Auf nach Kirgisien

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Bishkek, Hauptstadt Kirgisiens
Währung: 1 € = 70–72 Som; 1 US$ = 58 Som; [Juni 2021: 1 € = 100 Som]
Monatseinkommen: um 20000, 35–40000 gilt als sehr gut.
Kirgisien, auf Englisch Kyrgyzstan, mit seiner Hauptstadt Bishkek war An- und Abflugziel.
Von den besuchten Städten war Bishkek sicherlich die entspannteste, was wohl auch daran liegt, daß man im Lande – im Gegensatz zu den anderen ’stans seit 1991 schon zweimal den Präsidenten gewechselt hat (es wurde allerdings etwas „nachgeholfen“).¹ Wie alle zu Sowjetzeiten ausgebauten Städte zeichnet sich auch Bischkek durch das fast vollständige Fehlen von Straßenschildern (außerhalb des Stadtkerns) sowie einer Beschilderung von Hausnummern oder Türschildern aus. Wenn man dann nur per Zeichensprache eine Richtung erfragen will, so wie ich das ohne Russisch tun mußte, ist man, vor allem nachts, gelinde gesagt am Arsch!

Der Flughafen Manas liegt knapp 33 km von der Stadt. Man kann nicht sagen er entspräche internationalen Standards. In die Stadt gelangt man zur Not mit einem Marschrutka, (Kein Taxi, aber auch kein richtiger Bus: Die russischen Minibusse mit dem hübschen Namen “Marschrutka” ist ein besonders in den Regionen weit verbreiteter Typ des ÖPNV. Weder Schlaglöcher, Staus oder fehlender Asphalt können sie aufhalten. Der Marschrutka-Fahrer ist eine Art Superheld auf den russischen Straßen: Der Marschrutka-Fahrer kann einhändig fahren, mit der Schwiegermama telefonieren, das Geld von den Fahrgästen einsammeln und Rückgeld geben und dabei seinen rechten Arm in unnatürliche Stellungen bringen; er kann die gegeben Summe am Gewicht der Münzen abschätzen und gleichzeitig Fragen zur Fahrtroute beantworten. Und das alles, selbstverständlich, bei maximal möglicher Geschwindigkeit. Denn: Zeit ist Geld.) diesem Wunder an Ineffizenz, mit dem ein Großteil des öffentlichen Nahverkehrs in der ehemaligen Sowjetunion abgewickelt wird. Dabei handelt es sich um umgebaute Kombis (à la Sprinter) – meist alte deutsche Handwerkerfahrzeuge, wie an den Beschriftungen unschwer zu erkennen, in die man 10–15 Personen hineinzwängt und die prinzipiell nie abfahren solange noch Platz ist. Mit Gepäck wird’s eng. Sie bedienen gewisse Strecken unregelmäßig zum Festpreis. Ansonsten ist man der Taxler-Mafia ausgeliefert, die in Zentralasien noch mehr als ihre Kollegen andernorts sämtlich Fremde betrügende Ganoven sind. (Ich habe in der ganzen Zeit nur einen einzigen anständigen, ehrlichen Fahrer getroffen.)
Bedient werden auch per Sammeltaxi längere Strecken zwischen bestimmten Orten, da ein vernünftiger Bahnbetrieb gar nicht, Fernbusse kaum verkehren. Man bepackt sie mit mindestens fünf Personen, die sämtlich ihren halben Hausstand mitführen. Eine härtere Tortur als sechs Stunden eingezwängt zu dritt auf der Rückbank eines Opel Astra über Schlaglochpisten – mit einem vollen Rucksack am Schoß – kann man sich kaum vorstellen, besonders da zahlreiche Männer der Region, bedingt durch die papierfreie Art der Toilettenbenutzung einen Körpergeruch der Sorte „hundeln“ verbreiten.
Angekommen bin ich frühmorgens am ersten kalten Herbsttag. Es regnete dauerhaft, später kam dann Schneeregen bei knapp 6 °C hinzu, während ich 1½ Stunden bei miserabler Straßenbeleuchtung umherirrte bis ich eine Unterkunft fand, die sich dann als mies und überteuert herausstellte. Das Hostel Inn, zentral gelegen auf Nr. 142 an der lauten Chui Ave. (die zentrale Ost-West-Achse der Stadt). Die sanitären Anlagen bestehen aus einer Naßzellen/Toilettenkombi auf 1,50 m im Quadrat für 15–20 Gäste. Gelüftet wird diese in das 4-Mann-Dorm hinaus, was zu erheblicher Geruchsbelästigung führen kann. Reinigung erfolgte allenfalls oberflächlich. Was lernen wir daraus: Der erfahrene Reisende bringt immer Taschenlampe, Ohrstöpsel und Klopapier mit.
Nun habe ich mir gleich zu Anfang nicht nur eine kräftige Erkältung eingefangen, sondern auch gleich im North Face-Laden eine Daunenjacke für € 100 gekauft, die bei uns locker € 250 kosten würde. Dumm nur, daß es bis zum Ende der Reise nicht mehr kalt wurde und ich das Ding nun schleppte. Zum Glück läßt sich Daune gut zusammenpressen. (Inzwischen bin ich der Meinung einer chinesischen Fälschung aufgesessen zu sein, warm ist das Teil trotzdem.)
Am Morgen meines Abfahrtstages bin ich dann in der Nähe des Osh-Basars auf sehr überzeugend wirkende falsche Polizisten reingefallen, die mich mit dem uralten Geldschein-Wechsel-Dich-Trick um € 150 erleichterten. Ärgerlich weniger der Betrag, sondern daß mir die Masche bekannt und ich ausdrücklich gewarnt war. Immerhin hatte ich dann das Erlebnis den Rest des Vormittags die nicht als unbedingt effizient verschriene kirgisische Polizei bei der Arbeit zu beobachten zu dürfen. Eine junge, sympathische Russin, die ich im Flugzeug kennengelernt hatte dolmetschte per Telephon. Man gab sich sichtlich Mühe, wohl eher weil man auf die „Konkurrenz“ sauer war, gefunden hat man die Burschen nicht. Eigentlich klar, die hatten ja genug für die nächsten zwei Wochen verdient. Netterweise fuhr man mich dann noch zum Busbahnhof und setzte mich in die richtige Karre nach Almaty. Wie das Bild (re.) eines Berichts eines japanischen Touristen zeigt, war ich wenigstens nicht der einzige, der auf die Masche reinfiel. – Und was lernen wir daraus? Echte kirgisische Polizisten sind auf ihren Dienstausweisen IMMER in Uniform abgebildet, auch wenn sie in zivil arbeiten.
Mit dem zusätzlichen Loch in der Reisekasse, nach Daunenjacke und Afghanistanvisum habe ich mich dann entschlossen den Trip um zehn Tage abzukürzen.
Almaty und Kasachstan
Währung: 1 € = 230 Tenge; 1 US$ = 180 T. [Juni 2021: 1 € = 508 T.]
Monatseinkommen: ø 120000 T. (€ 530)
Mein Aufenthalt beschränkte sich im wesentlichen auf drei Tage in der ehemaligen Hauptstadt Almaty (vormals Alma-Ata). Auch die besuchte ich eigentlich nur, weil es verleichsweise einfach war. Zum einen fahren direkte Busse von Bishkek, zum anderen hat die kasachische Regierung, „probeweise für ein Jahr“ zum 15. Juli 2013 die Visumspflicht für Staatsangehörige der zehn wichtigsten Investorennationen für 15tägige Besuche jeder Art aufgehoben. Diese Regelung wurde 2014 um ein weiteres Jahr verlängert. [In den Folgejahren ausgeweitet auf alle EU- und EFTA-Bürger für 30 Tage.] Wer länger als 30 Tage im Lande ist muß seine Lunge röntgen lassen und einen negativen HIV-Test vorlegen. Besonders letztere Diskriminierung ist angesichts der Tatsache, daß der Ort Temirtau das Epizentrum der zentralasiatischen AIDS-Epidemie war, vollkommen untragbar. Weite Gebiete des Landes sind als Sperrzonen nur mit Sondererlaubnis bereisbar, so die Region Baikonur (mit dem Weltraumbahnhof).
Die Ausländer-Registrierungspflicht (Natürlich gibt es bei uns auch Meldezettel im Hotel und die Verpflichtung seinen Wohnsitz innerhalb 14 Tagen in der Gemeinde anzumelden, was hier aber innerhalb fünf Kalendertagen zu erledigen ist, ist von ganz anderm Kaliber.) besteht [auch noch 2021] weiter. Prinzipiell hat sich jeder Fremde spätestens am fünften Kalendertag (Einreisetag zählt mit) registrieren zu lassen. Bessere Hotels erledigen das auf Anforderung. Nicht-GUS-Angehörige können sich nur in Almaty und Astana anmelden. Theoretisch werden im Rahmen des probeweise aufgehobenen Sichtvermerkszwangs Eingereiste automatisch registriert. Erkennbar ist dies daran, daß zwei Stempel am Einreisezettel (migration card) angebracht werden. Zuverlässig funktioniert das nur am Flughafen, an den Landgrenzen „vergißt“ man es gerne. Bei fehlender Registrierung werden um € 200 Strafe fällig.
Das Land ist [war] eine autoritäre Präsidialdiktatur wo um den „Kasachbashi“ Nursultan Nasarbajew feinster Personenkult betrieben wird. [Nursultan ist im März 2019 zurückgetreten wirkte aber weiter starker Mann im Hintergrund. Die Haupstadt Astana – während seiner Amtszeit aus der Wüste gestampft – wurde zu seinen Ehren in Nursultan umgenannt. Schon drei Jahre später wurde daraus wieder Astana.] So gibt es zum Beispiel im obersten Stockwerk des Wolkenkratzers/Aussichtsturms Bayterek Tower, gegen Eintritt, dort Seinen Handabdruck in Gold – Normalsterblichen soll es Glück bringen, die Hand dort hineinzulegen. Im Gegensatz zu den anderen regionalen Diktaturen, gelangt vergleichsweise viel Geld aus den Öl- und Gaserträgen in Umlauf (wobei der Präsidentensippe noch genug bleibt), so daß der Lebensstandard der noch im Lande Verbliebenen hoch ist. Fast alle „Wolga-Deutschen“ die ab 1941 nach Kasachstan umgesiedelt wurden, leben heute in der BRD; die Russen gingen zurück ins Mutterland, stellen aber in den nördlichen Städten noch die Bevölkerungsmehrheit. Das heißt nicht, daß man ansonsten weniger polizeistaatmäßig mit Ausländern umgeht. Das Preisniveau, besonders für Lebensmittel liegt teilweise deutlich über dem Mitteleuropäischen (etwa wie in der Lebensmittelabteilung beim Kaufhof). Transportkosten (biliges Benzin) und Unterkünfte sind jedoch bezahlbar.² [Die Aufhebung der Preisobergrenze für Autogas im Januar 2022 war dann Auslöser für die Unruhen in Kasachstan 2022 bei denen es nach Angaben westlicher Geheimdienste ca. 225 Tote und 4300 Verletzte, davon 2700 krankenhausreif gegeben haben soll.]
Nach der Grenze, mit beidseitig effizienter Abfertigung, geht es erst durch einige Berge, wo man querfeldeinreitende Schaf- und Ziegenhirten sieht. Bald wird es flach … endlose Weiten. Auf die ökologische Katastrophe im Lande, daß mit Ansteigen der Erdtemperatur in hundert Jahren vollkommen zur Wüste geworden sein wird, kann ich hier nicht eingehen – es gibt jetzt schon eine „Hungersteppe“ genannte Region.
Almaty, früher Alma-Ata

Das Symbol der Stadt Almaty, ganz ohne Wurm.
In der „Stadt der Äpfel“ ist man stolz darauf, daß die Urväter der Gattung Prunus aus der Region stammen. Wer mich kennt, weiß warum mir der Ort allein schon deshalb unsympathisch ist. Almaty ist eine schachbrettartig zu Sowjetzeiten massiv gewachsene Großstadt ohne eigentlichen Stadtkern. Die Orientierung ist ohne Russisch schwierig, lediglich für die zahlreichen Autofahrer gibt es über den jeweiligen Querstraßen brauchbare Hinweisschilder mit Straßennamen. Wie überall in der Region sind Straßenschildern an Häusern knapp, Hausnummern selten und Türschilder mit Nummern oder Namen vollkommen unbekannt. (Dieser Brauch stammt aus guten, alten Sowjetzeiten – so wußten die Herren in den langen schwarzen Ledermänteln vom KGB nicht, wer wo wohnte, wenn sie jemanden bei Nacht und Nebel abholen kamen.)
Angenehm auffallend ist das Einhalten von Verkehrsregeln. Selbst früh um halb drei wird am Zebrastreifen für Fußgänger gebremst. Einige Fahrer schnallen sich sogar an.
Dank meiner Dummheit hatte ich den Morgen auf der Polizei in Bischkek verbracht und kam somit, nach fünf Stunden Fahrt im Minibus, erst bei Einbruch der Dunkelheit am auswärts gelegenen Busbahnhof an. Mit im Bus eine Engländerin, die ihre Masterarbeit über kasachische Umweltprobleme schreibt, und ein sagen wir mal „etwas eigener” Deutscher, der sich zumindest in Fragen der Bürokratie auskannte. In Kasachstan gilt „jedes Auto ist ein Taxi,“ nur der Preis ist Verhandlungssache. Irgendwie gelangte ich dann in die Nähe meiner Unterkunft, verbrachte dann zwanzig Minuten in einem finsteren Hinterhof damit die Bude zu finden. Prompt war man dann noch ausgebucht. Sehr hilfsbereit organisierte man mir per google maps und Telephon dann ein Zimmer im Hostel 74/6 das sich zu rund € 10 als Volltreffer erwies. Neu renoviert, sauber und mit funktionierenden Sanitärinstallationen, gab es noch eine süße Katze als Mitbewohner. Mit aufs Zimmer bekam ich dann am nächsten Tag noch einen Russen, mit demselben BMI wie ich, der mich ungefragt, aber offensichtlich sachkundig über die Preise von „Frauen für eine Nacht“ in verschiedenen Städten informierte. Dazu kam später noch ein ungewöhnlich gut Englisch sprechender Japaner mit ausnehmend gutem Humor.
Der Ort Kapchagai soll, seit einem ansonsten ergangenen landesweiten Glücksspielverbot (abgesehen von Sportwetten und Losen), als eines der „Spielerreservate“ zum „Las Vegas Zentralasiens“ ausgebaut werden. Heute gibt es dort knapp fünfzehn Kasinos. Hingefahren bin ich nicht.
Richtung Taschkent
Per Nachtbus ging es dann nach Shymkent. Geplante Anfahrt 18 Uhr, um die Zeit fuhr man zur Tankstelle, dann wieder zurück, um geschlagene zwei Stunden lang Flachbildfernseher in jede noch freie Ecke zu laden. Der Fahrpreis ist gestaffelt. Je weiter hinten um so billiger. Die letzen Reihen kosten ein Drittel weniger als vorne.
Theoretisch fahren Kleinbusse die 120 km vom kasachischen Schymkent bis zum Grenzübergang, ich fand aber nur ein Taxi zum Ausländerpreis. Die restlichen zwölf Kilometer lassen sich per Taxi (2014 pro Fahrzeug, bis 4 Pers., je nach Verhandlungsgeschick 20-40000 Som) zurücklegen. Deutlich unbequemer mit Gepäck ist die Fahrt mit Marschrutka 82 vom Norden Tashkents (Metro-Station Buyuk Ipa Yoli, vomals „Maxim Gorki“) zum Zentrum des Grenzortes, für die verbleibende Strecke gibt es einen Shuttlebus.
Usbekistan
Währung (Schwarzmarkt): 1 € = 4000 Som [Juni 2021: 1 € = 12600 Som]; 1 US$ = 3120 Som
offizielles Existenzminimum (2011): 202000 S., Verdienst ø 600000 brutto, 400000 netto.
Willkommen – Sie befinden sich in einem Polizeistaat der feineren Sorte

Usbekisches Visum. Bei mehreren Ein- und Ausreisen werden die Stempel auf einer anderen Seite abgeschlagen, Erst bei der letzen Ausreise kommt einer auf das Visum. [Seit Anfang 2019 dürfen Europäer 30 Tage visumsfrei einreisen.]
Regiert werden Sie von Islam Karimow, dem Ersten (Präsidenten von Usbakistan), wie an zahlreichen neu gebauten Monumenten zu lesen ist.³ Dabei sieht er sich, wohl nicht ganz frei von Cäsarenwahn, gerne als Nachfolger von Tamerlan (1336-1405. In der europäischen Geschichtsschreibung ist er besser bekannt als Timur. 1370 bis 1507 bestand das von ihm begründete Timuridenreich, unter anderem im Gebiet der heutigen Staaten Afghanistan, Iran und Usbekistan. Hauptstadt der Timuriden war anfangs Samarkand, später auch das heute afghanische Herat. Eine Linie eroberte 1526 das Sultanat von Delhi, transformierte es zum Reich der Großmoguln bis zum Sturz durch die Briten 1857.) (genannt „Amir Timur“ in Usbekistan). Zur Erinnerung, das war der geistige Nachfahre von Dschingis Khan, der im 15. Jahrhundert mordend und sengend die Region so verwüsten ließ, daß wenig stand. Die Geschichte verfälschend baut man ihn zum nationalen Symbol als „Urvater der Usbeken“ auf, weil er ein Großreich begründete. Historisch ist das Unsinn, die Vorfahren der Usbeken kamen erst zweihundert Jahre später von irgendwo aus der Steppe auf die Bühne der Weltgeschichte – ebenfalls mordend und sengend.
Karimow, ein Relikt des sowjetischen Politbüros, regierte seit 1990 mit eiserner Hand.⁴ Besonders seit dem Andijan Massaker (Auf Wikipedia beschönigend „beschrieben als Unruhen in Usbekistan 2005.“) mit mindestens 400 Toten (offiziell 9), geht man mit „Islamisten“ wenig zimperlich um. Das ist zwar an sich keine schlechte Idee, tolerant gegenüber anderen sind Moslems ja schließlich auch nicht, aber Häftlinge zu Tode zu kochen geht dann doch etwas weit. Bis zu ihrem Hinauswurf vom Luftwaffenstützpunkt liessen auch die Amis hier foltern. (Zu deren Methoden, sogenannte “enhanced interrogation” vgl. Folter und die Verwertung von Informationen bei der Terrorismusbekämpfung. Die Fälle Kurnaz, Zammar und El Masri vor dem BND-Untersuchungsausschuss. Es ist hier nicht der Ort um genauer auf die Komlizenschaft des jetzigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier einzugehen.) Dem britischen Botschafter Craig Murray wurde das ganze zu viel, er ging damit an die Weltpresse und wurde prompt – als der Politik des Vereinigten Königreichs abträglich – aus dem diplomatischen Dienst entlassen.⁵
Nun aber genug der Empörung, mir erging’s wie folgt:
Taschkent
Der Grenzübergang bei der Hauptstadt Taschkent machte auf usbekischer Seite den Horrorgeschichten, die sich Reisende erzählen alle Ehre. Zwar ist er, wie viele der usbekischen Landgrenzen für Fahrzeugverkehr gesperrt (das liegt an den von Usbekistan gewollten schlechten Beziehungen zu fast allen Nachbarländern), zahlreiche Wanderarbeiter profitieren besonders während der Baumwollernte von den deutlich besseren Löhnen und Einkaufsmöglichkeiten im Nachbarland.
Die kasachische Seite ist noch vergleichsweise effizient organisiert. Der Zoll interessiert sich für Ausreisende kaum. Es war genug Betrieb, um am Paßkontrollschalter etwa zwanzig Minuten anstehen zu müssen. Europäer mit vielen Stempeln im Paß sind immer noch eine Seltenheit, so daß man sich Zeit für ein kleines Verhör nimmt – Russisch spreche ich sowieso („pa russki njet!“) nicht und Englisch in solchen Situationen schon gar nicht.
Auf usbekischer Seite wird der Ton dann deutlich rauher. Die Abfertigung erfolgt nicht im Tempo einer Aldi-Kasse, eher schon wie am Postschalter. Neben mir in einer drängelnden Menge ein Russe, der um zehn Uhr früh eine Fahne hatte, daß man alleine vom einatmen schon angetrunken war. Er erwies sich aber als ziemlich zivil, wenn er sich auch öfter Mal an irgendwelchen Schultern festhielt. Eine Stunde später waren an den beiden offenen Schalter etwa zwanzig Personen abgefertigt. Hinein ins Zollgebäude, wo die Drängelei weiterging bis die Zolldeklaration in zweifacher Ausfertigung zwischen Bergen von Taschen und Koffern ausgefüllt waren. Zum eigentlichen Schalter wird man einzeln durch eine von einem Soldaten bewachte Sperre gelassen, der schon prüft, ob man die Formulare ausgefüllt hat. Nun war „Ivan, der Besoffene“ direkt vor mir. Er hielt dem Soldaten nuschelnd einen zerknüllten Zettel hin. Nun verstehe ich weder russisch, noch usbekisch, die Antwort war jedoch eindeutig: „Du besoffene Sau, schieb Dir den Wisch sonstwo hin. Schau, daß Du einen neuen, ordentlich ausgefüllten wieder bringst, und verpiß Dich jetzt, sofort! Dawai! Dawai!“ Der meinen Zettel prüfende Zöllner fragte auf Englisch dann noch ob ich zum Arbeiten käme. Auf mein “No jobs here,” mußte er dann doch grinsen. Nach Durchleuchten des Gepäcks ging’s vergleichsweise schnell durch die hintere Tür.
Die Geldwechsler beim Café am Ausgang haben natürlich „noch nie” von einem Bus nach Taschkent gehört. Tatsächlich muß man ein Marschrut zum Busbahnhof nehmen, von dort geht es dann mit Linie 82 in den Norden Tashkents (Metro „Buyuk Ipa Yoli,” vormals „Maxim Gorki”). Taxen lassen sich mit viel Geschick von 40000 auf 20000 Som herunterhandeln. Am Stadtrand erlebt man dann zum zweiten Mal den Polizeistaat am eigenen Leibe – man wird an einem Checkpoint, samt Wachtürmen und Bunker (“pillbox”) am Straßenrand angehalten. Diese Dinger gibt es im ganzen Land vor jeder größeren Fernstraßenkreuzung oder Ortsausgang und Provinzgrenzen.
Legal kann man in Usbekistan als Ausländer keine SIM-Karte erwerben [seit 2017 scheinbar erlaubt], lediglich in den Hauptverwaltungen der Telephongesellschaften gibt es 10-Tage-Touristenkarten. Es findet sich aber im Basar durchaus jemand, der in seinem Namen eine Karte gegen Kommission kauft. In solchen Ländern muß man sich als prinzipiell gesetzestreuer Europäer erst dran gewöhnen, daß viel „Hintenrum“ geht und das auch noch vergleichsweise gefahrlos weil der Stand der Überwachungsmaschine, die in der BRD seit 1976 systematisch bis ins kleinste Detail ausgebaut wurde, einfach noch nicht so weit ist. Internetcafébetreiber dürfen nur solche Geräte bereitstellen, die keine Downloadmöglichkeiten (USB-Anschlüsse) haben. Das war insofern ärgerlich als ich meinen persönlichen Reiseführer gescannt auf dem Stick hatte, um Gewicht zu sparen. Ich habe mir sagen lassen, daß Seiten wie youtube oder facebook, bzw. alles was irgendwie „islamistisch“ oder regierungskritisch ist öfter ab- als freigeschaltet ist. (Das gilt auch für Tadjikistan und in etwas geringerem Umfang Kasachstan.)
Die 1966 durch ein Erbeben weitgehend zerstörte Stadt Taschkent ist weit auseinandergezogen, verfügt aber dank der noch im Ausbau befindlichen Metro (pro Fahrt 1000 S = 0,25 €) über ein brauchbares Nahverkehrssystem, das durch sechs Tramlinien ergänzt wird. [Der gesamte Trambetrieb wurde Mai 2016 eingestellt.] Für ganz Usbekistan gilt in und für sämtliche Verkehrseinrichtungen Photographierverbot. Am letzten Tag mußte ich von meinem Handy dann tatsächlich auch das Bild eines Wandgemäldes in der U-Bahn löschen.
Richtig lästig wird es erst wenn man U-Bahn fahren will. An jeder Treppe ins Zwischengeschoß steht ein Wächter, der (theoretisch) von allen Kommenden die Tragetaschen zu inspizieren hat. Vor der Rolltreppe zum Bahnsteig steht dann nochmal einer mit Scanner und Tischchen, um ggf. die Taschen und Personen zu durchleuchten und die Papiere zu kontrollieren. Als ich am zweiten Tag bis nachmittags um eins zum dritten Mal angehalten worden bin und diesmal ein den Abzeichen nach offensichtlich Höherrangiger wieder “Passport!” sagte, ist mir der Kragen geplatzt: Ich habe ihm in bestem Bayrisch erzählt was ich halte von ihm und seiner Kontrolle. Vollkommen baff, machte der erst einmal einen Schritt nach hinten. Nachdem er sich gefangen hatte, schimpfte er auf Russisch zurück, ich gab ihm meine Paßkopie, die er dann nur kurz beäugte und ab durch die Mitte. Als ich dieses Anekdötchen abends meinen russischen Bekannten erzählte, war die Reaktion blankes Entsetzen. – Ein Einheimischer, der mit einem Ordnungshüter so redet hat mindestens einen unangenehmen Nachmittag auf der Wache zu erwarten. Komischerweise bin ich danach kein einziges Mal mehr angehalten worden, obwohl ich jeden Tag oft die U-Bahn benutzt habe.
Verschreckt von den Warnungen hinsichtlich der Registrierungspflicht für Ausländer (Beim Auswärtigen Amt liest sich das so: „Innerhalb von drei Tagen müssen sich Ausländer (ausgenommen Diplomaten) beim UVViOG (Verwaltung für Ein-/Ausreise und Staatsbürgerschaft, ehemals OViR) des jeweiligen Stadtbezirks anmelden. Bei einem Hotelaufenthalt übernimmt das Hotel die Registrierung. Bitte beachten Sie, dass bei Einreise mit einem Touristenvisum eine Registrierung nur über Hotels erfolgen kann. Sofern Sie anderweitig, z.B. bei Familienangehörigen oder Bekannten unterkommen möchten, muss Ihr Gastgeber vor der Visabeantragung seine Einladung beim UVViOG zur Beglaubigung vorlegen. Der Einlader muss anschließend die Einladung bei der Konsularabteilung des usbekischen Außenministeriums vorlegen. … Im August 2012 wurden die Bestimmungen über Einreise und Aufenthalt dahingehend verschärft, dass ein Ausländer bei Verletzung der Aufenthaltsbestimmungen abgeschoben werden kann mit der Folge einer Einreiseverweigerung von einem bis drei Jahre. Als Verletzung des Aufenthaltsrechts gelten hierbei ein Aufenthalt ohne bzw. mit ungültig gewordener Aufenthaltserlaubnis sowie die Nichteinhaltung der Bestimmungen über die Registrierung bei vorübergehenden oder längerfristigen Aufenthalten. Einzelreisende, die sich ohne hinreichende Orts- und Sprachkenntnisse (russisch/ usbekisch) nach Usbekistan begeben und mit einem Touristenvisum einreisen oder ihren Aufenthalt vor Ort verlängern möchten, müssen aufgrund der strikten Vorschriften für die Einreise und den Aufenthalt des öfteren mit Schwierigkeiten rechnen, … Bereits minimale Überschreitungen gültiger Visa ohne rechtzeitige Verlängerung … führen bereits zur Ausweisung mit erheblichen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit unter Einbehaltung des Reisepasses. Im Regelfall wird eine hohe Verwaltungsstrafe verhängt, und es muss mit einem Verbot der erneuten Einreise gerechnet werden. … Der Registrierungsbeleg ist Voraussetzung für die Buchung von Flügen bzw. Fahrkarten für Reisen im Landesinneren und muss bei der Ausreise vorgelegt werden. Die Einhaltung der melderechtlichen Vorschriften wird von den zuständigen usbekischen Behörden erfahrungsgemäß genauestens überprüft. Die Mindeststrafe bei Missachtung der Vorschriften beträgt ca. 700,- €.“ von: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/UsbekistanSicherheit.html 2014-11-19. Das hat sich auch nach 2023 kaum geändert.) – offiziell ist jedes private Übernachten verboten – stieg ich im Mirzo B&B ab – wieder so eine mißratene Empfehlung eines bestimmten Reiseführers aus der englischsprachigen Welt. Für örtliche Verhältnisse überteuert, mit selten warmen Duschen. Mit angeschlossenem Reisebüro verdient der etwas halbseidene Betreiber gerne durch schlechten Wechselkurs und überhöhte Gebühren.
Am nächsten Tag zog ich dann in das deutlich besser geführte, billigere Gulnaras Guesthouse um. Das Frühstück war inklusive. Ein hübscher Hinterhof bestückt mit Sofas und Tischen machte den Aufenthalt erträglich.
Das Wochenende verbrachte ich dann als Couchsurfer bei einem Russen, wobei ich tiefere Einsichten in usbekische Verhältnisse gewann.
Der Bahnhof Tashkent Vokzal, hieß bis zur Schließung des südlichen Yuzhni Vokzal, Severnay Vokzal („Nordbahnhof“). Er liegt sinnigerweise südlich der Neustadt am Ende der Tashkent St. Der Zugang zum weiträumig abgeperrten Bahnhofsgebäude ist nur nach genauem Sicherheits-, Fahrkarten- und Paßcheck möglich. Nicht ganz so streng ist man am Busbahnhof, wo man nur durch einen Scanner muß. „Aus Sicherheitsgründen“ besteht im Lande ein Nachtfahrverbot für Busse. Das bedeutet bei den Riesenentfernungen, daß nur frühmorgens Busse abfahren. Die Fahrtdauer von Taschkent nach Samarkand beträgt ca. 4–5 Stunden, für eine Strecke von 290 km. „Raststätten mit sanitärer Infrastruktur sind unbekannt.“ (Auswärtiges Amt)

Samarkand

Samarkand ist das nationale Vorzeigeobjekt Usbekistans, die historischen Stätten wurden aufwendig mit ausländischer Hilfe restauriert. Dabei hat die UNESCO als sie die unhistorisch restaurierten Medressen und Mausoleen in ihre Weltkulturerbeliste aufgenommen hat, ganz offensichtlich dem Druck des Diktators nachgegeben und ihre strengen Vorgaben bezüglich der Historizität aufgeweicht. Praktisch alle alten Bauten, stammen ursprünlich aus der Zeit nach den Mongolenstürmen, auch wenn Samarkand auf eine viel längere Geschichte zurückblickt. Selbst die im 15. bis 17. Jahrhundert errichteten Bauten waren unter den grausamen, sklavenhaltenden Sultanen (So gesehen könnte man sagen, daß die Barabarei der Karimov-Diktatur im Lande so ungewöhnlich nicht ist. Siehe hierzu: Encyclopaedia Iranica: CENTRAL ASIA In the 18th-19th Centuries) bei der Eroberung durch Rußland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollkommen verfallen. Islamische Herrscher hatten keinerlei Sinn für Geschichte oder Kunst. Erst zu Zeiten der Sowjetunion, auch infolge der verstärkten Zuwanderung in die zentralasiatischen Republiken ab 1941, wurde am Stadtbild viel verbessert.
Timuriden-Mausoleum (Go'r Amir Maqbarasi) und Registan
(Hinweis zu den Photos: Nicht alle schiefen Türme sind der schlechten Aufnahmequalität des Handys geschuldet, oder „stürzende Linien.“ Etliche der gezeigten Bauten sind wirklich aus dem Winkel.)
In Samarkand gibt es noch mehr Moscheen, z. B. die Juma- bzw. Bibi-Khanum-Moschee oder den alten Stadtkern mit der Ulubeg-Sternwarte zu besichtigen. Vom Stil unterscheiden sie sich kaum vom Gezeigten. Deshalb keine Photos. Zumindest mein Blaue-Kacheln-Tick (Bilder), den ich seit einer Klassenfahrt zum berliner Pergamonmuseum habe, wurde ausgiebig bedient.
Meine Unterkunft, „Bahodir B&B,“ 132 Mullokandova St. (Mit dem Gesicht zum Registan-Haupteingang, ca. 50 m nach rechts zum breiten Fußweg, 150 m durch den Park, an der ersten Weggabelung (vor der Eisdiele) rechts, etwa 30 m auf der linken Straßenseite), erwies sich als Glückstreffer, die Preise im Schlafsaal von US$ 10 bzw. Einzeln im Dreibett für $ 15 gehen in Ordnung, wobei ich mir den Luxus eines Einzelzimmers gönnte, alleine schon weil die Gemeinschaftsdusche so toll nicht war. Freundlicher Familienbetrieb mit gemütlichem Innenhof, inkl. reichhaltigem Frühstück. Sehr beliebt bei Franzosen und Japanern.
Im Bahodir-Hostel weiß man wie wirklich große Könige aussehen. (Eine Karimow-Statue steht im Park um die Ecke.)
Den ursprünglich geplanten Abstecher nach Nord-Usbekistan, über Urgench (ca. 700 km) nach Khiva, das von dort 35 km entfernt ist und durch seine erhaltene belebte Altstadt sehenswert ist habe ich mir aus Zeitgründen aufgrund der verkürzten Reisedauer gespart. Ebenso die Weiterfahrt ins nördlich davon gelegene Nukus, das wegen seines Igor-Savitsky-Kunstmuseums verbotener Sowjetkunst interessant gewesen wäre. Von dort hätte man dann einen Tagesausflug ins 220 km entfernte Moynaq zum ehemaligen Ufer des Aralsees, samt seinem Schiffsfriedhof machen können. Es sei daran erinnert, daß die ökologische Katastrophe der Verwüstung (im wahrsten Sinne des Wortes) ausschließlich vom Menschen verursacht ist. Man könnte den See innerhalb 6–7 Jahren wieder auf sein altes Niveau auffüllen, wenn nur Kasachstan und noch mehr Usbekistan auf Baumwollanbau und die damit einhergehende Bewässerung verzichten würden. Gerade in Usbekistan ist der Baumwollanbau noch fest in staatlicher Hand, die Ernteerlöse decken etwa ein Drittel der Staatseinnahmen. Dabei erfolgt die Ernte meist von Hand durch sonst andrerseits im Staatsdienst stehende als eine Art von Frondienst (Siehe: Forced labour in Uzbekistan: In the land of cotton; The Economist. 2013-10-16 ). Sie werden ebenso wie viele Schulkinder ab zehn Jahren „aufs Land verschickt“ und nach Menge so schlecht bezahlt, daß sie für den Aufenthalt noch Geld mitbringen müssen (So etwas erzählen Usbeken aber Ausländern nur in ihrer Privatwohnung nach ein paar Tropfen …). [2014 endete die Praxis Schulkinder bis zu zwei Monate auf die Felder zu schicken. Seit der 2019 erfolgten Privatisierung des Baumwollanbaus ist die Zwangsarbeit nominell abgeschafft. Privatwirtschaftliche Knebelverträge mit hohen Quoten werden den Bauern von den staatlichen Ankäufern 2020 immer noch aufgezwungen.]
Auch nach Shakhrizabz, das, wenn auf der Straße nach Termiz fährt, am Weg gelegen hätte bin ich nicht gefahren, nachdem mehrere Besucher die dort gewesen waren wegen großflächiger Bautätigkeit im Berich des touristsisch interessanten Teils abgeraten hatten. Stattdessen kam ich endlich zum Zugfahren, per Liegewagen 3. Klasse (russ.: „platzkart“). Klassische Sowjetbreitspurwagen mit vier Liegen im offenen Abteil. Beim Fahrkartenkauf ist der Paß vorzulegen, dessen Nummer beim Einsteigen mit der auf der Fahrkarte eingetragenen verglichen wird. Der provodnik war von der üblichen säuerlichen Sorte, aber einigermaßen effizient.
Termiz
Ausnahmsweise erwies sich das 2018 renovierte Hotel Surxon (alias „Surkhan“) als abzockefreie Unterkunft, mit 35000 Som (€ 9) auf jeden Fall sein Geld wert. Abgesehen von den landestypischen Problemen bei der Sanitärinstallation ein wirklich ordentliches, gut ausgestattetes Haus, auch mit Klimaanlagen, Massagen, Fitnessraum, Buffett und Friseur. 2014 wohl das beste Preis-Leistungsverhältnis am Ort, sah es von außen deutlich teuerer aus. Wird gerne tagsüber von ortsansässigen Pärchen zur Ausübung des vorehelichen Geschlechtsverkehrs genutzt, was man bei den dünnen Türen sehr deutlich hören kann.
Ganz anders liegt die Sache beim 2002 – auf Anordnung von Karimov, dem Ersten (Präsidenten Usbekistans) – gegründeten Archäologischen Museum, hier ist der Ausländer-Wucherpreis: 20000 S., während Einheimische nur fünfhundert bezahlen. In der antiken Stadt, 6 km vom modernen Stadtkern, dessen Hauptachse die Al-Termizi St. ist, gibt es einige freigelegte Ruinen des buddhistischen Klosters Fayaz Tepe aus den ersten Jahrhunderten u. Z. Wegen unmittelbarer Nähe zum Grenzzaun liegt ein Großteil im Sperrgebiet, die Ausgrabungen selbst dauern noch an. Wer eine Eintrittskarte für’s Museum hat kann auch hier besichtigen. Photoerlaubnis kostet extra.

Der angenehm schattige, große Stadtpark bietet außer den üblichen sowjetzeitlichen Attraktionen – rostige Karussels usw. noch einen im Winter abgelassenen großen künstlichen Badesee mit Wasserrutsche, der im Sommer sicher hochwillkommen ist. Der Ort gilt als der heißeste Usbekistans, die gemessenen Höchsttemperaturen für Juni bis August erreichten 50 °C, der Durchschnitts-Tageshöchstwert liegt dann bei 38–39,7 °C
Der Flughafen Termiz blieb auch nach dem Abzug der deutschen Kampftruppen aus Afghanistan, der etwa zur Zeit meiner Reise erfolgte, von der Bundeswehr genutzt, die hier schon seit 2002 eine Basis hatte. Ein neuer geheimer Pachtvertrag (Die Bundeswehr beteiligte sich mit bis zu 5350 Kämpfern am ISAF-Einsatz. Zum Abkommen 2005 siehe: Dr. Pflüger »rettete« Termez, 2005-12-27. Zur Verlängerung 2015: Neuer Geheimvertrag mit Usbekistan, 2015-01-05. „Bis Dezember 2015 fungierte Termez als „Safe Haven“, um im Notfall alle deutschen Soldaten schnell aus dem Einsatzgebiet in Afghanistan evakuieren zu können. Am 20. Dezember 2015 wurde der Strategische Lufttransportstützpunkt vom letzten Kommandeur, Oberstleutnant Thomas Blätte, geschlossen.“ https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Strategischer_Lufttransportst%C3%BCtzpunkt_Termez&oldid=192699800) wurde 2015 ausgehandelt, um die damals 850 verbleibenden nicht-kämpfenden Bundeswehrsoldaten zu versorgen.Grenzübergang Hairatan

Blick auf den afghanischen „Hafen“ von Hairatan ( حیرتان ) von der Freundschaftsbrücke.
Zum Grenzposten geht es wieder nur per Wuchertaxi, die örtlichen Marschrutkas sind sämtlich Isuzu-Kleinbusse in denen absolut kein Platz für Gepäck ist. Das Prozedere bei der Abfertigung habe ich auf wikivoyage beschrieben.⁸
Dabei muß ich aber noch anmerken, daß ich bei der Ausreise wenig Probleme hatte, obwohl die usbekischen Zöllner hier berüchtigt sind. Das lag sicherlich daran, daß mir zum ersten Mal das hinten in den Paß eingelegte Hitlerbild half. (Zwischenbemerkung: Ich habe persönlich mit Adi bekanntermaßen nichts am Hut, beherzige aber den aus den 1970er stammenden Rat der Därr’s. (Das Ehepaar Därr waren deutsche VW-Bus Pioniere, die in den 70ern die Sahara durchquerten und Asien bereisten, Bücher darüber schrieben und einen lange berühmten Ausrüsterladen in der Theresienstraße in München betrieben – nämlich bei Reisen in muslimische Länder ein Hitlerbild hinter die Windschutzscheibe zu klemmen.) Nachdem der Zöllner besagtes Bildchen entdeckt hatte, folgte die überall in Region zu hörende Begeisterung für ein starkes Deutschland: meist kennt man den FC Bayern, Mercedes, Hitler und immer öfter leider auch „Frau Merkel,“ die wegen ihrer Wirtschaftpolitik Ansehen genießt – etwas, daß mich „vollkommen alternativlos, ein Stück weit betroffen macht.“
Zu Fuß zu überqueren ist die 1982 gebaute „Freundschaftsbrücke“ (Мост Дружбы) zwischen Usbekistan und Afghanistan. Der Anfang einer Bahnstrecke wurde noch zu Sowjetzeiten gemacht. Die Amerikaner bauten selbige dann zu ihrem Camp in Masar aus. Passagierverkehr findet nicht statt, außer für Persomnen, die dazu trainiert sind auf professioneller Basis zu töten.

Die „Freundschaftsbrücke“ zwischen Usbekistan und Afghanistan.
Für die eifrig gesammelten Registrierungsbescheinigungen hat sich der Zöllner dann nicht interessiert. Die ortsübliche Leibesvisitation, von der man hört, daß sie sich durchaus auf alle Körperöffnungen erstrecken kann, war bei mir ein oberflächliches Abtasten der Jacke. Lediglich die Flasche Wodka mußte ich ausschütten, nachdem ich noch einen kräftigen Schluck genommen hatte, weil: “Islamic Republic in Afghanistan.” Auch das Zollformular wurde blind abgestempelt. Den Ausreisestempel in den Paß gab es nach kurzer Wartezeit, dann folgte der Fußmarsch über die auf usbekischer Seite gut abgesicherte „Freundschaftsbrücke.“ Erbaut worden war die von der Sowjetunion, als sie ab 1979 ihre unverbrüchliche Freundschaft mit den Afghanen zeigte. Die Amis – vom Usbekbashi 2005 hinausgeworfen (Auf dem Militärflughafen Khanabad, kurz K2, waren seit 2001 im “Camp Stronghold Freedom” bis zu 7000 Mann stationiert. 2020/21 behaupteten rund 70 amerikanische Veteranen die nun Krebs hatten, ursächlich wäre der auf der Basis aus Sowjetzeiten zurückgelassene radioaktive und ölhaltige Dreck. Es gab dazu auch eine Anhörung im Kongreß. Das Verteidigungsministerium stritt jeden Zusammenhang ab (https://phc.amedd.army.mil/PHC%20Resource%20Library/EnvironmentalConditionsatK-2AirBaseUzbekistan_FS_64-038-0617.pdf). Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie wehleidig Leute reagieren deren Job es ist Frauen und Kinder umzubringen. Der CIA-Rundfunk RFE/RL meldete im April 2021, daß sich die Biden-Administration wieder um Basen in Kirgisen (Flughafen Manas war 2002-14 genutzt worden) und Usbekistan bemüht. (https://www.rferl.org/a/u-s-military-bases-in-central-asia-part-two-/31219781.html) nachdem sie es gewagt hatten ein Massaker an 400 Zivilisten zu kritisieren⁶ – und die deutsche Luftwaffe, die am Flughafen Termiz stationiert war, nutzte sie zum Bau einer Bahnstrecke zur Versorgung der Besatzungstruppen.
Deutschland wird am Hindukush verteidigt
Währung: 1 € = 68–70 Afghani [Juni 2021: 1 € = 93 Af.]; der 1 US$ (= 50 Afghani) als Zweitwährung.
Monatseinkommen: Landarbeiter 2000 Afg.; US$ 45 (Postbote („Habibullah Hakimi ist seit 36 Jahren Briefträger in Kabul. … Nach Abzug von 12,50 Euro für die staatliche Rentenversicherung bleiben Hakimi im Monat 45 Euro Nettogehalt. Eine Krankenversicherung gibt es nicht, Steuern muss er bei seinem niedrigen Einkommen nicht bezahlen. Mit seiner Familie lebt er mietfrei im Haus seines Schwiegersohns. Es gibt dort keinen Strom, Wasser schöpfen sie aus einem Brunnen. Fast zwei Drittel seines Einkommens gibt Hakimi für Grundnahrungsmittel aus. Weil seine Frau krank war, hat er 1200 Euro Schulden bei Verwandten.“ Postbote in Afghanistan von: http://www.brandeins.de/archiv/2008/mythos-leistung/ein-postbote-in-afghanistan/)); Manager 12000 Afg.; Präsident Karzai: US$ 500 (offiziell, hüstel). Arbeitslosigkeit 35–40%.

„Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.”
Fontane, Das Trauerspiel von Afghanistan.
Ich kann hier nicht schon wieder in die Politik abschweifen, aber nach einer Woche in der vormals deutschen Besatzungszone in Nord-Afghanistan, habe ich den Eindruck, daß dieser gesamte Einsatz und das propagandistisch Drumhum, mit dem tumben deutschen Volk die „Humanität“ der Sache schmackhaft gemacht wurde war die größte Verarsche seit 1939! Hier muß ich Stand Sommer 2021 die Formulierung ändern. Es hat zu heißen: „Zwischen dem Überfall der polnischen Armee auf den Sender Gleiwitz und den Maßnahmen der CDU/CSU-Regierungen zum vorgeblichen Schutz von Corona.”
Mir fällt vieles ein, das aber ordentlich belegt und verlinkt gehört, einiges davon in Anmerkung 7 unten.
Zum Islam schließe ich mich Volker Pispers an: „Religion ist etwas für Leute, die den Alkohol nicht vertragen.“ Sehr richtig schlußfolgert fast 20 Minuten lang auch der österreichische Kabrettist Gunkl „über Wüsten-Religionen, Wissen, Respekt und Kränkungen“

Für US$ 81 am selben oder nächsten Tag in Bishkek problemlos erhältlich.
Während meines einwöchigen Aufenthalts in Afghanistan habe ich auf offener Straße keinen einzigen Weißen getroffen. Lediglich ein auf einer Parkbank in der Nähe des Ali-Schreins Sitzender offensichtlich indischer Herkunft, verriet durch seine Kleidung die ausländische Herkunft. Gesprochen haben wir miteinander nicht.
In Masar ist die Bevölkerung vergleichsweise offen, viele versuchen ihre paar Brocken Englisch ausprobieren, man wird unaufdringlich angesehen und angelächelt. Anders ist die Situation in Kundus – außer extrem ausdauernden weiblichen Bettlerinnen – wird man nur stille beäugt, wobei der Blick auffallend oft auf die Schuhe fällt. Ich nehme an Armeestiefel wären hier die falsche Fußbekleidung gewesen. Geht man jedoch auf die Leute zu (meist Händler) wird man hilfbereit und anständig behandelt, wobei es doch einige Ausnahmen gibt, die die Regel bestätigen.
Ein schönes Stück Hindukush zum Verteidigen.
Masar-i-Sharif
Unmittelbar nach der Grenzabfertigung hat mir der Teebudenbesitzer Dollars zum schlechten Kurs in Afghani gewechselt. Ein wartender Taxifahrer ließ sich dann überzeugen für US$ 20 die knapp siebzig Kilometer nach Masar zu fahren, wobei extra klargestellt wurde, daß ich gegen weitere unterwegs zusteigende Fahrgäste keine Einwände habe. Die Straße verläuft weitgehend paralell zur Bahnstrecke, ist aber von Sanddünen gfährdet. Auffallend waren die in kurzen Abständen etwas abseits der Straße gebauten Häuschen im Einheitsstil, ganz offensichtlich Unterkünfte für Sicherheitskräfte.
Von der usbekischen Grenze ging es dann, durch nichts als Wüste mit teilweise die Straße gefährdenden Wanderdünen 75 km die Straße runter nach Masar-i-Sharif (Mazāri Sharīf, Farsi: مزارِ شریف). Deren Ausweitung wird auch durch die Bevölkerungsexplosion auch bei Ziegen, die alles was an Trockenbüschen noch wächst kahlfressen verschlimmert. Zur Linken der Hauptstraße die neue für die Versorgung der Besatzungstruppen gebaute eingleisige Bahnstrecke zwischen der Grenze, von wo Anschluß an das allgemeine zentralasiatische Bahnnetz besteht, zum Camp Marmal. An Fahrgastverkehr für die Bevölkerung hat man nicht gedacht. Dafür finden sich etliche nach Schema F gebaute Polizeiposten, hingestellt und schon nach wenigen Jahren dem Verfall preisgegeben, „bewohnt“ von Angehörigen eines Volkes, dem die Konzepte von Wartung und Sauberkeit im westlichen Sinne vollkommen fremd und wohl auch nicht zu vermitteln (Nun ist der Orientale an sich, das beginnt mit der semitischen Tradition, daß Betrug nur dann strafbar ist wenn er an einem Glaubensbruder begangen wurde, für unser Verständnis pe se unehrlich. Auch für die Idee von „Menschenrechten“ fehlt unter Muslimen jegliches Verständnis: „Viele Frauen übergießen sich selbst mit Benzin und entzünden es dann. Frauen und junge Mädchen, die hierin die einzig ihnen verbleibende Fluchtmöglichkeit sehen, einer ungewollten Heirat oder einer Bestrafung seitens ihrer männlichen Familienangehörigen für „Schamloses Verhalten,“ wie ohne männliche Begleitung auf die Straße zu gehen, zu entgehen suchen. Alleine in Herat waren es im zweiten Halbjahr 2004 über 150 Mädchen und Frauen, die dieser grausigen Selbstverstümmelung den Vorzug vor einer eventuellen Bestrafung gegeben haben. Genauso schrecklich sind die Verletzungen, die Frauen sich aus den genannten Gründen selber zufügen, wie das Schlucken von Glasscheiben oder Rasierklingen, Nadeln oder ähnlichem.“ Quelle, mit weiteren ausführlichen Schilderungen von Dreistigkeiten. Diesen ignoranten Leuten ist nicht zu helfen, und beliebig ausnützen kann man sich auch nicht. Mithin Deckel drauf und runterspülen, solange „Toleranz“ nicht zu gegenseitigem Geben und Nehmen führt.) sind. Dafür leidet man dann, bei einer Analphabetenrate von 49% für Männer und 82% für Fauen unter der höchsten Kindersterblichkeit von 191 Promille.
Das Zentrum der Stadt ist das Ali-Mausoleum ( روضه شریف ), die „blaue Moschee“ (Rawza-e-Sharif-Moschee) mit ihrem großen Park rundum. Der Zutritt zum Inneren ist für Ungläubige verboten. Die seit einigen Jahren laufende Renovierung schreitet fort. Im Westen wird gegenwärtig ein neuer Flügel mit Minaretten angebaut. Die Wände auch der Tore zum Park an den Kardinalpunkten werden neu gekachelt. Es ist so ziemlich die einzige Sehenswürdigkeit in einer lauten, staubigen und wie überall in Afghanistan sehr schmutzigen Stadt, wozu die ungefilterten Autoabgase ebenso beitragen wie die offenen Kohlefeuer überall.
Meine Unterkunft war direkt beim Südausgang, für 500 Afg. gab es ein Zimmer mit Satelliten-TV (Gott sei Dank für Test-Cricket!) und ein Gemeinschafts-Plumpsklo, das man immerhin absperren konnte und auch noch Wasser aus dem Hahn floß.
Aus deutschen, japanischen und schwedischen Steuermitteln hat man das neue Balkh Provincial Hospital 2011 hingestellt. Bis jetzt hält sich der Verfall in Grenzen. Die Amerikaner haben das Krankenhaus dann 2015 zerbombt, es gab dreißig Tote davon dreizehn Mediziner und mindestens neun Patienten.⁷ Deutlich häßlicher ist das deutsche Generalkonsulat am Darwaz-e-Balkh, vormals das Gelände des Mazar Hotels. „Keine Wahrnehmung von Rechts- und Konsularaufgaben – nur Nothilfe. Keine Erteilung von Visa.“ Man hat ganz offensichtlich etwas zu verbergen, denn konsularisch tätig ist man ja offensichtlich nicht. „Der Generalkonsul ist gleichzeitig Leiter des multinationalen SCR-Stabes (SCR = “NATO Senior Civilian Representative;“ Zitate von: http://www.kabul.diplo.de/. Das deutsche Auswärtige Amt schreibt auf seiner Reisewarnungswebseite im Juni 2021 dann: „Anschläge auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-e Sharif im November 2016 und vor der deutschen Botschaft im Mai 2017 beschädigten beide Vertretungen schwer, so dass diese für den Besucherverkehr geschlossen sind. Rechts- und Konsularangelegenheiten wie die Pass- und Visumerteilung können weder in Masar-e Scharif noch in Kabul wahrgenommen werden.“ Geflissentlich unterschlagen wird, daß in Masar nie Publikumsverkehr stattfand.) des Regional Command North im Camp Marmal.“ Der Sicherheitsfuzzi hat mich überings fürs Photographieren angeschissen. Nachdem ich ihm erklärt habe, daß hier ganz offensichtlich meine Steuern verschwendet worden sind, hatte er ein Einsehen.
Auffällig ist, daß sich zwar zu jedem gespendeten Kindergartenstuhl schnell Informationen im Netz finden, zu diesem Kasten aber, abgesehen vom Westerwell’schen Eröffnungstrip 2013 nichts. Da werde ich weiter graben müssen. Übernommen hat man die Bude von den Amis, die zwischen 2009 und 2012 statt der ursprünglich geplanten US$ 26 Mio., 80 Mio. verbraten haben, nur um dann festzustellen, daß die Lage ihren Vorstellungen von Sicherheit (“American officials say they have abandoned their plans, deeming the location for the proposed compound too dangerous.” Von: https://web.archive.org/web/20230205073924/https://diplopundit.net/2012/05/06/us-consulate-mazar-e-sharif-80-million-and-wishful-thinking-down-the-drain-and-not-a-brake-too-soon/ und https://diplopundit.net/tag/consulate-mazar-e-sharif/) nicht entspricht. Da fragt man sich zum ersten: Sind unsere Sicherheitsanforderungen zum Schutz des Personals niedriger als die der Amis? Hat man die Bude, der Grund war von den Amerikaner nur auf elf Jahre gepachtet, etwa geschenkt bekommen?



Am zweiten Tag bin ich auf der Straße von einem Englischlehrer angesprochen worden, der mich zunächst in die Privatschule an der er unterrichtete mitschleppte. Vormittags arbeitete er in der Verwaltung einer Spedition. Im Chefbüro wurde ich Kuriosum vorgezeigt. Dabei kam auch ein bärtiger, älterer Afghane der Sorte „verwittert.“ Als ich sein Alter schätzen sollte versuchte ich höflich zu sein und sagte „60,“ er sah deutlich älter aus. Tatsächlich war er 48! 35 Jahre Krieg haben da doch Spuren hinterlassen.
Schließlich wurde ich dann zum Abendessen nach Hause gebeten. Bevor das Essen serviert wurde, kam noch der Auftritt des Vaters, besser gesagt des Patriarchen. Eindeutig eine Respektsfigur, vebreitete er eine natürliche Autorität um sich. Es folgte die Einladung jederzeit in seinem Haus Gast zu sein, gefolgt von einer fünfminütigen Dankesrede, daß Deutschland beim Petersberger treffen „Afghanistan eine Regierung gegeben“ habe. Ansonsten Dank an „Frau Merkel,“ die ihre Soldaten zur Unterstützung der Amis geschickt hat. „Wir bewundern das starke Deutschland“ – wäre es nicht besser gewesen wir Deutschen hätten den Krieg gewonnen?, dann wären die Briten und Amis gar nicht erst hergekommen usw. „Schade, Hitler war ein guter Mann“ etc. pp. Ich habe ihm dann mein Führerbild als Andenken überreicht. Würdevoller Abgang des Vaters … Ingesamt fanden sich vier Brüder ein, der älteste seit acht Jahren Wachmann im Camp. Er war enttäuscht, daß man sein Gesuch nach Deutschland als Asylant mitgenommen zu werden, abgelehnt hatte. Gegen Ende des Abends wurde mir klar warum – er hielt mir einen 1½stündigen Vortrag über die Feinheiten der Lebensgeschichte des Imam Ali, die von seinem Bruder eifrig gedolmetscht wurde, aber extrem ermüdend war. Falls er das mit den beiden deutschen Offizieren, die schon früher bei der Familie zu Gast gewesen waren auch getan hat, konnte er froh sein den Job überhaupt noch zu haben. Ich hätte auf seine Akte jedenfalls „Islamistenverdacht“ gestempelt. Der jüngste der vier Brüder, etwas schwerhörig, war eindeutig der intelligenteste. Weshalb man solches unqualifiziertes Personal überhaupt mitnehmen sollte, erschließt sich mir nicht. Sie haben sich in vollem Bewußtsein des Risikos das sie eingehen für gutes Geld, freiwillig und ohne Zwang anheuern lassen. Auch von Afghanen muß man eine gewisse Selbstverantwortung verlangen können, wenn sie von Gier motiviert waren, so müssen sie auch dem Nachbarn, der ihnen vor Neid eine Handgranate in den Hof wirft tolerieren, denn daß solches passieren kann, war ihnen zweifelslos von Anfang an bewußt (Handgranaten werfen ist eine örtliche Sitte, die „muß ich eben tolerieren,“ gelle?). Dank, daß sie durch die Stelle ihre – durch mangelnde Geburtenkontrolle übergroße Familie – ernähren konnten, ist in dieser, auf Falschheit und Egoismus basierenden Männergesellschaft („Allah sei Dank!“) sowieso nicht zu erwarten.
„Frontstadt Kundus“

Besser als das Satiremagazin Titanic kann man die politische Dummheit des deutschen Afghanistaneinsatzes nicht darstellen.
Nachdem sich die amerikanischen Besatzer im Frühjahr 2021 entschlossen hatten, die von ihnen eingesetzte Marionettenregierung in Stich zu lassen und ihre Truppen aus dem Lande abzuziehen (was die Air Force nicht hinderte von außerhalb weiterzubomben) wurde Kundus nach mehrtägiger Einkreisung am 8. Aug. 2021 von den indigenen Taliban befreit.
Mit dem Sammeltaxi kam ich nach gut fünf Stunden in Kundus an. Hier ist die letzten zehn Jahre „Deutschland am Hindukush verteidigt“ worden. 56 Soldaten starben den Heldentod fürs Vaterland, in Masar gibt es im Lager ein Ehrenmal. Gesagt wurde in Masar, a) die Leute in Kundus seien „komisch“ und b) “security is very bad.” Nun habe ich es zunächst einmal vermieden nachts hinauszugehen, aber die Leute schienen normal zu leben, so schlecht konnte die Lage also nicht sein.
Den Taliban-Angriff auf die Staatsanwaltschaft mit acht Toten und zehn Verletzten am 27. Oktober habe ich leider verpaßt. Wir sind zwei Stunden zu früh am “High Court” vorbeigefahren, dabei hätte ich auch gerne mal exklusive Bilder an die SZ verkauft. Meine erste Absteige lag etwa 200 m vom Ort des Geschehens, ohne daß irgendjemand im Basar von den Schüssen etwas gehört oder seine Geschäfte unterbrochen hätte. (youtube-Video) Ich erfuhr erst am nächsten Morgen davon, als mich ein Sicherheitsbeamter, zufällig mit meinem Hotelwirt verwandt, auf der Straße ansprach und mir etwas erzählen wollte, was aber mangels gemeinsamer Sprache nicht gelang. Erst als wir uns zufällig zehn Minuten später in der Lobby wieder trafen hat man gedolmetscht. Mir wurde drei Tage später erzählt, er habe noch einmal besorgt angerufen und gefragt ob ich vielleicht geisteskrank sei, weil ich tagsüber alleine in der Stadt herumlaufe?
Angeblich haben 2013 1700 Personen Afghanistan besucht.
Durch jahrelange Anwesenheit von Besuchern in offizieller Mission, mit fettem Spesenkonto, sind die Hoteliers der Stadt selbstzufrieden und teuer geworden. Die gebotenen Unterkünfte sind, Stand Okt. 2014, angesichts der gebotenen Qualität, um etwa ein Drittel bis die Hälfte überteuert. Wie auch bei vielen Händlern fehlt oft die realistische Vorstellung der Kaufkraft eine Dollars und viel mehr noch die Kenntnis, daß gutes Geld auch guten Service erfordert.
Als vollkommener Reinfall erwies sich das „Ariana Hotel & Wedding Hall,“ das im populärsten Reiseführer lobend erwähnt wird – und mich in meiner Verachtung für LP erneut bestärkt hat. Für US$ 20 (nicht verhandelbar) gibt’s Zimmer über der genannten Banketthalle, laut, teils ohne Fenster. Vollkommen ungepflegt, geputzt wird auch nach Gästewechsel nur auf Anforderung, selbst dann sind saubere Laken nicht zu bekommen. Ich kann mich nicht erinnern wann ich zum letzten Mal in einem Hotel verlangt habe, das Zimmer nachzuputzen. Die Sanitäranlagen sind landestypisch ungepflegt. Warmwasserboiler und TV sind nicht funktionierende Staffage. Warmes Wasser, auch im Eimer, ist nicht erhältlich. Vollkommen unangemessenes Preis/Leistungsverhältnis. Als ich dann abends noch verlangte, man möge für Licht im Bad sorgen – jeder Blinde sah, daß nicht die Birne, sondern der aus Wand hängende Lichtschalter das Problem war, hieß es, nach zwanzig Minuten vorgertäuchter Lampenwechselaktivität, dann müsse ich eben im Dunkeln scheißen … Auf weitere Nachfrage beim Chef dann: „Wenn’s Dir hier nicht gefällt, kannst Du ja woanders hingehen.“ Was ich am nächsten Morgen dann auch getan habe, dabei, ohne jegliche Gewissensbisse, zu zahlen vergessend.


Umgezogen bin ich dann eine Straße weiter ins Haji Torabaz Khan Guest House (vormals: 7 Days GH). Verlangt werden teuere US$ 50 p.P., verhandelbar auf 2000 Afg; m. F. Also pro Tag das Monatseinkommen eines Landarbeiters. Bis 2009 mit deutschem Management, seitdem durch Pächter deutlich herabgewirtschaftet, bemüht sich die Eigentümerfamilie um besseren Service. Große Zimmer mit sauberen Bädern, die lauwarmes Wasser haben. Einige Zimmer mit Satelliten-TV (nur orientalische Sender). Im Innenhof findet sich wohl das einzige Stück gepflegten Rasens der Stadt. Ein 2007 begonnener Pool wurde nie vollendet. Der Laden ist bei weitem nicht perfekt. In jeder fränkischen Pension bekommt man für weniger Geld deutlich bessere Ausstattung.
Hilfreich waren die leidlich englisch sprechenden Angestellten und ein Neffe des Eigentümers, der, nachdem er in Norwegen aufgewachsen war, gut Englisch sprechend, seine Cousine geheiratet hatte und nun in Kundus lebte. Von ihm habe ich einiges zu den Hintergründen erfahren. Er war jedoch ein vergleichsweise strenger Korangläubiger: “Our religion, which we love more than our families …” Ihm schien meine Einstellung, daß es mir gleichgültig ist ob ich nun von einem Taliban erschossen werde, oder vom LKW überfahren würde, zu gefallen (Letzteres ist auch in Afghanistan deutlich wahrscheinlicher!). Es kam dann eines Abends zu einer längeren Unterhaltung über Kismet, jene musulmanische Vorstellung, daß das Schicksal eines Menschen vorherbestimmt sei. Daraus leitete er zum Beispiel ab, daß es vollkommen in Ordnung wäre wenn eine Familie sieben oder neun Kinder habe, die sie sämtlich nicht ernähren kann, bzw. die dann mit vier oder sechs Jahren zum Betteln oder Schuheputzen geschickt werden. Das sei eben das Schicksal der Kinder, nicht die Schuld der Eltern. Der Onkel bemerkte dann, er hoffe mein, nur einer, Sohn würde in meinem Alter hoffentlich für mich sorgen – das Konzept eines solidarischen Sozialversicherungssystem war ihm nicht verständlich. Zwei weitere Besucher präsentierten mir dann noch einen zweisprachigen Koran. Diese 800 g zusätzliches Reisegepäck hab ich dann in Dushanbe dem amerikanischen Juden überlassen.
Große Erheiterung löste es aus als ich erzählte, daß ich beim Friseur gewesen war. Das war so befremdlich, weil die Herren Befreier, die zehn Jahre Kundus beschützt haben, scheinbar nie aus ihren gepanzerten Fahrzeugen gestiegen sind und im Basar eine Runde gedreht haben. So gewinnt man nie die “hearts and minds.” Auch die noch in Kundus stationierten UNMOG-Beamten sieht man nur in Ihren fetten SUV fahren.
Als ich ursprünglich die Reise geplant habe, sah auf der Karte die Straße nach Faizabad und von dort ins tadjikische Khorog oder Ishkarshim eigentlich ganz gut aus. Von dort den Pamir-Highway entlang wäre bestimmt schön gewesen. Daß eine in Afghanistan durch die Berge führende „Straße“ ab Ende September nicht unbedingt befahrbar ist bzw. befahren wird, hatte ich als verwöhnter Europäer übersehen. Das GBAO-Permit war also umsonst beantragt worden. Stattdessen ging’s direkt Richtung Dushanbe in Tadjikistan.
Grenzübergang Shir Khan Bandir
Das Prozedere ist auf wikivoyage im Artikel Grenzübergang Shir Khan Bandar/Panji Poyon ausführlich beschrieben. Zur dort gemachten Bemerkung „Vor der Einreise nach Tadjikistan ist unbedingt zu prüfen, ob das datumsspezifische Visum für den Einreisetag schon gültig ist. Vorzeitiges Erscheinen hat die Rückweisung oder, sollte man am Vorabend erscheinen, stundenlanges Sitzen im Niemandsland zur Folge,“ muß ich aber doch ein bißchen ausführen:
Ich hatte nach einer Woche Afghanistan nun wirklich genug, besonders da Kundus mit seinem Dreck, wenig freundlichen Menschen und teuren Hotels nur den Basar zum Herumlaufen zu bieten hatte. Daraufhin bin ich ganz bewußt schon am 31. Oktober zur Grenze gefahren, obwohl ich wußte, daß mein Sichtvermerk erst ab 1. November gültig war. Der Ort selbst gilt als „Hafen,“ weil bis zur Eröffnung der Brücke vor einigen Jahren – bezahlt mit US$ 37 Millionen vom amerikanischen Steuerzahler – mit Fähren übergesetzt wurde.
Nachdem man sich am afghanischen Zollhäuschen von dem Schock erholt hatte, daß ein weißer Ausländer ohne Diplomatenpaß vorbeikam, mußte man mich wohl oder übel dienstbeflissen hineinbitten, um mein Gepäck zu „inspizieren.“ Ich mußte den Clipverschluß am Rucksack aufmachen, zwei Sekunden später dann wieder zu! “Have a nice day.” An der Paßkontolle stand doch glatt ein Einheimischer vor mir. Das Ausreisen dauerte so lange wie der Grenzer brauchte meine persönlichen Daten (Religion des Vaters?) in ein dickes Buch zu schreiben. Mit dem dort eingetragenen neuen Familienamen „Deutsch“ verließ ich offiziell Afghanistan.
Tadjikistan: Dushanbé und Khujand
Währung: 1 € = 6,8–7 Somomi (unterteilt in 100 Dirham) [Juni 2021: 1 € = 13,5 Somomi].
Auf der anderen Seite fiel dann dem zweiten Grenzer auf, daß mein Sichtvermerk erst ab dem folgenden Tag gültig war. Sein Kollege hatte mich schon durchgewinkt (das übliche „Minchen? FC Bayern; Mercedes; Gitler – gutt.“) Es folgte längeres Palaver bis man entschied, den „Komadier“ zu holen, der dann auch bald kam. Mehr Palaver, ein Afghane steckte mir, daß man sich schon entschlossen hatte mich reinzulassen, aber erst mußte noch ein bißchen Show abgezogen werden.
Die tadjikische Zoll- und Grenzabfertigung arbeitet noch nach sowjetischem Vorbild vergleichsweise pingelig. Einheimische „dürfen“ die Abfertigung durch – relativ offen über den Tisch geschobene Geldscheine – bechleunigen. Der Tarif is 20 S. (€ 3) für den Stempel im Paß, je nach mitgebrachter Warenmenge 40-50 S. für die Zöllner. Von westlichen Ausländern wird kein Schmiergeld verlangt. Gepäck wird routinemäßig durchleuchtet und durchsucht. Bargeldbeträge von Weltwährungen sind mündlich zu deklarieren. Die meisten Reisenden müssen im Hinterzimmer ihre Taschen leeren. Dabei sollte das restliche Gepäck keinesfalls unbeaufsichtigt im Vorraum bleiben, Diebstähle daraus durch das Personal sollen häufig vorkommen. Bei der Einreise erhält man ein zusätzliches Formular, welches bis zur Ausreise aufzubewahren ist.
Nachdem ich wieder eingepackt hatte, unter Bewachung in ein abgezäuntes Areal zum Büro des Majors mit einem weiteren Offizier. Tee trinken, es wird eine Verwandte angerufen, die Englisch kann, telephondolmetschen, hin- und her, mehr Tee, nochmal telephonieren, noch mehr Tee, gebracht vom Burschen, irgendwann bringt ein Grenzer meinen Paß, der vorm Major hingelegt wird und erstmal liegenbleibt, denn es gibt – Tee. Nach einer weiteren Runde telephondolmetschen, unterbrochen von einer weiteren Schale Tee dann: “Welcome to Tajikistan.” Sechs Stunden früher als erlaubt. (Der Stempelabdruck im Paß ist aber verdächtig schwach.)
Der Major wollte mich dann hinausbringen – zum Burschen gewandt, sagte er, was sinngemäß wohl hieß: „Soldat! Tragen Sie den Rucksack dieses Mannes!“ was dieser dann bis zum Tor tat, dem nächsten Soldaten mein Bündel aufschnürend, wurde der gerade vorbeikommende Minibus angehalten – im gesamten Grenzbereich darf man als Zivilist nicht zu Fuß gehen. Freundlich vom Major beim Einsteigen in den Kleinbus verabschiedet, ging es dann die zweihundert Meter zum Sammeltaxen-Standplatz. Dem Busfahrer, der von zwei anderen Passagieren dreist 5 Sonomi verlangte, war das wohl nicht geheuer. Ich bekam eine Freifahrt.
Die beiden Afghanen im Bus, einer ein ehemaliger UN-Mitarbeiter, der auch schon in Mali stationiert war, arrangierten sich sofort mit mir zu einer Fahrgemeinschaft nach Dushanbe und handelten den Fahrer auf faire US$ 60 bis zur Haustür herunter. Kutschiert wurden wir in einem gepflegten schwarzen Mercedes mit 350000 km am Tacho. Mit mir versuchte dann der Fahrer dan den „gestiegenen Fahrpreis“-Trick beim aussteigen, angeblich war des Sonomi rapide gefallen …
Auch für die Fahrt in Tadjikistan habe ich, diesmal aus Witterungsgründen, meine an sich eh schon unbestimmten Pläne geändert. Siehe dazu auf meiner Routenkarte die „möglichen Pläne im Pamir,“ wo verschiedene Strecken von Kundus über Faizabad entlang des Pamir Highway (aufgrund der Höhe der Strecke ein „High way“ im wahrsten Sinne des Wortes) ins kirgisische Osh, angedeutet sind. Die Route geht durch die Hochgebirgsregion Badakchan (kurz: GBAO). Diese umfaßt 45% des Staatsgebiets aber nur drei Prozent der Einwohner des Landes. Nicht nur Ausländer brauchen eine Sondererlaubnis, auch Tadjiken dürfen in das hauptsächlich von ismaelitischen Moslems (Ismaeliten sind eine muslimische Sekte, die ohne Moscheen und Imame auskommt. Sie verehren ihren spirituellen Führer, den Aga Khan, wie einen Gott und liefern einen wesentlichen Teil ihres Einkommens an ihn ab. Von den Engländern als indischer Fürst anerkannt, leben diese Herren seit einigen Generationen in Europa auf großem Fuß als Teil des Jetset, wie den Lesern jener „gelber Blätter,“ die in Ärztewartezimmern ausliegen seit den 1960ern hinreichend durch die „Begum“ bekannt sein dürfte. Ab und zu fallen ein paar Brosamen für die Gläubigen ab. Man leistete Hungerhilfe in der Region, bezuschußte auch Krankenstationen und Schulen und spricht laut darüber, wie es sich für Wohltätigkeit schließlich gehört.) bewohnte Gebiet, das in den späten 1990ern unter akuter Hungersnot litt, nur mit Genehmigung einreisen. Diesen Stempel bekommt man in Europa kostenlos auf Antrag zum Visum, in Zentralasien (z. B. Bishkek) sind US$ 90 fällig, ohne daß der Erfolg sicher ist. Eine Beantragung in Dushanbe soll noch komplizierter sein. Wenn man im Internet schaut findet man zahlreiche Blogs von Extrem-Radlern, die sich diese Schotterpiste auf 3–4000 Metern antun.
Nun hat man mir gesagt, daß die kürzeste Strecke, durch grandiose Landschaft, von Kundus über Faizabad nach Khorog ab Ende September verschneit sein kann, außerdem hätte ich wohl alleine einen Jeep für US$ 3–400 anheuern müssen. Alternativ hätte man von Faizabad den ganz im Süden Tadjikistan liegenden Grenzort Ishkarshim erreichen können, auch diese Strecke ist ab Oktober verschneit und wohl nur mit Privatwagen befahrbar. In Tadjikistan gibt es nur einen wöchentlich auf dieser Strecke verkehrenden Bus, ich hätte wohl die 3–4 Tage nach Osh per Anhalter versuchen müssen. Im frühen Winter auf 3000+ m mit entsprechenden Nachttemperaturen keine ermutigende Aussicht.
Auch der Weg durch das tadjikische Kulyab, wenn auch bis Khorog wohl noch schneefrei, hätte einen Privatwagen nötig gemacht.

Dushanbé
Aussprachehinweis: Den Namen der Hauptstadt Dushanbé (Душанбе) betont man auf dem endenden e. Das dj im Landesnamen bezeichnet den stimmhaften alveolaren Frikativ (ʑ) – laienhaft: „dsch.“

Unter der Bevölkerung ist das aus dem ländlichen Raum, während des Bürgerkriegs – anstelle der geflohenen russischstämmigen Intelligentsia – zugewanderte Element in seinen Sitten und Gebräuchen sehr offensichtlich. Eine eiserne Regel im Straßenverkehr ist: Für Fußgänger wird nicht gebremst! Ansonsten sind Ampeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen allenfalls Empfehlungen. Man wird sowieso regelmäßig von der Verkehrspolizei herausgewunken und darf für „Verstöße“ bar und ohne Quittung im Schnitt 20 Som. abliefern.
Praktisch alle touristisch interessanten Orte befinden sich im Umfeld der zentralen Nord-Süd-Achse Rudaki Prospekt, südlich des ehemaligen Kaufhauses Tschum. Ganz in der Nähe wohnt auch mein Couchsurfing-Gastgeber. Eigentlich sollte ich nichts schlechtes sagen, da er mich drei Tage untergebracht hat, daher nur soviel: „Der Herrgott hat einen großen Tiergarten.“ D. ist ein New Yorker Jude, was er beides sehr deutlich heraushängen läßt und als Mitarbeiter der amerikanischen Handelskammer ein äußerst typischer Vertreter der unangenehmsten Sorte Amerikaner. Nebenbei ist er noch Rassist, voller Verachtung des Volkes in dessen Mitte er seit sieben Jahren lebt. Eine ungepflegte Erscheinung, der seine Wochenenden mit amerikanischem College-Football vor der Glotze verbringt ist er gleichzeitig zu faul eine Glühbirne zu wechseln – dafür läßt er den Hausmeister kommen. Ich hatte das „Vergnügen“ zwei Telephonate mit seiner Sekretärin mithören zu können – mit so einem bläffenden Chef aus der Hölle würde ich es keine zwei Tage aushalten. (Zwischenbemerkung: Ich bin mir durchaus bewußt, daß es aus Gründen „politischer Korrektheit“ strengstens verboten ist auch nur ein schlechtes Sterbenswörtchen über Personen mosaischen Glaubens zu sagen, diese sind von Natur aus perfekt und unantastbar … Ich habe mich bei Vorstehenden daher extrem zurückgehalten.) Ich habe ihm gerne zu Weiterbildungszwecken den zweisprachigen Koran aus Kundus überlassen.
Durch das relativ kompakte Dushanbe konnte ich nur am ersten Tag schlendern. Ab Tag zwei goß es in Strömen auch tat der „Döner des Todes“ seine Wirkung. Am Abend vorher traf ich mich dann noch mit C., einem deutschen Entwicklungshelfer, der seit einigen Monaten versucht ein System von Immobilienfinanzierungen im Lande aufzubauen. In der Expat-Kneipe Public Pub probierte ich dann das “local Weißbier” (so auf der Karte), das wie ein sehr säuerliches Pils schmeckt.
Nach Khujand (Хуҷанд) gelangt man vom Cemzavod Avtovokzal („Zementfabrik-Busstation“) am Ende einer O-Buslinie am Nordende der Rudaki Ave. Vollgepumpt mit Kohletabletten (viel das aus meinem Magen hätte kommen können war nach zwei Tagen „Montezumas Rache“ nicht mehr drin) ließ ich mich von einem Opel Vectra-Fahrer zu einem vernünftigen Preis kapern, dabei nicht bedenkend, daß Bayern 3 bei solchem Wetter Anfang November gerne „in höheren Lagen Schnee“ im Verkehrsfunk durchgeben würde. Dazu kam dann, daß ein Vectra über Frontantrieb verfügt und mein Fahrer nur über Sommerreifen. Irgendwann haben wir dann die Kiste den Berg hinaufgeschoben, bis ein Schneepflug kam.
Immerhin habe ich auf der Strecke von meinen Mitfahrern zwei weitere Worte russisch gelernt: 1) „prrroblèm“ angesichts der Schneedecke und 2) an den Mautstellen: „Schlagbaum“ – Russisch ist doch gar nicht so schwer! Immerhin war die Strecke, von einem chinesischen Betreiber ausgebaut und auf etliche Jahre kostenpflichtig betrieben, in einem Zustand wie man es auch von einer Staatsstraße im hinteren bayerischen Wald erwarten kann. Man fährt dabei durch einige sehr wilde, lange und unbeleuchtete Tunnel in einer sehr armen Gebirgsregionen. In einem Dorf sah ich ein Schild zum Stützpunkt der „Welthungerhilfe.“
Khujand
Gelandet bin ich nach einer Stunde umherirren in der Absteige Shark „Hotel,“ der Empfehlung des einzigen internationalen Reiseführers der Region, im gleichnamigen grün-gelben Gebäude beim Basar, kenntlich am Lenin/Stalin-Medallion von 1954 an der Fassade. Es gibt keinerlei Beschilderung aber das Bett für 15 TJS (US$ 3). Man bekommt die Qualität, die man bezahlt: Gemeinschaftstoilette mit drei Plumpsklos ohne Türen daran und kein fließend Wasser. Uraltbetten und ungewaschene Bezüge, was man angesichts der schwachen Funzel im Zimmer zum Glück nicht erkennt. Ich habe mir den „Luxus“ gegönnt ein 3-Bett-Zimmer für mich alleine zu buchen. Dafür gab es dann wenigstens einen Schlüssel. Zum Duschen muß die entsprechende Anlage in der öffentlichen Toilette des Basars benutzt werden (8:00-18:00, 5 TJS). Über deren Zustand schweigt der feine Mann, immerhin war das Wasser warm. Der Betreiber des „Hotels“ spricht rudimentäres Englisch, kann aber keinerlei Auskunft zum Ort geben. Während er mich vollaberte knabberte er ununterbrochen schimmliges Weißbrot. Die Betten erwiesen sich als so durchhängend und kurz, daß ich die Nacht freiwillig am Boden geschlafen habe. – Vielleicht werde ich einfach nur alt, aber inzwischen habe ich doch gewisse Ansprüche hinsichtlich der Qualität von Unterkünften …
Nachdem ich am weit außerhalb liegenden Bahnhof geklärt hatte, daß keine Züge nach Kirgisien fahren, entschloß ich mich am nächsten Morgen in den saueren Apfel zu beißen, zum nochmaligen:
Transit durch Usbekistan
Per Marschrutka ging es zunächst die sechzig Kilometer nach Kanibodam, von der dortigen Busstation dann weiter zur Grenze. Diese ist, aufgrund usbekischer Schikanen – Tadjikistan mag man als „islamisch“ noch weniger als seine anderen Nachbarn – für den Autoverkehr gesperrt (ob dies auch für ausländische Kfz gilt kann ich nicht sagen), auch passiert ansonsten nicht viel.
Zunächst hieß es beim tadjikischen Vorposten eine halbe Stunde rumstehen, bevor der heilige Boden des Grenzübergangs überhaupt betreten werden durfte. Der Zoll interessierte sich nicht für mich. Der Grenzer in einem Kabuff an dem ein Aufkleber informiert, daß es aus EU-Steuermitteln finanziert ist, war dann mit meinem Paß gut zehn Minuten im Ein-Finger-Suchsystem damit beschäftigt die Daten in den Computer zu tippen. Nun hatte ich mir nicht die Mühe gemacht innerhalb der vorgeschrieben drei Tage mich beim KGB (heißt heutzutage OVIR) in Dushanbe anzumelden, was zwar für Touristen bis 30 Tage nicht mehr nötig ist – die Erleichterung scheint aber nur für Tourgruppen gelten, bei „Privatreisen“ aber nicht. Das fehlende Stück Papier fiel den jungen Grenzer erst dann auf, als er mich schon ausgestempelt hatte. Ein überzeugend vorgebrachtes „Touristy, registratio njet!“ war dann genug ihn einzuschüchtern.
Die usbekische Seite, von der man hört, daß sich die Zöllnern schon mal drei Stunden Zeit nehmen um alle Bilder auf einem Laptop anzusehen, begrüßte mich erst einmal der „Feldscher“ – noch so ein schönes russisches Wort – zum Fieber messen von wegen Ebola und so …
Weiter zum Zoll, wo es überraschenderweise das zweifach auzufüllende Formular auf Anforderung sogar auf Englisch gab. Im mit Bollerofen geheizten Häuschen lief ein Großbildschirm mit einer usbekischen Soapopera auf voller Lautstärke. Die bearbeitende Zöllnerin, gut Englisch sprechend, war mit dem Zettel in zwei Minuten fertig. Mit den Männern folgte dann das übliche Gespräch: „Aus Minschen? – ah, FC Bayern,“ dann „BMW,“ „Mercedes gutt“ und „Frau Merkel“ … Das übliche Geld vorzählen entfiel. Rucksack halb auspacken mußte ich dann doch, es folgte die Frage nach “notebook” – ich zog meinen Taschenkalender heraus, ganz klar ein „Notizbuch.“ Nachdem die Sprachverwirrung unter gemeinsamen Lachen geklärt war, konnte ich wieder einpacken – die Photos vom Handy brauchte ich nicht vorzeigen und ein Islamist war ich trotz Bart wohl auch nicht. Der ganze Vorgang hat keine fünf Minuten gedauert.
Etwas länger dauerte es am Paßschalter. Nicht nur weil wieder im Adlersystem getippt wurde, sondern der Strom ausfiel und drei Usbeken eine halbe Stunde brauchen, die Sicherung die hinten an der Wand gut sichtbar ist zu finden und wieder hineinzudrücken …
Ins nächste Dorf ging es dann per Kleinbus dessen Fahrer keine tadjikischen Somoni wollte. Der Preis für die Einheimischen war 2000 usbek. Som. Von mir verlangte er erst 3000, als ich meine kleinen Dollarscheine sah frech nach dem 5er (15500 S.) greifend, wurde die Szene schnell ungemütlich, so daß ich ihm 2 $ in die Hand drückte nur um ihn loszuwerden. Inzwischen vorm Basar von den Schwarzgeldwechlern umlagert – es ist immer wieder erstaunlich welche Hektik Leute, die sonst den ganzen Tag nur faul herumstehen, auf einmal verbreiten können. Bei der Umrechnung von Somoni über Euro zu Som habe ich dann einen Fehler gemacht und mich selbst um 20% beschissen. Egal, viel war es nicht. Mit 65000 S. in 500er-Scheinen ausgestattet fuhr mich ein Bursche für vernünftige 15000 S. flott fünfzig Kilometer nach Kokand. Von dort weiter im Sammeltaxi, mit dem bereits erwähnten einzigen anständigen Taxler, den ich in sechs Wochen getroffen habe, für 4000 S. (auf dem Vordersitz!) neunzig Kilometer nach Namagan. Er setzte mich nicht nur an der richtigen Abfahrtstelle ab, sondern verhandelte dann noch ordentlich mit dem Anschlußfahrer nach Uchkurgon, dem letzten Ort vor der kirgisischen Grenze bei Shamaldy-Say. Zum Übergang brachte mich dann ein Marschrut mit zwei besoffenen Russen, die vom Ausländer so begeistert waren, daß sie nicht nur die Fahrt zahlten, sondern unbedingt noch Photos wollten.
Kirgisien und Rückreise
Über die Berge und den Toktul-See
Nach dem Transit durch Usbekistan am 5. November und angenehm verbrachter Nacht im Fernfahrerhotel bei Shamaldy-Say (Шамалды-Сай) mußte ich nach Bishkek zurück. Nun gibt es entlang der Hauptstraße, die über 800 km die beiden größten Städte verbindet noch Bushaltestellen. Busse fahren aber, weil die Straße angeblich zu gefährlich ist, keine mehr. Also Finger raus, wie das die Einheimischen auch machen. Mir war zunächst nicht klar, daß eigentlich nur gehalten wird, wenn man die 500 km in die Hauptstadt durchfährt. Nach einer knappen Viertelstunde hielt dann auch ein ordentlicher größerer Honda. Als allererstes wollte einer der Mitfahrer meine Adresse, um nach Deutschland zum Arbeiten zu kommen – als LKW-Fahrer, angesichts der in Zentralasien üblichen Fahrweise eine erschreckende Vorstellung. Ich muß aber sagen, daß er, nachdem er das Steuer später übernommen hatte, gut fuhr. Nach vielen hin- und herüberlegen und -telephonieren fand sich eine Deutschlehrerin im Bekanntenkreis, die ein bißchen dolmetschte und die erfreuliche Nachricht weitergab, daß man mich die ganze Strecke nach Bishkek mitnehmen würde.
Die Strecke selbst geht vom Ferganatal langsam hoch zu einer Bergkette, am größten Staudamm des Landes vor Karaköl vorbei. Dann geht es zum Toktugul-See, kurz hinter dem wir Mittag machten. Es gab frittierten Fisch aus dem See, lachsähnlich – auch den hat mein immer noch schwacher Magen vertragen. Es folgt ein Anstieg über achtzig Kilometer zum Ala-Bel-Paß auf 3484 m. Danach kommt eine Hochebene, in der man im Sommer Jurten für Touristen aufbaut, die es gerne abgelegen mögen. Landschaftlich sehr reizvolles Grasland, aber vollkommen baumlos. Von weitem grüßen Viertausender. Nach knapp 60 km würde man dann den Töö-Amut-Paß auf knapp 3600 m erreichen. Man hat jedoch vor einigen Jahren einen Tunnel gegraben, der 1000 m darunter durchführt. Dann geht es relativ flott in die Ebene der Provinz Chui hinab, Bishkek, hundert Kilometer weiter liegt auf 800 m.
An Fahrkostenbeteilgung wären etwa 1500 S. üblich gewesen, der Wagenbesitzer hat mir dann 2000 abgenommen, was etwa der halben Benzinrechnung für die Gesamtstrecke von Osh entsprach. Angesichts des Komforts im neuen Auto, der angenehmen Gesellschaft und sicheren Fahrweise ein Zuschlag den ich gerne bezahlt habe.
Bishkek, die Zweite, 7.–12. Nov.

Die letzten paar Tage vor dem Rückflug habe ich es dann entspannt angehen lassen können. Abgestiegen bin ich im von einem japanisch-kirgisischen Ehepaar geführten Sakura Guesthouse. Hier hatte ich Gelegenheit in einer Woche mehr Japanisch zu sprechen als in den letzten drei Jahren. Dabei trifft man in solchen Teilen der Welt eher unkonventionelle Japaner.

Blick auf den Kaukasus.
Etwas störend – und das war das einzige Mal außerhalb Afghanistans überhaupt – war der morgendliche Weckruf des Muezzin, der alle Hunde der Nachbarschaft kurz nach fünf in der Früh zu noch lautem Heulen anregte. Sonst hört man in der Region, wie in der Schweiz, keine Gebetsrufe.
Da mein Rückflug bereits um sieben Uhr morgens gewesen wäre, hätte er nicht zwei Stunden Verspätung gehabt, verbrachte ich die letzte Nacht am Flughafen, hingebracht von einem Taxler der absolut kein Wechselgeld zu haben vorgab, es dann aber plötzlich, immer nur ein Scheinchen, aus irgendwelchen Verstecken im Auto herauszog. Bis Istanbul hatte ich dann netterweise noch den Platz am Notausgang mit ausreichend Beinfreiheit. In München habe ich dann vorsichtshalber nur meinen Personalausweis vorgelegt, man weiß ja nicht, wie auf gewisse Stempel reagiert wird …
Essen und Kurioses
Ein paar Bilder von kuriosem in Zentralasien, dazu viele Nahrungs-Aufnahmen. Es gibt auch eine Sammlung von Rezepten, die ich unterwegs aufgesammelt habe.

Photostrecke: Eisenbahnmuseum Taschkent

Wenn man schon am Bahnhof Fahrkarten kauft, lohnt sich ein Abstecher in das Eisenbahnmuseum (музей железнодорожной техники) über dem Vorplatz. Ausführlicher beschrieben ist es auf der englischen Wikipedia.
Anmerkungen, Ergänzungen seit 2014
[1] Im Oktober 2020 kam es dann doch zur „dritten Revolution.“ Sie folgte dem in post-sowjetischen Ländern üblichen gewordenen Schema. Nach einer Wahl, hier am 4. Okt. 2020, schreit die verlierende Opposition: „Betrug!“ woraufhin ein organisierter Mob den Regierungssitz stürmt. Zum Wahlsieger ausgerufen worden waren die Parteien Mekenim Kyrgyzstan und Birimdik, letztere geführt vom jüngeren Bruder des Präsidenten Sooronbai Dscheenbekow (Сооронбай Жээнбеков). Die Proteste gipfelten in der Erstürmung von Regierungsgebäuden in Bischkek. Bei Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Gruppen sowie zwischen Protestierenden und der Polizei gab es mehr als tausend Verletzte, ein Mann starb. Premierminister Kubatbek Boronow (Кубатбек Боронов) trat in Folge der Proteste mitsamt seiner Regierung zurück. Ersetzt wurde er durch Sadyr Dschaparow (Садыр Нургожоевич Жапаров. Mekenchil-Partei). Dieser hatte seine politische Karriere als Präsidentenberater und Parlamentarier in Folge der „Tulpenrevolution“ begonnen. Selbige war wie alle „Farbrevolutionen“ (“After the Cold War and the collapse of the Eastern bloc, […] The main purpose of these revolutions is to completely eliminate the great obstacle to the United States’ hegemony on the world, namely, Russia and China, and more recently Islam. These efforts are still in the midst of a non-ideological soft war, and has not yet revealed its final outcome.” und “The role of the CIA in these velvet and color revolutions is very prominent. A CIA-affiliated political foundation, "Freedom House", played a prominent role in guiding and influencing the developments of the countries in question.
Americans believe that color revolutions are the best strategies for changing and overthrowing independent, national, and non-aligned governments in target countries. They believe that this type of subversion is very costly and, because of its democratic nature and the presence of people on the streets, enjoys some kind of legitimacy. In sum, America’s purpose of color revolutions includes: 1. Domination of areas which are of particular political and strategic importance, 2. Controlling the energy transfer path and preventing its weaponization, 3. Eliminating or suppressing the systems that block the expansion of American domination, 4. Preventing the establishment of military and security unions in Asia, Middle East and Central Asia, 5. Making the countries to be consistent with US policies, 6. Economic opportunities, 7. Curbing Islamic Awakening.” Review of Color Revolution, IJNTR, Aug. 2017
Daß auch Großbritannien mit Charles Garrett als neue ernannten Botschafter einen erfahrenen MI-6-Operativen, der in derselben Stellung bei der Farbrevolution in Nord-Mazedonien die Finger im Spiel hatte ist wohl kein Zufall. [8. Nov. 2022: British Ambassador Charles Garrett completes diplomatic mission to Kyrgyzstan ahead of term]) vom CIA organisiert und gesteuert (Oder das National Endowment for Democracy (NED), “Freedom House” und ähnliche „Nicht-Regierungsorganisationen“ (NGOs), die direkt aus Washigton oder über die schwarzen Kassen amerikanischer Geheimdienste finanziert werden. Zur Methodik aufschlußreich ist Laura Ruggeri: Agents of Chaos. How the U.S. Seeded a Colour Revolution in Hong Kong https://laura-ruggeri.medium.com/agents-of-chaos-how-the-u-s-seeded-a-colour-revolution-in-hong-kong-2b5050b5ba0f 2020-05-20.) , wie inzwischen bekannt ist. Dschaparow war nachdem er die Geiselnahme des Gouverneur des Gebiets Yssykköl organisiert hatte zunächst nach Zypern geflohen. Bei seiner Rückkehr verurteilte man ihn zu elf Jahren Gefängnis aus dem er vom Mob befreit wurde. Nachdem er zuvor bereits von seinen Anhängern zum neuen Premierminister Kirgisistans ausgerufen wurde, wurde er am 10. Oktober in einer umstrittenen Abstimmung im kirgisischen Parlament in diesem Amt bestätigt. Zum Wohle seines Volkes und um Blutvergießen zu vermeiden trat Dscheenbekow als Präsident zurück. Dschaparow wurde kommissarisch auch noch Präsident und ließ sich dann im Januar vom Volk wählen. Sein Wahlergebnis von 79 % läßt direkte Rückschlüsse auf Manipulationen zu. Am selben Tag fand auch eine Volksabstimmung über von ihm veranlaßte Verfassungsänderungen statt. Das bis dato halbwegs parlamentarische politische System wurde in eine autokratisch-präsidiale Verfassung geändert, das Parlament um ein Viertel verkleinert, das Verhältnis- durch das bekanntermaßen kleine Parteien (Opposition) benachteiligende Mehrheitswahlrecht ersetzt. Die Abgeordneten können der Regierung nicht mehr das Misstrauen aussprechen und es wurden mehr Gründe geschaffen, die Mandate zu entziehen. Schließlich wurde ein neues ständiges Regierungsgremium, der Kurultaj, ins Leben gerufen. [ ▲ ]
[2] Netter Blog: Couchsurfing in Almaty. Übersicht Lebenshaltungskosten.
Zur Korruption im Umfeld der Herrschersippe und Umweltprobleme siehe die Buchtips unten.
Hinweis für jüngere Leser (2023): beim Kaufhof handelte es sich um eine deutschlandweite Kette von Kauf- bzw. Warenhäusern. Dies war bis ca. 2020 eine verbreitete Form des Einzelhandels. Die klassischen innerstädtischen Warenhäuser entwickelten sich in den Metropolen der sich industrialisierenden Länder ab dem 19. Jahrhundert. Man bot Waren aus einer Warengruppe in vielen Ausführungen, Preislagen und Qualitätsstufen an. In der Regel boten Kaufhäuser auch diverse Kundendienstleistungen an. Neben dem in den letzten Jahren als Galeria firmierenden Kaufhof gab es in der BRD früher die Ketten Karstadt, Wooolworth, Hertie, Horten, Bilka u. a. Dazu noch verschiedene auf Textilien spezialisierte Betriebe. Trotz der großen Sortimentstiefe erwies sich ihr Geschäftsmodell überholt, da sie einzelne Produkte nur in geringer Auswahl vorhielten. Beispielsweise gab es nur 2-3 Klobürsten in weiß, wohingegen man im Internet unter 45 Farben wählen kann. Weiteführend. [ ▲ ]
[3] Karimows Macht stützte sich auf dem Geheimdienst SGB den 23 Jahre Rustam Inoyatov (Рустам Иноятов) leitete, bis er von Karimovs Nachfolger Shavkat Mirziyoyev im Januar 2018 entlassen werden konnte. Erst danach begannen die oben ansatzweise erwähnten Erleichterungen. Der bewaffnete Arm des SGB (seit 2018 SNB) ist die „Nationalgarde Usbekistans“ (O'zbekiston Respublikasining milliy gvardiyasi) eine (seit August 2017 weitgehend) unabhängig agierende Teilstreitkraft der usbekischen Armee. Der 1992 eingeführte Name täuscht darüber hinweg, daß es sich hier im Kern um die aus sowjetischer Praxis bekannten Kampftruppen des Innenministeriums (d.h. des NKWD/KGB) handelte. Die Keimzelle war deren usbekische „Einheit 3408.“ Erst 2019 erhielt die Nationalgarde die Kompetenz auch kriminalistisch tätig zu werden und Verdächtige zu verhaften.
Ein eher schlechter Witz ist das von Karimow eingerichtete „Museum der Repressionsopfer“ (Музей памяти жертв репрессий) beim Fernsehturm, in dem nicht seine Diktatur, sondern die russische Herrschaft seit 1866 verteufelt wird. [ ▲ ]
[4] Weiterführend empfohlen seien die Zentralasien-Analysen (ISSN 1866-2110; Zentralasien-Analysen@dgo-online.org) der Universität Bremen. Speziell zur Wirtschaft und politischen Situation Usbekistans die Nummern 53 (25. Mai 2012) und 65 (7. Juni 2013). Und der Länderbericht Usbekistan 2014 von Amnesty International. [ ▲ ]
Hacker: I want to trace the culprit.
Sir Humphrey: Yes, Prime Minister.
Hacker: And I want a prosecution.
Sir Humphrey: Yes, Prime Minister.
Hacker: And I want a conviction.
Sir Humphrey: (pause) We can try and trace the culprit, we can prosecute, but under the present political system, there are problems about the government actually guaranteeing a conviction.
Hacker: A little drinkie with the judge?
Sir Humphrey: It's unthinkable. There is no way any pressure can be placed on a British judge.
Hacker: Well how does one secure a conviction?
Sir Humphrey: Well simple, you find a judge who won't need any pressure put on him.
Hacker: Oh.
Sir Humphrey: A quiet word with the Lord Chancellor, find a judge who's hoping to be made a Lord of Appeal, and then leave justice to take her own impartial and majestic course.
[5] Hierzu schrieb er: Murray, Craig; Murder in Samarkand: a British Ambassador’s controversial defiance of tyranny in the war on terror; Edinburgh 2006; 404 S.; ISBN 1845961943 Volltext und “Supporting Documents”
Murray, der bei seiner Ernennung 2002 mit 44 Jahren einer der jüngsten britischen Botschafter war, hat durch seine Kündigung, nachdem er von seinen Vorgesetzten im Foreign Office keine Deckung erhilet das, Whitehall-Establishment gewaltig verärgert. Er hatte sich u. a. darüber beschwert, daß seine Vorgesetzten das von Karimows Staatsschutz praktizierte zu-Tode-kochen von Verdächtigen nicht zum Anlaß nahmen massiver zu protestieren. 2007-10 hielt Murray den eher zeremoniellen Posten eines “Rector of the University of Dundeen” an der er studiert hatte. Murray agitierte auch gegen den usbekischstämmigen russischen Oligarchen Alisher Usmanov (Алише́р Усма́нов) als dieser 2007 in den Fußballverein Arsenal investierte. Usmanov Geschäftgebahren findet sich in den 2017 veröffentlichten “Paradise Papers,” von denen gesagt wird, daß über sie deshalb international wenig berichtet wurde weil die meisten der Eigentümer von Medien hier mitsamt ihren Geschäften in Steueroasen enttarnt werden.
Murray trat mehrfach erfolglos bei Unterhauswahlen für die vergleichsweise bedeutungslosen Liberal Democrats oder als unabhängiger Kandidat an. Er legte jedoch immer Finger in gewisse Wunden britischer Politik, die seine Gegner weiter gegen ihn aufbrachten. 2011 z. B. deckte er Lobbyarbeit des Mossad beim Verteidigungsminister auf, um Unterstützung für eine zionistische Attacke auf den Iran zu erhalten. Auch bezweifelte er die „Beweise“ bezüglich der Vergiftung der Skripals im Jahr 2018, die von britischer Seite „den Russen“ in die Schuhe geschoben (Auf die ähnliche Propagandaschlacht bzgl. des „berliner Patienten“ Alexei Nawalny, der vor seiner „Vergiftung“ als Führer einer unbedeutenden aber amerika-freundlichen Oppositionspartei so gut wie keine politische Reichweite hatte, sei nur kurz hingewiesen.) wird. Das Empire begann zurückzuschlagen, als eine Richterin Murray zu acht Monaten Haft verurteilen ließ, weil gewisse Blog- und Twitters-Posts Murrays über einen von ihr geführten Prozesses in dem wie heute üblich Frauen unsubstantiiert eine männliche Person des öffentlichen Lebens (Konkret ging es um Alex Salmond, der 7 Jahre schottischer Premier gewesen war.
Eine der der lügenden Damen war Liz Lloyd, die ganz zufälligerweise “chief of staff” von Nicola Sturgeon war, die Salmond aus dem Amt verdrängt hatte. Sie wurde Ende Juni 2021, als Murrays Revision gerade abgeleht worden war auf „unbestimmte Zeit beurlaubt.“ ) irgendwelcher „unangemessenen“ sexuellen Handlungen bezichtigten (es gab Freispruch), es theoretisch möglich gemacht können, daß Interessierte mit viel Aufwand verbotenermaßen die Namen zweier „Zeuginnen“ herausfinden hätten können. Gegen dieses übermäßig harte Urteil (Als Vorbild diente hier wohl Kardinal Richelieu, der gesagt hat: “Give me six lines written by the most honorable of men, and I will find an excuse in them to hang him.”) hinsichtlich eines allenfalls trivialen Vergehens wurde Revision gar nicht erst zugelassen. Ausführlich zur causa Die Inhaftierung von Craig Murray ist der jüngste Schritt im Kampf gegen den unabhängigen Journalismus. Daß britische Gerichtsbarkeit “a 'fair' trial and a quick death” bedeutet ist spätestens seit dem Film King and Country (1964 in schwarz-weiß. Erzählt die Geschichte eines 1917 angeklagten, der unter “shell shock” aus dem Schützengraben ins Hinterland gestolpert war. Eine Persiflage des Vorgangs ist “Blackadder: Corporal Punishment,” die 2. Folge der 4. Serie.) Volksweisheit. Von Julian Assange, „halbnackten Fakiren” (Winston Churchill in einer Rede am 23. Feb. 1931 vor demCouncil of the West Essex Unionist Association: “It is alarming and also nauseating to see Mr. Gandhi, an Inner Temple lawyer, now become a seditious fakir of a type well known in the East, striding half-naked up the steps of the Viceregal Palace, while he is still organizing and conducting a defiant campaign of civil disobedience, to parley on equal terms with the representative of the King-Emperor.” Weniger bekannt ist der Antwortbrief Gandhis vom 17. Juli 1944: „Dear Prime Minister, You are reported to have a desire to crush the simple 'Naked Fakir' as you are said to have described me. I have been long trying to be a 'Fakir' and that naked — a more difficult task. I, therefore, regard the expression as a compliment though unintended. I approach you then as such and ask you to trust and use me for the sake of your people and mine and through them those of the world.“) oder den politisch motivierten falschen Verurteilungen der “Birmingham Six,” “Guildford Four” und “Maguire Seven“ fange ich hier ebensowenig an wie vom ungesühnten Mord an den “Gibraltar Three” … [ ▲ ]
[6] Es handelte sich hierbei um das „Andijan-Massaker“ (dt. Andischan) im Mai 2005 dessen Methoden auch den vorerwähnten Craig Murray so erzürnt hatten. Bereits als er 2002-4 auf dem Posten war hatte er gegen den Willen seiner Vorgesetzten den Demokratiemangel kritisiert. Zur Entlastung der usbekischen Regierung muß erwähnt werden, daß die 23 sogenannten „Geschäftsleute“ an deren Verhaftung sich die Proteste entzündeten, sämtlich lokale Mafia-Größen waren. Die Stadt liegt mitten im Ferghanatal,
Das Ferghana-Tal in Usbekistan. dem neuen „goldenen Dreieck“ der Drogenproduktion (Vgl. Central Asia’s narcotics industry;
Strategic Comments, Vol. 3 (2007), № 5 S. 1‒2; DOI: Permalink
) im großen Stil. Islamistische Gruppen instrumierten den Protest schnell für sich. [ ▲ ]
[7] Zur Auffrischung bzgl. der Vorgänge sei empfohlen Zentralasien-Analysen, Nr. 64 (26. Apr. 2013), Herausforderung Afghanistan: Die Sicherheitslage in Zentralasien nach 2014 (wie man das Ganze deutscherseits offiziös sieht). Hinsichtlich der Zerstörung des Krankenhauses am 3. Okt. 2015 mit 30 Toten und dem amerikanischen Versuch am 15. Oktober Spuren zu verwischen: Bombardierung der Klinik von Ärzte ohne Grenzen in Kundus auf wikipedia. Mehr Hintergrundinfo: Afghanistan: Kriegsziel Krankenhaus. Angriffe auf Lazarette sind nach Kriegsvölkerrecht ein Kriegsverbrechen, nachdem aber die amerikanische Praxis hier nicht sanktioniert wurde haben sich solche Vorfälle in den Folgejahren wiederholt. So zerbombte man im westlich geschürten syrischen Krieg die Hospitäler von neun Orten in Nord-Syrien schon im August 2015, zwölf weitere in den nächsten zwei Monaten, gefolgt von den Krankenhäusern in Maaret al-Numan (Februar 2016), in Aʿzāz (Februar 2016) und in Aleppo (April 2016). In dem unter der Führung Saudi-Arabiens stattfindenen Angriffskrieg gegen den Jemen sind etliche Fälle seit 2015 belegt. (Daß alle Alliierten schon nach dem 2. Weltkrieg die Regeln für die damaligen Kreigsverbrecherprozesse – es gab nicht nur die bekannten Verfahren in Nürnberg und Tokyo, sondern hunderte unter französischer, holländischer, chinesischer Führung für Personal im zweiten Glied – so formulierten, daß ihre Militärs nicht angeklagt werden konnten, überrascht ebensowenig wie die Weigerung der USA ihre Staatsbürger der Jurisdiktion des Internationalen Strafgerichtshofs zu unterwerfen. Witz hierbei ist, daß der Gerichtshof erst auf Vorschlag des UN-Sicherheitsrates tätig wird. Hier haben die USA – und auch die anderen Nicht-Unterzeichner Rußland und China – ein Veto-Recht. Besonders dreist ist in diesem Zusammenhang die Sanktionierung des Staatsanwalts beim Gerichtshof Fatou Bensouda, der es gewagt hatte Voruntersuchungen zu den amerikanischen Verbrechen in Afghanistan anzustellen. Außenminister Pompeo hierzu: die USA würden nicht “stand by as our people are threatened by a kangaroo court.” Erinnern sollte man sich auch an Henry Kissinger. Bei den Prozessen nach dem 2. Weltkrieg hatte man, um sicher Verurteilungen zu erhalten, das neue Konzept der “command responsibility” erfunden. So konnte man hochrangige Offiziere verurteilen, für etwas daß ihre Untergebenen begangen hatten auch wenn dies weder auf Befehl noch Kenntnis des Höherrangigen (Das erste Opfer dieser neuen Methode war der japanische General Yamashita, kein Kriegsverbrecher, sondern nur deshalb verurteilt weil er dem großmannssüchtigen General der Gegenseite MacArthur 1941/2 auf den Philippinen eine vernichtende Niederlage beigebracht hatte. Mehr zum Prozess. ) stattgefunden hatte. Nun war Kissinger unter dem Präsidenten Nixon für zahlreiche Kriegsverbrechen in Indochina (Kissinger gab 1970 Nixon's Anordnung weiter: “A massive bombing campaign in Cambodia. Anything that flies on anything that moves.” Was ein Buch mit demselben Titel inspirierte: Terse, Nick; Kill Anything That Moves; New York 2013, ISBN 9780805086911, Exzerpt) zwar nicht als direkt befehlender, aber im Rahmen der “command responsibility” verantwortlich. Auch machte man ihn für Morde im Zusammenhang mit dem vom CIA angestoßenen Putsch (Konkret vernehmen wollten ihn: der französische Richter Robert le Loire wegen fünf in Chile „verschwundener“ Franzosen, der Argentinier Rodolfo Canicoba Corral wegen der Operation Condor [massenhafte Ermordung Linker durch sehs lateinamerikanischer Geheimdienste bezahlt und gefürdert von den USA] und den Verbindungen zum argentinischen Diktator Jorge Videla sowie in Chile Untersuchungsrichter Juan Guzman Tapia wegen der Ermordung des Journalisten Charles Horman. Gerade als dies bekannt wurde verfaßte Kissinger für sein Hausblatt einen Fachartikel in dem er sich höchst kritisch über das Weltrechtsprinzip äußerte: The Pitfalls of Universal Jurisdiction; foreign affairs, Vol. 80 (2001), № 4 S. 86‒96; DOI: Permalink. ) am 11. September 1973 verantwortlich. In einer Zeit als immer mehr europäische Länder in den 1990er generell humanitäre Gesetze im Sinne eines „Weltrechtsprinzip“ verabschiedeten, um Kriegsverbrechen weltweit ahnden zu können, geriet Kissinger ins Fadenkreuz mehrerer Staatsanwaltschaften. Am weitesten ging Belgien, wo man auch gleich noch den israelischen Premier Ariel Sharon für die Massaker von Sabra und Schatila (1982) mit anklagen wollte. Auf massiven diplomatischen amerikanischen Druck schon Ende der 1990er, stärker dann im Rahmen des sogenannten “war on terror” seit 2001 wurden entsprechende Gesetze vom Tisch gewischt. (Vgl. Ratner, Steven; Belgium’s War Crimes Statute: A Postmortem; American Journal of International Law, Vol. 97 (1997), № 4 S. 888‒897 Das deutsche, 2002 erlassene, Völkerstrafgesetzbuch fällt denn auch mehr durch die Gründe auf weshalb ein Beschuldigter nicht verfolgt wirs. Insofern in den 20 Jahren Anklagen erhoben wurden, dann nur solche, die dem Westen opportun erschienen.) Durch das “Council on Foreign Relations” und mit seiner „Beraterfirma“ Kissinger Associates kann der in Fürth geborenen Jude immer noch weltweit Politik beeinflussen. Einer seiner Mitarbeiter war der vormalige deutsche Verteidigungsminister Theodor zu Guttenberg (CSU), von manchen „Lügenbaron” genannt, der während seiner Amtszeit den Bundeswehreinsatz in Afghanistan aktiv vorantrieb, um dann nach dem von einem deutschen Oberst angeordneten Feuertod von etwa achtzig Benzin stehlenden afghanischen Zivilisten von einem „kriegsähnlichen Zustand“ zu sprechen.) [ ▲ ]
[8] Eine Beschreibung einer alleinreisenden Frau von 2018 sowie vom Herbst 2019 die eines Individualreisenden, der sich aber durch einen Führer schützen ließ: felixaufreisen.de. Das deutsche Außenamt warnt neben der üblichen CoViD-Panikmache im Juni 2021 folgendermaßen: „Landesweit kommt es immer wieder zu Attentaten, Überfällen, Entführungen auch von Ausländern und anderen Gewaltverbrechen. Daneben gibt es ein hohes Maß an Alltagskriminalität und organisierter Kriminalität in den Städten. Auch deutsche Staatsangehörige waren bereits betroffen. In ganz Afghanistan, auch in den Städten sowie in der Hauptstadt Kabul, besteht für Deutsche ein hohes Risiko, Opfer einer Entführung oder eines Gewaltverbrechens zu werden. Kriminelle Gruppen haben Ausländer als Ziel von Angriffen und Überfällen erklärt. Es gibt keine gänzlich sicheren Orte.“ „Für zwingend notwendige Reisen nach Afghanistan gilt: Der Aufenthalt in weiten Teilen des Landes bleibt gefährlich. Jeder längerfristige Aufenthalt ist mit zusätzlichen Risiken behaftet.“ „Aktuelle Entwicklungen im Zuge des angekündigten Abzugs der internationalen Militärpräsenz könnten zu einer weiter zunehmenden Gefährdung für ausländische Staatsbürger führen, insbesondere ab dem 1. Mai 2021. Intensivere Auseinandersetzungen zwischen regierungsfeindlichen Kräften und Sicherheitskräften der Regierung Afghanistans, vermehrte Anschläge landesweit, sowie gezielte Angriffe auf internationale und deutsche Institutionen sind nicht auszuschließen.“ Nett, oder nicht? Juckt zumindest die Kollegen im Bundesinnenministerium nicht, die schieben seit Dezember 2017 nämlich regelmäßig Afghanen in ihre Heimat ab, weil es ein „sicheres Herkunftsland“ (Definiert als: „Ein Staat gilt als sicherer Herkunftsstaat, wenn sich anhand der dortigen Rechtslage, der Anwendung der Rechtsvorschriften in einem demokratischen System und der allgemeinen politischen Lage nachweisen lässt, dass dort generell und durchgängig weder eine Verfolgung im Sinne des Artikels 9 der Richtlinie 2011/95/EU noch Folter oder unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe noch Bedrohung infolge willkürlicher Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen bewaffneten Konflikts zu befürchten sind.“ Asylverfahrensrichtlinie § 37.) ist. [ ▲ ]
Leseliste
- Reiseführer:
- Bill, Sonja; Tadschikistan: mit Duschanbe, Pamir und Fan-Gebirge; Berlin ²2016 (Trescher); ISBN 9783897942912
- Conte, Carl; Treffpunkt Kabul: Reisen durch das neue Afghanistan; Hamburg ²2016 (Verlag Expeditionen); ISBN 9783943863574
- Fatland, Erika; Sowjetistan: eine Reise durch Turkmenistan, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan und Usbekistan; Berlin 2017 (Suhrkamp); ISBN 9783518467626 „Die deutsche Ausgabe basiert auf der aktualisierten 4. Auflage der Taschenbuchausgabe von 'Sovjetistan', erschienen 2016.“
- Krenn, Markus; Kasachstan: So eroberst Du Deine kasachische Traumfrau: Dreisprachige Ausgabe; München 2020 (Tolino); ISBN 978-3-7521-1500-0
- Laszczkowski, Mateusz; City of the future: built space, modernity and urban change in Astana; Oxford 2016 (Berghahn); ISBN 9781785332579; [Diss.]
- Peltz, Judith; Usbekistan: entlang der Seidenstraße nach Samarkand, Buchara und Chiwa; Berlin 2013, ¹⁰2015 (Teschner); 287 S.; ISBN [2015] 978-389794315-5. [Schon nicht mehr ganz aktuell.]
- Scharsching, Vanessa; Wer geradeaus fährt, muss betrunken sein: eine turbulente Reise durch Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan; München 2020 (Knesebeck); ISBN 9783957283887
- Schlager, Edda; Architekturführer Duschanbe; Berlin 2017 (DOM); ISBN 9783869224329
- Schreiber, Dagmar; Kasachstan: mit Almaty, Astana, Tien Shan und Kaspischem Meer; Berlin ⁷2020 (Trescher); ISBN 978-3-89794-510-4
- Thöns, Irina; Reise durch Usbekistan; Würzburg 2017 (Stürtz); ISBN 9783800347575; [Bildband]
- Ajaġanov, Bürkütbaj; Nursultan Nazarbayev: the founder of the independent state; Almaty ²2010 (Rarity); ISBN 9786012500745
- Aliyev, Rakhat; Godfather-in-law: Tatort Österreich: im Fadenkreuz des kasachischen Geheimdienstes; Wien 2013 (Iberia); ISBN 9783850523226 [Geschichte eines in Ungnade gefallenen Schwiegersohn des Diktators (Verheiratet mit Dariga Nazarbayeva, die zeitweise auch stellvertretende Ministerpräsidentin war. Geschieden in Abwesenheit.). Sicherlich nicht unschuldig was halbseidene Geschäfte betrifft (Er taucht u. a. mit den Offshore-Gesellschaften A. V. Maximus S. A. und die Argocom Ltd. in den “Panama Papers” auf. Etliches lief über seine zweite Frau Elnara Shorazova, vertreten 2016 durch Anwalt Manfred Ainedter. Sie war auch Chefin bei der 2009 gegr. Servus Verlags- und Mediengesellschaft mbH mit Sitz in Wien. Schon 2015 war die von Aliyev kontrollierte Firma Greatex Trade and Invest mit nicht sehr kosheren Immobiliendeals in London aufgefallen (Vgl. Mystery on Baker Street 2015-07-22).) setzte er sich ab nach Österreich, (Aliyev war zeitweise stellvertrender Leiter des Staatsschutzes, Vizeaußenminister sowie einige Jahre Botschafter Kasachstans in Wien. Während des Streits um seine Verhaftung hielt er sich auch einige Zeit in Malta auf.) wo die Justiz über Jahre eine jedem rechtsstaatlichen Verfahren Hohn sprechende Auslieferungsposse durchführte. Konkret vorgeworfen wurde ihm die Tötung zweier Personen. In Kasachstan gründete man den staatlich geförderten Hilfverein Tagdyr. (Wikipedia: „Tagdyr e.V. ist ein von Armangul Kapasheva und Sholpan Khasenova am 10. Dezember 2008 mit Finanzmitteln der kasachischen Regierung gegründeter Fonds, um dem Verbleib ihrer Ehemänner auf den Grund zu gehen. Es handelt sich hierbei um eine Frontorganisation des kasachischen Geheimdienstes KNB, deren Ziel es nach eigenen Angaben ist, den als Hauptbeschuldigten bezeichneten Rachat Älijew zur Verantwortung zu ziehen. Mit dessen Tod unter verdächtigen Umständen in einem österreichischen Gefängnis im Februar 2015 entfiel dieser Vereinszweck.“ https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tagdyr&oldid=202895247) In Österreich vertreten wurde dieser durch den Anwalt Gabriel Lansky, über dessen Tätigkeit behauptet wurde, er sei dem kasachischen Geheimdienst verbunden. („Lansky hat den Umfang seines Mandats so großzügig interpretiert, dass er mittlerweile selbst Gegenstand behördlicher Investigationen ist. Er und zumindest zwei seiner Kanzleikollegen sollen versucht haben, die gegen Aliyev seit Jahren anhängigen Verfahren in Österreich im Sinne des kasachischen Geheimdienstes zu beeinflussen.“ und „schloss [Lanskys Kanzlei] LGP am 16. Juli 2009 einen Mandatsvertrag mit Tagdyr, auf dessen Grundlage der Kanzlei allein bis 2012 Honorare in der Höhe von 14,4 Millionen Euro zufließen sollten. Laut Lansky wird der Verein von "vermögenden kasachischen Bürgern“ gespeist. Mehr sagt er dazu nicht.“ Profil.at. Im April 2017 wurde nur das Spionage-Verfahren gegen Lansky eingestellt. Bald kam es zu einer weiteren Posse nachdem die Büros des österreichischen Geheimdienstes durchsucht wurden, u. a. wegen Lanskys Daten. Dazu veranstaltete man 2018 eine Weißwasch-Aktion in Form eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Lansky ist Präsident der Österreichisch-Kasachischen Gesellschaft. „Lansky [war] Gründer des „Club der Freunde Kasachstans“ zu dem, unter anderem Gerhard Schröder, Horst Köhler und Otto Schily gehört haben sollen.“ Der österreichische Altkanzler Alfred Gusenbauer, der vehement abstritt während seiner Amtszeit und 2012 mit der Causa Aliyev befaßt gewesen zu sein, soll u. a. die erwähnten Prominenten als Mitglieder des “Independent International Advisory Councils” des besagten Vereins angeworben haben, wofür er € 400000 erhalten haben soll [Die Verführung: Das Kasachstan-Komplott, spiegel vom 13.06.2015.]) Immer wieder in Haft genommen wurde Aliyev 2015 in seiner Zelle tot aufgefunden. Eines der drei Obduktionsgutachten geht von Tötung durch fremde Hand aus. Der Anstaltsdoktor ging von Selbstmord aus (was er als Staatsdiener schon zum Selbstschutz muß). Die zahlreichen (Korruptions-)Skandale der letzten Jahre in Österreich unter Kanzler Kurz und anderen ÖVP-Politikern zeigen eine Geistesverwandschaft zwischen beiden Regimen. Der 29jährige Sohn Aliyevs, Aisultan Nazarbayev (Айсұлтан Назарбаев), der in Großbritannien um Asyl nachgesucht hatte, wurde dann im August 2020 tot in seiner londoner Wohnung aufgefunden. Ein Schelm der Böses dabei denkt …. Nicht überrachen muß, daß auch der ältere Bruder Nurali Aliyev, der es 29jährig zum stellvertrenden Bürgermeister von Astana brachte und schon seit 2007 Direktor der Nurbank war in den “Panama Papers” auftauchte. (Details: Kazakhstan: President’s Grandson Hid Assets Offshore 2016-04-04.)
- Buske, Rainer; Kunduz: ein Erlebnisbericht über einen militärischen Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan im Jahre 2008; Berlin 2015 (Miles); ISBN 9783937885797
- Bustanov, Alʹfrid Kašafovič; Soviet Orientalism and the creation of Central Asian nations; London 2015 (Routledge); ISBN 9781138019225
- Caron, Jean-François [*1980]; Understanding Kazakhstan’s 2019 political transition; Singapore 2021 (Palgrave Macmillan); ISBN 978-981-3343-08-5
- Daxner, Michael [Hrsg.]; Deutschland in Afghanistan; Oldenburg 2014 (BIS); ISBN 978-3-8142-2302-5 Volltext, „Seit mehr als zehn Jahren stehen deutsche Soldaten in Afghanistan. Deutschland in Afghanistan und Afghanistan in Deutschland: die Geschichte einer spannungsreichen Beziehung, arm an Hoffnungen und reich an Enttäuschungen. Die Fragen „Was machen wir dort? Was macht das mit uns?“ beantwortet dieses Buch in wissenschaftlichen, journalistischen und essayistischen Beiträgen aus Forschung, politischer Reflexion und eigenem Erleben.“; URN: Permalink
- Franke-Schwenk, Anja; Autoritäre Herrschaftsstrategien: die Legende vom kasachstanischen Schneeleoparden; Wiesbaden 2012 (Springer); ISBN 9783531187464; Zugl.: Kiel, Univ., Diss., 2011
- Kieschnick, Thomas; Die Erfindung des Anderen: wie ein falsches Bild der afghanischen Bevölkerung die deutsche Afghanistan-Agenda legitimiert; Marburg 2015 (Tectum); ISBN 9783828835542
- Krüger, Uwe; Schadensfall Afghanistan: ein Krieg und seine Folgen; Bonn 2014 (Bouvier); ISBN 9783416033756
- Levitin, Leonid I.; Uzbekistan on a historical threshold: critical observations by a supporter of President Karimov; London 2001 (Granta Ed.); ISBN 1857570731
- Lillis, Joanna; Dark shadows: inside the secret world of Kazakhstan; London 2018 (Tauris); ISBN 978-1-78453861-3; Volltext; “a compelling portrait of Kazakhstan, a country that is little known in the West. Strategically located in the heart of Central Asia, sandwiched between Vladimir Putin’s Russia, its former colonial ruler, and Xi Jinping’s China, this vast oil-rich state is carving out its place in the world as it contends with its own complex past and present. Journalist Joanna Lillis paints a vibrant picture of this emerging nation through vivid reportage based on 13 years of on-the-ground coverage, and travels […] Featuring tales of murder and abduction, intrigue and betrayal, extortion and corruption, this book explores how a president, Nursultan Nazarbayev, transformed himself into a potentate and the economically-struggling state he inherited at the fall of the USSR into a swaggering 21st-century monocracy. A colourful cast of characters brings the politics to life: from strutting oligarch to sleeping villagers, from principled politicians to striking oilmen, from crusading journalists to courageous campaigners.”
- Makhmetov, Aidar; Die Anwendung von Herrschaftstechniken in Kasachstan; Wiesbaden 2019 (Springer Fachmedien); ISBN 978-3-658-28646-0; Volltext; „Aidar Makhmetov analysiert in aller Breite und Tiefe die Herrschaftstechniken, die in Kasachstan angewendet werden. Wenn Herrschaft als Sonderfall von Macht verstanden wird, dienen Herrschaftstechniken dazu, Macht zu erlangen und zu erhalten. […] Der Autor stellt heraus, welchen Einfluss die Anwendung von Herrschaftstechniken (als Techniken der Macht) auf das politische Geschehen in der Republik hat und welche Ziele dabei verfolgt werden. Dem heutigen Präsidenten Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, gelingt es nach 20 Jahren noch immer an der Machtspitze zu bleiben. Seine Herrschaftstechniken, die von seiner Seite und der Seite der Regierung angewendet werden, werden untersucht.“
- Kasachstan: 7 ökologische Plagen, die größte Katastrophenzone Zentralasiens
- Wanner, Michael; Gedenkbuch Kasachstan: Staatsterror an den Deutschen in den Jahren 1919-1953 auf dem Territorium der heutigen Republik Kasachstan; Nürnberg 2015 (Historischer Forschungsverein der Deutschen aus Russland e.V.); ISBN 9783980770132
- Wolf, Winfrid (MdB); Afghanistan, der Krieg und die neue Weltordnung; Hamburg 2002 (Konkret); ISBN 3-89458-209-X