Die 'Stans der ehemaligen Sowjetunion

Reiseberichte 2014 und 2024.

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Auf nach Kirgisien

Karte der Reiserote

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Bishkek, Hauptstadt Kirgisiens

Währung: 1 € = 70–72 Som; 1 US$ = 58 Som; [Juni 2021: 1 € = 100 Som]
Monatseinkommen: um 20000, 35–40000 gilt als sehr gut.

Von den besuchten Städten war Bishkek sicherlich die entspannteste, was wohl auch daran liegt, daß man im Lande – im Gegensatz zu den anderen ’stans seit 1991 schon zweimal den Präsidenten gewechselt hat (es wurde allerdings etwas „nachgeholfen“ – Kurmanbek Bakijew hatte weg gemußt, weil er sich getraut hatte die amerikanische Luftwaffenbasis zu schließen).1 Wie alle zu Sowjetzeiten ausgebauten Städte zeichnet sich auch Bischkek durch das fast vollständige Fehlen von Straßenschildern (außerhalb des Stadtkerns) sowie einer Beschilderung von Hausnummern oder Türschildern aus. Wenn man dann nur per Zeichensprache eine Richtung erfragen will, so wie ich das ohne Russisch tun mußte, ist man, vor allem nachts, gelinde gesagt am Arsch!

Lenin Denkmal
Immer noch weist ER den Weg. Inzwischen hat man das Denkmal hinter sein Museum verbracht. (click to enlarge)

Der Flughafen Manas liegt knapp 33 km von der Stadt. Man kann nicht sagen er entspräche internationalen Standards. In die Stadt gelangt man zur Not mit einem Marschrutka, (Kein Taxi, aber auch kein richtiger Bus: Die russischen Minibusse mit dem hübschen Namen “Marschrutka” ist ein besonders in den Regionen weit verbreiteter Typ des ÖPNV. Weder Schlaglöcher, Staus oder fehlender Asphalt können sie aufhalten. Der Marschrutka-Fahrer ist eine Art Superheld auf den russischen Straßen: Der Marschrutka-Fahrer kann einhändig fahren, mit der Schwiegermama telefonieren, das Geld von den Fahrgästen einsammeln und Rückgeld geben und dabei seinen rechten Arm in unnatürliche Stellungen bringen; er kann die gegeben Summe am Gewicht der Münzen abschätzen und gleichzeitig Fragen zur Fahrtroute beantworten. Und das alles, selbstverständlich, bei maximal möglicher Geschwindigkeit. Denn: Zeit ist Geld.) diesem Wunder an Ineffizienz, mit dem ein Großteil des öffentlichen Nahverkehrs in der ehemaligen Sowjetunion abgewickelt wird. Dabei handelt es sich um umgebaute Kombis (à la Sprinter) – meist alte deutsche Handwerkerfahrzeuge, wie an den Beschriftungen unschwer zu erkennen, in die man 10–15 Personen hineinzwängt und die prinzipiell nie abfahren solange noch Platz ist. Mit Gepäck wird’s eng. Sie bedienen gewisse Strecken unregelmäßig zum Festpreis. Ansonsten ist man der Taxler-Mafia ausgeliefert, die in Zentralasien noch mehr als ihre Kollegen andernorts sämtlich Fremde betrügende Ganoven sind. (Ich habe in der ganzen Zeit nur einen einzigen anständigen, ehrlichen Fahrer getroffen.)
Bedient werden auch per Sammeltaxi längere Strecken zwischen bestimmten Orten, da ein vernünftiger Bahnbetrieb gar nicht, Fernbusse kaum verkehren. Man bepackt sie mit mindestens fünf Personen, die sämtlich ihren halben Hausstand mitführen. Eine härtere Tortur als sechs Stunden eingezwängt zu dritt auf der Rückbank eines Opel Astra Opel Astra über Schlaglochpisten – mit einem vollen Rucksack am Schoß – kann man sich kaum vorstellen, besonders da zahlreiche Männer der Region, bedingt durch die papierfreie Art der Toilettenbenutzung einen Körpergeruch der Sorte „hundeln“ verbreiten.

Angekommen bin ich frühmorgens am ersten kalten Herbsttag. Es regnete dauerhaft, später kam dann Schneeregen bei knapp 6 °C hinzu, während ich 1½ Stunden bei miserabler Straßenbeleuchtung umherirrte bis ich eine Unterkunft fand, die sich dann als mies und überteuert herausstellte. Das Hostel Inn, zentral gelegen auf Nr. 142 an der lauten Chui Ave. (die zentrale Ost-West-Achse der Stadt). Die sanitären Anlagen bestehen aus einer Naßzellen/Toilettenkombi auf 1,50 m im Quadrat für 15–20 Gäste. Gelüftet wird diese in das 4-Mann-Dorm hinaus, was zu erheblicher Geruchsbelästigung führen kann. Reinigung erfolgte allenfalls oberflächlich. Was lernen wir daraus: Der erfahrene Reisende bringt immer Taschenlampe, Ohrstöpsel und Klopapier mit.

Nun habe ich mir gleich zu Anfang nicht nur eine kräftige Erkältung eingefangen, sondern auch gleich im North Face-Laden eine Daunenjacke für € 100 gekauft, die bei uns locker € 250 kosten würde. Dumm nur, daß es bis zum Ende der Reise nicht mehr kalt wurde und ich das Ding nun schleppte. Zum Glück läßt sich Daune gut zusammenpressen. (Inzwischen bin ich der Meinung einer chinesischen Fälschung aufgesessen zu sein, warm ist das Teil trotzdem.)

Im Stadtzentrum von Bischkek (click to enlarge)

Ala-too Alatoo-Platz Museum 1 Wiege Realismus Togus-Korgul Teppich Verbot Kino Ala-too 2 Fahne Frunse Hexenhäusl Zirkus Russ Theater Uhrturm Schalterhalle Rossia

Mehr Bilder aus der kirgisischen Hauptstadt, den Spuren seiner sowjetischen Vergangenheit, Kunst im öffentlichen Raum sowie der weniger repräsentativen Seiten, unten im Abschnitt „Eine Woche in Bischkek“ 2024.

Polizeibericht
Bericht eines anderen Reisenden, der auch auf den Trick hereingefallen ist. (click to enlarge)

Am Morgen meines Abfahrtstages bin ich dann in der Nähe des Osch-Basars auf sehr überzeugend wirkende falsche Polizisten reingefallen, die mich mit dem uralten Geldschein-Wechsel-Dich-Trick um € 150 erleichterten. Ärgerlich weniger der Betrag, sondern daß mir die Masche bekannt und ich ausdrücklich gewarnt war. Immerhin hatte ich dann das Erlebnis den Rest des Vormittags die nicht als unbedingt effizient verschriene kirgisische Polizei bei der Arbeit zu beobachten zu dürfen. Eine junge, sympathische Russin, die ich im Flugzeug kennengelernt hatte dolmetschte per Telephon. Man gab sich sichtlich Mühe, wohl eher weil man auf die „Konkurrenz“ sauer war, gefunden hat man die Burschen nicht. Eigentlich klar, die hatten ja genug für die nächsten zwei Wochen verdient. Netterweise fuhr man mich dann noch zum Busbahnhof und setzte mich in die richtige Karre nach Almaty. Wie das Bild (re.) eines Berichts eines japanischen Touristen zeigt, war ich wenigstens nicht der einzige, der auf die Masche reinfiel. – Und was lernen wir daraus? Echte kirgisische Polizisten sind auf ihren Dienstausweisen IMMER in Uniform abgebildet, auch wenn sie in zivil arbeiten.
Mit dem zusätzlichen Loch in der Reisekasse, nach Daunenjacke und Afghanistanvisum habe ich mich dann entschlossen den Trip um zehn Tage abzukürzen.

» Bishkek 2024

Almaty und Kasachstan

Währung: 1 € = 230 Tenge; 1 US$ = 180 ₸. [Juni 2021: 1 € = 508 ₸, Mai 2025: 581 ₸]
Monatseinkommen: ø 120000 ₸ (€ 530; 2024: 434.000 ₸ = 740 €), Tageskurse der Nationalbank.

Kasachstan Landschaft
Blick von der Raststätte Avaritsya (Авразия-азс) an der kasachischen A2 zwischen Almaty und Bischkek. 👆 Herbst 2014 und 👇 April 2024. Kasachstan Landschaft

Mein Aufenthalt beschränkte sich im wesentlichen auf drei Tage in der ehemaligen Hauptstadt Almaty (vormals Alma-Ata). Auch die besuchte ich eigentlich nur, weil es vergleichsweise einfach war. Zum einen fahren direkte Busse von Bishkek, zum anderen hat die kasachische Regierung, „probeweise für ein Jahr“ zum 15. Juli 2013 die Visumspflicht für Staatsangehörige der zehn wichtigsten Investornationen für 15tägige Besuche jeder Art aufgehoben. Diese Regelung wurde 2014 um ein weiteres Jahr verlängert. [In den Folgejahren ausgeweitet auf alle EU- und EFTA-Bürger für 30 Tage.] Wer länger als 30 Tage im Lande ist muß seine Lunge röntgen lassen und einen negativen HIV-Test vorlegen. Besonders letztere Diskriminierung ist angesichts der Tatsache, daß der Ort Temirtau das Epizentrum der zentralasiatischen AIDS-Epidemie war, vollkommen untragbar. Weite Gebiete des Landes sind als Sperrzonen nur mit Sondererlaubnis bereisbar, so die Region Baikonur (mit dem Weltraumbahnhof).
Die Ausländer-Registrierungspflicht (Natürlich gibt es bei uns auch Meldezettel im Hotel und die Verpflichtung seinen Wohnsitz innerhalb 14 Tagen in der Gemeinde anzumelden, was hier aber innerhalb fünf Kalendertagen zu erledigen ist, ist von ganz anderem Kaliber.) besteht [auch noch 2021] weiter. Prinzipiell hat sich jeder Fremde spätestens am fünften Kalendertag (Einreisetag zählt mit) registrieren zu lassen. Bessere Hotels erledigen das auf Anforderung. Nicht-GUS-Angehörige können sich nur in Almaty und Astana anmelden. Theoretisch werden im Rahmen des probeweise aufgehobenen Sichtvermerkszwangs Eingereiste automatisch registriert. Erkennbar ist dies daran, daß zwei Stempel am Einreisezettel (migration card) angebracht werden. Zuverlässig funktioniert das nur am Flughafen, an den Landgrenzen „vergißt“ man es gerne. Bei fehlender Registrierung werden um € 200 Strafe fällig.

Das Land ist [war] eine autoritäre Präsidialdiktatur wo um den „Kasachbashi“ Nursultan Nasarbajew feinster Personenkult betrieben wird. [Nursultan ist im März 2019 zurückgetreten wirkte aber weiter starker Mann im Hintergrund. Die Hauptstadt Astana – während seiner Amtszeit aus der Wüste gestampft – wurde zu seinen Ehren in Nursultan umbenannt. Schon drei Jahre später wurde daraus wieder Astana.] So gibt es zum Beispiel im obersten Stockwerk des Wolkenkratzers/Aussichtsturms Bajterek Tower, gegen Eintritt, dort Seinen Handabdruck in Gold Im Turm – Normalsterblichen soll es Glück bringen, die Hand dort hineinzulegen. Im Gegensatz zu den anderen regionalen Diktaturen, gelangt vergleichsweise viel Geld aus den Öl- und Gaserträgen in Umlauf (wobei der Präsidentensippe noch genug bleibt), so daß der Lebensstandard der noch im Lande Verbliebenen hoch ist. Fast alle „Wolga-Deutschen“ die ab 1941 nach Kasachstan umgesiedelt wurden, leben heute in der BRD; die Russen gingen zurück ins Mutterland, stellen aber in den nördlichen Städten noch die Bevölkerungsmehrheit. Das heißt nicht, daß man ansonsten weniger polizeistaatmäßig mit Ausländern umgeht. Das Preisniveau, besonders für Lebensmittel liegt teilweise deutlich über dem Mitteleuropäischen (etwa wie in der Lebensmittelabteilung beim Kaufhof). Transportkosten (billiges Benzin) und Unterkünfte sind jedoch bezahlbar.2 [Die Aufhebung der Preisobergrenze für Autogas im Januar 2022 war dann Auslöser für die Unruhen in Kasachstan 2022 bei denen es nach Angaben westlicher Geheimdienste ca. 225 Tote und 4300 Verletzte, davon 2700 krankenhausreif gegeben haben soll.]

Nach der Grenze, mit beidseitig effizienter Abfertigung, geht es erst durch einige Berge, wo man querfeldein reitende Schaf- und Ziegenhirten sieht. Bald wird es flach … endlose Weiten. Auf die ökologische Katastrophe im Lande, daß mit Ansteigen der Erdtemperatur in hundert Jahren vollkommen zur Wüste geworden sein wird, kann ich hier nicht eingehen – es gibt jetzt schon eine „Hungersteppe“ genannte Region.

Almaty, früher Alma-Ata

Almaty Apfel
Das Symbol der Stadt Almaty, ganz ohne Wurm.

In der „Stadt der Äpfel“ ist man stolz darauf, daß die Urväter der Gattung Prunus aus der Region stammen. Wer mich kennt, weiß warum mir der Ort allein schon deshalb unsympathisch ist. Almaty ist eine schachbrettartig zu Sowjetzeiten massiv gewachsene Großstadt ohne eigentlichen Stadtkern. Die Orientierung ist ohne Russisch schwierig, lediglich für die zahlreichen Autofahrer gibt es über den jeweiligen Querstraßen brauchbare Hinweisschilder mit Straßennamen. Wie überall in der Region sind Straßenschildern an Häusern knapp, Hausnummern selten und Türschilder mit Nummern oder Namen vollkommen unbekannt. (Dieser Brauch stammt aus guten, alten Sowjetzeiten – so wußten die Herren in den langen schwarzen Ledermänteln vom KGB nicht, wer wo wohnte, wenn sie jemanden bei Nacht und Nebel abholen kamen.)
Angenehm auffallend ist das Einhalten von Verkehrsregeln. Selbst früh um halb drei wird am Zebrastreifen für Fußgänger gebremst. Einige Fahrer schnallen sich sogar an.

Panilov-Park und Kirchen in Almaty (click to enlarge)

Nikolai-Kathedrale Himmelfahrtskathedrale 1 Himmelfahrtskathedrale 2 Kathedrale 3 Berlin Bahnhof Kriegerdenkmal 1 Kriegerdenkmal 2 Kriegerdenkmal 3 Wachablösung 1 Wachablösung 2 Wachablösung 3

Dank meiner Dummheit hatte ich den Morgen auf der Polizei in Bischkek verbracht und kam somit, nach fünf Stunden Fahrt im Minibus, erst bei Einbruch der Dunkelheit am auswärts gelegenen Busbahnhof an. Mit im Bus eine Engländerin, die ihre Masterarbeit über kasachische Umweltprobleme schreibt, und ein sagen wir mal „etwas eigener” Deutscher, der sich zumindest in Fragen der Bürokratie auskannte. In Kasachstan gilt „jedes Auto ist ein Taxi,“ nur der Preis ist Verhandlungssache. Irgendwie gelangte ich dann in die Nähe meiner Unterkunft, verbrachte dann zwanzig Minuten in einem finsteren Hinterhof damit die Bude zu finden. Prompt war man dann noch ausgebucht. Sehr hilfsbereit organisierte man mir per >google maps und Telephon dann ein Zimmer im Hostel 74/6, das sich zu rund € 10 als Volltreffer erwies. Neu renoviert, sauber und mit funktionierenden Sanitärinstallationen, gab es noch eine süße Katze als Mitbewohner. Mit aufs Zimmer bekam ich dann am nächsten Tag noch einen Russen, mit demselben BMI wie ich, der mich ungefragt, aber offensichtlich sachkundig über die Preise von „Frauen für eine Nacht“ in verschiedenen Städten informierte. Dazu kam später noch ein ungewöhnlich gut Englisch sprechender Japaner mit ausnehmend gutem Humor.

Der Ort Kapchagai (Qonajew) soll, seit einem ansonsten ergangenen landesweiten Glücksspielverbot (abgesehen von Sportwetten und Losen), als eines der „Spielerreservate“ zum „Las Vegas Zentralasiens“ ausgebaut werden. Heute gibt es dort knapp fünfzehn Kasinos. Hingefahren bin ich [auch 2024] nicht. Buchtip: „Nur wer tot ist, geht kein Risiko mehr ein“

U-Bahn in Almaty 2014 (click to enlarge)

Rolltreppe Hyundai Rotem Sitze Notbremse

» Kasachstan 2024

Richtung Taschkent

Per Nachtbus ging es dann nach Shymkent. Geplante Anfahrt 18 Uhr, um die Zeit fuhr man zur Tankstelle, dann wieder zurück, um geschlagene zwei Stunden lang Flachbildfernseher in jede noch freie Ecke zu laden. Der Fahrpreis ist gestaffelt. Je weiter hinten um so billiger. Die letzen Reihen kosten ein Drittel weniger als vorne.

Theoretisch fahren Kleinbusse die 120 km vom kasachischen Shymkent bis zum Grenzübergang, ich fand aber nur ein Taxi zum Ausländerpreis. Die restlichen zwölf Kilometer lassen sich per Taxi (2014 pro Fahrzeug, bis 4 Pers., je nach Verhandlungsgeschick 20-40000 Som) zurücklegen. Deutlich unbequemer mit Gepäck ist die Fahrt mit Marschrutka 82 vom Norden Taschkents (Metro-Station Buyuk Ipa Yoli, vormals „Maxim Gorki“) zum Zentrum des Grenzortes, für die verbleibende Strecke gibt es einen Shuttlebus.

Usbekistan

Währung (Schwarzmarkt): 1 € = 4000 Som [Juni 2021: 1 € = 12600 Som]; 1 US$ = 3120 Som
offizielles Existenzminimum (2011): 202000 S., Verdienst ø 600000 brutto, 400000 netto.

Willkommen – Sie befinden sich in einem Polizeistaat der feineren Sorte

Usbek Visum
Usbekisches Visum. Bei mehreren Ein- und Ausreisen werden die Stempel auf einer anderen Seite abgeschlagen, Erst bei der letzten Ausreise kommt einer auf das Visum. [Seit Anfang 2019 dürfen Europäer 30 Tage visumfrei einreisen.]

Regiert werden Sie von Islam Karimow, dem Ersten (Präsidenten von Usbakistan), wie an zahlreichen neu gebauten Monumenten zu lesen ist.3 Dabei sieht er sich, wohl nicht ganz frei von Cäsarenwahn, gerne als Nachfolger von Tamerlan (1336-1405. In der europäischen Geschichtsschreibung ist er besser bekannt als Timur. 1370 bis 1507 bestand das von ihm begründete Timuridenreich, unter anderem im Gebiet der heutigen Staaten Afghanistan, Iran und Usbekistan. Hauptstadt der Timuriden war anfangs Samarkand, später auch das heute afghanische Herat. Eine Linie eroberte 1526 das Sultanat von Delhi, transformierte es zum Reich der Großmoguln bis zum Sturz durch die Briten 1857.) (genannt „Amir Timur“ in Usbekistan). Zur Erinnerung, das war der geistige Nachfahre von Dschingis Khan, der im 15. Jahrhundert mordend und sengend die Region so verwüsten ließ, daß wenig stand. Die Geschichte verfälschend baut man ihn zum nationalen Symbol als „Urvater der Usbeken“ auf, weil er ein Großreich begründete. Historisch ist das Unsinn, die Vorfahren der Usbeken kamen erst zweihundert Jahre später von irgendwo aus der Steppe auf die Bühne der Weltgeschichte – ebenfalls mordend und sengend.

Karimow, ein Relikt des sowjetischen Politbüros, regierte seit 1990 mit eiserner Hand.4 Besonders seit dem Andijan Massaker (Auf Wikipedia beschönigend „beschrieben als Unruhen in Usbekistan 2005.“) mit mindestens 400 Toten (offiziell 9), geht man mit „Islamisten“ wenig zimperlich um. Das ist zwar an sich keine schlechte Idee, tolerant gegenüber anderen sind Moslems ja schließlich auch nicht, aber Häftlinge zu Tode zu kochen geht dann doch etwas weit. Bis zu ihrem Hinauswurf vom Luftwaffenstützpunkt ließen auch die Amis hier foltern. (Zu deren Methoden, sogenannte “enhanced interrogation” vgl. Folter und die Verwertung von Informationen bei der Terrorismusbekämpfung. Die Fälle Kurnaz, Zammar und El Masri vor dem BND-Untersuchungsausschuss. Es ist hier nicht der Ort um genauer auf die Komplizenschaft des jetzigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier einzugehen.) Dem britischen Botschafter Craig Murray wurde das zu viel, er ging damit an die Weltpresse und wurde prompt – als der Politik des Vereinigten Königreichs abträglich – aus dem diplomatischen Dienst entlassen.5
Nun aber genug der Empörung, mir erging’s wie folgt:

Taschkent

Der Grenzübergang bei der Hauptstadt Taschkent machte auf usbekischer Seite den Horrorgeschichten, die sich Reisende erzählen alle Ehre. Zwar ist er, wie viele der usbekischen Landgrenzen für Fahrzeugverkehr gesperrt (das liegt an den von Usbekistan gewollten schlechten Beziehungen zu fast allen Nachbarländern), zahlreiche Wanderarbeiter profitieren besonders während der Baumwollernte von den deutlich besseren Löhnen und Einkaufsmöglichkeiten im Nachbarland.
Die kasachische Seite ist noch vergleichsweise effizient organisiert. Der Zoll interessiert sich für Ausreisende kaum. Es war genug Betrieb, um am Paßkontrollschalter etwa zwanzig Minuten anstehen zu müssen. Europäer mit vielen Stempeln im Paß sind immer noch eine Seltenheit, so daß man sich Zeit für ein kleines Verhör nimmt – Russisch spreche ich sowieso („pa russki njet!“) nicht und Englisch in solchen Situationen schon gar nicht. Ein Grenzer wunderte sich beim blättern in meienem Paß über das Visum für Nagorno-Karabach Visum für Nagorno-Karabach und fragte seinen Kollegen nebenan: Wo ist das? Armenien!

Geldbündel
Für 20 Dollar bekam man so diesen Packen Scheine auf den Tisch gezählt. Der 1000er, zum Schwarzmarktwert von 0,25 € war der einzige Schein der wirklich umlief. Dazu gab es noch wenige 500er und 5000er als größten Schein. [Scans der von mir gesammelten Geldscheine der Region siehe unten.]

Auf usbekischer Seite wird der Ton dann deutlich rauher. Die Abfertigung erfolgt nicht im Tempo einer Aldi-Kasse, eher schon wie am Postschalter. Neben mir in einer drängelnden Menge ein Russe, der um zehn Uhr früh eine Fahne hatte, daß man alleine vom einatmen schon angetrunken war. Er erwies sich aber als ziemlich zivil, wenn er sich auch öfter Mal an irgendwelchen Schultern festhielt. Eine Stunde später waren an den beiden offenen Schalter etwa zwanzig Personen abgefertigt. Hinein ins Zollgebäude, wo die Drängelei weiterging bis die Zolldeklaration in zweifacher Ausfertigung zwischen Bergen von Taschen und Koffern ausgefüllt waren. Zum eigentlichen Schalter wird man einzeln durch eine von einem Soldaten bewachte Sperre gelassen, der schon prüft, ob man die Formulare ausgefüllt hat. Nun war „Ivan, der Besoffene“ direkt vor mir. Er hielt dem Soldaten nuschelnd einen zerknüllten Zettel hin. Nun verstehe ich weder russisch, noch usbekisch, die Antwort war jedoch eindeutig: „Du besoffene Sau, schieb Dir den Wisch sonstwo hin. Schau, daß Du einen neuen, ordentlich ausgefüllten wieder bringst, und verpiß Dich jetzt, sofort! Dawai! Dawai!“ Der meinen Zettel prüfende Zöllner fragte auf Englisch dann noch ob ich zum Arbeiten käme. Auf mein “No jobs here,” mußte er dann doch grinsen. Nach Durchleuchten des Gepäcks ging’s vergleichsweise schnell durch die hintere Tür.

Die Geldwechsler beim Café am Ausgang haben natürlich „noch nie” von einem Bus nach Taschkent gehört. Tatsächlich muß man ein Marschrutka zum Busbahnhof nehmen, von dort geht es dann mit Linie 82 in den Norden Taschkents (Metro „Buyuk Ipa Yoli,” vormals „Maxim Gorki”). Taxen lassen sich mit viel Geschick von 40000 auf 20000 Som herunterhandeln. Am Stadtrand erlebt man dann zum zweiten Mal den Polizeistaat am eigenen Leibe – man wird an einem Checkpoint, samt Wachtürmen und Bunker (“pillbox”) am Straßenrand angehalten. Diese Dinger gibt es im ganzen Land vor jeder größeren Fernstraßenkreuzung oder Ortsausgang und Provinzgrenzen.

Taschkent 2014 (click to enlarge)

Park 2 Park 3 Timur Metro Taschkent Decke 2 Metro Taschkent Zug Tram Park 1

Legal kann man in Usbekistan als Ausländer keine SIM-Karte erwerben [seit 2017 scheinbar erlaubt], lediglich in den Hauptverwaltungen der Telefongesellschaften gibt es 10-Tage-Touristenkarten. Es findet sich aber im Basar durchaus jemand, der in seinem Namen eine Karte gegen Kommission kauft. In solchen Ländern muß man sich als prinzipiell gesetzestreuer Europäer erst dran gewöhnen, daß viel „Hintenrum“ geht und das auch noch vergleichsweise gefahrlos weil der Stand der Überwachungsmaschine, die in der BRD seit 1976 systematisch bis ins kleinste Detail ausgebaut wurde, einfach noch nicht so weit ist. Internetcafébetreiber dürfen nur solche Geräte bereitstellen, die keine Downloadmöglichkeiten (USB-Anschlüsse) haben. Das war insofern ärgerlich als ich meinen persönlichen Reiseführer gescannt auf dem Stick hatte, um Gewicht zu sparen. Ich habe mir sagen lassen, daß Seiten wie youtube oder facebook, bzw. alles was irgendwie „islamistisch“ oder regierungskritisch ist öfter ab- als freigeschaltet ist. (Das gilt auch für Tadjikistan und in etwas geringerem Umfang Kasachstan.)

Die 1966 durch ein Erbeben weitgehend zerstörte Stadt Taschkent ist weit auseinandergezogen, verfügt aber dank der noch im Ausbau befindlichen Metro (pro Fahrt 1000 S = 0,25 €) über ein brauchbares Nahverkehrssystem, das durch sechs Tramlinien ergänzt wird. [Der gesamte Trambetrieb wurde Mai 2016 eingestellt.] Für ganz Usbekistan gilt in und für sämtliche Verkehrseinrichtungen Photographierverbot. Am letzten Tag mußte ich von meinem Handy dann tatsächlich auch das Bild eines Wandgemäldes in der U-Bahn löschen.

Richtig lästig wird es erst wenn man U-Bahn fahren will. An jeder Treppe ins Zwischengeschoß steht ein Wächter, der (theoretisch) von allen Kommenden die Tragetaschen zu inspizieren hat. Vor der Rolltreppe zum Bahnsteig steht dann nochmal einer mit Scanner und Tischchen, um ggf. die Taschen und Personen zu durchleuchten und die Papiere zu kontrollieren. Als ich am zweiten Tag bis nachmittags um eins zum dritten Mal angehalten worden bin und diesmal ein den Abzeichen nach offensichtlich Höherrangiger wieder “Passport!” sagte, ist mir der Kragen geplatzt: Ich habe ihm in bestem Bayrisch erzählt was ich halte von ihm und seiner Kontrolle. Vollkommen baff, machte der erst einmal einen Schritt nach hinten. Nachdem er sich gefangen hatte, schimpfte er auf Russisch zurück, ich gab ihm meine Paßkopie, die er dann nur kurz beäugte und ab durch die Mitte. Als ich dieses Anekdötchen abends meinen russischen Bekannten erzählte, war die Reaktion blankes Entsetzen. – Ein Einheimischer, der mit einem Ordnungshüter so redet hat mindestens einen unangenehmen Nachmittag auf der Wache zu erwarten. Komischerweise bin ich danach kein einziges Mal mehr angehalten worden, obwohl ich jeden Tag oft die U-Bahn benutzt habe.

Verschreckt von den Warnungen hinsichtlich der Registrierungspflicht für Ausländer (Beim Auswärtigen Amt liest sich das so: „Innerhalb von drei Tagen müssen sich Ausländer (ausgenommen Diplomaten) beim UVViOG (Verwaltung für Ein-/Ausreise und Staatsbürgerschaft, ehemals OViR) des jeweiligen Stadtbezirks a.m.lden. Bei einem Hotelaufenthalt übernimmt das Hotel die Registrierung. Bitte beachten Sie, dass bei Einreise mit einem Touristenvisum eine Registrierung nur über Hotels erfolgen kann. Sofern Sie anderweitig, z. B. bei Familienangehörigen oder Bekannten unterkommen möchten, muss Ihr Gastgeber vor der Visabeantragung seine Einladung beim UVViOG zur Beglaubigung vorlegen. Der Einlader muss anschließend die Einladung bei der Konsularabteilung des usbekischen Außenministeriums vorlegen. … Im August 2012 wurden die Bestimmungen über Einreise und Aufenthalt dahingehend verschärft, dass ein Ausländer bei Verletzung der Aufenthaltsbestimmungen abgeschoben werden kann mit der Folge einer Einreiseverweigerung von einem bis drei Jahre. Als Verletzung des Aufenthaltsrechts gelten hierbei ein Aufenthalt ohne bzw. mit ungültig gewordener Aufenthaltserlaubnis sowie die Nichteinhaltung der Bestimmungen über die Registrierung bei vorübergehenden oder längerfristigen Aufenthalten. Einzelreisende, die sich ohne hinreichende Orts- und Sprachkenntnisse (russisch/ usbekisch) nach Usbekistan begeben und mit einem Touristenvisum einreisen oder ihren Aufenthalt vor Ort verlängern möchten, müssen aufgrund der strikten Vorschriften für die Einreise und den Aufenthalt des öfteren mit Schwierigkeiten rechnen, … Bereits minimale Überschreitungen gültiger Visa ohne rechtzeitige Verlängerung … führen bereits zur Ausweisung mit erheblichen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit unter Einbehaltung des Reisepasses. Im Regelfall wird eine hohe Verwaltungsstrafe verhängt, und es muss mit einem Verbot der erneuten Einreise gerechnet werden. … Der Registrierungsbeleg ist Voraussetzung für die Buchung von Flügen bzw. Fahrkarten für Reisen im Landesinneren und muss bei der Ausreise vorgelegt werden. Die Einhaltung der melderechtlichen Vorschriften wird von den zuständigen usbekischen Behörden erfahrungsgemäß genauestens überprüft. Die Mindeststrafe bei Missachtung der Vorschriften beträgt ca. 700,- €.“ von: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/UsbekistanSicherheit.html 2014-11-19. Das hat sich auch nach 2024 kaum geändert.) – offiziell ist jedes private Übernachten verboten – stieg ich im Mirzo B&B ab – wieder so eine mißratene Empfehlung eines bestimmten Reiseführers aus der englischsprachigen Welt. Für örtliche Verhältnisse überteuert, mit selten warmen Duschen. Mit angeschlossenem Reisebüro verdient der etwas halbseidene Betreiber gerne durch schlechten Wechselkurs und überhöhte Gebühren.
Am nächsten Tag zog ich dann in das deutlich besser geführte, billigere Gulnaras Guesthouse um. Das Frühstück war inklusive. Ein hübscher Hinterhof bestückt mit Sofas und Tischen machte den Aufenthalt erträglich.

Das Wochenende verbrachte ich dann als Couchsurfer bei einem Russen, wobei ich tiefere Einsichten in usbekische Verhältnisse gewann.

Der Bahnhof Tashkent Vokzal, hieß bis zur Schließung des südlichen Yuzhni Vokzal, Severnay Vokzal („Nordbahnhof“). Er liegt sinnigerweise südlich der Neustadt am Ende der Tashkent St. Der Zugang zum weiträumig abgesperrten Bahnhofsgebäude ist nur nach genauem Sicherheits-, Fahrkarten- und Paßcheck möglich. Nicht ganz so streng ist man am Busbahnhof, wo man nur durch einen Scanner muß. „Aus Sicherheitsgründen“ besteht im Lande ein Nachtfahrverbot für Busse. Das bedeutet bei den Riesenentfernungen, daß nur frühmorgens Busse abfahren. Die Fahrtdauer von Taschkent nach Samarkand beträgt ca. 4–5 Stunden, für eine Strecke von 290 km. „Raststätten mit sanitärer Infrastruktur sind unbekannt.“ (Auswärtiges Amt)

Smarkand Banner

Samarkand

Kalligraphie
Timur-Mausoleum: In Marmor gemeißelte Kalligraphie.

Samarkand ist das nationale Vorzeigeobjekt Usbekistans, die historischen Stätten wurden aufwendig mit ausländischer Hilfe restauriert. Dabei hat die UNESCO als sie die unhistorisch restaurierten Medressen und Mausoleen in ihre Weltkulturerbeliste aufgenommen hat, ganz offensichtlich dem Druck des Diktators nachgegeben und ihre strengen Vorgaben bezüglich der Historizität aufgeweicht. Praktisch alle alten Bauten, stammen ursprünglich aus der Zeit nach den Mongolenstürmen, auch wenn Samarkand auf eine viel längere Geschichte zurückblickt. Selbst die im 15. bis 17. Jahrhundert errichteten Bauten waren unter den grausamen, sklavenhaltenden Sultanen (So gesehen könnte man sagen, daß die Barbarei der Karimow-Diktatur im Lande so ungewöhnlich nicht ist. Siehe hierzu: Encyclopaedia Iranica: CENTRAL ASIA In the 18th-19th Centuries) bei der Eroberung durch Rußland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollkommen verfallen. Islamische Herrscher hatten keinerlei Sinn für Geschichte oder Kunst. Erst zu Zeiten der Sowjetunion, auch infolge der verstärkten Zuwanderung in die zentralasiatischen Republiken ab 1941, wurde am Stadtbild viel verbessert.

Timuriden-Mausoleum (Go’r Amir Maqbarasi) und Registan
(Hinweis zu den Photos: Nicht alle schiefen Türme sind der schlechten Aufnahmequalität des Handys geschuldet, oder „stürzende Linien.“ Etliche der gezeigten Bauten sind wirklich aus dem Winkel.)

Registan und Ulugʻbek-Medresse (click to enlarge)

Registan Registan von Osten Nebengebäude Außenwand Portal Tür Kuppel Kacheln 1 Eingangstor Nordwest Ansicht Kuppel 2

In Samarkand gibt es noch mehr Moscheen, z. B. die Juma- bzw. Bibi-Khanum-Moschee oder den alten Stadtkern mit der Ulubeg-Sternwarte zu besichtigen. Vom Stil unterscheiden sie sich kaum vom Gezeigten. Deshalb keine Photos. Zumindest mein Blaue-Kacheln-Tick (Bilder), den ich seit einer Klassenfahrt zum berliner Pergamonmuseum habe, wurde ausgiebig bedient.

Meine Unterkunft, „Bahodir B&B,“ 132 Mullokandova St. (Mit dem Gesicht zum Registan-Haupteingang, ca. 50 m nach rechts zum breiten Fußweg, 150 m durch den Park, an der ersten Weggabelung (vor der Eisdiele) rechts, etwa 30 m auf der linken Straßenseite), erwies sich als Glückstreffer, die Preise im Schlafsaal von US$ 10 bzw. Einzeln im Dreibett für $ 15 gehen in Ordnung, wobei ich mir den Luxus eines Einzelzimmers gönnte, alleine schon weil die Gemeinschaftsdusche so toll nicht war. Freundlicher Familienbetrieb mit gemütlichem Innenhof, inkl. reichhaltigem Frühstück. Sehr beliebt bei Franzosen und Japanern.

Bahodir Hof 1 Bahodir Hostel 1
Im Bahodir-Hostel weiß man wie wirklich große Könige aussehen. (Eine Karimow-Statue steht im Park um die Ecke.)

Den ursprünglich geplanten Abstecher nach Nord-Usbekistan, über Urgench (ca. 700 km) nach Khiva, das von dort 35 km entfernt ist und durch seine erhaltene belebte Altstadt sehenswert ist habe ich mir aus Zeitgründen aufgrund der verkürzten Reisedauer gespart. Ebenso die Weiterfahrt ins nördlich davon gelegene Nukus, das wegen seines Igor-Savitsky-Kunstmuseums verbotener Sowjetkunst interessant gewesen wäre. Von dort hätte man dann einen Tagesausflug ins 220 km entfernte Moynaq zum ehemaligen Ufer des Aralsees, samt seinem Schiffsfriedhof machen können. Es sei daran erinnert, daß die ökologische Katastrophe der Verwüstung (im wahrsten Sinne des Wortes) ausschließlich vom Menschen verursacht ist. Man könnte den See innerhalb 6–7 Jahren wieder auf sein altes Niveau auffüllen, wenn nur Kasachstan und noch mehr Usbekistan auf Baumwollanbau und die damit einhergehende Bewässerung verzichten würden. Gerade in Usbekistan ist der Baumwollanbau noch fest in staatlicher Hand, die Ernteerlöse decken etwa ein Drittel der Staatseinnahmen. Dabei erfolgt die Ernte meist von Hand durch sonst andrerseits im Staatsdienst stehende als eine Art von Frondienst (Siehe: Forced labour in Uzbekistan: In the land of cotton; The Economist, 2013-10-16). Sie werden ebenso wie viele Schulkinder ab zehn Jahren „aufs Land verschickt“ und nach Menge so schlecht bezahlt, daß sie für den Aufenthalt noch Geld mitbringen müssen (So etwas erzählen Usbeken aber Ausländern nur in ihrer Privatwohnung nach ein paar Tropfen …). [2014 endete die Praxis Schulkinder bis zu zwei Monate auf die Felder zu schicken. Seit der 2019 erfolgten Privatisierung des Baumwollanbaus ist die Zwangsarbeit nominell abgeschafft. Privatwirtschaftliche Knebelverträge mit hohen Quoten werden den Bauern von den staatlichen Ankäufern 2020 immer noch aufgezwungen.]
Auch nach Shakhrizabz, das, wenn auf der Straße nach Termiz fährt, am Weg gelegen hätte bin ich nicht gefahren, nachdem mehrere Besucher die dort gewesen waren wegen großflächiger Bautätigkeit im Bereich des touristisch interessanten Teils abgeraten hatten. Stattdessen kam ich endlich zum Zugfahren, per Liegewagen 3. Klasse (russ.: „platzkart“). Klassische Sowjetbreitspurwagen mit vier Liegen im offenen Abteil. Beim Fahrkartenkauf ist der Paß vorzulegen, dessen Nummer beim Einsteigen mit der auf der Fahrkarte eingetragenen verglichen wird. Der provodnik war von der üblichen säuerlichen Sorte, aber einigermaßen effizient.

Termiz

Ausnahmsweise erwies sich das 2018 renovierte Hotel Surxon (alias „Surkhan“) als abzockefreie Unterkunft, mit 35000 Som (€ 9 2025: from € 20/double) auf jeden Fall sein Geld wert. Abgesehen von den landestypischen Problemen bei der Sanitärinstallation ein wirklich ordentliches, gut ausgestattetes Haus, auch mit Klimaanlagen, Massagen, Fitnessraum, Buffet und Friseur. 2014 wohl das beste Preis-Leistungsverhältnis am Ort, sah es von außen deutlich teurer aus. Wird gerne tagsüber von ortsansässigen Pärchen zur Ausübung des vorehelichen Geschlechtsverkehrs genutzt, was man bei den dünnen Türen sehr deutlich hören kann.

In Temiz (click to enlarge)

Archäologischen Museum Papierkorb Kinderkarussell Statue Springbrunnen Surxon

Ganz anders liegt die Sache beim 2002 – auf Anordnung von Karimov, dem Ersten (Präsidenten Usbekistans) – gegründeten Archäologischen Museum, hier ist der Ausländer-Wucherpreis: 20000 S., während Einheimische nur fünfhundert bezahlen. In der antiken Stadt, 6 km vom modernen Stadtkern, dessen Hauptachse die Al-Termizi St. ist, gibt es einige freigelegte Ruinen des buddhistischen Klosters Fayaz Tepe aus den ersten Jahrhunderten u. Z. Wegen unmittelbarer Nähe zum Grenzzaun liegt ein Großteil im Sperrgebiet, die Ausgrabungen selbst dauern noch an. Wer eine Eintrittskarte für’s Museum hat kann auch hier besichtigen. Photoerlaubnis kostet extra.

Schnapsladen
„Letzter Schnapsladen vor Afghanistan …“ steht zwar nicht dran, könnte aber stimmen. Schade nur, daß der usbekische Zoll jegliche Ausfuhr von Alkohol unterbindet.

Der angenehm schattige, große Stadtpark bietet außer den üblichen sowjetzeitlichen Attraktionen – rostige Karussells usw. noch einen im Winter abgelassenen großen künstlichen Badesee mit Wasserrutsche, der im Sommer sicher hochwillkommen ist. Der Ort gilt als der heißeste Usbekistans, die gemessenen Höchsttemperaturen für Juni bis August erreichten 50 °C, der Durchschnitts-Tageshöchstwert liegt dann bei 38–39,7 °C

Der Flughafen Termiz blieb auch nach dem Abzug der deutschen Kampftruppen aus Afghanistan, der etwa zur Zeit meiner Reise erfolgte, von der Bundeswehr genutzt, die hier schon seit 2002 eine Basis hatte. Ein neuer geheimer Pachtvertrag (Die Bundeswehr beteiligte sich mit bis zu 5350 Kämpfern am ISAF-Einsatz. Zum Abkommen 2005 siehe: Dr. Pflüger »rettete« Termez, 2005-12-27. Zur Verlängerung 2015: Neuer Geheimvertrag mit Usbekistan, 2015-01-05. „Bis Dezember 2015 fungierte Termez als „Safe Haven“, um im Notfall alle deutschen Soldaten schnell aus dem Einsatzgebiet in Afghanistan evakuieren zu können. Am 20. Dezember 2015 wurde der Strategische Lufttransportstützpunkt vom letzten Kommandeur, Oberstleutnant Thomas Blätte, geschlossen.“ https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Strategischer_Lufttransportst%C3%BCtzpunkt_Termez&oldid=192699800) wurde 2015 ausgehandelt, um die damals 850 verbleibenden nicht-kämpfenden Bundeswehrsoldaten zu versorgen.

Grenzübergang Hairatan

Hairatan
Blick auf den afghanischen „Hafen“ von Hairatan ( حیرتان ) von der Freundschaftsbrücke.

Zum Grenzposten geht es wieder nur per Wuchertaxi, die örtlichen Marshrutki sind sämtlich Isuzu-Kleinbusse in denen absolut kein Platz für Gepäck ist. Das Prozedere bei der Abfertigung habe ich auf wikivoyage beschrieben.8 Dabei muß ich aber noch a.m.rken, daß ich bei der Ausreise wenig Probleme hatte, obwohl die usbekischen Zöllner hier berüchtigt sind. Das lag sicherlich daran, daß mir zum ersten Mal das hinten in den Paß eingelegte Hitlerbild AH jung half. (Zwischenbemerkung: Ich habe persönlich mit Adi bekanntermaßen nichts am Hut, beherzige aber den aus den 1970er stammenden Rat der Därr’s. (Das Ehepaar Därr waren deutsche VW-Bus Pioniere, die in den 70ern die Sahara durchquerten und Asien bereisten, Bücher darüber schrieben und einen lange berühmten Ausrüsterladen in der Theresienstraße in München betrieben – nämlich bei Reisen in muslimische Länder ein Hitlerbild hinter die Windschutzscheibe zu klemmen.) Nachdem der Zöllner besagtes Bildchen entdeckt hatte, folgte die überall in Region zu hörende Begeisterung für ein starkes Deutschland: meist kennt man den FC Bayern, Mercedes, Hitler und immer öfter leider auch „Frau Merkel,“ die wegen ihrer Wirtschaftspolitik Ansehen genießt – etwas, das mich „vollkommen alternativlos, ein Stück weit betroffen macht.“

Zu Fuß zu überqueren ist die 1982 gebaute „Freundschaftsbrücke“ (Мост Дружбы) zwischen Usbekistan und Afghanistan. Der Anfang einer Bahnstrecke wurde noch zu Sowjetzeiten gemacht. Die Amerikaner bauten selbige dann zu ihrem Camp in Masar aus. Passagierverkehr findet nicht statt, außer für Personen, die dazu trainiert sind auf professioneller Basis zu töten.

„Freundschaftsbrücke“
Die „Freundschaftsbrücke“ zwischen Usbekistan und Afghanistan.

Für die eifrig gesammelten Registrierungsbescheinigungen hat sich der Zöllner dann nicht interessiert. Die ortsübliche Leibesvisitation, von der man hört, daß sie sich durchaus auf alle Körperöffnungen erstrecken kann, war bei mir ein oberflächliches Abtasten der Jacke. Lediglich die Flasche Wodka mußte ich ausschütten, nachdem ich noch einen kräftigen Schluck genommen hatte, weil: “Islamic Republic in Afghanistan.” Auch das Zollformular wurde blind abgestempelt. Den Ausreisestempel in den Paß gab es nach kurzer Wartezeit, dann folgte der Fußmarsch über die auf usbekischer Seite gut abgesicherte „Freundschaftsbrücke.“ Erbaut worden war die von der Sowjetunion, als sie ab 1979 ihre unverbrüchliche Freundschaft mit den Afghanen zeigte. Die Amis – vom Usbekbashi 2005 hinausgeworfen (Auf dem Militärflughafen Khanabad, kurz K2, waren seit 2001 im “Camp Stronghold Freedom” bis zu 7000 Mann stationiert. 2020/21 behaupteten rund 70 amerikanische Veteranen die nun Krebs hatten, ursächlich wäre der auf der Basis aus Sowjetzeiten zurückgelassene radioaktive und ölhaltige Dreck. Es gab dazu auch eine Anhörung im Congress. Das Verteidigungsministerium stritt jeden Zusammenhang ab (https://phc.amedd.army.mil/PHC%20Resource%20Library/EnvironmentalConditionsatK-2AirBaseUzbekistan_FS_64-038-0617.pdf). Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie wehleidig Leute reagieren deren Job es ist Frauen und Kinder umzubringen. Der CIA-Rundfunk RFE/RL meldete im April 2021, daß sich die Biden-Administration wieder um Basen in Kirgisen (Flughafen Manas war 2002-14 genutzt worden) und Usbekistan bemüht. (https://www.rferl.org/a/u-s-military-bases-in-central-asia-part-two-/31219781.html) nachdem sie es gewagt hatten ein Massaker an 400 Zivilisten zu kritisieren6 – und die deutsche Luftwaffe, die am Flughafen Termiz stationiert war, nutzte sie zum Bau einer Bahnstrecke zur Versorgung der Besatzungstruppen.


Wüste bei Masar
Ein schönes Stück Hindukusch zum Verteidigen.

„Deutschland wird am Hindukush verteidigt“

Währung: 1 € = 68–70 Afghani [Juni 2021: 1 € = 93 Af.]; der 1 US$ (= 50 Afghani) als Zweitwährung.
Monatseinkommen: Landarbeiter 2000 Afg.; US$ 45 (Postbote („Habibullah Hakimi ist seit 36 Jahren Briefträger in Kabul. … Nach Abzug von 12,50 Euro für die staatliche Rentenversicherung bleiben Hakimi im Monat 45 Euro Nettogehalt. Eine Krankenversicherung gibt es nicht, Steuern muss er bei seinem niedrigen Einkommen nicht bezahlen. Mit seiner Familie lebt er mietfrei im Haus seines Schwiegersohns. Es gibt dort keinen Strom, Wasser schöpfen sie aus einem Brunnen. Fast zwei Drittel seines Einkommens gibt Hakimi für Grundnahrungsmittel aus. Weil seine Frau krank war, hat er 1200 Euro Schulden bei Verwandten.“ Postbote in Afghanistan von: https://web.archive.org/web/20150702211710/http://www.brandeins.de/archiv/2008/mythos-leistung/ein-postbote-in-afghanistan/)); Manager 12000 Afg.; Präsident Karzai: US$ 500 (offiziell, hüstel). Arbeitslosigkeit 35–40%.


Die wichtigsten Städte in Afghanistan.

„Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.”
Fontane, Das Trauerspiel von Afghanistan.

Ich kann hier nicht schon wieder in die Politik abschweifen, aber nach einer Woche in der vormals deutschen Besatzungszone in Nord-Afghanistan, habe ich den Eindruck, daß dieser gesamte Einsatz und das propagandistische Drumrum, mit dem tumben deutschen Volk die „Humanität“ der Sache schmackhaft gemacht wurde[bei Anne Will] war die größte Verarsche seit 1939! Hier muß ich Stand Sommer 2021 die Formulierung ändern. Es hat zu heißen: „Zwischen dem Überfall der polnischen Armee auf den Sender Gleiwitz und den Maßnahmen der CDU/CSU-Regierungen zum vorgeblichen Schutz von Corona.” Mir fällt vieles ein, das aber ordentlich belegt und verlinkt gehört, einiges davon in Anmerkung 7 unten.
Zum Islam schließe ich mich Volker Pispers an: „Religion ist etwas für Leute, die den Alkohol nicht vertragen.“ Sehr richtig schlußfolgert fast 20 Minuten lang auch der österreichische Kabrettist Gunkl „über Wüsten-Religionen, Wissen, Respekt und Kränkungen

Afghanistan-Visum
Der ultimative Angeber-Stempel im Paß.
Für US$ 81 am selben oder nächsten Tag in Bishkek problemlos erhältlich.

… the most turbulent race under the stars. To the Afghan neither life, property, law, nor kingship are sacred when his own lusts prompt him to rebel. He is a thief by instinct, a murderer by heredity and training, and frankly and bestially immoral by all three.

Während meines einwöchigen Aufenthalts in Afghanistan habe ich auf offener Straße keinen einzigen Weißen getroffen. Lediglich ein auf einer Parkbank in der Nähe des Ali-Schreins Sitzender offensichtlich indischer Herkunft, verriet durch seine Kleidung die ausländische Herkunft. Gesprochen haben wir miteinander nicht.
In Masar ist die Bevölkerung vergleichsweise offen, viele versuchen ihre paar Brocken Englisch ausprobieren, man wird unaufdringlich angesehen und angelächelt. Anders ist die Situation in Kundus – außer extrem ausdauernden weiblichen Bettlerinnen – wird man nur stille beäugt, wobei der Blick auffallend oft auf die Schuhe fällt. Ich nehme an Armeestiefel wären hier die falsche Fußbekleidung gewesen. Geht man jedoch auf die Leute zu (meist Händler) wird man hilfsbereit und anständig behandelt, wobei es doch einige Ausnahmen gibt, die die Regel bestätigen.

Masar-i-Sharif

Unmittelbar nach der Grenzabfertigung hat mir der Teebudenbesitzer Dollars zum schlechten Kurs in Afghani gewechselt. Ein wartender Taxifahrer ließ sich dann überzeugen für US$ 20 die knapp siebzig Kilometer nach Masar zu fahren, wobei extra klargestellt wurde, daß ich gegen weitere unterwegs zusteigende Fahrgäste keine Einwände habe. Die Straße verläuft weitgehend parallel zur Bahnstrecke, ist aber von Sanddünen gefährdet. Auffallend waren die in kurzen Abständen etwas abseits der Straße gebauten Häuschen im Einheitsstil, ganz offensichtlich Unterkünfte für Sicherheitskräfte.

Von der usbekischen Grenze ging es dann, durch nichts als Wüste mit teilweise die Straße gefährdenden Wanderdünen 75 km die Straße runter nach Masar-i-Sharif (Mazāri Sharīf, Farsi: مزارِ شریف). Deren Ausweitung wird auch durch die Bevölkerungsexplosion auch bei Ziegen, die alles was an Trockenbüschen noch wächst kahlfressen verschlimmert. Zur Linken der Hauptstraße die neue für die Versorgung der Besatzungstruppen gebaute eingleisige Bahnstrecke zwischen der Grenze, von wo Anschluß an das allgemeine zentralasiatische Bahnnetz besteht, zum Camp Marmal. An Fahrgastverkehr für die Bevölkerung hat man nicht gedacht. Dafür finden sich etliche nach Schema F gebaute Polizeiposten, hingestellt und schon nach wenigen Jahren dem Verfall preisgegeben, „bewohnt“ von Angehörigen eines Volkes, dem die Konzepte von Wartung und Sauberkeit im westlichen Sinne vollkommen fremd und wohl auch nicht zu vermitteln (Nun ist der Orientale an sich, das beginnt mit der semitischen Tradition, daß Betrug nur dann strafbar ist wenn er an einem Glaubensbruder begangen wurde, für unser Verständnis pe se unehrlich. Auch für die Idee von „Menschenrechten“ fehlt unter Muslimen jegliches Verständnis: „Viele Frauen übergießen sich selbst mit Benzin und entzünden es dann. Frauen und junge Mädchen, die hierin die einzig ihnen verbleibende Fluchtmöglichkeit sehen, einer ungewollten Heirat oder einer Bestrafung seitens ihrer männlichen Familienangehörigen für „Schamloses Verhalten,“ wie ohne männliche Begleitung auf die Straße zu gehen, zu entgehen suchen. Alleine in Herat waren es im zweiten Halbjahr 2004 über 150 Mädchen und Frauen, die dieser grausigen Selbstverstümmelung den Vorzug vor einer eventuellen Bestrafung gegeben haben. Genauso schrecklich sind die Verletzungen, die Frauen sich aus den genannten Gründen selber zufügen, wie das Schlucken von Glasscheiben oder Rasierklingen, Nadeln oder ähnlichem.“ Quelle, mit weiteren ausführlichen Schilderungen von Dreistigkeiten. Diesen ignoranten Leuten ist nicht zu helfen, und beliebig ausnützen lassen kann man sich auch nicht [Wir schaffen das ist, Stand 2025, auch ein Reinfall gewesen]. Mithin Deckel drauf und runter spülen, solange „Toleranz“ nicht zu gegenseitigem Geben und Nehmen führt.) sind. Dafür leidet man dann, bei einer Analphabetenrate von 49% für Männer und 82% für Frauen unter der höchsten Kindersterblichkeit von 191 Promille.

Blaue Kacheln (click to enlarge)

Ali-Moschee 1 Kacheln 2 Ali-Moschee 2 Kacheln 3 Ali-Moschee 3 Kacheln 4 Ali-Moschee 4 Kacheln 5

Das Zentrum der Stadt ist das Ali-Mausoleum ( روضه شریف ), die „blaue Moschee“ (Rawza-e-Sharif-Moschee) mit ihrem großen Park rundum. Der Zutritt zum Inneren ist für Ungläubige verboten. Die seit einigen Jahren laufende Renovierung schreitet fort. Im Westen wird gegenwärtig ein neuer Flügel mit Minaretten angebaut. Die Wände auch der Tore zum Park an den Kardinalpunkten werden neu gekachelt. Es ist so ziemlich die einzige Sehenswürdigkeit in einer lauten, staubigen und wie überall in Afghanistan sehr schmutzigen Stadt, wozu die ungefilterten Autoabgase ebenso beitragen wie die offenen Kohlefeuer überall.
Meine Unterkunft war direkt beim Südausgang, für 500 Afg. gab es ein Zimmer mit Satelliten-TV (Gott sei Dank für Test-Cricket!) und ein Gemeinschafts-Plumpsklo, das man immerhin absperren konnte und auch noch Wasser aus dem Hahn floß.

(click to enlarge) Generalkonsulat Masar-i-Sharif.
Konsulat 1 Konsulat 2 Konsulat 3

Aus deutschen, japanischen und schwedischen Steuermitteln hat man das neue Balkh Provincial Hospital 2011 hingestellt. Bis jetzt hält sich der Verfall in Grenzen. Die Amerikaner haben das Krankenhaus dann 2015 zerbombt, es gab dreißig Tote davon dreizehn Mediziner und mindestens neun Patienten.7 Deutlich hässlicher ist das deutsche Generalkonsulat am Darwaz-e-Balkh, vormals das Gelände des Mazar-Hotels. „Keine Wahrnehmung von Rechts- und Konsularaufgaben – nur Nothilfe. Keine Erteilung von Visa.“ Man hat ganz offensichtlich etwas zu verbergen, denn konsularisch tätig ist man ja offensichtlich nicht. „Der Generalkonsul ist gleichzeitig Leiter des multinationalen SCR-Stabes (SCR = “NATO Senior Civilian Representative;“ Zitate von: http://www.kabul.diplo.de/. Das deutsche Auswärtige Amt schreibt auf seiner Reisewarnungswebseite im Juni 2021 dann: „Anschläge auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-e Sharif im November 2016 und vor der deutschen Botschaft im Mai 2017 beschädigten beide Vertretungen schwer, so dass diese für den Besucherverkehr geschlossen sind. Rechts- und Konsularangelegenheiten wie die Pass- und Visumerteilung können weder in Masar-e Scharif noch in Kabul wahrgenommen werden.“ Geflissentlich unterschlagen wird, daß in Masar nie Publikumsverkehr stattfand.) des Regional Command North im Camp Marmal.“ Der Sicherheitsfuzzi hat mich überings fürs Photographieren angeschissen. Nachdem ich ihm erklärt habe, daß hier ganz offensichtlich meine Steuern verschwendet worden sind, hatte er ein Einsehen.
Auffällig ist, daß sich zwar zu jedem gespendeten Kindergartenstuhl schnell Informationen im Netz finden, zu diesem Kasten aber, abgesehen vom Westerwell’schen Eröffnungstrip 2013 nichts. Da werde ich weiter graben müssen. Übernommen hat man die Bude von den Amis, die zwischen 2009 und 2012 statt der ursprünglich geplanten US$ 26 Mio., 80 Mio. verbraten haben, nur um dann festzustellen, daß die Lage ihren Vorstellungen von Sicherheit (“American officials say they have abandoned their plans, deeming the location for the proposed compound too dangerous.” Von: https://web.archive.org/web/20230205073924/https://diplopundit.net/2012/05/06/us-consulate-mazar-e-sharif-80-million-and-wishful-thinking-down-the-drain-and-not-a-brake-too-soon/ und https://diplopundit.net/tag/consulate-mazar-e-sharif/) nicht entspricht. Da fragt man sich zum ersten: Sind unsere Sicherheitsanforderungen zum Schutz des Personals niedriger als die der Amis? Hat man die Bude, der Grund war von den Amerikaner nur auf elf Jahre gepachtet, etwa geschenkt bekommen?

Mädchenschule
Personal einer höheren Mädchenschule in Masar.

Tuk-tuk
Afghanisches „Tuk-tuk.“ Fast blickdicht, daher auch von Frauen in Burka zu benutzen.

Gute Stube
Die „gute Stube“ im Hause meines Gastgebers. Vom Rest des Hauses oder weiblichen Familienmitgliedern sah ich nichts.

Am zweiten Tag bin ich auf der Straße von einem Englischlehrer angesprochen worden, der mich zunächst in die Privatschule an der er unterrichtete mitschleppte. Vormittags arbeitete er in der Verwaltung einer Spedition. Im Chefbüro wurde ich Kuriosum vorgezeigt. Dabei kam auch ein bärtiger, älterer Afghane der Sorte „verwittert.“ Als ich sein Alter schätzen sollte versuchte ich höflich zu sein und sagte „60,“ er sah deutlich älter aus. Tatsächlich war er 48! 35 Jahre Krieg haben da doch Spuren hinterlassen.
Schließlich wurde ich dann zum Abendessen nach Hause gebeten. Bevor das Essen serviert wurde, kam noch der Auftritt des Vaters, besser gesagt des Patriarchen. Eindeutig eine Respektsfigur, vebreitete er eine natürliche Autorität um sich. Es folgte die Einladung jederzeit in seinem Haus Gast zu sein, gefolgt von einer fünfminütigen Dankesrede, daß Deutschland beim Petersberger Treffen „Afghanistan eine Regierung gegeben“ habe. Ansonsten Dank an „Frau Merkel,“ die ihre Soldaten zur Unterstützung der Amis geschickt hat. „Wir bewundern das starke Deutschland“ – wäre es nicht besser gewesen wir Deutschen hätten den Krieg gewonnen?, dann wären die Briten und Amis gar nicht erst hergekommen usw. „Schade, Hitler war ein guter Mann“ etc. pp. Ich habe ihm dann mein Führerbild als Andenken überreicht. Würdevoller Abgang des Vaters … Insgesamt fanden sich vier Brüder ein, der älteste seit acht Jahren Wachmann im Camp. Er war enttäuscht, daß man sein Gesuch nach Deutschland als Asylant mitgenommen zu werden, abgelehnt hatte. Gegen Ende des Abends wurde mir klar warum – er hielt mir einen 1½stündigen Vortrag über die Feinheiten der Lebensgeschichte des Imam Ali, die von seinem Bruder eifrig gedolmetscht wurde, aber extrem ermüdend war. Falls er das mit den beiden deutschen Offizieren, die schon früher bei der Familie zu Gast gewesen waren auch getan hat, konnte er froh sein den Job überhaupt noch zu haben. Ich hätte auf seine Akte jedenfalls „Islamistenverdacht“ gestempelt. Der jüngste der vier Brüder, etwas schwerhörig, war eindeutig der intelligenteste. Weshalb man solches unqualifiziertes Personal überhaupt mitnehmen sollte, erschließt sich mir nicht. Sie haben sich in vollem Bewußtsein des Risikos das sie eingehen für gutes Geld, freiwillig und ohne Zwang anheuern lassen. Auch von Afghanen muß man eine gewisse Selbstverantwortung verlangen können, wenn sie von Gier motiviert waren, so müssen sie auch dem Nachbarn, der ihnen vor Neid eine Handgranate in den Hof wirft tolerieren, denn daß solches passieren kann, war ihnen zweifellos von Anfang an bewußt (Handgranaten werfen ist eine örtliche Sitte, die „muß ich eben tolerieren,“ gelle?). Dank, daß sie durch die Stelle ihre – durch mangelnde Geburtenkontrolle übergroße Familie – ernähren konnten, ist in dieser, auf Falschheit und Egoismus basierenden Männergesellschaft („Allah sei Dank!“) sowieso nicht zu erwarten.

„Frontstadt Kundus“

Frontstadt Kundus
Besser als das Satiremagazin Titanic kann man die politische Dummheit des deutschen Afghanistaneinsatzes nicht darstellen.
Nachdem sich die amerikanischen Besatzer im Frühjahr 2021 entschlossen hatten, die von ihnen eingesetzte Marionettenregierung in Stich zu lassen und ihre Truppen aus dem Lande abzuziehen (was die Air Force nicht hinderte von außerhalb weiterzubomben) wurde Kundus nach mehrtägiger Einkreisung (SZ 8. Aug. 2010: „Taliban erobern Kundus: ,Die Stadt sei am Sonntag nach heftigen Kämpfen gefallen, […] Auch mehrere wichtige Regierungsgebäude sind offenbar erobert worden. Die Regierungssoldaten hätten weiterhin den Flughafen und ihren eigenen Stützpunkt unter Kontrolle, […] Die letzten Bundeswehr-Soldaten wurden am 30. Juni nach fast 20 Jahren abgezogen. […] Kundus, das seit langem von Taliban-Kämpfern belagert wurde, gilt als strategisch wichtig, weil es am Zugang zu den an Rohstoffen reichen Provinzen im Norden des Landes und in Zentralasien liegt.'“ (https://web.archive.org/web/20210808105933/https://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-taliban-erobern-kundus-1.5376283) und NY Times, schon am 3. Aug: “U.S. Airstrikes in Afghanistan Could Be a Sign of What Comes Next. American forces have stepped up a bombing campaign […] But the dozens of airstrikes, which began two weeks ago [ca. 18. Jul.] as the Taliban pushed their front lines deep into urban areas, […] Beginning next month, the president has said, the United States will engage militarily in Afghanistan only for counterterrorism reasons, to prevent the country from becoming a launchpad for attacks against the West. […] But helping Afghan partners fight for their lives is the point of the stepped-up bombing campaign, military officials said. […] Kabul, where the United States maintains an embassy, with some 4,000 [!] people.” (https://web.archive.org/web/20210804005928/https://www.nytimes.com/2021/08/03/us/politics/us-airstrikes-afghanistan.html) am 8. Aug. 2021 von den indigenen Taliban befreit.

Mit dem Sammeltaxi kam ich nach gut fünf Stunden in Kundus an. Hier ist die letzten zehn Jahre „Deutschland am Hindukusch verteidigt“ worden. 56 Soldaten starben den Heldentod fürs Vaterland, in Kundus gibt gab es im Lager ein Ehrenmal. [Um den tonnenschweren Stein Ehrenmal Kundus auszufliegen hatte die Luftwaffe Platz. Mehrere hundert ihrer afghanischen Helfer ließ man wegen fehlender Corona-Impfung am kabuler Flughafen stehen, während die Taliban (damals noch eine „terroristische Organisation“ für das Außenministerium) an dessen Tür nach den Köpfen der Fliehenden schrien. ] Gesagt wurde in Masar, a) die Leute in Kundus seien „komisch“ und b) “security is very bad.” Nun habe ich es zunächst einmal vermieden nachts hinauszugehen, aber die Leute schienen normal zu leben, so schlecht konnte die Lage also nicht sein.

Den Taliban-Angriff auf die Staatsanwaltschaft mit acht Toten und zehn Verletzten am 27. Oktober habe ich leider verpaßt. Wir sind zwei Stunden zu früh am “High Court” vorbeigefahren, dabei hätte ich auch gerne mal exklusive Bilder an die SZ verkauft. Meine erste Absteige lag etwa 200 m vom Ort des Geschehens, ohne daß irgendjemand im Basar von den Schüssen etwas gehört oder seine Geschäfte unterbrochen hätte. (youtube-Video) Ich erfuhr erst am nächsten Morgen davon, als mich ein Sicherheitsbeamter, zufällig mit meinem Hotelwirt verwandt, auf der Straße ansprach und mir etwas erzählen wollte, was aber mangels gemeinsamer Sprache nicht gelang. Erst als wir uns zufällig zehn Minuten später in der Lobby wieder trafen hat man gedolmetscht. Mir wurde drei Tage später erzählt, er habe noch einmal besorgt angerufen und gefragt ob ich vielleicht geisteskrank sei, weil ich tagsüber alleine in der Stadt herumlaufe?
Angeblich haben 2013 1700 Personen Afghanistan besucht.

Durch jahrelange Anwesenheit von Besuchern in offizieller Mission, mit fettem Spesenkonto, sind die Hoteliers der Stadt selbstzufrieden und teuer geworden. Die gebotenen Unterkünfte sind, Stand Okt. 2014, angesichts der gebotenen Qualität, um etwa ein Drittel bis die Hälfte überteuert. Wie auch bei vielen Händlern fehlt oft die realistische Vorstellung der Kaufkraft eine Dollars und viel mehr noch die Kenntnis, daß gutes Geld auch guten Service erfordert.

Als vollkommener Reinfall erwies sich das „Ariana Hotel & Wedding Hall,“ das im populärsten Reiseführer lobend erwähnt wird – und mich in meiner Verachtung für LP erneut bestärkt hat. Für US$ 20 (nicht verhandelbar) gibt’s Zimmer über der genannten Banketthalle, laut, teils ohne Fenster. Vollkommen ungepflegt, geputzt wird auch nach Gästewechsel nur auf Anforderung, selbst dann sind saubere Laken nicht zu bekommen. Ich kann mich nicht erinnern wann ich zum letzten Mal in einem Hotel verlangt habe, das Zimmer nachzuputzen. Die Sanitäranlagen sind landestypisch ungepflegt. Warmwasserboiler und TV sind nicht funktionierende Staffage. Warmes Wasser, auch im Eimer, ist nicht erhältlich. Vollkommen unangemessenes Preis/Leistungsverhältnis. Als ich dann abends noch verlangte, man möge für Licht im Bad sorgen – jeder Blinde sah, daß nicht die Birne, sondern der aus Wand hängende Lichtschalter das Problem war, hieß es, nach zwanzig Minuten vorgetäuschter Lampenwechselaktivität, dann müsse ich eben im Dunkeln scheißen … Auf weitere Nachfrage beim Chef dann: „Wenn’s Dir hier nicht gefällt, kannst Du ja woanders hingehen.“ Was ich am nächsten Morgen dann auch getan habe, dabei, ohne jegliche Gewissensbisse, zu zahlen vergessend.

Deutschland wurde in Kundus verteidigt (click to enlarge)

Strassendorf Dächer Steckdoes Straßenbild Rot Kreuz Haji Torabaz Khan Guest House Esel Fleischwolf Familienzimmer Einheitsfrühstück Hissar-Hügel Einzelzimmer
Ariana
Ariana Hotel: In diesem Bad funktionierte außer dem hinten sichtbaren roten Haupthahn gar nichts. Den mußte man absperren, weil sonst der Spülkasten dauernd überlief. Zum Zähneputzen also erst Klospülen, dann Haupthahn auf, das Waschbecken benutzen. Haupthahn wieder zu.

Braut
Das Idealbild einer afghanischen Braut. Vielleicht ist das mit der Burka doch keine so schlechte Idee?

Umgezogen bin ich dann eine Straße weiter ins Haji Torabaz Khan Guest House (vormals: 7 Days GH). Verlangt werden teure US$ 50 p.P., verhandelbar auf 2000 Afg; m. F. Also pro Tag das Monatseinkommen eines Landarbeiters. Bis 2009 mit deutschem Management, seitdem durch Pächter deutlich herabgewirtschaftet, bemüht sich die Eigentümerfamilie um besseren Service. Große Zimmer mit sauberen Bädern, die lauwarmes Wasser haben. Einige Zimmer mit Satelliten-TV (nur orientalische Sender). Im Innenhof findet sich wohl das einzige Stück gepflegten Rasens der Stadt. Ein 2007 begonnener Pool wurde nie vollendet. Der Laden ist bei weitem nicht perfekt. In jeder fränkischen Pension bekommt man für weniger Geld deutlich bessere Ausstattung.
Hilfreich waren die leidlich englisch sprechenden Angestellten und ein Neffe des Eigentümers, der, nachdem er in Norwegen aufgewachsen war, gut Englisch sprechend, seine Cousine geheiratet hatte und nun in Kundus lebte. Von ihm habe ich einiges zu den Hintergründen erfahren. Er war jedoch ein vergleichsweise strenger Korangläubiger: Our religion, which we love more than our families … Ihm schien meine Einstellung, daß es mir gleichgültig ist ob ich nun von einem Taliban erschossen werde, oder vom LKW überfahren würde, zu gefallen (Letzteres ist auch in Afghanistan deutlich wahrscheinlicher!). Es kam dann eines Abends zu einer längeren Unterhaltung über Kismet, jene musulmanische Vorstellung, daß das Schicksal eines Menschen vorherbestimmt sei. Daraus leitete er zum Beispiel ab, daß es vollkommen in Ordnung wäre wenn eine Familie sieben oder neun Kinder habe, die sie sämtlich nicht ernähren kann, bzw. die dann mit vier oder sechs Jahren zum Betteln oder Schuhe putzen geschickt werden. Das sei eben das Schicksal der Kinder, nicht die Schuld der Eltern. Der Onkel bemerkte dann, er hoffe mein, nur einer, Sohn würde in meinem Alter hoffentlich für mich sorgen – das Konzept eines solidarischen Sozialversicherungssystem war ihm nicht verständlich. Zwei weitere Besucher präsentierten mir dann noch einen zweisprachigen Koran. Diese 800 g zusätzliches Reisegepäck hab ich dann in Dushanbé dem amerikanischen Juden überlassen.
Große Erheiterung löste es aus als ich erzählte, daß ich beim Friseur gewesen war. Das war so befremdlich, weil die Herren Befreier, die zehn Jahre Kundus beschützt haben, scheinbar nie aus ihren gepanzerten Fahrzeugen gestiegen sind und im Basar eine Runde gedreht haben. So gewinnt man nie die “hearts and minds.” Auch die noch in Kundus stationierten UNMOG-Beamten sieht man nur in Ihren fetten SUV fahren.

Als ich ursprünglich die Reise geplant habe, sah auf der Karte die Straße nach Faizabad und von dort ins tadjikische Khorog oder Ishkarshim eigentlich ganz gut aus. Von dort den Pamir-Highway entlang wäre bestimmt schön gewesen. Daß eine in Afghanistan durch die Berge führende „Straße“ ab Ende September nicht unbedingt befahrbar ist bzw. befahren wird, hatte ich als verwöhnter Europäer übersehen. Das GBAO-Permit war also umsonst beantragt worden. Stattdessen ging’s direkt Richtung Dushanbé in Tadjikistan.

Grenzübergang Shir Khan Bandir

Brücke 1 Brücke 2
(click to enlarge) Die Grenzbrücke zwischen Afghanistan und Tadschikistan.

Das Prozedere ist auf wikivoyage im Artikel Grenzübergang Shir Khan Bandar/Panji Poyon ausführlich beschrieben. Zur dort gemachten Bemerkung Vor der Einreise nach Tadjikistan ist unbedingt zu prüfen, ob das datumsspezifische Visum für den Einreisetag schon gültig ist. Vorzeitiges Erscheinen hat die Rückweisung oder, sollte man am Vorabend erscheinen, stundenlanges Sitzen im Niemandsland zur Folge, muß ich aber doch ein bißchen ausführen:

Ich hatte nach einer Woche Afghanistan nun wirklich genug, besonders da Kundus mit seinem Dreck, wenig freundlichen Menschen und teuren Hotels nur den Basar zum Herumlaufen zu bieten hatte. Daraufhin bin ich ganz bewußt schon am 31. Oktober zur Grenze gefahren, obwohl ich wußte, daß mein Sichtvermerk erst ab 1. November gültig war. Der Ort selbst gilt als „Hafen,“ weil bis zur Eröffnung der Brücke vor einigen Jahren – bezahlt mit US$ 37 Millionen vom amerikanischen Steuerzahler – mit Fähren übergesetzt wurde.

Nachdem man sich am afghanischen Zollhäuschen von dem Schock erholt hatte, daß ein weißer Ausländer ohne Diplomatenpaß vorbeikam, mußte man mich wohl oder übel dienstbeflissen hineinbitten, um mein Gepäck zu „inspizieren.“ Ich mußte den Clipverschluß am Rucksack aufmachen, zwei Sekunden später dann wieder zu! “Have a nice day.” An der Paßkontrolle stand doch glatt ein Einheimischer vor mir. Das Ausreisen dauerte so lange wie der Grenzer brauchte meine persönlichen Daten (Religion des Vaters?) in ein dickes Buch zu schreiben. Mit dem dort eingetragenen neuen Familiennamen „Deutsch“ verließ ich offiziell Afghanistan.

Tadjikistan: Dushanbé und Khujand

Währung: 1 € = 6,8–7 Somomi (unterteilt in 100 Dirham) [Juni 2021: 1 € = 13,5 Somomi].

Auf der anderen Seite fiel dann dem zweiten Grenzer auf, daß mein Sichtvermerk erst ab dem folgenden Tag gültig war. Sein Kollege hatte mich schon durchgewinkt (das übliche „Minchen? FC Bayern; Mercedes; Gitler – gutt.“) Es folgte längeres Palaver bis man entschied, den „Komadier“ zu holen, der dann auch bald kam. Mehr Palaver, ein Afghane steckte mir, daß man sich schon entschlossen hatte mich reinzulassen, aber erst mußte noch ein bißchen Show abgezogen werden.

Die tadjikische Zoll- und Grenzabfertigung arbeitet noch nach sowjetischem Vorbild vergleichsweise pingelig. Einheimische „dürfen“ die Abfertigung durch – relativ offen über den Tisch geschobene Geldscheine – beschleunigen. Der Tarif ist 20 S. (€ 3) für den Stempel im Paß, je nach mitgebrachter Warenmenge 40-50 S. für die Zöllner. Von westlichen Ausländern wird kein Schmiergeld verlangt. Gepäck wird routinemäßig durchleuchtet und durchsucht. Bargeldbeträge von Weltwährungen sind mündlich zu deklarieren. Die meisten Reisenden müssen im Hinterzimmer ihre Taschen leeren. Dabei sollte das restliche Gepäck keinesfalls unbeaufsichtigt im Vorraum bleiben, Diebstähle daraus durch das Personal sollen häufig vorkommen. Bei der Einreise erhält man ein zusätzliches Formular, welches bis zur Ausreise aufzubewahren ist.

Nachdem ich wieder eingepackt hatte, unter Bewachung in ein abgezäuntes Areal zum Büro des Majors mit einem weiteren Offizier. Tee trinken, es wird eine Verwandte angerufen, die Englisch kann, telefondolmetschen, hin- und her, mehr Tee, nochmal telefonieren, noch mehr Tee, gebracht vom Burschen, irgendwann bringt ein Grenzer meinen Paß, der vorm Major hingelegt wird und erstmal liegenbleibt, denn es gibt – Tee. Nach einer weiteren Runde telephondolmetschen, unterbrochen von einer weiteren Schale Tee dann: “Welcome to Tajikistan.” Sechs Stunden früher als erlaubt. (Der Stempelabdruck im Paß ist aber verdächtig schwach.)

Der Major wollte mich dann hinausbringen – zum Burschen gewandt, sagte er, was sinngemäß wohl hieß: „Soldat! Tragen Sie den Rucksack dieses Mannes!“ was dieser dann bis zum Tor tat, dem nächsten Soldaten mein Bündel aufschnürend, wurde der gerade vorbeikommende Minibus angehalten – im gesamten Grenzbereich darf man als Zivilist nicht zu Fuß gehen. Freundlich vom Major beim Einsteigen in den Kleinbus verabschiedet, ging es dann die zweihundert Meter zum Sammeltaxen-Standplatz. Dem Busfahrer, der von zwei anderen Passagieren dreist 5 Sonomi verlangte, war das wohl nicht geheuer. Ich bekam eine Freifahrt.

Die beiden Afghanen im Bus, einer ein ehemaliger UN-Mitarbeiter, der auch schon in Mali stationiert war, arrangierten sich sofort mit mir zu einer Fahrgemeinschaft nach Dushanbé und handelten den Fahrer auf faire US$ 60 bis zur Haustür herunter. Kutschiert wurden wir in einem gepflegten schwarzen Mercedes 190 mit 350.000 km am Tacho. Mit mir versuchte dann der Fahrer dann den „gestiegenen Fahrpreis“-Trick beim aussteigen, angeblich war des Sonomi rapide gefallen …

Pamir Highway (click to enlarge)
Pamir Highway Map Taldyk-Paß
Es gibt jeden Sommer ein paar hundert Verrückte, die die Strecke mit dem Fahrrad machen. Im ost-tadschikischen Teil ist man meist deutlich über 3000 Meter.

Auch für die Fahrt in Tadjikistan habe ich, diesmal aus Witterungsgründen, meine an sich eh schon unbestimmten Pläne geändert. Siehe dazu auf meiner Routenkarte die „möglichen Pläne im Pamir,“ wo verschiedene Strecken von Kundus über Faizabad entlang des Pamir Highway (aufgrund der Höhe der Strecke ein „High way“ im wahrsten Sinne des Wortes) ins kirgisische Osh, angedeutet sind. Die Route geht durch die Hochgebirgsregion Badakchan (kurz: GBAO). Diese umfaßt 45 % des Staatsgebiets aber nur drei Prozent der Einwohner des Landes. Nicht nur Ausländer brauchen eine Sondererlaubnis, auch Tadjiken dürfen in das hauptsächlich von ismaelitischen Moslems (Ismaeliten sind eine muslimische Sekte, die ohne Moscheen und Imame auskommt. Sie verehren ihren spirituellen Führer, den Aga Khan, wie einen Gott und liefern einen wesentlichen Teil ihres Einkommens an ihn ab. Von den Engländern als indischer Fürst anerkannt, leben diese Herren seit einigen Generationen in Europa auf großem Fuß als Teil des Jetset, wie den Lesern jener „gelber Blätter,“ die in Ärztewartezimmern ausliegen seit den 1960ern hinreichend durch die „Begum“ ((*1963, Gabriele Renate Homey, alias Gabriele Thyssen, alias Begum Aga Khan, alias Gabriele Prinzessin zu Leiningen)) bekannt sein dürfte. Ab und zu fallen ein paar Brosamen für die Gläubigen ab. Man leistete Hungerhilfe in der Region, bezuschußte auch Krankenstationen und Schulen und spricht laut darüber, wie es sich für Wohltätigkeit schließlich gehört.) bewohnte Gebiet, das in den späten 1990ern unter akuter Hungersnot litt, nur mit Genehmigung einreisen. Diesen Stempel bekommt man in Europa kostenlos auf Antrag zum Visum, in Zentralasien (z. B. Bishkek) sind US$ 90 fällig, ohne daß der Erfolg sicher ist. Eine Beantragung in Dushanbe soll noch komplizierter sein. Wenn man im Internet schaut findet man zahlreiche Blogs von Extrem-Radlern, die sich diese Schotterpiste auf 3–4000 Metern antun.
Nun hat man mir gesagt, daß die kürzeste Strecke, durch grandiose Landschaft, von Kundus über Faizabad nach Khorog ab Ende September verschneit sein kann, außerdem hätte ich wohl alleine einen Jeep für US$ 3–400 anheuern müssen. Alternativ hätte man von Faizabad den ganz im Süden Tadjikistan liegenden Grenzort Ishkarshim erreichen können, auch diese Strecke ist ab Oktober verschneit und wohl nur mit Privatwagen befahrbar. In Tadjikistan gibt es nur einen wöchentlich auf dieser Strecke verkehrenden Bus, ich hätte wohl die 3–4 Tage nach Osh per Anhalter versuchen müssen. Im frühen Winter auf 3000+ m mit entsprechenden Nachttemperaturen keine ermutigende Aussicht.
Auch der Weg durch das tadjikische Kulyab, wenn auch bis Khorog wohl noch schneefrei, hätte einen Privatwagen nötig gemacht.

Dushanbe, Sitz der Landesregierung (Қасри миллат) und die Gebirge des Hinterlands.

Dushanbé

Aussprachehinweis: Den Namen der Hauptstadt Dushanbé (Душанбе) betont man auf dem endenden e. Das dj im Landesnamen bezeichnet den stimmhaften alveolaren Frikativ (ʑ) – laienhaft: „dsch.“

Dushanbe FahnenmastVormals welthöchster Fahnenmast, Somomi-Denkmal, neuer Präsidentenpalast und Adler im Zentralpark von Dushanbé.

Unter der Bevölkerung ist das aus dem ländlichen Raum, während des Bürgerkriegs – anstelle der geflohenen russischstämmigen Intelligentsia – zugewanderte Element in seinen Sitten und Gebräuchen sehr offensichtlich. Eine eiserne Regel im Straßenverkehr ist: Für Fußgänger wird nicht gebremst! Ansonsten sind Ampeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen allenfalls Empfehlungen. Man wird sowieso regelmäßig von der Verkehrspolizei herausgewunken und darf für „Verstöße“ bar und ohne Quittung im Schnitt 20 Son. abliefern.

Praktisch alle touristisch interessanten Orte befinden sich im Umfeld der zentralen Nord-Süd-Achse Rudaki Prospekt, südlich des ehemaligen Kaufhauses Tschum. Ganz in der Nähe wohnt auch mein Couchsurfing-Gastgeber. Eigentlich sollte ich nichts schlechtes sagen, da er mich drei Tage untergebracht hat, daher nur soviel: „Der Herrgott hat einen großen Tiergarten.“ D. ist ein New Yorker Jude, was er beides sehr deutlich heraushängen läßt und als Mitarbeiter der amerikanischen Handelskammer ein äußerst typischer Vertreter der unangenehmsten Sorte Amerikaner. Nebenbei ist er noch Rassist, voller Verachtung des Volkes in dessen Mitte er seit sieben Jahren lebt. Eine ungepflegte Erscheinung, der seine Wochenenden mit amerikanischem College-Football vor der Glotze verbringt ist er gleichzeitig zu faul eine Glühbirne zu wechseln – dafür läßt er den Hausmeister kommen. Ich hatte das „Vergnügen“ zwei Telephonate mit seiner Sekretärin mithören zu können – mit so einem bläffenden Chef aus der Hölle würde ich es keine zwei Tage aushalten. (Zwischenbemerkung: Ich bin mir durchaus bewußt, daß es aus Gründen „politischer Korrektheit“ strengstens verboten ist auch nur ein schlechtes Sterbenswörtchen über Personen mosaischen Glaubens zu sagen, diese sind von Natur aus perfekt und unantastbar … Ich habe mich bei Vorstehenden daher extrem zurückgehalten.) Ich habe ihm gerne zu Weiterbildungszwecken den zweisprachigen Koran aus Kundus überlassen.

Durch das relativ kompakte Dushanbé konnte ich nur am ersten Tag schlendern. Ab Tag zwei goß es in Strömen auch tat der „Döner des Todes“ seine Wirkung. Am Abend vorher traf ich mich dann noch mit C., einem deutschen Entwicklungshelfer, der seit einigen Monaten versucht ein System von Immobilienfinanzierungen im Lande aufzubauen. In der Expat-Kneipe Public Pub probierte ich dann das “local Weißbier” (so auf der Karte), das wie ein sehr säuerliches Pils schmeckt.

Dushanbé (click to enlarge)

Tajikbashi Dushanbe Berge Sonomi-Denkmal Müllcontainer Wohnhäuser Stalinzeit

Nach Khujand (Хуҷанд) gelangt man vom Cemzavod Avtovokzal („Zementfabrik-Busstation“) am Ende einer O-Buslinie am Nordende der Rudaki Ave. Vollgepumpt mit Kohletabletten (viel das aus meinem Magen hätte kommen können war nach zwei Tagen „Montezumas Rache“ nicht mehr drin) ließ ich mich von einem Opel Vectra-Fahrer zu einem vernünftigen Preis kapern, dabei nicht bedenkend, daß Bayern 3 bei solchem Wetter Anfang November gerne „in höheren Lagen Schnee“ im Verkehrsfunk durchgeben würde. Dazu kam dann, daß ein Vectra über Frontantrieb verfügt und mein Fahrer nur über Sommerreifen. Irgendwann haben wir dann die Kiste den Berg hinaufgeschoben, bis ein Schneepflug kam.
Immerhin habe ich auf der Strecke von meinen Mitfahrern zwei weitere Worte russisch gelernt: 1) „prrroblèm“ angesichts der Schneedecke und 2) an den Mautstellen: „Schlagbaum“ – Russisch ist doch gar nicht so schwer! Immerhin war die Strecke, von einem chinesischen Betreiber ausgebaut und auf etliche Jahre kostenpflichtig betrieben, in einem Zustand wie man es auch von einer Staatsstraße im hinteren bayerischen Wald erwarten kann. Man fährt dabei durch einige sehr wilde, lange und unbeleuchtete Tunnel in einer sehr a.m.n Gebirgsregionen. In einem Dorf sah ich ein Schild zum Stützpunkt der „Welthungerhilfe.“

Khujand

Sharq-Hotel. Egal wie wenig man zahlt, für die versiffte Bude ist jeder Pfennig zu viel.
Shark Hostel 1 Shark Hostel 2 Shark Hostel 3

Gelandet bin ich nach einer Stunde umherirren in der Absteige Shark „Hotel,“ der Empfehlung des einzigen internationalen Reiseführers der Region, im gleichnamigen grün-gelben Gebäude beim Basar, kenntlich am Lenin/Stalin-Medaillon von 1954 an der Fassade. Es gibt keinerlei Beschilderung aber das Bett für 15 TJS (US$ 3). Man bekommt die Qualität, die man bezahlt: Gemeinschaftstoilette mit drei Plumpsklos ohne Türen daran und kein fließend Wasser. Uraltbetten und ungewaschene Bezüge, was man angesichts der schwachen Funzel im Zimmer zum Glück nicht erkennt. Ich habe mir den „Luxus“ gegönnt ein 3-Bett-Zimmer für mich alleine zu buchen. Dafür gab es dann wenigstens einen Schlüssel. Zum Duschen muß die entsprechende Anlage in der öffentlichen Toilette des Basars benutzt werden (8:00-18:00, 5 TJS). Über deren Zustand schweigt der feine Mann, immerhin war das Wasser warm. Der Betreiber des „Hotels“ spricht rudimentäres Englisch, kann aber keinerlei Auskunft zum Ort geben. Während er mich vollaberte knabberte er ununterbrochen schimmliges Weißbrot. Die Betten erwiesen sich als so durchhängend und kurz, daß ich die Nacht freiwillig am Boden geschlafen habe. – Vielleicht werde ich einfach nur alt, aber inzwischen habe ich doch gewisse Ansprüche hinsichtlich der Qualität von Unterkünften … Stand Juni 2025 findet sich Мехмонхонаи Шарқ immer nioch auf google maps.

Nachdem ich am weit außerhalb liegenden Bahnhof geklärt hatte, daß keine Züge nach Kirgisien fahren, entschloß ich mich am nächsten Morgen in den saueren Apfel zu beißen, zum nochmaligen:

Transit durch Usbekistan

Per Marschrutka ging es zunächst die sechzig Kilometer nach Kanibodam, von der dortigen Busstation dann weiter zur Grenze. Diese ist, aufgrund usbekischer Schikanen – Tadjikistan mag man als „islamisch“ noch weniger als seine anderen Nachbarn – für den Autoverkehr gesperrt (ob dies auch für ausländische Kfz gilt kann ich nicht sagen), auch passiert ansonsten nicht viel.
Zunächst hieß es beim tadjikischen Vorposten eine halbe Stunde rumstehen, bevor der heilige Boden des Grenzübergangs überhaupt betreten werden durfte. Der Zoll interessierte sich nicht für mich. Der Grenzer in einem Kabuff an dem ein Aufkleber informiert, daß es aus EU-Steuermitteln finanziert ist, war dann mit meinem Paß gut zehn Minuten im Ein-Finger-Suchsystem damit beschäftigt die Daten in den Computer zu tippen. Nun hatte ich mir nicht die Mühe gemacht innerhalb der vorgeschrieben drei Tage mich beim KGB (heißt heutzutage OVIR) in Dushanbe anzumelden, was zwar für Touristen bis 30 Tage nicht mehr nötig ist – die Erleichterung scheint aber nur für Tourgruppen gelten, bei „Privatreisen“ aber nicht. Das fehlende Stück Papier fiel den jungen Grenzer erst dann auf, als er mich schon ausgestempelt hatte. Ein überzeugend vorgebrachtes „Touristy, registratio njet!“ war dann genug ihn einzuschüchtern.

Fernfahrerhotel
Fernfahrerhotel
Sharq Bau

Die usbekische Seite, von der man hört, daß sich die Zöllnern schon mal drei Stunden Zeit nehmen um alle Bilder auf einem Laptop anzusehen, begrüßte mich erst einmal der „Feldscher“ – noch so ein schönes russisches Wort – zum Fieber messen von wegen Ebola und so …
Weiter zum Zoll, wo es überraschenderweise das zweifach auszufüllende Formular auf Anforderung sogar auf Englisch gab. Im mit Bollerofen geheizten Häuschen lief ein Großbildschirm mit einer usbekischen Soapopera auf voller Lautstärke. Die bearbeitende Zöllnerin, gut Englisch sprechend, war mit dem Zettel in zwei Minuten fertig. Mit den Männern folgte dann das übliche Gespräch: „Aus Minschen? – ah, FC Bayern,“ dann „BMW,“ „Mercedes gutt“ und „Frau Merkel“ … Das übliche Geld vorzählen entfiel. Rucksack halb auspacken mußte ich dann doch, es folgte die Frage nach “notebook” – ich zog meinen Taschenkalender heraus, ganz klar ein „Notizbuch.“ Nachdem die Sprachverwirrung unter gemeinsamen Lachen geklärt war, konnte ich wieder einpacken – die Photos vom Handy brauchte ich nicht vorzeigen und ein Islamist war ich trotz. B.rt wohl auch nicht. Der ganze Vorgang hat keine fünf Minuten gedauert.
Etwas länger dauerte es am Paßschalter. Nicht nur weil wieder im Adlersystem getippt wurde, sondern der Strom ausfiel und drei Usbeken eine halbe Stunde brauchen, die Sicherung die hinten an der Wand gut sichtbar ist zu finden und wieder hineinzudrücken …
Ins nächste Dorf ging es dann per Kleinbus dessen Fahrer keine tadjikischen Sonomi wollte. Der Preis für die Einheimischen war 2000 usbek. Som. Von mir verlangte er erst 3000, als ich meine kleinen Dollarscheine sah frech nach dem 5er (15500 S.) greifend, wurde die Szene schnell ungemütlich, so daß ich ihm 2 $ in die Hand drückte nur um ihn loszuwerden. Inzwischen vorm Basar von den Schwarzgeldwechlern umlagert – es ist immer wieder erstaunlich welche Hektik Leute, die sonst den ganzen Tag nur faul herumstehen, auf einmal verbreiten können. Bei der Umrechnung von Sonomi über Euro zu Som habe ich dann einen Fehler gemacht und mich selbst um 20% beschissen. Egal, viel war es nicht. Mit 65000 S. in 500er-Scheinen ausgestattet fuhr mich ein Bursche für vernünftige 15000 S. flott fünfzig Kilometer nach Kokand. Von dort weiter im Sammeltaxi, mit dem bereits erwähnten einzigen anständigen Taxler, den ich in sechs Wochen getroffen habe, für 4000 S. (auf dem Vordersitz!) neunzig Kilometer nach Namagan. Er setzte mich nicht nur an der richtigen Abfahrtstelle ab, sondern verhandelte dann noch ordentlich mit dem Anschlußfahrer nach Uchkurgon, dem letzten Ort vor der kirgisischen Grenze bei Shamaldy-Say. Zum Übergang brachte mich dann ein Marschrutka mit zwei besoffenen Russen, die vom Ausländer so begeistert waren, daß sie nicht nur die Fahrt zahlten, sondern unbedingt noch Photos wollten.

Inzwischen war es dunkel geworden. Hinein in den usbekischen Grenzposten durch ein großes Tor, nachdem eine erste Paßkontrolle stattfand. Im Warteraum mit mir vielleicht zehn, fünfzehn Leute. Gefragt wird, ob ich als Deutscher, ein Fahrrad mit habe – andere Landsmänner hat man an diesem Posten noch nicht gesehen. Zuerst beginnt die Zollkontrolle – ein grauenhaft penibles Weib vor dem ich in der Schlange stehe. Beim Mann vor mir findet sie 3000 nicht deklarierte weißrussische Rubel, ein Pfennigbetrag. Er wird unter lautem Keifen abgeführt. Bumm, wieder einmal Stromausfall. Nach einer Dreiviertelstunde im Finstern, die anderen Wartenden verziehen sich nach draußen, kommen Licht und die Grenzer wieder. Ich schnell hin zum Kabuff, als Zweiter in der Reihe. Der Mann am Schalter wundert sich, daß es möglich ist vom dem einen zum anderen Grenzübergang in nur sechs Stunden zu kommen. Ausgestempelt – die Zöllnerin ist noch nicht wieder aufgetaucht. Auch ich hatte etliches Kleingeld nicht auf meinem Formular angegeben, also schleunigst durch die hintere Tür in den Hof, wo ein Soldat nochmal den Paß kontrolliert. Er öffnet ein weiteres großes Tor und ich bin in Kirgisien.
Wo bitte? Vor mir, unter sternenklarem Himmel ein Feldweg, keine Haus, keine Polizeistation, nichts. Links und rechts ein niedriger Stacheldrahtzaun. Gut eineinhalb Kilometer weiter dann rechter Hand zwei khaki gestrichene Bauwagen an einer quer verlaufenden Straße. Blick in den ersten – niemand drin. Blick in den zweiten: fünf Grenzer beim Abendessen. Ich muß mich dazusetzen und mitessen, dann Tee. Als ich für die Zollkontrolle meine Barschaft vorzählen will winkt der Sergeant ab, ich soll den Packen schnell wieder einstecken, damit niemand durch die Tür Polizisten sieht, die Bares von Fremden nehmen, auf daß sie nicht in Korruptionsverdacht geraten. Einer steht auf, nimmt meinen Paß in den Wagen nebenan und gibt ihn fünf Minuten später gestempelt wieder zurück. Der Sergeant geht mit mir auf die Straße und mit der Macht seiner Uniform versucht er Autos anzuhalten. Der zehnte etwa stoppt, ein Kollege. Nach etwas Palaver nimmt er mich zehn Kilometer zu einem Fernfahrerhotel mit. Das kostet meine ganze (geringe) Barschaft kirgisischer Som. Wechseln oder Automat ist in dieser abgelegenen Ecke Fehlanzeige.

Kirgisien und Rückreise

Über die Berge und den Toktul-See

Nach dem Transit durch Usbekistan am 5. November und angenehm verbrachter Nacht im Fernfahrerhotel bei Shamaldy-Say (Шамалды-Сай) mußte ich nach Bishkek zurück. Nun gibt es entlang der Hauptstraße, die über 800 km die beiden größten Städte verbindet noch Bushaltestellen. Busse fahren aber, weil die Straße angeblich zu gefährlich ist, keine mehr. Also Finger raus, wie das die Einheimischen auch machen. Mir war zunächst nicht klar, daß eigentlich nur gehalten wird, wenn man die 500 km in die Hauptstadt durchfährt. Nach einer knappen Viertelstunde hielt dann auch ein ordentlicher größerer Honda. Als allererstes wollte einer der Mitfahrer meine Adresse, um nach Deutschland zum Arbeiten zu kommen – als LKW-Fahrer, angesichts der in Zentralasien üblichen Fahrweise eine erschreckende Vorstellung. Ich muß aber sagen, daß er, nachdem er das Steuer später übernommen hatte, gut fuhr. Nach vielen hin- und herüberlegen und -telephonieren fand sich eine Deutschlehrerin im Bekanntenkreis, die ein bißchen dolmetschte und die erfreuliche Nachricht weitergab, daß man mich die ganze Strecke nach Bishkek mitnehmen würde.

Durchs wilde Kirgistan (click to enlarge)

Shamaldy-Say Staudamm Hinterm Paß. Tör-Ashuu-Paß Pferde Vom Paß

Die Strecke selbst geht vom Ferganatal langsam hoch zu einer Bergkette, am größten Staudamm des Landes vor Karaköl vorbei. Dann geht es zum Toktugul-See, kurz hinter dem wir Mittag machten. Es gab frittierten Fisch aus dem See, lachsähnlich – auch den hat mein immer noch schwacher Magen vertragen. Es folgt ein Anstieg über achtzig Kilometer zum Ala-Bel-Paß auf 3484 m. Danach kommt eine Hochebene, in der man im Sommer Jurten für Touristen aufbaut, die es gerne abgelegen mögen. Landschaftlich sehr reizvolles Grasland, aber vollkommen baumlos. Von weitem grüßen Viertausender. Nach knapp 60 km würde man dann den Tör-Ashuu-Paß auf knapp 3600 m erreichen. Man hat jedoch vor einigen Jahren einen Tunnel gegraben, der 1000 m darunter durchführt. Dann geht es relativ flott in die Ebene der Provinz Chüy hinab, Bishkek, hundert Kilometer weiter liegt auf 800 m.
An Fahrkostenbeteiligung wären etwa 1500 S. üblich gewesen, der Wagenbesitzer hat mir dann 2000 abgenommen, was etwa der halben Benzinrechnung für die Gesamtstrecke von Osch entsprach. Angesichts des Komforts im neuen Auto, der angenehmen Gesellschaft und sicheren Fahrweise ein Zuschlag, den ich gerne bezahlt habe. Mangels Barschaft fuhr man mich zu den Geldautomaten an der Sovietskaja.

Bishkek, die Zweite, 7.–12. Nov.

Fahnenmast und Museum in Bishkek.

Die letzten paar Tage vor dem Rückflug habe ich es dann entspannt angehen lassen können. Abgestiegen bin ich im von einem japanisch-kirgisischen Ehepaar geführten Sakura Guesthouse. Hier hatte ich Gelegenheit in einer Woche mehr Japanisch zu sprechen als in den letzten drei Jahren. Dabei trifft man in solchen Teilen der Welt eher unkonventionelle Japaner.

Kaukasus
Blick auf den Kaukasus.

Etwas störend – und das war das einzige Mal außerhalb Afghanistans überhaupt – war der morgendliche Weckruf des Muezzin, der alle Hunde der Nachbarschaft kurz nach fünf in der Früh zu noch lautem Heulen anregte. Sonst hört man in der Region, wie in der Schweiz, (Seit 2009 hat das Minarettbauverbot in der Schweiz Verfassungsrang.) keine Gebetsrufe.
Da mein Rückflug bereits um sieben Uhr morgens gewesen wäre, hätte er nicht zwei Stunden Verspätung gehabt, verbrachte ich die letzte Nacht am Flughafen, hingebracht von einem Taxler der absolut kein Wechselgeld zu haben vorgab, es dann aber plötzlich, immer nur ein Scheinchen, aus irgendwelchen Verstecken im Auto herauszog. Bis Istanbul hatte ich dann netterweise noch den Platz am Notausgang mit ausreichend Beinfreiheit. In München habe ich dann vorsichtshalber nur meinen Personalausweis vorgelegt, man weiß ja nicht, wie auf gewisse Stempel reagiert wird …


Essen und Kurioses

Ein paar Bilder von kuriosem in Zentralasien, dazu viele Nahrungs-Aufnahmen. [Erweitert 2024.] Es gibt auch eine Sammlung von Rezepten, die ich unterwegs aufgesammelt habe.

Dieser Abschnitt ist nicht auf’s Körndlfressen beschränkt.

Spit roast
Toiletten Schnapsregal Bier Brot“ Fisch Breschenew Fisch Stalin „Kumis“ McDöner „Kazy“ „Shybat“ „Somsa“ Torten Estragon-Limo KFC Cafeteria-Essen Drink Bauernsalat „Lahman“ Hamburger Automat Autogas Mülleimer „Plastikwürste Klo Basketball Body Döner Aquarium Gyoza letztes Mahl Fettarschschaf Hühnchen Ei Knoblauchshampoo Birnenlimo Kasha Lahman Plow Pferdezunge Plow Schaschlik Wein Schaschlik Hirn Beer Can Yakitori Kaffeeersatz Balsam Döner Fischrogen Kuchen Suopermarktsnack Pferdewurst Teigtasche
Frischfleisch

Deutsche Wörter, die man anderswo nicht braucht: Kühlkette, Lebensmittelüberwachung. Hier Frischfleisch am Morgen im Osch-Basar von Bishkek.

Mehr Eßbares gibt es in meiner » Foodporn-Galerie.


Photostrecke: Eisenbahnmuseum Taschkent 2014

Eintritt

Wenn man schon am Bahnhof Fahrkarten kauft, lohnt sich ein Abstecher in das Eisenbahnmuseum (музей железнодорожной техники) über dem Vorplatz. Ausführlicher beschrieben ist es auf der englischen Wikipedia. Ergänzt um Bilder sowjetischer Dampfloks andernorts. Siehe auch Januar 2025 im Lokmuseum Brest-Litowsk dl pdf djvu

 КЧ-4 Су 9П Lok 4 Дa ВЛ60 АГВ 21 ДЖ-45 Lok 11 geschweißter Dieselgenerator АС1а Lok 15 Lok 16 Л3993 л5781 Эш4161 Су206-77 Су 206-77 ganz P36-0123 Skoda

Kasachstan und Kirgisien im April 2024

Karte der Reiseroute 2024

Entfernungen: Astana ⇨ Pawlodar 437 km ⇨ Semipalatinsk 333 km ⇨ Almaty 1100 km ⇨ Bishkek 237 km. Bishkek ⇄ Cholpon-Ata je 262 km, Tokmok 76 km. Bishkek ⇄ Kara-Balta je 61 km.

Astana

Wechselkurs: 1 € = 450 Tenge (₸)

China hat zum 1. Dezember 2023 „probeweise für ein Jahr“ für sechs Nationalitäten die Visumspflicht für Aufenthalte von weniger als zwei Wochen aufgehoben. Das wäre doch eine gute Gelegenheit „von hinten“ dort hin zu kommen? Astana mit Pegasus ist einfach mit € 240 bezahlbar. Mir war zunächst gar nicht aufgefallen, daß der gebuchte 31. März Ostersonntag sein würde. Egal, ich war seit zehn Jahren nicht in der Ecke gewesen und Kasachstan hatte ich wie oben geschildert nur fünf Tage in Almaty gesehen gehabt. Hatte mir damals auch nicht so gefallen. Vielleicht ist der Rest des Landes angenehmer? Vorneweg: ist es nicht!

Nursultan Nasarbajew
Nur im Nationalmuseum hängt er 2024 noch: Nursultan Nasarbajew, Mittelpunkt eines Wandteppichs.

Politisch hat sich die Situation etwas entspannt. Man ist kräftig dabei den großmannsüchtigen Nursultan Nasarbajew zu demontieren. Das begann schon damit, daß die nach ihm 2019 zu „Nursultan“ umbenannte Hauptstadt seit 2023 wieder Astana heißt. Auch sein persönliches Museum (Abay Ave. 11 / Beibitshilik St.) scheint mangels zugehörigem Diktator geschlossen. Es war kein Schild mehr am Zaun, allerdings standen noch etliche Tafeln mit seinen Photos im Park davor. Im Museum des “Presidential Centers” sind alle Spuren von ihm verschwunden. Der Shop des Nationalmuseums verkauft wieder Anstecker mit Lenin, aber IHN nicht. Raubkopien der achtteiligen Dokumentation mit Interviews von Oliver Stone Qazaq: History of the Golden Man (2021) sucht man im Internet vergebens – wohl zurecht. (Kazakhstan’s golden man gets the Oliver Stone treatment … The series got its first airing on July 6, a date likely known to every man, woman and child in Kazakhstan as the birthday of Nursultan Nazarbayev – whose state-engineered cult of personality has now been more than a decade in the making. […] Qazaq: History of the Golden Man is ostensibly about more than just Nazarbayev, though. It is being cast as an epic voyage through Kazakhstan’s nomadic history all the way to the present, but with a heavy focus on the role of the man who takes credit for forging the modern-day nation state.
Stone’s interviews with Nazarbayev form the backbone of the documentary, which was directed by Ukrainian film-maker Igor Lopatonok. […] Stone’s tweet prompted a flurry of outraged and sarcastic responses. ’We’ll call him a corrupt tyrant and stop at that, thank you,’ riposted one user. ’How much money did they pay for this propaganda?’ scoffed another. ’Creepy Leni Riefenstahl vibes,’ …” )
Es hat sich auch niemand die Mühe gemacht einen Torrent zu erstellen. Diese Kasachen scheinen eine undankbare Saubande zu sein, immerhin hat er nur die Hälfte der Erdgas- und Erdölprofite für sich und seine Familie behalten! Zum Glück kann man oben im Bajterek-Turm weiterhin seine Hand in den güldenen Abdruck SEINER legen, woraufhin zehn Sekunden die Nationalhymne erklingt.

Ankunft war im überraschend überschaubaren Flughafen von Astana am frühen Morgen. Geld gewechselt, raus zur Bushaltestelle, die Linie 10 kommt prompt. Der Fahrer verkauft keine Fahrkarte – denn die gibt es seit einem Jahr nicht mehr. Man hat komplett auf Handybezahlung umgestellt. Netterweise übernimmt das ein Kasache für mich. Bis in die Stadt sind es gut zehn Kilometer, den größten Teil entlang einer angefangenen, nie komplettierten Hochbahn. Besagter Zahler steigt auf halber Strecke aus, ich, um nicht schwarz zu fahren, ebenfalls. Bleiben gute vier Kilometer zu Fuß mit Gepäck zur Unterkunft. Ich will ja abnehmen. Es sind wenige Grad über Null. Der Weg führt vorbei an „einstürzenden Prunkbauten.“ Hochgezogen hat man die Stadt in Rekordgeschwindigkeit. Pfusch am Bau und Verfall wegen fehlender Wartung überall. Es geht auf der Brücke über den noch zugefrorenen Irtysch. Das erste Mal, daß ich einen zugefroren Fluß sehe. Rechts von der Brücke ist ein „Botschaftshaus“ mit zahlreichen Vertretungen europäischer Länder auch der BRD. Auf der anderen Seite ein weiteres, dort sitzen u. a. die Schweizer. So kann man diese Ausländer einfach kontrollieren. Ein Stück weiter haben die Russen eine große Vertretung. Direkt gegenüber ist das militärgeschichtliche Museum mit dem Vorhof voller sowjetzeitlichem schweren Gerät, das ich mir ein paar Tage später ansehen werde.

Irgendwann erreiche ich dann die gebuchte Unterkunft, dem Elite Hostel. Schon bei der online Buchung zu Hause war ich gefragt worden: „Hast Du die Bewertungen gelesen? Willst Du dort wirklich hin?“ – „Ja, ist billig und drei Tage halte ich schon aus“ … das war wieder so ein Fall von „Haste gedacht.“ Die Bedienung hatte den Charm von Aeroflot-Stewardessen ca. 1975. (Einige Kasachen haben mir unabhängig voneinander erzählt im Lande gälten die Bewohner von Astana generell als unhöflich.) Als ich mich auf das zugewiesene Bett lege, stechen die Sprungfedern durch, in der Mitte eine fette Kuhle. Keine Chance hier auch nur zehn Minuten schlafen zu können. Das Zimmer ist leer, die Matratze mit einer steinharten aus einem anderen Bett getauscht. Kaum besser aber immerhin. Ein Waschbecken gibt es auch. Es fließt nur kein Wasser. Die Küche hat keinen Luftabzug, der ganze Mief zieht durchs Haus.
Auf booking.com habe ich, kurzgefaßt, abschließend geurteilt:

2.0: Stay away! Good: Nothing except leaving. Bad: Mattresses with springs poking through. Receptionists, all 3, who are graduates of the Aeroflot school of rude stewardesses ca 1980. 2 of the 3 toilet cubicles had no working doors, one had none. Kitchen with minimal equipment and no window. May be just during my stay, but full of religious zealots (Muslim and Evangelical) who accosted me. On 3 mornings I had to wake the receptionist around 8.30 to beg for a bog roll. Only reason for 2 points is that the cleaner was really thorough. You get what you pay for, which is very little specially since no maintenance to facilities has been done since opening 15 years ago.

Nachts dann im Bett über mir ein Typ, der zwar den Ton am Handy abgeschaltet hatte, aber dafür Blinklicht an, jedes Mal wenn eine der vielen Kurzbachrichten kam war ich wieder wach, Richtig ekelhaft wurden tags darauf die muslimischen Fanatiker, von denen ich zwei auf der Bude hatte. Selbige schlecht gelaunt weil sie Ramadan machten, störten sie sich daran, daß ich mit einem jungen Burschen, der gut Englisch konnte eine Flasche Rotwein getrunken hatte. Der 19jährige, als fettes Kind wohl in der Schule gemobbte, traumatisierte Bursche mußte drei Tage warten bevor er nach England zum studieren flog.

Der Basar war nahe, ein Friseur kidnappte mich schon fast von der Straße weg. Nicht zu bereuen bekam ich für 1,70 € in sieben Minuten eine perfekten Bürstenschnitt. So gut habe ich mir lange nicht mehr gefallen. SIM-Karte kaufen war kein Problem, das a.m.lden dann doch, weil dafür braucht man zwingend eine kasachische Ausweisnummer. Ich habe mir dann wegen der paar Tage nicht die Mühe gemacht in einem Büro von Kazach-Telekom das Ding doch freischalten zu lassen. Leider ging die „nur für Inländer“-Problematik weiter. Man hat das gesamte Fahrkartensystem in Bussen auf Handyzahlung umgestellt. Dafür braucht es wieder ein lokales Bankkonto und eben Ausweis. Es gibt auch an wenigen Stellen erhältliche Wertkarten. Die Rezeptionistin hat mir eine der ihren für den doppelten Preis verkauft, Problenm blieb die Aufladung des Guthabens. Im Zentrum sind nur einige Automaten, von denen nicht garantiert ist, dass sie funktionieren. Erklärt haben mir das drei nette indische Medizinstudenten, die sich sogar die Zeit genommen haben mich zu einem drei Haltestellen entfernten hinzubringen. Danke.
Bis ich dieses Problemchen gelöst hatte bin ich zwei Tage durch die weitläufige Stadt, die nicht unbedingt für ihre saubere Luft bekannt ist zu Fuß gelaufen. Wollte eh abnehmen.

Eindrücke von Astana

Astana im April 2024 (click to enlarge)

Park Irtysh Botanischer Garten Astana Hbf Khan-Shatyr Präsidentenmuseum Trambauruine Pyramide Unabhängigkeitspalast Kathedrale Kathedrale innen güldene Hand Diplomat-Hotel Ak-Orda-Palast Brunnen

Siehe auch: Kunst und Bilder in Astanas Museen

„Traktoristin“
„Traktoristin“ 1984.

Pawlodar

Sitzbank
Pawlodar Bahnhof: neue Bänke, alle mit USB-Ladesteckern zwischen den Sitzen – dumm nur, daß die Stecker für den Strom fehlen. (click to enlarge)

Früh am Morgen angekommen, Gepäck aufgegeben und ab zum Spaziergang durch die Stadt. Eine erste Pause, Läden für’s Frühstück haben noch nicht auf, in den kleinen Park der Afghanistan-Kämpfer. Eindrucksvoll gemacht stehen an den Seiten kleine schwarze Stelen mit den Bildern der Gefallenen. In der Art nicht ungewöhnlich für die ehemalige Sowjetunion. Am hinteren Ende ein Denkmal. Während ich fotografiere wundert sich darüber ein Dame, die ihr Hündchen ausführt. Drei Worte gewechselt: Deutscher? „ah, Gitler kaputt.“ Sie trifft sich dann mit ihrer Freundin, beide marschieren samt Hündchen, der meine Tasche riecht und immer wieder herkommt, bestimmt zehn Mal den kurzen Park rauf und runter. Wird bald lästig, aber nicht bös gemeint.

Ein paar hundert Meter weiter ist die „Burka-Moschee.“ Abschreckend schon das Schild, was man im Bereich der „Religion des Friedens“ alles nicht machen soll. Verbotsschild Zunächst folge ich einer Gruppe, die in einen Nebeneingang geht. Hier sind zumindest Waschbecken, ich kann grob die Nacht im Zug aus dem Gesicht waschen. Grund weshalb die alle hierhin geströmt waren, lag wohl im anstehenden Vortrag eines ziemlich extremistisch wirkenden Mullahs. Wieder raus, die verfallende Treppe hoch (Hausmeister sind in diesem Teil der Welt unbekannt, die Bude fällt zwanzig Jahre nach Vollendung an vielen Stellen auseinander) in die große Haupthalle. Am Rande auf dem sehr weichen Teppich schnarchen einige. Ich komme in Versuchung mich dazu zu legen, lasse das aber sein. Schuhe wieder an und raus hier!

Pawlodar (click to enlarge)

Flusspromenade Hauptpost Tram Burka Moschee innen Kathedrale AfghanistanKämpfer Siegespark Werbung

Am ersten Frühlingstag seit ich in Kasachstan bin, nach Spaziergang durch das wenig attraktive Zentrum am Nachmittag angenehm in der Sonne an der Flußpromenade gesessen und verbummelt. Interessant war die Art den gußeisernen, verzierten Zaun zu streichen. Eine Gruppe von acht Arbeitern alle in orangen Warnwesten, werkelt da nebeneinander auf engstem Raum rum. Die Kathedrale hat kurz vor Sonnenuntergang schon zu. Bis zur abendlichen Abfahrt im OG des noch nicht ganz fertig renovierten Bahnhof verbracht. Man hat eine „Komfortzone“ hingestellt. Nette gut aussehende Kunstledersessel, leider dank gerader Lehne furchtbar unbequem. Bin gespannt wie das in drei Jahren aussehen wird. Zwei kleine Läden und eine Wechselstube im EG. Die folgende Nachtfahrt diesmal im Sitzen.

Semipalatinsk

Seimey
Aus Semipalatinsk (Семипалатинск) wurde 2007 Semey (Семей), aus dem Lenin-Park der Semey-Park.
„In Kasachstan haben über 500 Atombomben-Oberflächen- (atmosphärische) und -Untergrund-Tests während einer Test-Periode von ca. 40 Jahren die Regionen Semipalatinsk, Pavlodar, Teile Ost-Kasachstans und die Region Karaganda nuklear verseucht. Dabei waren mehr als 1 Million Menschen der atomaren Verstrahlung auf längere Zeit akut ausgesetzt.“ […] Kainar-Syndrom: Der Begriff beschreibt ein neuro-zirkulosen Dystonie-Syndrom – erhöhtes Bluten, Haarverlust, Ohnmachtsanfälle und Erschöpfung – als Folge der radioaktiven Strahlung, […] Der Ort Kainar liegt mitten im bisher streng abgesperrten ehemaligen Atomtestgebiet Kasachstans. In dem fast verlassenen Dorf befindet sich eine Tafel mit folgenden Angaben: »566 Explosionen wurden gezählt und 28 Leukämie- und 27 Hautkrebstote sowie weitere 204 Krebstote«.

Die Folgen sieht man natürlich nicht auf den ersten Blick. Aber die eingemachten Pilze zum Verkauf habe ich dann doch lieber stehen lassen. Auch mußte ich an eine ukrainische Bekannte aus dem Norden des Landes denken, deren „Mutter mit ihrer Kuh“ immer noch dort wohnt: „Die Leute sterben eben an Krebs.“ Selbst wenn ich wollte, es gibt auch sonst keinen Grund länger als einen Tag in Semipalatinsk zu bleiben.

Die folgenden, deprimierenden Bilder könnten aus jeder x-beliebigen post-sowjetischen Provinzstadt stammen – mehr ist da nirgendwo, wie auch ein paar Bilder aufgenommen entlang der Bahnstrecke nach Almaty zeigen (click to enlarge)

Bahnhofsvorplatz 137 121 113 Kunst Garagen Abai-Theater Bushäusl Markthalle Lepsy Landschaft 1 Landschaft 2
Bahnhof Almaty-1
Bahnhofshalle Almaty-1. (click to enlarge)

Die gut 21stündige Zugfahrt über 1100 Kilometer zieht sich. Zu buchen gab es nur einen Zug des spanischen Herstellers Talgo. Die habe ich in Spanien schon nicht gemocht, weil sie die teure Alternative waren, bevor man dort den Fernverkehr auf das AVE-Hochgeschwindigkeitsnetz umgestellt hat. Zu buchen gibt es keine „Platzkart“ (Liegewagen), sondern nur das Coupé mit 4-Bett-Abteilen. Alles an sich neu und sauber aber mit zwei Nachteilen wenn man 1,85 m groß ist: Die Pritschen sind zu kurz um sich vollständig auszustrecken und die Fenster im Gang so gebaut, daß ich mich bücken muß um hinausschauen zu können. Dazu kam noch, daß im Abteil unten zwei Mädels hatte, die in ihren Schlafanzügen keine Minute hinaus sind. Der Speisewagen und Bar waren ordentlich, aber für kasachische Verhältnisse sauteuer. Ich habe mir trotzdem am Vormittag um elf dann ein Bierchen gegönnt, dann noch eines, was dem Kellner nicht so toll gefiel – Ramadan war nämlich auch noch nicht vorbei. Gegessen habe ich nicht, obwohl hier noch richtig gekocht wird anstatt wie bei der Bundesbahn, wo es nur noch mikrogewellte Plaste gibt. Bei den längeren Halten – wie lange wo stehen geblieben wird hängt in jedem Waggon aus, es wird sich auch dran gehalten – gibt es immer noch kleine Kioske oder Babuschkas, die mit Verpflegung warten. Das Angebot ist überschaubar und scheinbar hat die Bahn auch durchgesetzt, daß es kein Bier und so gibt, man also die teuren Monopolistenpreise des Speisewagens zahlen muß.

Auch dies unbequeme Fahrt ging zu Ende. Ausgestiegen bin ich dann in Almaty-1 – ein Fehler wie sich herausstellte, die Metro fährt nur ab Almaty-2, dorhin hätte der Zug aber noch 45 Minuten länger gezuckelt. Nach kurzer Runde über den Vorplatz habe ich dann ein Zimmer im Transithotel im Obergeschoß genommen. Die Dame am Empfang sprach etwas Englisch, ein Einzelzimmer gab es nicht, aber ein geteiltes Dreibett um 8000 ₸ für 12 Stunden. Scheinbar ist das in solchen Bahnhofshotels üblich: 6, 12 oder 24 Stunden. Die Rezeptionistin (ist das ein Wort?) war die erste und einzige halbwegs nette Servicekraft, die ich in Kasachstan getroffen habe. Zunächst war ich alleine, konnte meine Klamotten in der Dusche durchdrücken und auf der wild blasenden Heizung trocknen. Irgendwann ist noch jemand gekommen, da war ich aber schon eingedöst. In Almaty der selbe Mist wie in Astana mit den Busfahrkarten. (Nota bene: in Kasachstan gilt ein landesweiter Einheitstarif für Nahverkehr: 90 ₸.) Die Trambahn, die es beim letzten Mal noch gab, hat man stillgelegt. Ein Taxifahrer läßt sich auf immer noch zu teure 3000 ₸ herunterhandeln, um mich zum 17 Kilometer entfernten Busbahnhof zu kutschieren. Der Busbahnhof wurde aufgeräumt, Ticket am Auslandsschalter nach Bishkek gelöst. Abfahrt ist alle zwei Stunden somit Zeit für eine Brotzeit und Zigarre auf der Bank in der Sonne.

Die Fahrt zur Grenze, das erste Stück auf gut ausgebauter Straße, dann über die Berge war problemlos. Auch der Grenzübertritt flott. Dummerweise stand nicht wie üblich der Anschlußbus auf der anderen Seite, sondern wir hatten zu warten bis unserer auch über die Grenze fuhr, was ewig gedauert hat. Auf der kirgisischen Seite ist nichts, außer zwei Wechselstuben, die auch die einzigen sind, die kasachisches Bargeld zu vernünftigen Kursen annehmen – in der Stadt ist der Abschlag fast dreißig Prozent. Gerade als ich mich in ein Marshrutka für gesetzt hatte, Fahrpreis 50 Som (50 ¢) für 35 Kilometer kam der Bus dann doch. Mein Kleinbus kam näher an der gebuchten Unterkunft vorbei, gut 15 Minuten vom östlichen Busbahnhof.

Abschließende Wertung Kasachstan: Muß ich nicht mehr hin, zu weit, zu humorlos (danke für die Erkenntnis an das Personal und die muslimischen Extremisten in Astana).

Eine Woche Bishkek

1 € = 95–6 Som

Die Wirtin des beim Fernsehturm gelegenen KGB-Hostels, so genannt in Anlehnung an die Adresse 128 Dserschinski (Feliks Dzierżyński Феликс Эдмундович Дзержинский, war der erste Chef der Tscheka (ВЧК), dem 1917 gegründeten Staatsschutz. Der, nicht arbeitsfreie, „Tschekistentag“ (20. Dez.) ist bis heute Ausdruck der Dankbarkeit des russischen Volkes gegenüber seinen Sicherheitsorganen. Offiziell spricht man seit 1995 vom „Tag des Mitarbeiters der Sicherheitsorgane der Russischen Föderation“.) An der Tür ist kein Namensschild, lediglich die Nummer 128 groß in weiß auf knallroter Tür. Diese ist mit einem Transponderschloß gesichert, daß jedesmal laut piepst wenn jemand kommt oder geht. Will man die Tür langsam von Hand schließen spinnt das Ding und piepst im Alarmmodus mehrere Minuten, d. h. die schwere eiserne Tür krachend ins Schloß fallen lassen – wird mich die zehn Tage, die ich hier verbringen werde nachts noch etliche Male erfreuen. Der erste Eindruck der Schlafräume: „gepflegt.“ Vorhänge von der Decke trennen Durchgänge von Schlafbereichen. In meinem Zimmer sind die Stockbetten im 90°-Winkel eng aneinander. In der ersten Nacht trete ich dem einzigen Mitbewohner, einem Russen ungewollt in die Fresse. Gemeinsame Sprache haben wir so gut wie keine, am Tag Zwei erwische ich ihn wie er im Kühlschrank Essen von mir klaut. Nach laut geäußertem Mißfallen leben den Rest der Zeit ruhig aneinander vorbei. Die sanitäre Situation ist abgesehen vom einzigen richtigen Bad landestypisch. Wenn hier voll belegt ist wird’s eng falls man nicht die Ekeldusche im Garten benutzen mag. Am nächsten Morgen klemmt das Badschloß, die Besitzerin ist zunächst nicht zu wecken. Nach einer knappen halben Stunde, Schraubenzieher durchs hochgebogene Mückennetz ins Bad gereicht und letztendlich unter Verbiegen der Tür das Schloß ausgehebelt. Auch die Küche ist auf den zweiten Blick eher mäßig ausgestattet. Loch in der Wand als „Rauchabzug.“ Nur eine Doppelherdplatte, verkrustet. Gegessen wird im Saal nebenan – offensichtlich früher einmal ein Imbiß. Tag drei fällt Farbe von der Decke, die immerhin schon drei Tage später zusammengekehrt wird. Klopapier am Morgen ist Mangelware, es soll in die Eimer daneben – auch die werden allenfalls alle drei Tage bei Überquellen geleert. Zwischendurch kommt eine Reisegruppe mit sechs russischen Damen mittleren Alters, dann zwei Nächte ein pakistanisches Ehepaar mit Kindern. Ungewöhnlich, geredet haben wir außer Grüßen nicht. Die einzige weibliche Bewohnerin, sie hat ihren eigenen Schlafsaal ist offensichtlich geisteskrank. Nach einer Dreiviertelstunde in der sie die Besitzerin beschimpft, was genau habe ich nicht verstanden, die Psychose war aber offensichtlich, habe ich ihr auf bairisch erklärt was sie bitte tun möge. Meine verbleibenden drei Tage ist sie mir dann schnaufend aus dem Weg gegangen. Kein Verlust! Auf booking.com habe ich folgende Bewertung hinterlassen:

8,0 Good value, central. Bring earplugs. Good location, kind landlady. Everything needed there and at the price good value. Some effort put into in room design. Toilet and showers country-typical.
My matress was years past its “use by” date. Every time I turned it squeaked as to wake the other fellow in the bed next to me. Some repairs in fixtures necessary.
Die erwähnten Pakistanis („Sami“) urteilten so:.
9,0 KGB Home Hostel is Recommended. Initially we booked for 1 day only & had a plan to move some other place but we found it very comfortable. Then we extended 2 more days.

Dreihundert Meter, an der Ecke zur Hauptstraße bei der Lenin-Säule, ist ein 24-Stunden-Supermarkt, bißchen wie ein großer japanische Conveni. Für meinen Bedarf reicht’s, auch wenn die Preise überdurchschnittlich sind. An einem Morgen spricht die junge Kassiererin einwandfreies Deutsch, dabei ist sie in vollem Muselfrauen-Ornat.

Ausflug: Tökmök

Kreisverkehr-inTökmök
Denkmal am Kreisverkehr bei der Busstation von Tökmök, der Altai im Hintergrund.

Tökmök wäre Ausgangspunkt für den Besuch der einzigen Welterbestätte Kirgisens gewesen, dem Burana-Turm. Leider war der einzige Taxler im Busbahnhof so ein aufdringlicher Geier, daß ich mir die 15 Kilometer dorthin gespart habe. In der Nähe von Tökmök ist das Dorf „Rotfront“ (Рот-Фронт). Das heißt wirklich seit 1931 so. Es wurde im Herbst 1927 als „Bergtal“ von 25 Familien landloser, deutschsprachiger Russlandmennoniten etwa 60 km östlich von Bischkek angelegt. Nett zu wissen, aber kein Grund hinzufahren.

Stattdessen unternehme ich einen Spaziergang in Richtung des knapp zwei Kilometer entfernten Basars, um bei Sonnenschein ein bißchen Kleinstadtfeeling aufzusaugen. Linker Hand eine kleine russisch-orthodoxe Kirche inmitten muslimischer Wüste. Leider abgesperrt. Vorbei an der Il-28 am Kreisverkehr zum Basar. Da „muß“ ich dann eher dringend. Angesichts meiner Erfahrungen mit „Häuschen“ an solchen Orten etwas, das ich vermeiden wollte. Also rein, 5 S. bezahlt für Klopapier in Größe einer Bahnfahrkarte. Sinne soweit möglich abgeschaltet und eine Minute später wieder raus. Zum Glück war ich in den halbhohen Kabinen allein und kein Einheimischer konnte zusehen, daß ich mich anstelle wie „der Hund beim Scheißen.“ Direkt vorm Basar fahren Marshrutki zum Osch-Basar, diese mit Zwischenhalten somit 5 Som billiger.

Kirgisien von der ungeschminkten Seite (click to enlarge)

liegt Rollstuhl O-Bus Frauenfeindlich Männerfeindlich Calvin Hostel Mülltrenner Kuh Häuschen Keass Pferdeäpfel

Ausflug: Kara-Balta

Kara-Balta war zu Sowjetzeiten wegen Nuklearindustrie eine „geschlossene Stadt.“ Angeblich hatten solche es damals besser. Falls das so war, sieht man heute nichts mehr davon. Es ist ein trostloses Kaff. Im Park ein Denkmal irgendeines Kirgisen, der die Rechte leninmäßig in die Weite streckt. Dahinter ein Afghanistan-Kriegerdenkmal. Der große Mann selbst steht, silbern seit 1961 vor einem Schulgebäude: „Lernen, lernen und nochmal lernen!“ Immerhin soll es in Kirgisien auch Bahnverkehr geben. Spaziergang zum Bahnhof. Unterwegs zu nahe an einem eisernen Tor vorbei kommt ein Kläffer auf mich zu – ganze zwanzig Zentimeter hoch, laut wie Sau. Für den nach ihm geworfenen Stein bedankt er sich mit Reißaus, dann aus sicherer Entfernung mehr Gekläffe. Ich höre ihn noch als ich schon die zweihundert Meter zum Bahnhof geschafft habe. Ein Blick zurück: Frauchen steht mit den Fäusten in der Hüfte daneben und wundert sich. Ein koreanischer Eintopf (Gemeint ist „Bosintang“ (補身湯 = tan'gogiguk, 단고기국) Hundefleischsuppe wird in verschiedenen Varianten zubereitet, am häufigsten jedoch als sehr scharfe Kaejang-guk. Das Hundefleisch wird in der Regel nicht gehäutet, sondern nur das Fell abgesengt und die Haut gesäubert. Das Fleisch muß mehrere Stunden kochen. Zutaten sind Frühlingszwiebeln, Taro, Wasserfenchel, Perillablätter und -samen, Ingwer, Sojasauce, und Chilipulver, und manchmal werden Hühnerfleisch und Bambussprossen dazugegeben. Dazu serviert man Kimchi, rohe Möhren- und Gurkensticks sowie Chilischoten, das rohe Gemüse wird in Toenjang getunkt. Als Getränk passt Soju.)
Suppe
würde mir heute Mittag schmecken 😈

Zugfahren zurück nach Bischkek wird dann doch nix, der Fahrplan ist überschaubar. Fahrplan Immerhin käme man von hier ohne Umsteigen nach Nowosibirsk – aus Hersbruck links geht das nicht! Am Bahnsteig ein Schild „Reiten verboten,“ die Schalterhalle blitzblank und gähnend leer – tatsächlich sitzen eine Fahrkartenverkäuferin und Wachmann hinter ihren respektiven Fensterchen. Die „Toilette“ im Hof ist dann „landestypisch“ ein offenen Häuschen ohne Herz, aber Penis-Graffiti an der Rückwand über dem Loch im Boden. Ich hoffe, daß ich das im Wartehaus knutschende 14jährige Pärchen nicht allzu gestört habe, als ich zum zweiten Mal vorbei gekommen bin.
Die „Sehenswürdigkeiten“ des staubigen Kaffs waren somit erledigt. Die zwei Kilometer durch Seitenstraßen zurück zum Basar und im Marschrutka schleunigst „in die Zivilisation“ von Bishkek.

Ausflug: Issyk-köl

Der See Issyk-köl ist das Sommerziel für Besucher, die nicht in den Bergen herumsteigen wollen. Aufgrund der Höhenlage ist die Saison kurz. Dann ist besonders in Choplon-Ata der „Ballermann“ Zentralasiens. Ich war leider noch vier Wochen zu früh.

Bude

Anlieferung der Imbißbude für die Sommersaison im Zentralpark von Choplon-Ata.

Bude

Direkte Marshrutki fahren in Bischkek vom „Schlagbaum,“ einer Bushaltestelle etwa einen Kilometer vom Osh-Basar (dorthin fahren die Marshrut mit Halten). Inklusive einer Pause an einem Rasthaus Marke „Straßenräuberei“ geht es nach drei Stunden durch Balyktschy, der ersten Ortschaft am Seeufer – absolut trostlos durch’s Fenster. Vorbei am Flugplatz ist Cholpon-Ata (dummdeutsch: Tscholponata) nach drei Stunden erreicht. Geboten wird entlang der einen Hauptstraße, der „Sowjetskaja,“ zunächst das Übliche: Veteranenpark links, Sowjetkino samt erbaulichen Statuen (Паркы кинотеатра) rechts. Ein Stück weiter dann das Ortszentrum. Das Wetter ist trübe genug, um ins Heimatmuseum zu schauen. Nett, wenn auch kaum fremdsprachig beschriftet. Bemerkenswert sind zwei aus Leder gemachte Tassen Ledertasse. Kurz vor Schluß scheißt mich die Wärterin an, weil ich keine Photoerlaubnis gekauft habe – die 50 Som beim Rausgehen habe ich verkraftet. Den Eintritt war’s wert, die Freiluftsammlung mit Petroglyphen früher Turkstämme, den Hang hinauf, schenke ich mir. Im Souvenirladen gegenüber erst Geld gewechselt, dann ein paar Andenken und Geschenke für die Rückfahrt: Zwei Khansi als Kleiderhaken, lederne Jurtenmodelle als Döschen und, unerläßlich für diese Weltgegend, eine Matryoshka 🪆
Weiter dann in den Zentralpark: noch zu kalt, Arbeiter richten Buden her. Das 2015 renovierte Kriegerdenkmal ausnahmsweise ohne T-34, sondern mit PaK.

Der große Park beim Sommerwohnsitz des Präsidenten, normalerweise zugänglich, ist geschlossen während Reparaturen für die Saison stattfinden. Durch ein paar Seitenstraßen weist mir ein Wachsoldat den Wege durch mehrere Bauruinen gescheiterter Ferienwohnungsanlagen zu einem Stück Strand. Ein paar Angler sind da, Bänke, Umkleiden – sehr viele Pferdeäpfel in den Sandkörnern. Füße naßgemacht, halbe Stunde herumgesessen, zurück zur Hauptstraße. An sich wollte ich hier zwei Nächte ein Zimmer nehmen, aber es ist noch zu frisch. Mit dem Bummel-Marshrut zurück zum Osch-Basar war es trotzdem ein netter Tagesausflug. Ein Grund hinzufahren wären auch die im zweijährigen Turnus abgehaltenen Weltspiele der Nomaden (Дүйнөлүк көчмөндөр оюндары).

Drei Tage vor meinem Rückflug nach Istanbul überlege ich mir, daß ich doch keine Lust habe zwei Tage im Bus von dort nach Hause zuckeln. Kurzentschlossen, drei Tage vor Abflug, buche ich dann einen Anschlußflug bei Pegasus direkt. Auch hier entspricht der Preis dem im Internet, kein „wollen Sie ihren Sitz extra“ buchen Bullshit, sondern Flug mit Gepäck, keine Frage. Die Dame am Check-in war dann weniger begeistert, weil ein Gepäckstück unter zwei verschiedenen Flugnummer zu verbuchen Arbeit macht. Angekommen ist mein Rucksack trotzdem mit mir zusammen.
Vier Stunden Langeweile im kleinen Flugplatz von Istanbul. In „Franz Josef Strauß“ angekommen sitzt ein Grenzpolizei-Lehrling (zwei blaue Sterne am Achselstück) im Kabuff: „Servus!“ Ah, Entschuldigung Herr Wachtmeister, wenn man einen von Euch duzt hat man eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung am Hals. Bitte fürderhin als Staatsdiener das dienende Element durch Respekt gegenüber dem Steuerzahler zeigen von dessen Arbeit ihr lebt – hab’ ich mir leider nur gedacht, nicht gesagt. Sein abschließendes „es ist alle in Ordnung“ war angesichts der Tatsache, daß er einen heimreisenden Bürger sowieso nicht abweisen kann, ebenfalls arrogant. „Büff’n bei der Schmier, hòid.“

Sowjetische Reste

Siehe auch: Museen in Bischkek.

In Kirgisien scheint man die siebzig Jahre in denen die Sowjetmacht das Land vorwärts brachte nicht aus dem Geschichtsbewußtsein tilgen zu wollen, wie das mit dümmlich nationalistischen Ressentiments begründet im Baltikum oder der Ukraine geschieht. Trotzdem versuchte man nach dem Zerfall der Sowjetunion wie auch die anderen die autokratisch regierten jungen zentralasiatischen Staaten, ein nationales Bewußtsein zu entwickeln. Dies geschah über die Rückbesinnung auf (vermeintliches) Kulturerbe, in Kirgisistan vor allem der Figur des Recken Manas. Die Kirgisen hatten von den zentralasiatischen Völkern am längsten eine stark nomadisierende Lebensweise beibehalten. Während die Usbeken schon unter den Khanen des 17. Jahrhunderts oft seßhaft waren, veränderten die Kirgisen ihre Lebensweise erst mit dem gesellschaftlichen Fortschritt des Sozialismus. Gerade die im Rahmen der Farbrevolution durch den Regierungswechsel in Kirgisistan 2010 an die Macht gekommenen Politiker, sahen die Notwendigkeit, ihren Anspruch durch nationalstaatliches Handeln zu festigen. Dazu dienten, anders als in Usbekistan oder Tadschikistan, wo es historische Ahnherren als Fixpunkte gibt, nomadische erfundene Traditionen (so wie von Eric Hobsbawm definiert) als Anknüpfungspunkt Aus dem Spartak-Stadion machte man das Dölön-Ömürsakow-Stadion, das erwähnte Lenin-Museum wurde ebenfalls „gesäubert“ Etliche der Kunstwerke dieser Zeit blieben erhalten. Das sieht man in der Hauptstadt im Frunse-Museum (Baujahr 1967 und seitdem unverändert), im Park gefallener Helden der Sowjetunion, dem Siegespark, dem Denkmal der Freundschaft der Völker, im familienfreundlich gestalteten Panfilow-Park Als „Panfilows 28 Helden“ werden die Soldaten des sowjetischen Generalmajor Iwan Wassiljewitsch Panfilow bezeichnet, die einem deutschen Angriff in der Schlacht von Dubossekowo während der Schlacht um Moskau der Legende nach tapfer bis zum Tode standhielten, wofür sie posthum „Helden der Sowjetunion“ wurden. Tatsächlich überlebten einige. In mehreren Städten sind ihnen Denkmäler gewidmet oder Straßen benannt (siehe oben Almaty). Sie sollen am 16. Nov. 1941 sechzehn deutsche Panzer zerstört haben (tatsächlich kämpfte Panfilows Einheit damals an einer anderen Stelle der Front). Der Film Двадцать восемь панфиловцев (Dvadcat' vosem' panfilovcev, dt.: „28 Soldiers – Die Panzerschlacht“ ist allerdings ein derart miserables Machwerk, daß man als Zuschauer lange vor Ende sterben will.)
Generalmajor Iwan Wassiljewitsch Panfilow fiel am 19. Nov. Er war nicht nur Hitlerbarträger, sondern erhielt posthum den Leninorden.
Iwan Wassiljewitsch Panfilow
(Панфилов паркы hinterm Parlament) usw. Auch in der Provinz wurden die alten Mahnmale und Symbole erhalten. (click to enlarge)

Dscherschinskij-St MiG 21 Sowjetskaja Tökmök Völkerfreundschaftsdenkmal AfghanWarMemorial Sultan-Ibraimov Lenin VeteranenDenkmal Marx-Engels Frunse Fassade

„Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben!“ – Islamisierung

Verschleierung
Islam ist eine männerfeindliche Religion. Der „Prohet“ nimmt an, alle Männer würden beim Anblick von Frauenhaar zum Wilden und Vergewaltiger.
Мы должны бороться с религией Religion ist etwas für Leute, die Alkohol Ein kleiner Supermarkt in Bishkek, 24 Std. geöffnet: Schnaps links, Bier hinten quer. „Allah ul aqbar, Hicks!“
Alk
nicht vertragen.

Zur traditionellen Kopfbedeckung kirgischer Frauen gehörte immer schon ein einfaches Kopftuch. Das macht bei Hitze und dem Staub gerade bei der Landbevölkerung auch Sinn. Solches sieht man immer weniger. Verglichen mit vor zehn Jahren, laufen sehr viel mehr Kirgisinnen mit der links gezeigten Vollverschleierung rum – und zwar gerade junge, „in Freiheit“ nach 1990 aufgewachsene Frauen unter 25. Zurückzuführen ist das wohl auf die „Entwicklunghilfe“ vom Golf, und weltweit sehr systematisch der Türkei. Bezahlt hat z. B. die gezeigte größte Moschee Zentralasiens die türkische Diyanet Vakfi, deren deutscher Ableger Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion 2018 als „Verdachtsfall“ vom Verfassungsschutz unter die Lupe genommen wurde (eine Maßnahme, die seit einigen Jahren in der BRD jedem droht, der nicht mit der Meinung der Regierung konkordant geht). Ein bißchen ist an solchen Aktivitäten der Westen schuld, da die gebrauchten Methoden sich doch sehr an den modernen der amerikanischen “Bible basher”-Gruppen orientieren, die seit den frühen 1980ern, als die westliche Zivilgesellschaft der “moral majority”-Propaganda amerikanischer Südstaaten-Konservativer (das sind die, die in den staatlichen Schulen heutzutage verbieten zur lehren, daß es Evolution gab bzw. behaupten die Erde sei eine Scheibe) nicht entschieden genug entgegengetreten ist und die im Laufe der folgenden Jahrzehnte schleichend über Massenmedien ihre Agenda durchzusetzen begonnen hat: Beginnend von Rauchverboten, der Weigerung von Kreditkartenfirmen Zahlungen an Zoophilie-Portale abzuwickeln, über Steve Jobs, der bei Schaffung des App Stores „keine nackten Titten“ sehen wollte – im politisch korrekten Schönsprech heißt so etwas frontal nudity was inzwischen alle amerikanischen Diensteanbieter mit ihrem Oligopol übernommen und somit dem Rest der Welt aufgezwungen haben. Zugleich wird die so genannte „Diversität“ und ihre Perversionen hochgelobt.
Für diejenigen Leser, die etwas Spaß haben wollen: Erinnert mal einen abstinenten evangelischen oder musulmanischen Moralapostel daran, daß Luther täglich vier Flaschen Wein zischte und Atatürk täglich eine Pulle Arrak. Selbiges schon zu seiner Zeit als Oberst an der Front von Gallipoli bis zu seinem Lebensende, welches im Übrigen aufgrund von Leberzirrhose (1) Blacker, Hereth; Mustafa Kemal—Ataturk (1881–1938); Alcohol and Alcoholism, Vol. 5 (1970), p. 64–8; 2) Vatanoglu-Lutz, E. E.; Hot, I.; Coban M.; What do we know about the medical biography of Kemal Atatürk (1881-1938)? A summary of the state of knowledge and outlook on relevant issues for further research; Jnl Med Biogr., Vol 21 (2013), № 3, S. 136-42. DOI: 10.1177/0967772013479754) erfolgte.

Moschee 2014+24 Moschee innen
Die von der türkischen Religionsbehörde finanzierte große Zentralmoschee Bischkeks.
Zueneigung verboten
„Zuneigung verboten.“ Besser als das Schild in der bishkeker Moschee kann sich der Islam nicht selbst entlarven.

Es ist schlimm, daß man sich 250 Jahre nach der Aufklärung immer noch mit dem als „Religion“ verbreiteten Aberglauben auseinandersetzen muß. Zu den Prämissen des Islamismus gehören eine erklärte Feindseligkeit gegenüber der Moderne, eine tiefgreifende Intoleranz gegenüber abweichenden Ansichten, eine Verbundenheit mit einer bestimmten Identität sowie eine Abneigung gegen den Nationalstaat. All diese „Glauben“ der drei Wüstenreligionen müssen ihre Annahme durch Alle mit größter Gewalttätigkeit durchsetzen (lassen) – sei Verbrennung am Pfahl, Steinigung oder Blasphemieparagraphen. Über das, was von Mohammed und seine sexuellen Praktiken so alles überliefert ist, muß man sich heute als Europäer selbst im Sahīh al-Buchārī erschließen, denn im demokratischen, toleranten Europa gilt seit 2018: „Prophet Mohammed darf laut EGMR nicht pädophil (Pressemitteilung des EGMR v. 25.10.2018) genannt werden.“ Von der spermaverkrusteten Kleidung, die seine als 9jährige Kindbraut entjungferte (Sahīh al-Buchārī 5133. Eva Braun war immerhin 17 als sie sich dem führenden Verführer ihrer Zeit hingab, nachdem jener seine mit ihm verbandelte Nichte Geli Raubal als 23-Jährige in den Selbstmord getrieben hatte.) Aisha reinigte, nachdem er ungewaschen seine anderen acht Frauen besprungen hatte bevor er zur Moschee ging wird in Sahīh al-Buchārī 233 ausführlich berichtet – man beachte dabei das islamische Verbot Samen außerhalb des Weibes zu verspritzen, mithin hier klarer Fall von Rein-Raus, abgewischt (sofern nicht ein paar andere Männer „auf ihn gekommen“ sind, wie das erwachte (woke) „Aktivisten“ gerne betonen wollen). Genau das richtige für Aufreger à la #MeToo möchte man meinen, aber hierzu schweigen die Emanzen und anderen Scheinheiligen aus Wokistan! Der Islam ist eine totalitäre Ideologie, Platz für Toleranz oder Respekt Andersdenkender ist keiner.910NR