend im „rustikalen“ Gemeinschaftsbereich. Aufenthaltsraum Mit mir auf der Bude hierzu ein Ami, der „irgendwas mit Internet“ in Berlin gemacht hatte aber nach 90 Tagen raus aus der EU mußte. Dazu ein strohblonder, weißer Südafrikaner, der, fast so schön wie anno dazumal Sascha Hehn, (Schauspieler bekannt als Steward der Serie „Traumschiff,“ mehrerer Folgen des „Schulmädchenreports“ und Hauptdarsteller des Pornos „Nackt und heiß auf Mykonos,“ 1979.)
Sascha Hehn
Klarer Fall von: I was young and needed the money.
auf den Yachten der Reichen im hiesigen Porto Montenegro, tageweise als Steward jobbte. Mit beiden die nächsten zwei Tage gute Unterhaltungen, die man keinesfalls als politisch korrekt bezeichnen könnte: South Africa? I hear that’s a pretty racist country. And when they are not being racist they run around in a loincloth with a bone stuck through their nose! oder Why do black people hate aspirin? Because it’s white and it works.

Tags darauf Ausflug nach Kotor-Ort, von wegen Festung mit Welterbestatus und so. Hinkommen war schwieriger als gedacht, weil durch den vier Kilometer langen Tunnel nur wenige Busse fahren. Die Altstadt lebt vom Tourismus, essen gehen braucht man nicht. Sogar in der Kirche nimmt man Eintritt. An dem Tag in der Bucht drei Kreuzfahrtschiffe, zwei davon auf Rheede. Entsprechend bedrängt ging es zu. Heiß war’s auch noch. Lustig war das „Katzenmuseum“ genannte private Sammelsurium.

Denkmal Ziegenbock auf Bunker Innenraum einer Moschee Hintern Kanaldeckel Katzenmuseum Heuschrecke Rassekatzenausstellung

Weiter nach Albanien zunächst nach Ulcinj, wo ich vor fünf Jahren schon gewesen war. Den direkten Bus nach Skhodra für € 5 hat man eingestellt. Eines der Hostel dort organisiert einen privaten Fahrdienst für € 7. Von der Busstation 1½ Kilometer einen Hügel hinauf, von google maps durch den Hinterhof einer Nachbarin geschickt, die solche Besucher schon gewöhnt war. Nach einer halben Stunde Warterei mit anderen Fahrgästen an die Kreuzung wo ein älterer Herr vorfährt.

Albanien: Skhodra und Dürres

Pizza
Der Sesam auf den Trennstreifen der Pizzateile schmeckt genial.

Der Grenzübertritt war problemlos, außer vom Fahrer mußte kein Ausweis vorgezeigt werden. In Skhodra, das mir bei meinem Besuch im Mai 2016 schon gut gefallen hatte, wieder im selben Hostel abgestiegen. Die haben jetzt ein Haus nebenan dazu genommen. Leider war nur Platz für eine Nacht. Man merkte den kommenden Sommer schon. Mittags deutlich über 35 °C. Ich entschließe mich die Tour baldmöglichst abzubrechen und nehme den direkten Bus in die Hafenstadt Dürres.

Endstation ist am Bahnhofsvorplatz. Hafennah gibt es hier auch glich die Tickets für die Fähren. Gebucht für den Folgetag ist nach Ancona schnell. Dann der Einfachheit halber das einzige nahe bezahlbare Hotel genommen. Es erwies sich als Katastrophe, aber zumindest war die Besitzerin, eine in Amerika wohnende Dame um die 70 gerade vor Ort, um den Laden auf Vordermann zu bringen. Zumindest die Verständigung auf Englisch ging, die Klimaanlage im Zimmer dann nicht. Der Apparat rumpelte zwar, blies aber nur die 40 Grad heiße Luft aus. Naja, eine Nacht war das zum aushalten. Das Hafenviertel ist einige Kilometer vom Zentrum, zum hinlaufen war ich zu faul. Zwei Mal gut gegessen in der Gegend. Wirklich empfehlenswert sind die Döner im „Bon Appefit.“
Tags darauf schon gegen Mittag in den Hafen, dort dann drei Stunden in der modernen Halle, es gab sogar Gepäckschließfächer, auf das Boarding gewartet.

Blick auf das abendliche Dürres von der Fähre

Zug durch Italien

Blondierte Frau mit ordentlichem Dekolleté in lasziver Pose, mit knallrotem Lippenstift in Badeanzug vertikal gestreift in gelb, rot und blau am Strand.
Bella Italia.

Mit der AFC Claudia ruhige Überfahrt. Nach sinnloser „aus Sicherheitsgründen“ unnötig weiter Wanderung durch den Hafen am Ausgang ein Taxi genommen. Der Fahrer hat dann an wie bei Fredl Fesl an der Uhr gedreht (Den aufmerksameren, reiferen Lesern ist natürlich aufgefallen, daß dieser Satz von „Paulchen Panther“ stammt.) und wollte € 18,45 für die knapp zwei Kilometer zum Bahnhof. Dort hat er aber selber eingesehen, daß er es übertrieben hatte. Andrerseits war ich noch nicht wach genug um mich mit ihm bei der Polizia Stradale zu streiten. Endergebnis: zehn Euro waren immer noch fünf zu viel.

Fahrplanmäßig gab es eine Verbindung, mit der ich kurz vor Mitternacht München hätte erreichen können. Noch knapp acht Minuten bis zur Abfahrt. Kampf mit dem Fahrkartenautomaten zwecklos, dann in letzter Minute am Schalter für € 56,50 zum Brenner mit zwei Mal Umsteigen gelöst. In den falschen, weil verspäteten um 9.45 Uhr abfahrenden, aber reservierungspflichtigen Zug beschriftet Bologna eingestiegen, nach zwei Stationen von der Schaffnerin höflich hinauskomplimentiert. Richtiger Bummelzug dann zehn Minuten später.
Irgendwo vor Verona Fahrzeugschaden. Auf Empfehlung des Schaffners mit dem Folgezug ein paar Dörfer weiter, dort würde „Schienenersatzverkehr“ bereitgestellt. Spoiler: es ging weiter wie bei der Deutschen Bahn. Die Ortschaft war 67 km vor Verona so abgelegen, daß selbst die Bahnhofs-Bar am Vorplatz dicht gemacht hatte und das in Italien! Es standen nun über hundert Leute rum, und es passierte – nichts. Der Folgezug in zwei Stunden. Nach 85 Minuten Wartezeit erscheint dann ein Bus, stellt sich aber raus das war nicht der versprochene SEV, sondern ein cleverer Privatunternehmer, der von der wartenden Menge gehört hatte und nun kostenpflichtig Passagiere suchte. Ein einziger Bahnbus (für noch ca. 90 Wartende) kam dann fünf Minuten später. Ich hatte mich entschlossen stattdessen den Folgezug zu nehmen, mit dem es dann in Verona Anschluß zum letzten Zug des Tages zum Brenner gab. Dort kam ich dann, wieder verspätet, um halb Zwölf an.

Die Ortschaft Brenner(o) ist einer der Verlierer der europäischen Einigung. Seit Wegfall der Grenzkontrollen rauscht alles durch. Sogar das dem Schild nach erkennbare Puff gegenüber der Tankstelle auf österreichischer Seite hat zugemacht. Nach etwas herumwandern Schlafsack ausgerollt, frühmorgens noch einen „caffe corretto“ und dann ab über Innsbruck, heim ins Reich. Mit der italienischen Bahn durfte ich mich dann um die 50 ige Rückerstattung streiten, gezahlt haben sie dann.


Anmerkungen, Ergänzungen

„Da kann ich nur warnen.“
Klabauterbach
… denn durch die von mir mitverantwortete Privatisierung des Gesundheitssektors, wo Profite wichtiger als Heilung sind, habe ich den Mangel an Krankenhausbetten und Personal mit verursacht. Und mache weiter damit.
Dazu Hannah Arendt: Lügen erscheinen dem Verstand häufig viel einleuchtender und anziehender als die Wahrheit, weil der Lügner den großen Vorteil hat, im voraus zu wissen, was das Publikum zu hören wünscht.

[1] Einen Überblick welche Zwangsmaßnahmen (Stand 19. März 2020: „Um der Pandemie ein Ende zu bereiten, hat der Staat den „Alarmzustand“ verordnet, der Bewegungsverbote, Einsperrung, verstärkte Kontrolle, Aussetzung von Versammlungen und des öffentlichen Lebens im Allgemeinen, Kontrolle der Transportmittel und wer weiß, ob die Verteilung von Lebensmitteln bald folgen wird. In diesem Prozess sehen wir, wie der Staat öko-faschistisch wird, wo die Regierung zunehmend gezwungen sein wird, die immer „seltener“ werdenden Ressourcen und den Raum zu verwalten, was dazu führt, daß die Erhaltung der notwendigsten Ressourcen nur durch den Verzicht auf ein anderes Bedürfnis gewährleistet wird: die Freiheit.
In Abwesenheit eines inneren oder äußeren Feindes hat der Staat einen Feind gefunden, vor dem er sein ganzes Kriegspotential zeigen und gleichzeitig die Unterwerfung der Bevölkerung durch Angst und Repression akzentuieren kann, während er angesichts des durch die Epidemie hervorgerufenen Terrors die einzige Möglichkeit der Rettung darstellt. Für uns besteht die Lösung nicht in einem autoritäreren Staat, sondern im Verschwinden aller Formen von Autorität. Von nun an ist es möglich, daß als Folge der ökologischen und sozialen Verwüstung der Welt Alarm- und Ausnahmezustände […] aufeinander folgen, weil wir sicher sind, daß es weiterhin Katastrophen geben wird. Wir übertreiben nicht, wenn wir von Kriegspotential sprechen: Wir sehen bereits, wie die Armee an strategischen Orten Stellung bezieht, die Polizei die Straßen stärker kontrolliert und Drohnen mit Kameras die Bewegungen der Bevölkerung überwachen. Die Maßnahmen des Alarmzustands zielen nicht nur darauf ab, die Grippepandemie zu beenden, sondern auch eine andere Pandemie zu verbreiten: die des freiwilligen Dienstes der Bevölkerung durch Gehorsam gegenüber den Gesetzen angesichts der Gefahr der Pandemie, um die Kritik am Staat und am Kapitalismus angesichts der Angst und der möglichen Risiken zu beenden. Diese freiwillige Knechtschaft wäre ohne die Unterwerfung unter unsere technologischen Geräte und die von ihnen geschaffene Lebensweise nicht möglich. Angesichts einer Pandemie oder einer anderen Katastrophe sind wir Technokrat*innen, Spezialist*innen, Expert*innen, Wissenschaftler*innen usw. ausgesetzt, jenen Manager*innen von Raum und Zeit, die in ihren rationalen Berechnungen alles geplant haben.“ spanisches Original „Las epidemias en la era del Capitalismo“)
wo auf der Welt in Kraft waren zeigen die Datensätze des OxCGRT d. i. der Oxford Covid-19 Government Response Tracker. Vorhergesehen hatte Hanah Arendt: Will man die Menschen daran hindern, daß sie in Freiheit handeln, so muss man sie daran hindern, zu denken, zu wollen, herzustellen, weil offenbar all diese Tätigkeiten das Handeln und damit auch Freiheit in jedem, auch dem politischen Verstande implizieren.
Angesichts der im Spätherbst 2022 zu erwartenden Panikkampagne, um den tumben deutschen Michel (Die meisten Menschen sind zu feig zum Bösen, zu schwach zum Guten.) abzulenken von der durch die de facto Teilnahme der Bundesregierung im Krieg auf der Seite der Ukraine und dessen faschistisch geprägten Putschistenregime allein zu verantwortende Energiekrise, sei auf die Erfahrungen Südkoreas mit der dominanten Corona-Mutation BA5 hingewiesen. Jenes Land war noch bis März im vollen Panikmodus gewesen, dann sah man das Licht und es passierte Nichts: South Korea rode out BA.5 wave without social distancing.
Etwas spät kam die Einsicht: Es gibt keinen Verfassungssatz, wonach die Regeln des Grundgesetzes nur für einen Normalzustand gelten. Einen durch Recht angeblich nicht fassbaren Ausnahmezustand gibt es dementsprechend nicht im Corona-Evaluierungsbericht vom Juni 2022. [ ▲ ]
[2] Zur Erinnerung der damaligen Atmosphäre einige Archivlinks auf weitere Artikel jener Tage: 1) Corona-Regeln in der EU: Chaos statt Reisefreiheit (SZ, 2022-02-03); 2) Corona-Panoptikum – mit den neuesten Krankenhausdaten wirkt die Pandemie nur halb so schlimm (2022-02-11); 3) Der Impfpass als Türsteher des autoritären Kapitalismus (2022-03-08). [ ▲ ]
[3] So nett, daß hier kostenfreie Werbung angemessen ist: Metin Tokgöz, ☎ +4915782666121. [ ▲ ]
[4] Ukraine: Schon während der Amtszeit des Süßwaren-Oligarchen Petro Poroschenkowar das Leben in der Ukraine kein Zuckerschlecken.
Zu Ablauf und Folgen des als „Euro-Maidan“ bezeichneten Putsches 2014 siehe: ; Ukraine Krise 2014 bis zur Eskalation; Gelnhausen ² (J. K. Fischer); ISBN 9783941956780. [ ▲ ]
[5] Aufgrund der Militäraktion sind tausende junge Männer, die sich dem Dienst an ihrem russischen Vaterland Musterung in Unterhose. Reihe junger Männer mit Unterlagen in de Hand entziehen nach Georgien ausgereist, das Ausländern wie erwähnt bis zu einem Jahr touristischen Aufenthalt erlaubt. Eine weitere große Gruppe folgte als Mitte September 2022 eine Teilmobilmachung angeordnet wurde. Man wartete damals tagelang am Grenzübergang. Die (Dez. 2022) geschätzt 110.000 Neuzugänge brauchen längerfristig Wohnraum, was die städtischen Mieten explodieren ließ. Auch Hotelbetreiber lassen sich die Bonanza nach der Corona-Durststrecke verständlicherweise nicht entgehen. Zusammen mit den steigenden Energiepreisen trieb das die Inflation in Georgien auf 10 %. Stand Jahresanfang 2023 ist für mit Euro rechnenden Reisenden ein Aufenthalt in Georgien doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor, weil, wegen des de facto Kriegseintritts der EU auf Seiten der Ukraine, der Euro stark gefallen ist (Bsp. Jan. 2021: 1 US$ = 82 ¢, Anfang Okt. 2022: 1,05 €, d. i. rund ein Drittel. Im gleichen Zeitraum stieg der Lari um 39 % ggü. dem Euro von knapp 4 ₾ zu 1 auf 2,80 ₾ zu 1!). Ein Beispiel für bessergestellte „Exilanten“ kann man auf dem Kanal NFKRZ (engl.) sehen. (Um sein überwiegend westliches Publikum zufriedenzustellen nicht ohne anti-russische Propaganda vor allem gegen Kulturschaffende.)
[Männliche ukrainische Flüchtlinge sieht man keine. Ganz einfach deshalb weil man dort die Ausreise aller 18–60jährigen Männer verboten hat. Republikflüchtige Grenzverletzer Richtung Rumänien werden regelmäßig erschossen. So geht “democracy” in der Ukraine.] [ ▲ ]
[6] Daß der Sommer 2022 ein extrem trockener werden würde war nicht absehbar. Mai und Juni waren „normal.“ [ ▲ ]
[7] Weiterführend: Education in the Republic of Ireland und Leaving Certificate. [ ▲ ]
[8] Und die Liste hierzu ist lang: Enoch Powell (das war der mit „Strömen von Blut“ als Antwort auf Einwanderung), Richard Lynn, Nigel Farange, die aus Indien stammende Innenministerin Priti Patel, (Als Ministerin führte Priti Patel lebenslange Freiheitsstrafen für „Schleuser“ ein, aber nur weil sie die von ihr schon immer befürwortete Wiedereinführung der Todesstrafe noch nicht durchsetzen konnte. Nachdem aber seit dem Brexit viele alte Traditionen wie “yards” wieder eingeführt werden, vermute ich “tuppence“ werden nicht lange auf sich warten lassen bis dann endlich “hanging” für minimalstes “anti-social behaviour” kommt.) die am liebsten das ganze zugewanderte Gesocks wieder heimschicken will. Weiterführend zu “pretty racist from Gujarat“: 1) UK: Priti Patel’s racist Nationality and Borders Bill 'drags the UK’s reputation through the mud' und 2) Tyrone Mings is right about Priti Patel: she emboldened the worst of us oder 3) das 2018 erschienene Buch hrsg. von Ben Ryan Fortress Britain? Ethical Approaches to Immigration Policy for a post-Brexit Britain.
Einen hab ich noch, oder „hätten Sie’s gewußt?:“ Boris Johnson färbt seine Haare ebensowenig wie Gerhard Schröder, was genetisch kaum zu erklären ist, denn sein Großvater ist Osman Wilfred Kemal, Sohn des türkischen Ministers Ali Kemal. Osman, in der Zwischenkriegszeit als Flüchtling (!) im britischen Exil nahe Bournemouth aufgewachsen, nahm den Allerweltsnamen Johnson an. Er heiratete dann eine Tochter der Freiin von Pfeffel – somit ist Boris echt „britisches Vollblut,“ mit ebensolchem Vornamen. Aber das hat er ja mit dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha, pardon Windsor, gemeinsam. Anzumerken wäre noch, daß Boris’ Vater Stanley, zeitweise konservatives Mitglied des EU-Parlaments, als 81jähriger während der Amtszeit seines Sohnes die französische Staatsbürgerschaft annahm, weil er den Brexit für Schwachsinn hielt, womit er weltweit sicher nicht allein steht.)
Wer sich ein bißchen des von Paisley verbreiteten Vitriols (I have never made an inflammatory statement in my life) reinziehen möchte lese einige Zitate oder die Ergüsse seiner Zeitschrift The Revivalist [ ▲ ]
[9] Das Internet vergißt nicht. Irish Times, Meldung vom 13. April 2005: Audit uncovers major lapses in security at Dublin airport. […] officials carrying out an EU security audit managed to evade detection while carrying a replica bomb and knives through security checks at the airport […] und dann, 17 Jahre später (22. Mai 2022): Guns and bombs passed undetected through Dublin Airport security. […] Seven ‘prohibited’ devices – including guns, improvised explosive devices and components of explosive devices – managed to pass through scanners and security staff […] (Volltext) Und ewig grüßt das Murmeltier. Erwähnenswert dann noch die offizielle Stellungnahme(n) der Flughafenverwaltung: Sources asked […] not to reveal the exact date the audit was carried out to avoid blame being directed at specific rostered staff. Die Vertuschung hat also System. Weiter noch: A DAA spokesman said: We do not comment on security matters, security audits or speculation around any changes to security processes for obvious reasons but DAA is fully committed to safeguarding civil aviation and protecting and securing all those who travel through and work at Dublin Airport. Offensichtlich hat man auch hier von “Sir Humphrey” der Comedy-Serie “Yes Minister” gelernt: “there is an explanation for everything, but security forbids its disclosure.” [ ▲ ]
[10] Schon zur „Wir schaffen das“-Flüchtlingskrise 2015 mit der laut herausposaunten „Willkommenskultur“ war die Gleichschaltung der Medien offensichtlich. Wenn du glaubst, dass alle anderen doof sind, und du denen nur sagen musst, dass sie doof sind, damit sie ihre Meinung wegschmeißen und sich dir anschließen, wirst du im Leben nicht viel Freude haben. Ein Blick auf Videos der Flüchtlinge entlang der Route als sie „spontan demonstrierten“ zeigt, daß es sich hier nicht um Verfolgte, sondern um Wirtschaftsflüchtlinge handelt, deren Kommen gesteuert ist, um das Lohnniveau der verbliebenen Arbeitschaft niederzuhalten. Die Behauptung vom sogenannten Fachkräftemangel – ein solcher ist nur unter den Ministern der Bundes- und Landesregierungen offensichtlich – und gewünschter Zuwanderung verschärft lediglich den Wohnungsmangel und überlastet das Schulsystem. Beides sind den 1990ern kaputtgesparte Bereiche. Hier gäbe es viel zu belegen, andrerseits kann jeder halbwegs hellsichtige Leser das auch selbst erkennen. Der wohl hervorstechendste und auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt in der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen. [ ▲ ]
[11] Als die Lüge mit dem verhungernden Fikret Alic Fikret Alic aufflog, begann natürlich ein Shitstorm gegen den Journalisten, der die Fakten geprüft hatte: “Es war dieses Bild, das die Welt in Alarmbereitschaft versetzte”, dazu Internationale Resonanz mit weiterführenden Links.
Zur Auffrischung, auch behauptet wurde: „Dächer im Kosovo seien mit der sogenannten ,Kerzen-Methode’ gesprengt worden: Im Dachstuhl eines Hauses wird eine brennende Kerze aufgestellt, im Keller eine Gasflasche geöffnet, und so das Dach weggesprengt.“ geht rein physikalisch nicht, auch deshalb weil Gas nur bei gewissen Konzentrationen explodiert, die so nicht erreicht werden können. Außerdem ist es schwerer als Luft, steigt also nicht ohne weiteres vom Keller in den Dachboden.
Leider hat es ein paar Jahre gedauert, bis seriöser hinterfragt wurde. Buchtips: 1) ; Bei Andruck Mord: die deutsche Propaganda und der Balkankrieg; Hamburg (KVV); ISBN 3930786095. 2) ; Wie Medien Krieg machen: ARD-Kriegsreporter packt aus; ein Insider über die wahren Drahtzieher des Jugoslawien-Kriegs und die Rolle der Medien; Zeiningen (Nebelhorn); ISBN 9783906297019. 3) [*1973]; Balkan Holocausts? Serbian and Croatian victim centred propaganda and the war in Yugoslavia; Manchester (Manchester University Press); ISBN 9780719064661.
Erinnert sei, daß es sich hier um den ersten Krieg seit 1945 „deutsche Stiefel“ wieder in Europa traten. Etwas das selbst der unsägliche Nachrüstungsfanatiker Helmut Kohl niemandem zumutete. Dazu bedurfte des Kriegshalbwaisen, dem „Genossen der Bosse,“ von der „Wer hat uns verraten?“-Partei, der uns auch die vom neoliberalen Wirtschaftsflügel der Lambsdorff-Clique lange geforderte „Zusammenlegung der Arbeits- und Sozialhilfe“ – besser bekannt als „Hartz IV“ gebracht hat. Das, was ab 1991 an Propaganda von der Qualitätsjournalisten-NATO-Regierungsfront verbreitet wurde wirkt heute, nach dem Unsinn von „Wir schaffen das-Willkommenskultur“ 2015, CoViD-Ausgangssperre (2020-22) und „Zelensky-ist-kein-Nationalist“ (ab 2022) geboten wird, wie Kinderkram. Es sei darauf hingewiesen, daß das ganze Geschwafel vom Klassenkampf ablenken soll. Die „Energiekrise“ 2022 ist alleine der Politik der Bundesregierung verschuldet. Es gibt aus deutscher Sicht keinen Grund der bewaffneten Auseinandersetzung zweier Nachfolgestaaten der Sowjetunion nicht neutral gegenüber zu stehen und die langfristigen Lieferverträge mit fairen Preisen zu nutzen! (Außer hat man hat seinen Kopf dermaßen weit im Arsch der Amerikaner, daß man die (angekündigte) Sprengung der Pipelines, die erfolgte als gerade zufällig fünf amerikanische Kriegsschiffe darüber schipperten, als „von den Russen“ verursacht verkauft. Cui bono?). Besagte „Energiepreisexplosion“ tut vor allem eines: Die Ersparnisse weiter Teile der Bevölkerung zu den Konzernen und Aktionären umzuschichten – einfach ausgedrückt zu enteignen. Den kurz diskutierten, links-versifften, sozialromantischen Unsinn einer „Abschöpfung von Übergewinnen“ hat man dann schleunigst begraben.
Persönlich muß ich anmerken – groß geworden mit qualitativ hochwertiger Auslandsberichterstattung eines Dieter Kronzucker und Peter Scholl-Latour auf den damals existierenden beiden BRD-weiten Fernsehkanälen (Staatsvertrag §11, Stand 2023: Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen. Von der Einhaltung dieses Programmauftrags kann auch die Berechtigung des Rundfunkbeitrags abgeleitet werden.) – dahingehend sozialisiert geworden zu sein es gäbe eine neutrale „vierte Gewalt,“ unabhängige Medien. Das unterschied uns von der DDR, ich lebte im „besseren“ Teil der Welt, mit den „Guten“ und einem konservativen Weltbild, weil es etwas anderes im „bayerisch Kongo“ der nördlichen Oberpfalz gar nicht gab (und bis heute dort auch nicht gibt). „Qualitätsmedien,“ dieser Ausdruck existierte nicht, man brauchte eine derartige Hervorhebung nicht, die sogenannten „hamburger Schmierblätter“ (Franz Josef Strauß) waren seriös – „Hitler Tagebücher“ hin oder her. Günter Wallraff und Christiane F. befriedigten das Gruselbedürfnis eines Provinzlers, ob der schröcklichen Zustände der norddeutschen Großstadt. Ich erinnere mich noch an meine verstörte Reaktion als ein jesuitisch vorgebildeter Deutschlehrer auf Uwe Johnson zu sprechen kam, der nach seiner Übersiedlung in den „freien Westen,“ die Suezkrise und die Politik der USA kritisiert hatte. Heute bewundere ich den Mann für seine Klarsicht (nicht für seine unlesbaren Jahrestage). In langen Jahren Auslandsaufenthalts den eigenen Horizont erweitert, zum linken Ufer geschwenkt, entsetzt mich immer mehr die Unfähigkeit deutscher Linker zu argumentieren und so zu überzeugen. Statt sich um die Lebensbedingungen der nach 1982 verarmten Masse zu kümmern, verstrickt man sich in Gendersternchen-Geschwafel – das sei „alternativlos.“ Viele Positionen, die ich als „links“ und richtig verstanden habe wurden umdefiniert und werden heute im Diskurs als „rechts“ verunglimpft, man müsse sich damit auch nicht weiter auseinandersetzen, denn „Rechts ist keine Meinung!“ Solches in dem, das in den frühen 1980ern das wohlhabendste Land der Welt war. Seitdem haben neo-liberale Ideologen dafür gesorgt, daß vierzig Prozent der Vollzeitwerktätigen weniger als € 2500 im Monat haben, sprich “working poor” sind, drei Millionen plus x von € 600 Hartz IV-Regelsatz (alias „Bürgergeld“) leben sollen und dabei, teilweise ganz offiziell, zu 1½ Millionen zu den 940 „Tafeln“ geschickt werden, wo Freiwillige den in Supermärkten aussortierten Müll verteilen und wegtragen helfen, somit den Handelsriesen Supermarkt Bolle, Bln-Kreuzberg Mai 1987
„Aber trotzdem hat Bolle sich janz köstlich amüsiert“ 1. Mai 1987 in Kreuzberg.
nicht nur steuerlich absetzbare Spendenquittungen verschaffend, sondern ihnen auch Entsorgungskosten sparen. Eine durchschnittliche Aldi-Filiale wendete schon 2009 € 70000 im Monat für Müllabfuhr auf. Derweilen sich die „Avantgarde der Arbeiterklasse“ darum streitet ob es korrekt „Hartz-Vier-Beziehende“ oder „Hartz-Vier-Bezieher*innen“ zu heißen habe. Wundert sich da jemand, wenn ich das Bedürfnis bekomme wieder einmal meinen Major v. Dach zu lesen? Zuerst sollte ich mir vielleicht einen russischen Cocktail mixen – aber nicht die “Sto gramm Wodka-Glas und Essiggurke”-Variante, sondern die mit dem heraushängenden Stück Stoff. [ ▲ ]
[†] Ein paar Monate später hat die Dame das Zeitliche gesegnet. Wenige Stunden nachdem man ihr Liz Truss als “prime mistress” vorgestellt hatte fiel die Queen, wohl vor Schreck, tot um. Der fiktive Vorgänger Truss’, James Hacker, hatte also Unrecht wenn er sagte: Her Majesty will cope. She always does. Truss war dann schneller aus dem Amt als ein Salatkopf verwelkt. Ob die Königin den nächsten “shocking” Premierminister überlebt hätte bezweifle ich, denn um es mit Churchill zu sagen, ein „indischer Fakir“ regiert inzwischen “We have our country back”-Britannien. Zumindest ist der nicht mehr halbnackt (Winston Churchill 1931, später Lieblingspremier der Queen: It is alarming and nauseating to see Mr Gandhi, a seditious Middle Temple lawyer, now posing as a fakir of a type well known in the east, striding half naked up the steps of the viceregal palace, while he is still organising and conducting a campaign of civil disobedience, to parlay on equal terms with the representative of the Emperor-King.) wenn er jeden Dienstag die Treppe im Buck House hinaufsteigt. Dort residiert inzwischen der gerne Röcke tragende Charlie mit seinem Pferd. Charlie on Camila Das gab’s noch nie. Daß die Royals es im Lauf der Jahrhunderte gerne mit ihren Stallburschen trieben ist bekannt – man denke nur an Mark Phillips.
Aus Anlaß der königlichen Beerdigung durfte man im deutschen Staatsfernsehen das volle zehnstündige Programm von “pomp and circumstance” ansehen. Markus Söder ordnete für Bayern Staatstrauer an. Warum? Die Dame, eine feudale Herrscherin mit weitreichenden Rechten hatte keinerlei Beziehung zu oder Verdienste um Bayern, das seit November 1918 offiziell so etwas wie ein halbwegs demokratisches Staatswesen ist. Vom Söder fange ich nicht auch noch an, nur sei gesagt ich unterstütze „Franken, eigenes Bundesland“ – denn dann blieben uns in Bayern Typen wie er oder der Beckstein erspart.
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Romantischer Stil, helle braun und ocker-Töne domonieren. Tauben am Dachboden in einem runden, aus Weiden geflochtenen Vogelhäuschen an der Wand das Weibchen innen, das Männchen obenauf sitzend. Darunter am Boden ein turtelndes, paarungsbereites Pärchen weiße Tauben. Am rechten Rand Behältnis am Boden sztehend.
Politiker sind wie Tauben: wenn sie unten sind fressen sie dir aus der Hand, wenn sie oben sind scheißen sie dir auf den Kopf. Wie wahr, wie wahr. Sehr schön zu sehen beim Herrn Scholz, dem im Fernsehen kurz vor der Wahl 2021 die klassische Margaret-Thatcher-Frage gestellt wurde: „Wissen sie was ein Päckchen Butter im Discounter kostet?“ Er etwa: „Äh, ah nein – ich werde seit Jahren gepanzert herumkutschiert, da kauft mannicht ein.“ Und da wundert man sich wenn der Mann nie hamburger Bankiers oder Oligarchen (Auf WP definiert als: „Als Oligarch [… werden bezeichnet] im Speziellen auch Großunternehmer, die durch Korruption auch politische Macht über ein Land oder eine Region erlangt haben. Mit der Verflechtung von Politik und Wirtschaft werden politische Entscheidungsprozesse intransparent und gehen häufig mit autokratischer Herrschaft und Schattenwirtschaft einher. Demokratische und rechtsstaatliche Transformationsprozesse werden behindert.“ Eine Definition die in der BRD 2022 z. B. auf diese Frau zutrifft:
Friede Springer
Friede Springer (2014), u.a. Eigentümerin des Lügenblattes mit den vier Buchstaben.)
getroffen hat. Je erfolgreicher einer lügt und je mehr Menschen er überzeugt, desto mehr Aussicht besteht, daß er am Ende an seine eigenen Lügen glaubt.

[a] Die wirksamste Manipulation unseres Geistes zielt nicht darauf, bestimmte ideologische Überzeugungen in uns zu verankern, sondern darauf, uns der Befähigung zu berauben, überhaupt Überzeugungen auszubilden. Mit Sprachregelungen versuchen öffentlich-rechtliche Sender, ihr Publikum für die „Diskriminierung von Minderheiten“ zu sensibilisieren ohne dabei auf Vernunft Rücksicht zu nehmen. Definition: Framing ist der meist bewusst gesteuerte Prozess einer Einbettung von Ereignissen und Themen in Deutungsraster und Narrative bzw. Erzählmuster. Komplexe Informationen werden dadurch selektiert und strukturiert aufbereitet, sodaß eine bestimmte Problemdefinition, Ursachenzuschreibung, moralische Bewertung und/oder Handlungsempfehlung im Sinne des Framing-Erstellers in der jeweiligen Thematik betont wird. (Hervorhebungen vom Webseitengestalter.) Wie so etwas geschieht, siehe in der Leseliste das Themenheft „Medialisierte Kriege und Kriegsberichterstattung“ sowie sehr entlarvend die Arbeit Glogers [ ▲ ]
[b] Wenn der Verfasser hier von sich als „ohne Aluhut“ reisend spricht, so ist gemeint „mit kritischem Blick,“ dabei (ansatzweise) versuchend den Finger in offenen Wunden zu legen, denn jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht. © Titanic
Dr. Joseph Goebbels
„Aluhut“ definiert: Ein […] Aluhut (englisch “tin foil hat”), ist eine Kopfbedeckung, die aus einer oder mehreren Lagen Alufolie oder vergleichbarem Material hergestellt ist. Das Konzept wurde zuerst in der 1927 veröffentlichten Science-Fiction-Geschichte “The Tissue-Culture King” von Julian Huxley […] erwähnt. Darin entdeckt der Protagonist, daß Kappen aus Metallfolie benutzt werden können, um die Effekte von Telepathie zu blockieren. […] der abwertende Begriff Aluhutträger [wird] metaphorisch und der Begriff Aluhut im übertragenen Sinne verwendet, um Anhänger von Verschwörungstheorien zu bezeichnen. Das Wort wurde 2020 vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in eine Liste von Neologismen der 2010er-Jahre aufgenommen. [ ▲ ]
[c] Verdächtig still sind deutsche Feministinnen seit März 2022 wenn es um Gleichberechtigung für ihre Schwester*innen aus der Ukraine geht. Im Rahmen der Gleichberechtigung hat man auch in Deutschland durchgesetzt, daß Frauen seit Januar 2001 „Dienst an der Waffe“ leisten. Bekanntlich dürfen Männer wehrfähigen Alters nicht aus der Ukraine ausreisen, (In den Unterkarpaten ist ein Flüchtling in der Tisa ertrunken. Bei dem Versuch, die Grenze zu Rumänien illegal zu überqueren, ist ein 23-jähriger Junge aus der Bukowina ertrunken. […] Es wird darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Mann um den 15. Ertrunkenen handelt, der bei dem Versuch, das ukrainische Hoheitsgebiet illegal zu verlassen, in den Fluten der Theiß ums Leben kam. Derart verzweifelt riskierten ihr Leben früher die Republikflüchtlinge aus der DDR, bekanntlich ein Unrechtsregime. Schießbefehl gibt es auch in der Ukraine: Rada erlaubt Grenzschutzbeamten den Einsatz von Waffen.) sondern werden an die Front geschickt. Eine Million Ukrainer (Laut statistischem Bundesamt „1.035.000“ registrierte Ukrainer davon 663.334 Frauen zum Stichtag 30. Nov. 2022. Damit sieben Mal mehr als im März 2022. Mehr als eine halbe Million Ukraine-Flüchtlinge beziehen Sozialhilfe) lassen es sich jedoch bei uns gut gehen. Geht man realistisch von sechsunderttausend Unterstützungsempfängern aus, so kommt man beim durchschnittlichen Hartz IV/Bürgergeld-Regelsatz von € 1200 (inkl. Krankenkasse, Wohnung, Heizung) auf 720 Millionen Euro pro Monat. Würde man dies auf reguläre Sozialhilfebezieher verteilen, Ende 2021 waren deutschlandweit 3,8 Millionen auf Hartz IV, könnte man deren Stütze um etwa € 184 im Monat erhöhen und so die Preisexplosion (nicht nur der Nordstream-Pipeline) verursacht durch den Kadavergehorsam der Bundesregierung zu den USA bezüglich der Energieversorgung auffangen – ohne Mehrkosten. Angenommen nur etwa 350.000 der Ukrainerinnen hier sind tauglich, warum sind sie nicht patriotisch und melden sich an die heimatliche Front? (Ersparnis für den deutschen Steuerzahler ca. 420 Mio. pro Monat; abzüglich der Kosten für ihre Stahlhelme, solche dürfen sie als „Reisegeld“ aus Deutschland mitbekommen.) Wenn die Damen schon nicht kämpfen wollen, können sie in Munitionsfabriken arbeiten, so wie das deutsche Hausfrauen früher auch gemacht haben. Sei es zu Hause bei Ukroboronprom, hier bei Rheinmetall (1242 freie Stellen, 10.4.23), Krauss-Maffei oder von mir aus auch bei Tönnies, die haben ja schon länger Ostarbeiterlager eingerichtet. Frau Anne Wizorek, Frau Giulia Becker, Frau Teresa Bücker, Frau Sarah Bosetti u. a.: Wo bleibt Ihr Aufschrei? Bilden Sie die Avantgarde dieser Arbeiterklasse, zeigen Sie den Damen den Weg und marschieren Sie mit Ihren Genoss****innen an die Ostfront, da können Sie ihren Mann stehen und die die Fahne Social-National_Party_of_Ukraine hoch halten, wie sich das in einer rabiat nationalistischen Diktatur ohne Minderheitenschutz gehört! [ ▲ ]


Leseliste: Weiterführende Literatur

  • „Medialisierte Kriege und Kriegsberichterstattung“; Themenheft Medien & Kommunikationswissenschaft, № 2/3, 2005; DOI: 10.5771/1615-634X-2005-2-3
  • ; Der nächste Krieg und die deutschen Bahn-Verwaltungen; Hannover-Linden (Manz u. Lange); Permalink: urn:nbn:de:bvb:12-bsb11538841-0
  • ; Kot & Köter: Das Buch für alle Hundehasser; Berlin (Ullstein); ISBN 978-3-8437-1087-9
  • ; Tyranny of Guilt: An Essay on Western Masochism; Princeton (Princeton University Press); ; [Orig. frz. Dt. als: Ein nahezu perfekter Täter. Die Konstruktion des weißen Sündenbocks Berlin 2021]
  • ; Guests of the state: the story of Allied and Axis servicemen interned in Ireland during World War II; Dingle (Brandon); ISBN 0863221823
  • ; „Friedenstruppen“ im Auslandseinsatz: empirische Untersuchungen des Framings von Bundeswehreinsätzen; Köln (Lehrstuhl Internationale Politik); [Man lasse sich vom trockenen Titel nicht täuschen: Hierin findet sich die ganze Bandbreite der Manipulationstechniken, die von staatstragenden Medien seit Beginn der Militäraktion in der Ostukraine gegen die „mündigen Bürger“ angewendet werden.]
  • ; ; Corona und die Demokratie. Eine linke Kritik; (Edition Critic); ISBN 9783946193333
  • [Literaturnobelpreisträger]; Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien; Frankfurt ³ (Suhrkamp); ISBN 3518407902 [Zuerst ersch. in der Süddt. Zeitung.]
  • ; In the shadow of Enoch Powell: Race, locality and resistance;9 Manchester (Manchester University Press); ISBN 9781526127402;
  • ; Erinnerungen an Bihać: Geschehnisse in einer kleinen Stadt mitten in Europa; Zürich (Innaron-Verlag)
  • ; Medien als Akteur im Krieg: Österreichische Printmedien im jugoslawischen Krieg; Wien (Dipl.-Arb. Uni Wien)
  • ; Repräsentation von Krieg in der Kriegsfotografie: Untersuchung der fotografischen Berichterstattung über den Bosnienkrieg 1992-1995 in deutschen, österreichischen und schweizerischen Printmedien; Basel (Diss.) [Nicht mehr im Repo der Uni Basel, auch aus dem Bibliothekskatlog Helveticat verschwunden. 2025-06-22]
  • ; Vom Verlust der Freiheit: Klimakrise, Migrationskrise, Coronakrise; München (Europa); ISBN 978-3-95890-343-2
  • ; Die Selbstgerechten; Frankfurt (Camous); ISBN 978-3-593-51390-4; [„Links ist für viele heute vor allem eine Lifestylefrage. Politische Konzepte für sozialen Zusammenhalt bleiben auf der Strecke, genauso wie schlecht verdienende Frauen, arme Zuwandererkinder, ausgebeutete Leiharbeiter und große Teile der Mittelschicht. Ob in den USA oder Europa: Wer sich auf Gendersternchen konzentriert statt auf Chancengerechtigkeit und dabei Kultur und Zusammengehörigkeitsgefühl der Bevölkerungsmehrheit vernachlässigt, arbeitet der politischen Rechten in die Hände.“]

Historische Reiseführer

Damals, 1938 Durch Albaniens Schluchten und heute an der Drin in Mazedonien und Albanien

Brücke Volkstypen Debar Kalishta Lok Kukës Naum Ulcinj
Durch-Albanien
In-Albanien

Scans zum Herunterladen

  • Adriatica; Albania turistica; Venezia (Società anonima di navigazione); [Reich bebilderter Führer, ita.Download pdf pdf
  • [Freiherr v.u.z]; Ein Bilderbogen von den Kanalinseln; [Jersey] (Feldkommandantur 515Download pdf pdf
  • ; Eire: Ein Irlandbuch; Hamburg (Broschek); Textteil Download pdf pdf (S. 1–86). Bildteil: Download pdf pdf (S. 87–161).
  • ; Albanien: Land zwischen gestern und morgen; Wort und Bild; München (Bruckmann); [Bildband, schwarz-weiß; niedrig auflösender ScanDownload pdf pdf
  • ; Durch Albaniens Schluchten: eine besinnliche Faltbootfahrt quer durch das Land der Schkipetaren und eine kurz gefaßte Geschichte des Landes; Kirchhain (Schmersow); [Photos: Walter Frentz. Kein Download, Bilder oben.]
  • ; ; In Albanien: ein Reisebericht; Berlin (Kultur und FortschrittDownload pdf pdf
  • ; Führer durch die Sowjetunion; Berlin (Neuer Dt. Verl.), Kapitel: Georgien Download pdf
  • ; Marokko: Quer durch das umstrittene Land; Coburg (Veste);[Bericht einer Reise 1955.Download pdf pdf
  • Urlaubsfotos Ulcinj; , (Permalink:  ark:/13960/t44s0hb0r) [auch Sveti Stefan und Belgrad]